Die Laien sind die Protagonisten der Kirche und der Welt. Die kirchliche Hierarchie ist dazu berufen, ihnen zu dienen und nicht, sich ihrer zu bedienen. So einfach klingt das, wenn Papst Franziskus seine Vorstellung der Kirche formuliert. Geschehen ist das bereits im März dieses Jahres in einem Brief an den Leiter der Päpstlichen Lateinamerikakommission, Kardinal Marc Ouellet. Das fünfseitige Papier blieb damals weitgehend unbeachtet. Doch bei der jüngsten Sitzung des Kardinalsrats K9, der den Papst bei seinen Reformen berät, wurde der Brief zu einer Art hermeneutischem Schlüssel bei der Klärung der Rolle der Laien in der Kirche. Und es lohnt sich, diesen Brief genau zu lesen und seine Konsequenzen für das kirchliche Handeln zu bedenken. Es ist ein weiterer Baustein im Projekt von Papst Franziskus, die Kirche vom Kopf auf die Füße zu stellen. Überspitzt formuliert stellt der Papst fest: Die Hierarchie ist letztendlich nur dazu da, den Laien Räume zu eröffnen, damit sie ihren Glauben in der Welt von heute leben können – und zwar gesellschaftsprägend. „Es ist nie der Hirte, der dem Laien sagt, was er tun oder sagen muss – sie wissen es genauso gut oder besser als wir“, so Franziskus. Allerdings gibt es einen Wehrmutstropfen!
Eine Torte für den Papst. Am Samstag feiert Franziskus seinen 80. Geburtstag. Bei der Generalaudienz gestern gab es schon erste Glückwünsche. (Quelle: reuters)
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Franziskus will nicht von oben nach unten durchregieren. Zumindest ist das nicht seine Idealvorstellung für die katholische Kirche. Das hat er jetzt noch einmal in einem Interview mit einer belgischen katholischen Wochenzeitung deutlich gemacht. „Es gibt eine Kirche in Form einer Pyramide, wo man das macht, was Petrus sagt, oder es gibt eine synodale Kirche, in der Petrus Petrus ist, der aber die Kirche begleitet, der sie wachsen lässt und sie hört“, so das katholische Kirchenoberhaupt. Als Beispiel nennt er die beiden letzten Synoden, um schließlich festzustellen: „Alles, was dort steht [in Amoris laetitia], wurde in der Synode von mehr als Zweidrittel der Synodenväter approbiert.“ Die Botschaft dieser Aussage ist klar. Und der nächste synodale Prozess wird zeigen, wie Franziskus die Idee der „synodalen Kirche“ vorantreiben wird. Es wurde bereits eine neue Umfrage zum Thema der nächsten Synode angekündigt, der wieder von den Ortskirchen beantwortet werden soll.
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Amoris laetitia schlägt weiter hohe Wellen und das ist gut so. Selbst das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Patriarch Bartholomaios, hat sich in die Diskussion um das Papstschreiben zu Ehe und Familie eingeschaltet. Jenseits der ganzen Diskussionen, ob Franziskus mit dem Dokument die Lehre weiterentwickelt oder verteidigt habe, rufe Amoris laetitia „vor allem die Barmherzigkeit und das Mitleiden Gottes und nicht nur die moralischen Normen und kirchenrechtlichen Regeln von Menschen“ ins Bewusstsein, so Bartholomaios am Wochenende in einem Gastbeitrag für die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“. Der Patriarch geht nicht auf einzelne Einwände oder Personen in der aktuellen Diskussion ein. Andere wurden da in den letzten Tagen deutlicher. Der Dekan der Römischen Rota, Pio Vito Pinto, sprach in einem Interview von einer „Ohrfeige“ der vier Kardinäle für den Papst. Mit Blick auf den deutschen Kardinal Joachim Meisner, der einer der vier Kardinäle ist, die den Papst zur Klarstellung einiger Fragen zu Amoris laetitia aufgefordert hatten, stellte Pinto fest, ein „großer Oberhirt“ habe „mit dieser Aktion einen Schatten auf seine Geschichte gelegt“.
Papst Franziskus und der Präsident von Uruguay, Tabare Vazquez. Der hatte im Vorfeld der Begegnung am Freitag angekündigt, er wolle Papst Franziskus bitten, durch die Öffnung der kirchlichen Archive bei der Aufarbeitung der Militärdiktatur (1973-1985) in seinem Land mitzuhelfen. (Quelle: ap)
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Die Barmherzigkeit ist das „eigentliche Leben“ der Kirche. Das wollte Papst Franziskus mit dem Außerordentlichen Jahr der Barmherzigkeit deutlich machen. Nach dessen Ende soll damit aber nicht Schluss sein, sondern jetzt soll die Kirche in der Sache erst richtig durchstarten. Damit das gelingt, hat der Papst ein 15-seitiges Papier mit einigen Eckpunkten vorgelegt. Nur an wenigen Stellen wird er konkret. Entscheidend ist für ihn die Grundhaltung, die er für seine Kirche will und die dann jeder Gläubige sowie die Verantwortungsträger für sich durchbuchstabieren müssen. Kein Gesetz und keine Regel könnten letztendlich der Vergebung durch Gott und dessen Barmherzigkeit entgegenstehen, lautet die Grundmaxime. Wer nur beim Gesetz stehen bleibe, „vereitle“ den Glauben und das göttliche Erbarmen. Um das Schicksal von Millionen Menschen in Armut nicht aus dem Blick zu verlieren, führt Franziskus einen „Welttag der Armen“ ein, der künftig jedes Jahr am vorletzten Sonntag vor dem 1. Advent begangen werden soll. Das Kirchenoberhaupt fordert eine „wahre kulturelle Revolution“ hin zu einer „Kultur der Barmherzigkeit“. In einem TV-Interview zum Abschluss des Heiligen Jahres hatte er gestern Abend Hartherzigkeit als „eine der schlimmsten Krankheiten“ der Gegenwart bezeichnet.
Papst Franziskus unterschreibt „Misericordia et misera“ am Ende des Gottesdienstes gestern auf dem Petersplatz. (Quelle: ap)
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Die Tür ist zu und doch soll sie offen bleiben. Das ist die Botschaft des Papstes am heutigen Tag. Die Heilige Pforte des Petersdoms hat Franziskus geschlossen. Doch soll die Barmherzigkeit weiter das bestimmende Thema in der katholischen Kirche bleiben und auch gleichsam ihr Erkennungszeichen sein. „Bitten wir um die Gnade, nie die Türen der Versöhnung und der Vergebung zu verschließen, sondern stets über das Böse und die Divergenzen hinauszugehen und so jeden möglichen Weg der Hoffnung zu ermöglichen“, forderte das Kirchenoberhaupt beim feierlichen Gottesdienst zum Abschluss des Außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Zugleich warnte er vor Egoimus und forderte zu mehr Nächstenliebe auf. Zum Abschluss des Gottesdienstes unterzeichnete Franziskus das Apostolische Schreiben „Misericordia et misera – Barmherzigkeit und die Erbarmenswerte“. Der Inhalt wird erst morgen im Vatikan vorgestellt. Das Papier soll laut vatikanischem Presseamt dazu beitragen, Perspektiven zum Thema Barmherzigkeit über das Heilige Jahr hinaus aufzuzeigen.
Mit der Schließung der Heiligen Pforte des Petersdoms hat Papst Franziskus das Außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit beendet. (Quelle: reuters)
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Papst Franziskus hat vor einer zunehmenden Polarisierung in Gesellschaft und Kirche gewarnt. „Wir erleben eine Zeit, in der in unseren Gesellschaften die Polarisierung und die Ausschließung als einzige Möglichkeit zur Lösung von Konflikten seuchenartig wieder aufleben“, sagte das Kirchenoberhaupt am Samstagvormittag beim Gottesdienst zur Kreierung neuer Kardinäle. Das „Virus der Polarisierung und der Feindschaft“ dringe in die Art zu denken, zu fühlen und zu handeln ein, so Franziskus. Dies gelte auch für „unsere Gemeinschaften, unsere Priesterkollegien, unsere Versammlungen“, betonte der Papst. Für Gott gebe es aber keine Feinde, so Franziskus. Die Menschen richteten Mauern auf und bauten Barrieren. Christen sollten Verschiedenheit nicht als Bedrohung, sondern als Reichtum sehen, forderte er. Bei seinem dritten Konsistorium nahm Franziskus 17 Bischöfe und Priester aus allen Kontinenten ins Kardinalskollegium auf. Er machte einen weiteren Schritt in Richtung Internationalisierung des „Senats der Kirche“. Kamen nach dem ersten Konsistorium von Papst Franziskus im Februar 2014 noch die Hälfte der in einem Konklave wahlberechtigten Kardinäle aus Europa, sind es jetzt nur noch 45 Prozent. Bis die Verhältnisse der tatsächlichen kontinentalen Verteilung der Katholiken entsprechen, wird es allerdings noch einige Jahre dauern.
17 neue Kardinäle wurden heute ins Kardinalskollegium aufgenommen. Für Deutschland gab es keinen neuen Kardinal. (Quelle: Erbacher)
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Und er hat doch geantwortet. Zumindest indirekt ist Papst Franziskus auf Einwände gegen sein Schreiben Amoris laetitia eingegangen. In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „Avvenire“ sagte er am Freitag: „Einige – denken Sie an gewisse Entgegnungen zu ‚Amoris laetitia‚ – verstehen es weiter nicht.“ Es gebe nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern es müsse „im Fluss des Lebens unterschieden“ werden. Das habe das II. Vatikanische Konzil so gesagt. Dieses habe eine Akzentverschiebung des christlichen Verständnisses vorgenommen, so Franziskus, weg „von einem gewissen Legalismus, der auch ideologisch sein kann, hin auf die Person Gottes, der zur Barmherzigkeit wurde in der Menschwerdung des Sohnes“. Franziskus unterstreicht, dass er nichts Neues mache und wehrt sich gegen den Vorwurf, er „protestantisiere“ die katholische Kirche. „Das raubt mir nicht den Schlaf. Ich gehe auf dem Weg meiner Vorgänger weiter. Ich folge dem Konzil.“ Der Papst gibt allerdings zu bedenken, dass ein Konzil laut Historiker etwa hundert Jahre brauche, bis es eine Wirkung entfalte. „Wir sind bei der Hälfte“, so Franziskus. Damit dürfte klar sein, dass Franziskus nicht ein drittes Vatikanisches Konzil einberufen wird, worüber zum Ende des Heiligen Jahres einige Kollegen spekulieren, sondern dass er sich weiter für die Umsetzung des II. Vatikanums einsetzen wird.
Am Donnerstag hatte sich der Papst mit dem Oberhaupt der assyrisch-orthodoxen Kirche, Gewargis III. (l) getroffen. Der schlug vor, der Papst möge alle Kirchenführer des Nahen Ostens zu einem ökumenischen Krisengipfel einladen. (Quelle: ap)
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Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte kaum sein erstes TV-Interview nach der Wahl gegeben, da bekam er auch schon eine Antwort von Papst Franziskus. Der nutzte eine Videobotschaft an die Vollversammlung der US-Bischofskonferenz, um eine klare Botschaft zu senden: Es sei die Zeit, Mauern einzureißen und Brücken zu bauen, lautete seine Aufforderung an die Bischöfe. Franziskus zeigte sich besorgt angesichts einer „wachsenden Polarisierung“ der amerikanischen Gesellschaft. Aufgabe der Kirche sei es, eine „Kultur der Begegnung“ zu fördern, „die Einzelne und Gruppen ermutige den Reichtum ihrer Traditionen und Erfahrungen zu teilen“. Zuwanderer hätten in der „reichen Vielfalt ihrer Sprachen und kulturellen Traditionen das sich ständig wandelnde Antlitz der amerikanischen Kirche geprägt“, so der Papst. Und was Franziskus über die Kirche sagt, gilt natürlich auch für die gesamte US-Gesellschaft.
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Wie ist das nun mit den wiederverheirateten Geschiedenen und dem Sakramentenempfang nach dem Papstschreiben „Amoris laetitia“? Das wollen vier Kardinäle von Papst Franziskus wissen. Sie haben ihm Mitte September einen Brief geschrieben mit fünf Fragen, auf die er nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten sollte. Angeblich seien durch das Papstschreiben „ernste Verunsicherung“ und „große Verwirrung“ unter den Gläubigen entstanden. Daher bitten die Kardinäle Franziskus, er möge „Klarheit schaffen“. Weil das Kirchenoberhaupt sich entschieden habe, „nicht zu antworten“, gehen sie nun an die Öffentlichkeit. In mehreren italienischen Online-Medien findet sich heute der Wortlaut des Briefs an den Papst sowie die Erläuterungen der vier Kardinäle zu ihren Fragen. Wenig überraschend ist, wer nach den veröffentlichen Texten die Unterzeichner sein sollen: die Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond L. Burke, Carlo Caffarra und Joachim Meisner.
Papst Franziskus hat heute „la Mannschaft“ im Vatikan getroffen. Die deutschen Nationalspieler überreichten ihm ein Trikot mit allen Unterschriften sowie ein Tuch, das von Kinder und Jugendlichen im Haus „Manus“ für den Papst bemalt wurde. Das Kinderhaus wird von der Stiftung von DFB-Kapitän Manuel Neuer betrieben.(Quelle: dpa)
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Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hat Papst Franziskus Menschenhandel und moderne Sklaverei scharf verurteilt. Er sprach am Montag erneut von einem „Verbrechen gegen die Menschheit“. Franziskus traf sich mit Ordensleuten, die in einem europäischen Netzwerk gegen Menschenhandel und Ausbeutung zusammenarbeiten und derzeit in Rom über ihre künftige Arbeit beraten. Als Hemmnis im Vorgehen gegen Menschenhandel bezeichnete der Papst „eine gewisse Gleichgültigkeit oder sogar Mittäterschaft“. Dahinter stünden mächtige Wirtschaftsinteressen und kriminelle Netzwerke. Während die Schwere und Reichweite von Menschenhandel und moderner Sklaverei inzwischen besser bekannt sei, gebe es noch immer große Defizite im öffentlichen Bewusstsein und bei der Zusammenarbeit der Regierungen, Justizbehörden und Gesetzgeber sowie Sozialeinrichtungen, so Franziskus. Um diese Zusammenarbeit zu verbessern, hatte sich vor wenigen Tagen im Vatikan die Santa Marta Group getroffen. Das ist ein Zusammenschluss von Polizeibehörden sowie Vertretern der katholischen Kirche und kirchlicher Hilfsorganisationen. Gegenüber der Santa Marta Group erklärte Franziskus, es brauche eine „tatkräftige, dauerhafte und konzertierte Anstrengung, um die Ursache dieses komplexen Phänomens zu beseitigen“ und zugleich den Opfern zu helfen.
Sie müssen nicht mehr unter unwürdigen Bedingungen arbeiten – Mitarbeiter einer Kooperative in Buenos Aires, die von „Padre Jorge“ bis heute unterstützt wird. (Quelle: Erbacher)
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