Bischofssynode zur Jugend

„Die Jugend, der Glaube und Unterscheidung der Berufung“ lautet das Thema der nächsten Bischofssynode. Sie wird im Oktober 2018 im Vatikan stattfinden. Die Entscheidung des Papstes gab der Vatikan heute bekannt. Sie kam am Ende doch etwas überraschend. Zwar war die Jugend auch unter den Themen, die in den vergangenen Monaten immer wieder ventiliert wurden. Dem Vernehmen nach lagen dem Papst zuletzt mehrere Themen zur Auswahl vor. Dazu gehörte neben der Jugend etwa auch das Priesteramt sowie die Frage nach der Synodalität der Kirche. Zuletzt hatte es den Anschein, die „Synodalität“ könnte im Zentrum der Beratungen der nächsten Bischofssynode stehen. Jetzt kommt es anders. Wenige Monate vor dem nächsten Weltjugendtag Anfang 2019 in Panama wird die Synode über die Jugend beraten.

Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Krakau Ende Juli. (Quelle: dpa)

Papst Franziskus beim Weltjugendtag Ende Juli in Krakau. (Quelle: dpa)

Zwischen Glaubensweitergabe und Jugendarbeitslosigkeit

Das Jugendthema wird vermutlich weniger kontrovers diskutiert werden, als das bei der Synodalität der Fall gewesen wäre. Dennoch ist es nicht ohne Brisanz. Die Kirche droht den Anschluss an die Jugend zu verlieren oder hat ihn vielleicht schon verloren. Die Frage der Glaubensweitergabe dürfte daher eine zentrale Rolle bei den Beratungen spielen. Hier kommt dann auch wieder die Familie ins Spiel, die der zentrale Ort der Glaubensweitergabe ist. In diesem Sinn will der Papst Elemente aus dem synodalen Prozess zu Ehe und Familie bei der neuen Synode wieder aufgreifen und fortführen.

Neben dieser eher binnenkirchlichen Perspektive dürfte es bei der nächsten Synode aber auch um gesellschafts-politische Fragen gehen. Immer wieder beklagt Franziskus die mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen sowie die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Zwar hat die Kirche nur begrenzte Möglichkeiten im politischen Bereich. Allerdings wird sie sich fragen müssen, wie sie im Bereich der Bildung aufgestellt ist. Erreicht sie auch die, die an den Rändern der Gesellschaft leben?

Teilhabe für Jugendliche

Interessant ist, dass bereits im Arbeitstitel der Synode eines der Lieblingsworte von Papst Franziskus enthalten ist: „discernimento – das Unterscheiden“. Bei der Synode wird es vor allem darum gehen, wie man jungen Menschen helfen kann, ihre „Berufung“, ihren Weg zu finden. Dabei geht es nicht nur um die geistlichen Berufe, sondern auch um die Berufung zur Ehe, zur Gründung einer Familie. „Annehmen, begleiten, unterscheiden und integrieren“ sind die Schlüsselworte kirchlichen Handelns nach Papst Franziskus. Was das konkret auf die Jugend angewendet bedeutet, will er bei der nächsten Synode erarbeiten.

In seinem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium stellte Papst Franziskus im Herbst 2013 fest: „Die Jugendlichen finden in den üblichen Strukturen oft keine Antworten auf ihre Sorgen, Nöte, Probleme und Verletzungen.“ Es muss also bei der Synode darum gehen, wieder einen Draht zu den Jugendlichen zu bekommen. Wenn Franziskus dabei ernst macht mit dem, was er bei der Karlspreisverleihung im Mai 2016 gesagt hat, könnte es interessant werden. Denn dann müssten als konkrete Konsequenz an der Synode auch Jugendliche teilnehmen und anschließend Strukturen konkreter Teilhabe geschaffen werden. Damals sagte er: „Wir können nicht an ein Morgen denken, ohne dass wir ihnen eine wirkliche Teilhabe als Träger der Veränderung und des Wandels anbieten.“ Es wäre sicher unbefriedigend, wenn sich die „wirkliche Teilhabe“ auf einen Fragebogen beschränken würde, den der Vatikan im Vorfeld an alle Jugendlichen schickt, wie das zu Beginn des synodalen Prozesses zu Ehe und Familie im November 2013 der Fall gewesen ist. Doch noch ist nichts über das Prozedere für die 2018er Synode bekannt.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

5 Kommentare

  • Silberdistel
    06.10.2016, 17:58 Uhr.

    Ventilation, bzw. Schnappatmung, kann man bekommen wenn man bedenkt was diese Generation an Erbe den Jugendlichen hauptsächlich hinterlässt: Weltweit 199 Billionen Doller Schulden. Massenhafter Eintrag von Giftstoffen in die hauchfeine wie hoch sensible Biosphäre des Planeten. Auflösung jedweder gesellschaftlicher Strukturen von „failed States“, bis hin zu „Gender-mainstreaming“.
    Die künftigen Generationen werden sich zwingend intelligenteres und besseres einfallen lassen müssen!
    Die Kirche wird keinesfalls den Anschluss an die Jugend verlieren, sofern sie nicht selbst den Anschluss an das Leben generell verliert. Mit Gottes Geboten und der Lehre Christi ist man da, wie zu allen Zeiten, sehr gut beraten. Nicht jedoch mit alten Zöpfen von Brimborium und BimBam. Papst Franziskus hat das wohl längst erkannt.

  • Silvia
    06.10.2016, 19:51 Uhr.

    Scheint mir ein vergleichsweise unverfängliches Thema für eine Bischofssynode zu sein im Gegensatz zu der vergangenen Doppelsynode.

    Meiner Meinung nach wäre es wichtiger gewesen, das Priesteramt auf die Agenda zu setzen. Dann wäre natürlich auch das Thema Pflichtzölibat dran gewesen und damit der nächste Aufreger.

    • Suarez
      07.10.2016, 23:54 Uhr.

      Unverfänglich? Angesichts der Tatsache, dass die Reformen nach dem 2. Vatikanum von Johannes Paul II. gebremst wurde und dass B16 sie sogar zurückgenommen hat, angesichts der Tatsache, dass gerade B16 zu den großen Wasser predigenden Wein Säufern gehört, die die Zeichen der Zeit nicht verstanden haben, angesichts der weitgehenden Sprachlosigkeit gegenüber den jungen Menschen dürfte es wohl kaum ein wichtigeres Thema mit größerer Sprengkraft geben als das der Jugend in der Kirche.

  • neuhamsterdam
    08.10.2016, 0:07 Uhr.

    „Wir können nicht an ein Morgen denken, ohne dass wir ihnen eine wirkliche Teilhabe als Träger der Veränderung und des Wandels anbieten.“
    Werdet wie dieses Kind hier, sonst kommt ihr nicht in das Himmelreich. Das ist doch eine klare Ansage.
    Päpste müssen wohl staatstragend reden und wenn man es kindlich unvoreingenommen betrachtet, ist das Zitat auch nur die althergekommene Übergabeformel.

  • Wanda
    10.10.2016, 22:45 Uhr.

    Jugend und Kirche ? Geht heute kaum noch zusammen…

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