Halbzeit
Ein Spiel dauert 90 Minuten – das ist spätestens seit gestern Abend und dem 4:4 der deutschen Fußballnationalmannschaft im Spiel gegen Schweden jedem klar. Und eine Synode dauert drei Wochen. Bis zur Halbzeit – heute – ist noch nicht allzu viel passiert. Aber vielleicht ist es ja wie im Fußball und die zweite Halbzeit bringt noch spannende entscheidende Momente. Es gab viel Theorie zum Thema Neuevangelisierung, aber nur vereinzelt praktische Vorschläge. Die Rolle der Familie und der Medien im Rahmen der Neuevangelisierung wurde mehrfach angesprochen. Viele Beiträge kreisen um die Themen Pfarrei, geistliche Gemeinschaften und Basisgemeinschaften. Wobei vor allem die Letztgenannten immer wieder als wichtige Größe für eine Neuevangelisierung angeführt werden.
Vor allem Bischöfe aus Lateinamerika, Afrika und Asien berichten über gute Erfahrungen mit diesen kleinen christlichen Gemeinschaften. Der Erzbischof von Davao (Philippinen), Romulo Valles: „Der christliche Glaube wird besser gestützt und genährt, vertieft und geschützt, wenn er von den Einzelnen und Familien in diesen kirchlichen Basisgemeinschaften gelebt und praktiziert wird. In diesen Gemeinschaften werden das Glaubenszeugnis, das Glaubensbekenntnis und die notwendige Glaubenskatechese intensiver erlebt.“ Der Erzbischof von Addis-Abeba, Berhaneyesus Demerew Souraphiel, weist darauf hin, dass in den Basisgemeinschaften die Laien eine entscheidende Rolle spielen. „Durch die Einrichtung der Laienämter, die in dem begrenzten Bereich der Gemeinde ausgeübt werden müssen, wird die Mission zu einer konkreten Realität.“ Entsprechend sprach sich auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode für mehr Rechte für Laien aus. Er forderte, „die Möglichkeiten zur kirchlichen Beauftragung von Verantwortlichen in Liturgie, Katechese und Diakonie für Männer und Frauen zu erweitern. So bleiben wir Kirche im Volk, Kirche unter den Menschen und in den Häusern und Familien.“ Kommt auch in Europa die Zeit der Basisgemeinschaften?
Übrigens kam das Thema „wiederverheiratete Geschiedene“, das in Deutschland gerade intensiv diskutiert wird und bisweilen gerne als typisch deutsches Thema gebrandmarkt wird, bereits mehrfach zur Sprache. Es wurde allerdings nicht von deutschsprachigen Bischöfen eingebracht. Vielmehr nahmen sich etwa der italienische Bischof Bruno Forte und der Erzbischof von Panamá, José Domingo Ulloa Mendieta, des Themas an. Vielleicht sollten die deutschen Bischöfe bei ihrer Suche nach neuen Wegen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen das Gespräch nicht nur mit Rom suchen, sondern auch mit ihren Bischofskollegen in anderen Ländern.