Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Ökumenischer Start ins Reformationsgedenken

Wer hätte sich das vor wenigen Jahren gedacht, dass Lutheraner und Katholiken gemeinsam in die 500-Jahr-Feier zum Gedenken an den Beginn der Reformation starten. Und dabei nicht irgendwo auf Gemeindeebene, sondern auf höchster Ebene. So geschehen heute im schwedischen Lund. Historisch waren vielleicht nicht die Worte, aber der Akt dürfte es wohl schon sein. Gerade einmal 50 Jahre ist es her, dass sich die katholische Kirche mit dem II. Vatikanischen Konzil für die Ökumene geöffnet hat und man überhaupt auf höchster Ebene im Gespräch ist. Zuvor herrschte 450 Jahre Funkstille, wenn nicht gar feindliches und blutiges Gegeneinander. Das Papsttum war vor 500 Jahren Stein des Anstoßes für Martin Luther. Heute luden die Lutheraner den Papst nach Lund ein, um das Reformationsgedenken gemeinsam zu beginnen. Gemeinsam sprechen Katholiken und Lutheraner in einer Erklärung von „tiefer Dankbarkeit […] für die geistlichen und theologischen Gaben, die wir durch die Reformation empfangen haben“. Wohlgemerkt: Unter diese Aussage setzte das Oberhaupt von weltweit 1,2 Milliarden Katholiken heute seine Unterschrift in der Kathedrale von Lund.

Katholiken und Lutheraner verpflichten sich zu noch engerer Zusammenarbeit. Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbundes Bischof Munib Younan nach der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung. (Quelle: dpa)

Katholiken und Lutheraner wollen noch enger zusammenarbeiten. Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbundes Bischof Munib Younan nach der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung in der Kathedrale von Lund. (Quelle: dpa)

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Deutsche Verantwortung für die Einheit

Tragen die Kirchen in Deutschland eine besondere Verantwortung bei der Suche nach der Einheit der Christen? Diese Frage beantwortete heute der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ganz klar mit „Ja“. Er hoffe, dass die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Ende des Gedenkjahres nicht nur „einfache Fortschritte“ erzielt haben würden, sondern einen Beitrag „zu einer wirklichen und sichtbaren Einheit“ leisten könnten. Beim Gottesdienst zum Auftakt des Reformationsgedenkens in der evangelisch-lutherischen Christuskirche warnte Marx zugleich davor, den christlichen Glauben für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Die Instrumentalisierung und Ideologisierung des Glaubens nehme auch in Europa zu, warnte Marx. Die Rechtfertigungslehre bewahre gerade vor einer solchen Ideologisierung. „Gott lässt sich nicht instrumentalisieren.“

Die Christuskirche in Rom feiert 2017 ein Doppeljubiläum: 500 Jahre Reformation und 200 Jahre evangelische Gottesdienste in Rom. (Quelle: Erbacher)

Die Christuskirche in Rom feiert 2017 ein Doppeljubiläum: 500 Jahre Reformation und 200 Jahre evangelische Gottesdienste in Rom. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst, Luther und die Reform – ein Interview

„Reform“ und „Schrift“, also die Bibel, sind die beiden Begriffe für Franziskus, wenn es darum geht, von der evangelischen Tradition zu lernen. Das sagte er in einem Interview für Jesuitenzeitschriften, das heute im Vorfeld der Reise nach Lund veröffentlicht wurde. Luther habe die Kirche reformieren wollen. Aus verschiedenen Gründen sei daraus eine Spaltung geworden und nicht ein „Prozess“ der Reform. Dabei betont Franziskus, dass sich die Kirche immer reformieren müsse. Etwas ernüchternd klingen die Worte des Papstes, wenn er über die theologische Diskussion in der Ökumene spricht. Nach der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, die 1999 von Katholiken und Lutheranern unterzeichnet wurde, werde es schwierig mit weiteren Fortschritten in der Ökumene, ist er überzeugt. Dennoch müsse der theologische Diskurs weitergehen, so Franziskus. Sein ökumenisches Credo lautet: „Reden, beten und gemeinsam arbeiten: Das ist der Weg, den wir gehen müssen.“ Mit Blick auf die ökumenische Begegnung in Lund hofft Franziskus, dass sie eine weitere Annäherung der beteiligten Kirchen bringt. Welche Akzente er dabei setzen will, verrät er nicht. So bleibt die Spannung, die der vatikanische Ökumeneminister Kardinal Kurt Koch in dieser Woche mit dem Hinweis aufgebaut hat, dass es durchaus eine Überraschung geben könne am Montag in Lund. Dann werden katholische Kirche und Lutherischer Weltbund gemeinsam das Gedenken zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation eröffnen.

Bereits zweimal hat Papst Franziskus die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche und ehemalige Bischöfin von Lund, Antje Jackelén, im Vatikan getroffen. Am Montag wird er sie ihn in Lund begrüßen. (Quelle: ap)

Bereits zweimal hat Papst Franziskus die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche und ehemalige Bischöfin von Lund, Antje Jackelén, im Vatikan getroffen. Am Montag wird sie ihn in Lund begrüßen. (Quelle: ap)

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Papst im Südsudan?

Reist Papst Franziskus im nächsten Jahr in den Südsudan? Ausgeschlossen scheint das nicht. Gestern traf er sich mit Kirchenvertretern des Landes im Vatikan, darunter auch Vertreter protestantischer Freikirchen. Dabei soll er nach Aussage des katholischen Erzbischofs der Hauptstadt Juba, Paulino Lukudu Loro, gesagt haben: „Hört zu, ich bin mit euch, ich leide und lebe mit euch. Ich will den Südsudan besuchen.“ Die Äußerung passt gut zu den Worten von Franziskus auf dem Rückflug von Baku vor wenigen Wochen. Damals kündigte er für 2017 unter anderem Reisen nach Asien und Afrika an. Für Asien nannte er Bangladesch und Indien als Ziel. Bei Afrika nannte er noch keine Länder und erklärte, dass hänge vom Klima ab und „andererseits auch von der politischen Situation und von den Kriegen“. Mit seinem Besuch in der Zentralafrikanischen Republik im November 2015 hat Franziskus gezeigt, dass er Krisengebiete nicht meidet. So könnte es 2017 durchaus eine Reise nach Südsudan und Kongo geben. Bei der Vorstellung des dritten Welttreffens der Volksbewegungen, das nächste Woche in Rom stattfindet, erklärte heute Erzbischof Silvano Tomasi vom zuständigen Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden: „Der Papst möchte an die Ränder gehen; aber nicht, um diese dort zu belassen, sondern um sie ins Zentrum zu holen.“ Das darf man sicher auch auf die Reiseagenda übertragen. Franziskus möchte die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf vergessene Länder, Regionen und Konflikte lenken. Mit einem Besuch im Südsudan und Kongo könnte er das einmal mehr erreichen.

Papst Franziskus lässt sich nur schwer aufhalten - nicht durch Regen und auch nicht durch Kritiker, die in ihm einen Marxisten sehen. (Quelle: reuters)

Papst Franziskus lässt sich nur schwer aufhalten – nicht durch Regen und auch nicht durch Kritiker, die in ihm einen Marxisten sehen. (Quelle: reuters)

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Argentinien: Geschichte aufarbeiten

Papst Franziskus macht ernst mit seiner Ankündigung, dass er bei der Aufarbeitung der Zeit der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983) mithelfen wolle. Nahezu in Rekordzeit wurden die Akten dazu jetzt organisiert und digitalisiert. Das teilte der Vatikan heute mit. In Kürze könnten Opfer und Familien von sogenannten „Verschwundenen“ oder damals Inhaftierten Akteneinsicht erhalten. Dabei handelt es sich um Akten in den Archiven des vatikanischen Staatssekretariats, der Nuntiatur in Buenos Aires und der Argentinischen Bischofskonferenz. Laut Vatikan gehe es bei dieser Arbeit um den „Dienst an der Wahrheit, an der Gerechtigkeit und dem Frieden“. Der Vorgang ist in doppelter Hinsicht wichtig: Zum einen könnte dadurch eventuell das Schicksal von Verschwundenen geklärt werden und es im besten Fall zu Familienzusammenführungen kommen. Zum anderen könnte Licht ins Dunkel kommen, was die Verbindung der katholischen Kirche zu den Militärs anbetrifft und auch die mögliche Verstrickung in deren Machenschaften. Der Ausgang der Forschung in den Archiven ist also völlig offen.

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro war gestern Abend zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus (Quelle: dpa)

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro war gestern Abend überraschend zu einem privaten Treffen mit Papst Franziskus in den Vatikan gereist. Die katholische Kirche versucht im Konflikt zwischen Regierung und Opposition zu vermitteln. Franziskus sandte dazu eigens seinen Vertreter in Argentinien, Nuntius Erzbischof Emil Paul Tscherrig, nach Caracas. Der kündigte für Sonntag erste Gespräche an. Die Opposition ist allerdings noch zurückhaltend und zeigte sich nach Maduros Papstbesuch irritiert. (Quelle: dpa)

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Papstpalast wird Museum

IAb morgen können Touristen die Papstwohnung im Apostolischen Palast in Castel Gandolfo besichtigen. Nachdem Franziskus die Sommerresidenz in den Albaner Bergen vor den Toren Roms nicht nutzt, wurde sie jetzt kurzerhand in ein Museum verwandelt. Wer also einmal durch ein päpstliches Schlafzimmer wandeln will oder in der Privatkapelle der Päpste beten möchte, kann das ab sofort in Castel Gandolfo tun. Angeblich wurde in den Zimmern nichts verändert. Das erschreckt ein wenig. Denn wer die Bilder sieht, denkt unweigerlich an ein Museum und nicht an die Wohnstatt des irdischen Oberhaupts eines Global Players mit über 1,2 Milliarden Mitgliedern. Man kann sich vielleicht vorstellen, warum es Franziskus dort nicht hinzieht. Und so könnte die Umwidmung der Räume ein weiteres Indiz dafür sein, dass Franziskus alte Zöpfe abschneiden will. Manches erinnert doch sehr an Renaissance-Zeiten. Funktional ist anders.

Ein Blick ins päpstliche Schlafzimmer. Es wirkt zwar einfach; aber ist es auch wohnlich? (Quelle: dpa)

Ein Blick ins päpstliche Schlafzimmer. Es wirkt zwar einfach; aber ist es auch wohnlich? (Quelle: dpa)

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Papst: 17 neue Kardinäle im November

Jetzt ist es raus. Das nächste Konsistorium zur Kreierung neuer Kardinäle findet am 19. November statt. Dann wird Franziskus 17 neue Purpurträger ins Kardinalskollegium aufnehmen. Vier von ihnen haben bereits das 80. Lebensjahr vollendet und werden an einem künftigen Konklave nicht teilnehmen. Bei den 13 Papstwählern sind je zwei aus Europa, Afrika und den USA, drei aus Lateinamerika und je einer aus Asien und Ozeanien. Dazu kommen der Leiter des neuen Dikasteriums für Laien, Familie und Leben, der US-Amerikaner Kevin Farrell, und der Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch ist nicht unter den neuen Kardinälen. Die beiden Europäer sind der Erzbischof von Mecheln-Brüssel, Jozef de Kesel, und Madrids Erzbischof Carlos Osoro Sierra. Das Kardinalskollegium wird mit dem nächsten Konsistorium noch internationaler, die Dominanz der Europäer wird weiter geschmälert, auch wenn sie dann noch immer 54 der 121 Wähler in einem Konklave stellen.

Papst Franziskus heute Morgen zu Beginn eines Gottesdienstes auf dem Petersplatz. Bald gibt es noch mehr Kardinäle. (Quelle: reuters)

Papst Franziskus heute Morgen zu Beginn eines Gottesdienstes auf dem Petersplatz, vor ihm unter anderem die Kardinäle Saraiva Martins und Müller. Die bekommen bald einige neue Kollegen ins Kollegium der Purpurträger. (Quelle: reuters)

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Bischofssynode zur Jugend

„Die Jugend, der Glaube und Unterscheidung der Berufung“ lautet das Thema der nächsten Bischofssynode. Sie wird im Oktober 2018 im Vatikan stattfinden. Die Entscheidung des Papstes gab der Vatikan heute bekannt. Sie kam am Ende doch etwas überraschend. Zwar war die Jugend auch unter den Themen, die in den vergangenen Monaten immer wieder ventiliert wurden. Dem Vernehmen nach lagen dem Papst zuletzt mehrere Themen zur Auswahl vor. Dazu gehörte neben der Jugend etwa auch das Priesteramt sowie die Frage nach der Synodalität der Kirche. Zuletzt hatte es den Anschein, die „Synodalität“ könnte im Zentrum der Beratungen der nächsten Bischofssynode stehen. Jetzt kommt es anders. Wenige Monate vor dem nächsten Weltjugendtag Anfang 2019 in Panama wird die Synode über die Jugend beraten.

Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Krakau Ende Juli. (Quelle: dpa)

Papst Franziskus beim Weltjugendtag Ende Juli in Krakau. (Quelle: dpa)

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Franziskus zwischen Weltkrieg und Gender

Es waren nur zwei Sätze, aber sie sorgen für Diskussionen. Die Gender-Theorie sei ein „großer Feind der Ehe“ so Papst Franziskus am Samstag beim Treffen mit Priestern, Ordensleuten und Laien im pastoralen Dienst in Tiflis und er fuhr fort: „Es gibt heute einen Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören.“ Auf Nachfrage erläuterte Franziskus seine Worte bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Weg von Baku nach Rom am Sonntagabend. Dabei betonte er, alles, was er in Tiflis gesagt habe, finde sich auch in Amoris laetitia. Er bat zu beachten, dass er frei gesprochen habe und auch vielleicht etwas hitzige Worte gewählt habe. Aber: Während Konservative nach den Worten des Papstes vom „Weltkrieg“ zunächst jubelten, waren die Worte des Papstes bei der Pressekonferenz dann wieder weniger in ihrem Sinne. Da stand ein katholisches Kirchenoberhaupt, das homosexuell praktizierende Menschen begleitet und einen Transsexuellen mit seiner Frau empfängt  und damit kein Problem hat. Franziskus zeigte in diesen Tagen einmal mehr, dass Christsein, wie er es sich vorstellt, nicht einfach ist.

Papst Franziskus hat heute die Orte besucht, die vom Erdbeben am 24. August betroffen sind. der "private Besuch" dauerte den ganzen Tag und führte Franziskus an mehrere Orte. (Quelle: reuters)

Papst Franziskus hat heute das Erdbebengebiet in Mittelitalien besucht. Wie vom Papst bei der fleigenden Pressekonferenz am Sonntag angekündigt, erfolgte der Besuch in streng „privater“ Form ohne protokollarische Formalitäten und ohne offizielle Delegation. (Quelle: reuters)

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Papstappell für „Kultur des Friedens“

Zum Abschluss seiner Kaukasusreise hat Papst Franziskus eindringlich zu friedlicher Konfliktlösung sowie zum Dialog zwischen Kulturen und Religionen aufgerufen. Zudem forderte er eine „wirkliche und echte Freiheit“ für Religionen. „Es ist nicht der Moment gewaltsamer und schroffer Lösungen, sondern die drängende Stunde, geduldige Prozesse der Versöhnung einzuleiten“, mahnte das katholische Kirchenoberhaupt zum Abschluss seiner Reise bei einem interreligiösen Treffen in Baku in einer programmatischen Rede. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft hatte er zuvor deutlich gemacht, warum er Aserbaidschan besuchte. Er sieht, ähnlich schon wie im Falle Albaniens, das Land als ein positives Beispiel für ein gelingendes Miteinander verschiedener Religionen. Es würden die Vorteile des Multikulturalismus sowie die „notwendige Komplementarität der Kulturen“ anerkannt. Dies zeige, „dass es möglich ist, die eigenen Vorstellungen und die eigene Lebensanschauung zu bezeugen, ohne die Rechte derer zu verletzten, die andere Auffassungen und Ansichten vertreten“.

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