Papstpalast wird Museum

IAb morgen können Touristen die Papstwohnung im Apostolischen Palast in Castel Gandolfo besichtigen. Nachdem Franziskus die Sommerresidenz in den Albaner Bergen vor den Toren Roms nicht nutzt, wurde sie jetzt kurzerhand in ein Museum verwandelt. Wer also einmal durch ein päpstliches Schlafzimmer wandeln will oder in der Privatkapelle der Päpste beten möchte, kann das ab sofort in Castel Gandolfo tun. Angeblich wurde in den Zimmern nichts verändert. Das erschreckt ein wenig. Denn wer die Bilder sieht, denkt unweigerlich an ein Museum und nicht an die Wohnstatt des irdischen Oberhaupts eines Global Players mit über 1,2 Milliarden Mitgliedern. Man kann sich vielleicht vorstellen, warum es Franziskus dort nicht hinzieht. Und so könnte die Umwidmung der Räume ein weiteres Indiz dafür sein, dass Franziskus alte Zöpfe abschneiden will. Manches erinnert doch sehr an Renaissance-Zeiten. Funktional ist anders.

Ein Blick ins päpstliche Schlafzimmer. Es wirkt zwar einfach; aber ist es auch wohnlich? (Quelle: dpa)

Ein Blick ins päpstliche Schlafzimmer. Es wirkt zwar einfach; aber ist es auch wohnlich? (Quelle: dpa)

Wechselvolle Geschichte

Mit diesem Schritt dürfte endgültig klar sein, Papst Franziskus will nicht nach Castel Gandolfo kommen. Schon wenige Monate nach seiner Wahl machte er deutlich, dass er mit der Tradition brechen will, und nicht wie seine Vorgänger in den Sommermonaten in die Berge zieht. Noch Benedikt XVI. war von Mitte Juli bis Ende September nach Castel Gandolfo gekommen. Franziskus hat das malerische Dorf hoch über dem Albaner See in den ersten Monaten seiner Amtszeit einige wenige Male besucht und ward nun schon lange nicht mehr dort gesehen, sehr zum Leidwesen der Bewohner des Ortes. Mit den Päpsten kamen früher im Sommer auch immer die Pilger und Gläubigen in Scharen etwa am Sonntag zum Mittagsgebet oder den Generalaudienzen am Mittwoch. Jetzt hoffen sie, dass der „Apostolische Palast“ und die angrenzenden Gärten zum Publikumsmagneten werden.

Der Vatikan lässt schon seit geraumer Zeit geführte Besuche in den Gärten des Palasts zu. Außerdem hatten die Vatikanischen Museen die Audienzsäle bereits für Ausstellungen genutzt. Jetzt kommt die Papstwohnung noch dazu. Damit wird ein neues Kapitel in der Geschichte des Apostolischen Palasts von Castel Gandolfo aufgeschlagen. Ende des 13. Jahrhunderts ging das Areal in päpstliche Hände über. Im Mai 1626 machte mit Urban VIII. erstmals ein Papst hier Urlaub. Während des II. Weltkriegs ließen die Päpste auf dem weiten Areal der Gärten und im Palast jüdische Familien unterbringen. In der Nachkriegszeit diente beides dann wieder den Päpsten als Sommerresidenz. Damit ist jetzt vorerst einmal Schluss. Franziskus möchte das ganze Jahr über mitten im Geschehen bleiben. Damit bleiben die Wege kurz für Gespräche und Entscheidungen. Und mit den Eintrittsgeldern spült der Palast, dessen Unterhaltung nicht ganz billig ist, nun auch noch Geld in die Kassen. Bleibt zu hoffen, dass der Erlös dann auch an der richtigen Stelle ankommt.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

16 Kommentare

  • Silvia
    21.10.2016, 21:33 Uhr.

    Was aber, wenn der alte Benedikt aus Gesundheitsgründen die Sommerhitze in Rom nicht vertragen sollte?

    Oder wenn einer der Nachfolger von Franziskus, ebenfalls aus Gesundheitsgründen, im Hochsommer nicht im heißen Rom bleiben kann?

    Ist diese Entscheidung nicht ein bisschen kurzsichtig?

    • Alberto Knox
      23.10.2016, 16:35 Uhr.

      hauptsache, man kann JEDE entscheidung des papstes benörgerln.
      ganz banal: wer den herausforderungen eines amtes nicht gewachsen ist, ist nach beamtenrecht dienstunfähig. man muss die metapher nicht mögen und ich halte sie für gaga, aber „kardinal“ müller, der meint, jede mögliche christliche wahrheit zu kennen, aber als ehemaliger bischof von regensburg nicht der wahrheit zu den domspatzen in die augen schauen will, meinte, ein bischof sei mit seiner diözese ein leben lang verheiratet (was das für ihn und seinen dann wohl bigamistisch zu nennenden nachfolger bedeutet oder für papst franziskus und seinen vorgänger will ich mir nicht ausmalen. daher halte ich die metapher auch für quatsch). aber auf etwas wichtiges weist die metapher hin: auch wenn es keine residenzpflicht göttlichen rechts in der diözese gibt, gibt es eine moralische pflicht der anwesenheit eines ortsbischofs. das hat man im „babylonischen exil“ genauso gemerkt wie bei den dreimonatigen urlauben im gebirge. wenn ein papst also nicht mehr den sommer in rom aushält, sollte er sich eher überlegen, zurückzutreten als seine gemeinde zu verlassen.

    • Wanda
      25.10.2016, 21:55 Uhr.

      Nun, zumindest Benedikt könnte der römischen Sommerhitze im temperierten Altötting entgehen. Rom ist sowieso nicht mehr sein Amtssitz, oder ?

  • Brigitta
    22.10.2016, 1:01 Uhr.

    Ich finde diese Umwandlung gut, kann das Gebäude doch auf diese Weise einen Teil seiner Unterhaltskosten „verdienen“. Bis vor 3 Jahren wurde es nur bis zu 3 Monate im Jahr genutzt und stand ansonsten leer. Außerdem könnte der Ort vielleicht auf diese Weise durch die Museumsbesucher finanziell wieder etwas besser dastehen, denn ihm wurde durch den Verzicht von Papst Franziskus schwer zugesetzt.

  • Wanda
    22.10.2016, 22:49 Uhr.

    Castel Gandolfo ist Museum ? Nun ja…
    Weit interessanter der Artikel heute in der FAZ „Wie sich die Obersten Würdenträger (der kath. Kirche) in Machtkämpfen verlieren“…
    Gibt’s dazu Interna ?

  • Alberto Knox
    23.10.2016, 3:17 Uhr.

    eine vernünftige sache. der papst ist nicht dazu da, tourismus zu fördern – ein museum schon. endlich ein bischof von rom, der ernst macht damit, dass er nicht ein ersatzkaiser ist: keine roten schuhe, keine sommerfrische wie bei nero oder hadrian, kein palast. funktionaler und weniger hieratisch.
    man sollte sich aber nicht täuschen. ein nachfolger kann das alles wieder revidieren. b16 hat’s vorgemacht, als er sich aus der liturgischen mottenkiste des 19. jahrhunderts bediente. immerhin war dann auch die kleidung dort angekommen, wo sein geist stehen geblieben war.

    • Wanda
      23.10.2016, 16:45 Uhr.

      Wo hatte eigentlich der Religionsgründer aus Nazareth seine Sommerfrische ? Ach, der brauchte keine und auch keine roten Schuhe ?
      So hätte der natürlich keine Chance in der röm.-kath. Amtskirche. Vermutlich würde der heute bei jeder Papstwahl durchfallen. Allein schon wegen seines Alters (und seiner Sandalen)…

      • Suarez
        25.10.2016, 16:58 Uhr.

        „Vermutlich würde der heute bei jeder Papstwahl durchfallen. Allein schon wegen seines Alters (und seiner Sandalen)…“ Davon gehe ich auch aus. Immerhin kann man sehen, dass Franziskus die Kirche aus der von Ratzinger mitverschuldeten Jesusferne wieder in größere Jesusnähe bringt.

        • Wanda
          25.10.2016, 21:51 Uhr.

          dem kann man zustimmen…

        • Novalis
          25.10.2016, 23:28 Uhr.

          Dass sich die Kirche unter Benedikt XVI. sehr weit von Jesus entfernt hatte und Franziskus sich bemüht, sie wieder zu Gott zurückzuführen (trotz erheblicher innerkirchlicher Widerstände) ist offenkundig. Ich kann mich dieser pointierten und treffenden Bemerkung gut anschließen!

  • Silberdistel
    24.10.2016, 22:36 Uhr.

    Doch bitte nicht jammern, als ob man ein paar Penunzen mehr nötig hätte. Vermögen gibt es im Vatikan so, wie anderswo Straßenkehricht. Vermögen wohlgemerkt, d.h. Guthaben und keine Schuldenstände wie in praktisch allen anderen Ländern dieser Welt! Schon ca. 25 Prozent der Immobilien Roms befindet sich im Besitz des Vatikan. Daneben weitere großflächige Ländereien, Wälder, Aktienbesitz, Unternehmensbeteiligungen, Gold- und Silberschätze etc. pp. Plus regen stetigen Zufluss von Vermögenswerten aus testamentarischen Verfügungen, die wie als Manna vom Himmel herab in vatikanische Kassen plumsen, so wie im Gegenzug katholische Seelen gen Himmel aufsteigen.
    Selbst wenn Papst Franziskus, dem letztendlich alles vatikanische gehört, es wollte; könnte er den Bruchteil an daraus resultierenden täglichen Zinsgutschriften, gar nicht verleben.

  • Wanda
    25.10.2016, 17:53 Uhr.

    Zur allgemeinen Erheiterung heutige Meldung im BR unter Religion:
    „Urnenbestattung nur an einem würdigen Ort“ – die Asche Verstorbener muss an einem „heiligen Ort“ aufbewahrt werden. Ausstreuen der Asche in freier Natur sowie auf See ist nach katholischer Lehre nicht gestattet.
    Aha: die von Gott geschaffene freie Natur ist nicht würdig genug. Wer hätte das gedacht ?

    • Novalis
      25.10.2016, 23:26 Uhr.

      Ich würde sagen, dass die Würde des Ortes nicht dem Ort, sondern der Person entsprechen muss. Wir Christen haben das Recht unsere Vorstellung vom ewigen Leben auch in der Bestattung kund zu tun. Dazu gehört, dass Lebende und Tote solidarisch und nicht anonym zueinander stehen. Eine anonyme Bestattung, die noch dazu in der faktischen Beseitigung der Überreste, nicht aber in der wertschätzenden Bergung eines Leichnams besteht, darf die Kirche ruhig ablehnen. Daher weiß ich nicht, wem mit sinnfreier Polemik gegen diese in Sache und Diktion durchaus vernünftige Instruktion gedient ist.

      • Wanda
        26.10.2016, 17:47 Uhr.

        Wenn schon das Wort Recht in diesem Zusammenhang gebraucht wird, dann sollte man darauf achten, dass es nicht exklusiv verwendet wird: denn dann haben die Christen auch das Recht ihre Bestattungsart unabhängig von der Amtskirche selbst zu bestimmen…
        Und was die Überreste angeht, was ist denn würdiger, die Asche oder die verwesten Rückstände ? Das zumindest sollte wohl jedem selbst überlassen bleiben, oder ?
        Abgesehen davon ist die Brand- und anonyme Bestattung längst auch bei überzeugten Christen trotz „offizieller“ katholische Leere gang und gäbe…

        • Alberto Knox
          27.10.2016, 21:43 Uhr.

          wer in einen tennisverein eintritt, darf nicht klagen, dass dort nicht fußball gespielt wird. wer glied der katholischen kirche ist, akzeptiert damit auch die grundregeln dieser kirche. die beerdigungsart gehört dazu.

          • Silvia
            28.10.2016, 12:04 Uhr.

            Alberto Knox
            27.10.2016, 21:43 Uhr.

            Da stimme ich Ihnen zu!

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