Für Euch bin ich Bischof

Seit 30 Jahren steht Kardinal Karl Lehmann nun an der Spitze des Mainzer Bistums. Sein Bischofsjubiläum fällt zeitlich mit seinem Goldenen Priesterjubiläum zusammen – Grund genug, ihm von Herzen zu gratulieren und seine Verdienste um die deutsche Kirche zu würdigen. Denn Lehmanns Wirken geht weit über die eigene Diözese hinaus.

 

Die Worte von Kardinal Karl Lehmann haben Gewicht. (ap)

Als Vorsitzender hat er die Deutsche Bischofskonferenz über zwanzig Jahre geprägt und durch die schwierigen Zeiten des Konflikts mit Rom in der Frage der Schwangerenkonfliktberatung geführt. Es zeichnet ihn aus, dass er mit seinem Bekenntnis zu Einheit und Vielfalt in der Kirche die großen Spannungen in der Bischofskonferenz moderieren konnte, manchmal auch um den Preis der eigenen Position. Seine theologische Kompetenz hat der Professor der Dogmatik in zahlreiche Gesprächskreise und Dialogkommissionen eingebracht, insbesondere die Frage der Ökumene und der Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils liegen ihm am Herzen. Seine Bibliothek mit 100.000 Büchern ist legendär, die eigenen Bücher sind Zeugnis des offenen Dialogs mit den Wissenschaften und den gesellschaftlichen Fragen, die er gerne „Zeichen der Zeit“ nennt.

Es verwundert nicht, dass die Offenheit Lehmanns ihn gewissen Kreisen verdächtig macht. Im Vatikan hat es lange gedauert, bis man mit der Verleihung der Kardinalswürde 2001 seine Verdienste entsprechend anerkannt hat. Dass er manchem höfischen Gebaren im Vatikan kritisch gegenübersteht und auch mitbrüderliche Fehler reflektiert, hat ihm nicht nur Freunde eingebracht, aber die Entwicklung unter Papst Franziskus gibt dem Mainzer Bischof recht.

Im Jubiläumsgottesdienst mit den Mitarbeitern zitierte Lehmann ein Augustinuswort: „Für Euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ“. Sich demütig zum normalen und einfachen Volk Gottes zu stellen, habe ihm geholfen und wirke einer Selbstüberschätzung des Amtes entgegen. Worte, die nicht nur dem Papst, sondern auch den Gläubigen gefallen.

Mit Erreichung der Altersgrenze musste er 2011 seinen Rücktritt anbieten, Benedikt XVI. verlängerte ihn bis auf weiteres. Die Mainzer hoffen, dass ihnen ihr Kardinal noch lange erhalten bleibt.

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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.