Wie soll er denn sein, der ideale Bischof? Darüber hat sich Papst Franziskus jetzt Gedanken gemacht. Anlass war ein Treffen von Bischöfen, die im vergangenen Jahr ernannt worden waren. Dieses Treffen „Papst-Nachwuchsepiskopat“ findet jedes Jahr statt am Ende eines mehrtägigen „Seminars“ unter Federführung der Bischofskongregation. Franziskus war das erste Mal dabei. Seine Rede darf durchaus als programmatische Rede in Bezug auf das Bischofsamt angesehen werden und bekommt nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Diskussionen um die Amtsführung des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst noch einmal eine ganz besondere Brisanz. Für Franziskus sind drei Punkte zentral für einen Bischof: „mit Großmut aufnehmen, mit der Herde unterwegs sein und das Bleiben bei der Herde“.
Mit Großmut aufnehmen bedeutet demnach, offene Türen für alle Menschen zu haben. Das führt zu der Frage, ob sich ein Bischof dem Dialog mit einer bestimmten Gruppe versagen darf? In den vergangenen Jahren gab es immer wieder einmal Klagen von unterschiedlichsten Gruppen wie etwa „Wir sind Kirche“ auf der einen Seite, aber auch den Piusbrüdern auf der anderen Seite, dass Bischöfe sich einem Gespräch verweigerten!? Kann das sein?
Unterwegs-Sein mit der Herde sieht Franziskus in dreifacher Hinsicht: einmal in der besonderen Nähe des Bischofs zu seinen Priestern. Um sie müsse sich der Bischof kümmern; sie seien unverzichtbare Mitarbeiter, deren Rat und Hilfe der Bischofs suchen müsse. An dieser Stelle wurde Franziskus ganz konkret: Bischöfe müssten Priester empfangen, wenn sie um ein Gespräch bäten. Der Anruf eines Priesters dürfe vom Bischof nie unbeantwortet bleiben. Möglichst am selben, spätestens am nächsten Tag müsse der Bischof zurückrufen. Priester in Buenos Aires haben in den vergangenen Monaten immer wieder berichtet, dass Franziskus als Erzbischof genau diesen engen Draht zu seinen Priestern pflegte.
Unterwegs-Sein mit der Herde bedeutet aber auch, dass der Bischof inmitten des Volkes sein muss. Auch für Bischöfe gilt, was Franziskus am Gründonnerstag über die Priester gesagt hat, die Hirten müssen den „Geruch der Herde“ annehmen. „Verschließt Euch nicht! Geht zu euren Gläubigen, auch an die Ränder eurer Bistümer und in alle ,Randgebiete der Existenz’, wo Leid, Einsamkeit und Erniedrigung der Menschen herrschen. Seelsorgliche Präsenz heißt, mit dem Volk Gottes unterwegs sein: vor ihm, um den Weg zu zeigen, mitten unter ihm, um seine Einheit zu stärken und hinter ihm, um sicher zu stellen, dass keiner auf der Strecke bleibt, aber vor allem, um seinem Gespür für neue Wege zu folgen.“ Ein Bischof, der inmitten seiner Gläubigen lebe, habe ein offenes Ohr für die „Stimme der Schafe“. Diese zeige sich auch über jene diözesanen Organismen, die die Aufgabe hätten, den Bischof zu beraten.
Schließlich zeigt sich das Unterwegs-sein mit der Herde am „Stil des Dienstes“. Er warnte vor Karrierismus, den er als Krebsgeschwür bezeichnete. Die Bischöfe seien gleichsam mit ihrer Ortskirche, ihrem Bistum verheiratet. Auf eine andere Diözese zu schielen, die schöner oder reicher sei, sei ein Skandal. Mit den gewohnten markanten Worten sprach Franziskus von „geistigem Ehebruch“. Zudem unterstrich er, dass Auftrag und Leben untrennbar miteinander verbunden seien. „Wir müssen uns jeden Tag fragen, ob Leben und Lehre übereinstimmen.“ Es sei vor allem das konkrete Zeugnis, mit dem die Bischöfe Lehrmeister und Erzieher seien.
Franziskus ermahnte die Bischöfe, verstärkt Präsenz in ihren Bistümern zu zeigen. Sie dürften diese nur verlassen, wenn das unbedingt notwendig sei. „Vermeidet den Skandal, ‚Flughafen-Bischöfen‘ zu sein“.
Barmherzigkeit, Demut, Bescheidenheit, Diskretion, die Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu erkennen und mit einer Brise Humor, um auch über sich selbst ein wenig Lachen zu können. Das sind Eigenschaften eines Bischofs nach „franziskanischem“ Stil.