Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst in Myanmar – Tag 3

Wenn Buddha für den Papst zum Wegweiser wird, dann geht es wohl um den interreligiösen Dialog. Am Nachmittag traf Franziskus die obersten Vertreter des Buddhismus im Land. Zweiter Schwerpunkt am dritten Tag in Myanmar war die Ermutigung der Katholiken, die in schwierigen Umständen ihren Glauben leben. Selbst gegenüber den Bischöfen war Franziskus heut weitaus weniger mahnend als sonst bei diesen Treffen und zeigte sich als Hirte, der seine Brüder stärken will. Wie schon in den letzten Tagen zogen sich die Gedanken der „Einheit in Verschiedenheit“, des konstruktiven Beitrags der Katholiken für die Gesellschaft sowie der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit durch die Begegnungen des Tages.

Religionen müssen sich für den Frieden einsetzen. (Quelle: Erbacher)

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Papst in Myanmar – Tag 2

Papst Franziskus ist mit einer deutlichen, aber freundlichen Botschaft in den offiziellen Teil seines Besuchs in Myanmar gestartet. Er rief dazu auf, „Konflikte durch Dialog zu lösen und nicht im Rückgriff auf Gewalt“. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatischem Korps betonte er: „Die Zukunft Myanmars muss der Friede sein – ein Friede, der sich auf die Achtung der Würde und der Rechte eines jeden Mitglieds der Gesellschaft gründet, auf die Achtung jeder ethnischen Gruppe und ihrer Identität, auf die Achtung des Rechtsstaates und einer demokratischen Ordnung, die es dem Einzelnen und jeder Gruppe – niemand ausgeschlossen – erlaubt, seinen legitimen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.“ Den im Land umstrittenen Begriff Rohinyga verwendete er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nicht. Aber er wurde nicht müde zu betonen, dass „jeder“ Rechte habe und „die Achtung der Rechte aller zu garantieren [sei], die dieses Land als ihr Zuhause ansehen“. Doch den Anwesenden war klar, wen Franziskus meinte. Auch als er mahnte, dass der Friede nur durch „Gerechtigkeit und die Achtung der Menschenrechte“ vorankommen werde. Menschenrechtsaktivisten werden von der diplomatischen Sprache des Papstes enttäuscht sein.

Die Religionen können entscheidend zum Frieden beitragen, sind die Teilnehmer des interreligiösen Treffens am Morgen in Rangun überzeugt. (Quelle: Osservatore Romano)

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Papst in Myanmar – Tag 1

Rom, Sonntagabend 21.45h – ein kalter Nordwind weht über den Flughafen Fiumicino, als Papst Franziskus das Flugzeug besteigt. Zehn Stunden später erwarten ihn 32 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent bei seiner Ankunft in Rangun, der ehemaligen Hauptstadt. Am Flughafen gab es heute nur einen kleinen Empfang. Erstmals legt Papst Franziskus bei einer Reise eine Pause zur Akklimatisierung ein. Eigentlich waren 24 Stunden vorgesehen. Doch der Erzbischof von Rangun, Kardinal Charles Maung Bo, war vor wenigen Tagen eigens in den Vatikan gereist, um Franziskus zu einer interreligiösen Begegnung zu überreden. Die findet jetzt am Dienstagmorgen statt. Am Montagabend kam schon überraschend der Oberbefehlshaber der Armee, General Min Aung Hlaing, im Erzbischöflichen Palais vorbei. So wurde die Pause für den Papst immer kürzer. Der wirkte am Sonntagabend bei der Begegnung mit den Journalisten entspannt, obwohl ihm eine der schwersten Auslandsreisen seines Pontifikats bevorsteht. Die politische Situation in Myanmar und Bangladesch ist schwierig. Dazu der Konflikt um die Rohingyas, die zu Zehntausenden von Myanmar ins Nachbarland fliehen. Mit Spannung wird erwartet, wie sich Franziskus positionieren wird.

Papst Franziskus ist in Rangun angekommen. (Quelle: Erbacher)

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Was wünscht die Jugend?

Authentische Zeugen, nachhaltige und dauerhafte Gesprächspartner, einen Glauben und eine Liturgie, die lebensrelevant und alltagsnah sind und konkrete Veränderungen auch in dogmatischen Fragen. Das ist es kurz und knapp, was Jugendliche in Deutschland von der katholischen Kirche wünschen. So sieht das zumindest die Deutsche Bischofskonferenz. Sie hat jetzt ihre Antworten veröffentlicht, die sie an das Synodensekretariat nach Rom schicken wird. Das hatte im Vorfeld der Jugendsynode nicht nur eine weltweite Online-Umfrage gestartet, sondern den Bischofskonferenzen einen Fragebogen geschickt. Ein knappes Jahr dauert es noch bis zur Synode im Oktober 2018. Der Vatikan ringt noch darum, wie die Jugendlichen an der Synode beteiligt werden können. Denn, nomen est omen, dort haben die Bischöfe das sagen. Im März 2018 soll es daher ein vorsynodales Treffen von Jugendlichen aus der ganzen Welt geben. An der Online-Umfrage haben laut Vatikan bisher mehr als 100.000 Jugendliche und junge Erwachsene teilgenommen.

Mehrere hunderttausend Jugendliche kommen zu den katholischen Weltjugendtagen – wie hier 2016 in Krakau. Doch was erwarten die jungen Menschen von der Kirche, die nicht dorthin kommen? Auch darüber will Papst Franziskus bei der Jugendsynode im Oktober 2018 sprechen. (Quelle: dpa)

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Was bleibt vom Reformationsgedenken?

Kirche, Eucharistie und Amt – diese drei Themen wollen Lutheraner und Katholiken als nächstes anpacken. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung des Vatikans und des Lutherischen Weltbundes hervor, die heute zum Abschluss des 500-Jahr-Gedenkens des Beginns der Reformation veröffentlicht wurde. Das Jahr begann mit großen Hoffnungen und endete mit vielleicht ebenso großer Ernüchterung. Zwar hat sich das Klima zwischen Katholiken und Evangelischen weiter verbessert. In der Substanz ist man in den vergangenen zwölf Monaten nicht vorangekommen. Aber immerhin: die Chemie stimmt, und das darf bei einem Dialog nicht unterschätzt werden. Und bis vor wenigen Jahren war noch undenkbar, was jetzt in der gemeinsamen Erklärung von Lutherischem Weltbund und Vatikan steht. Man empfinde „tiefe Dankbarkeit für die spirituellen und theologischen Gaben, die uns die Reformation geschenkt hat“. Dass Luther heute gar eine Briefmarke der Vatikanpost ziert, hätte sich der Reformator vor 500 Jahren wohl auch nicht träumen lassen. Es ist ein Zeichen dafür, dass in den vergangenen 50 Jahren viel erreicht wurde. Das wird in der Erklärung auch gewürdigt. Doch für viele Gläubige ist das zu wenig.

Ökumenisches Zeichen der Vatikanpost: Links und rechts neben dem Kreuz knien Martin Luther mit der Bibel und Philipp Melanchthon, der die von ihm verfasste Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis) in den Händen hält. Das Bild stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist über dem Thesenportal der Schlosskirche in Wittenberg zu sehen, die man Hintergrund erkennen kann. (Quelle: Vatikan)

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Papst: Europa eine Seele geben

Wenn die Europäische Union nicht wieder zur Solidargemeinschaft wird, wird sie „vor einer der wichtigsten Herausforderungen ihrer Geschichte versagen“ und „eine der größten Chancen für ihre Zukunft verpassen“. Davon ist Papst Franziskus überzeugt. Er nutzte eine Europatagung im Vatikan zu einer weiteren programmatischen Rede über den Alten Kontinent. Anlass der Rede war der Kongress „(Re)thinking Europe“ zur Zukunft Europas, den der Vatikan zusammen mit der Kommission der Bischofskonferenzen in der EU, Comece, gestern und heute veranstaltete. Dazu waren rund 350 Teilnehmer aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten sowie von den EU-Institutionen in Brüssel in den Vatikan gekommen. Franziskus legte den Finger in die Wunden und versuchte, durch konstruktive Kritik Perspektiven aufzuzeigen, wie das Projekt Europa noch gelingen kann. Aus seiner Sicht sind Dialog, Inklusion, Solidarität, Entwicklung und Frieden die Bausteine für ein zukunftsfähiges Europa. Franziskus sprach von einem „beispiellosen Generationenkonflikt“, der seit den 1960er Jahren in Europa im Gange sei, der letztendlich die Jugend des Kontinents ihrer Perspektive beraube. Er forderte die Christen auf, „Europa wieder eine Seele zu geben“. Allerdings nicht in dem Sinn, „Räume zu besetzen, sondern Prozesse in Gang zu bringen, die neue Dynamiken in der Gesellschaft erzeugen.“ Der Präsident der EU-Bischofskonferenzen, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, schlug zum Abschluss des Kongresses einen neuen Europäischen Konvent über Zukunftsfragen vor. Der Kontinent brauche „Räume für Dialog“. Er stehe an einem entscheidenden Punkt seiner Entwicklung. Es stelle sich die Frage, ob der Kontinent sich wieder auseinanderentwickle und zu überkommenen Mustern zurückkehre, oder ob er Kraft zu einem neuen Aufbruch finde, erklärte Marx.

Antonio Tajani, Präsident des Europaparlaments, erklärte bei dem Treffen mit Papst Franziskus, die Völker Europas erwarteten von der Politik Antworten auf konkrete Probleme wie Arbeitslosigkeit, Terrorismus und Migration. (Quelle: ap)

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Der Papst und Kardinal Sarah

Papst Franziskus möchte Dezentralisierung wagen; doch die Beharrungskräfte sind groß. Das zeigte sich zuletzt an den Versuchen, seine Reform bei der Übersetzung liturgischer Texte zu sabotieren. Doch Franziskus lässt sich das nicht bieten und weist den zuständigen Kardinal höflich, aber öffentlich zurecht. Das ist vielleicht nicht die feine vatikanische Art. Doch auch Franziskus scheint einmal der Geduldsfaden zu reißen. Zumal das beim betroffenen Kardinal nicht das erste Mal war. Es geht um den Chef der vatikanischen Kongregation für die Gottesdienste und Sakramentenordnung, Robert Sarah. Franziskus hatte Anfang September verfügt, dass bei der Übersetzung liturgischer Texte die Bischofskonferenzen künftig das Sagen haben und der Vatikan nur in besonderen Fällen einschreitet, im Normalfall aber die von den Bischofskonferenzen ausgearbeiteten Texte „bestätigt“. Nun tauchte ein Text auf, der Kardinal Sarah zugeschrieben wird, der die entsprechende Verfügung des Papstes erläutert und zu dem Schluss kommt: letztendlich bliebe alles beim Alten. Diesen „Commentaire“ hat Sarah offenbar dem Papst geschickt. Ende September ist der Text dann in diversen Internetforen erschienen. Sein Inhalt sorgte für Verunsicherung. Das wollte der Papst nicht so stehen lassen und handelte jetzt entsprechend. Er fordert Sarah auf, dafür zu sorgen, dass der päpstliche Brief auch auf den entsprechenden Foren verbreitet wird.

Beim Angelus gestern kündigte Papst Franziskus für Oktober 2019 einen außerordentlichen „Monat der Mission“ an. Im Anschluss an das Mittagsgebet veröffentlichte der Vatikan den Brief des Pontifex an Kardinal Robert Sarah.(Quelle: reuters)

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Sondersynode für Amazonasgebiet

Nun ist es offiziell. Im Oktober 2019 wird in Rom eine Bischofssynode zu Amazonien stattfinden. Das kündigte Papst Franziskus am Wochenende an. Er gab auch schon einige Themen vor, die bei der Spezialsynode behandelt werden sollen. „Vorrangiges Ziel dieser Zusammenkunft ist es, neue Wege der Evangelisierung des Volkes Gottes dort zu finden, besonders der Indigenen, die oft vergessen werden und ohne eine Perspektive einer unbeschwerten Zukunft, auch wegen der Krise des Regenwalds, der Lunge von kapitaler Bedeutung für unseren Planeten.“ Das Thema Evangelisierung bietet angesichts des Priestermangels in der Region spannende Perspektiven für die anstehenden Diskussionen. Mit einer Sondersynode für einen Teil Südamerikas wird auch die Befreiungstheologie ein Thema sein. Seit dem Amtsantritt des ersten Papstes aus Lateinamerika ist die Diskussion darum entemotionalisiert und auch ein wenig entideologisiert.

Papst Franziskus nutzte den Anlass der Heiligspechung mehrerer Brasilianer, um die Amazoniensynode anzukündigen. (Quelle: ap)

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Papst Franziskus verurteilt Todesstrafe

Jetzt legt er doch Hand an den Katechismus der katholischen Kirche. Papst Franziskus will die Position der katholischen Kirche zur Todesstrafe ändern. Zwar hatte er sie bereits mehrfach verurteilt. Aber offiziell steht in Abschnitt 2267 des Katechismus noch immer, dass „die überlieferte Lehre der Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht ausschließt“, wenn „die Identität und die Verantwortung des Schuldigen mit ganzer Sicherheit feststehen“ und „wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen“. Papst Franziskus erklärte nun gestern Abend: Es „ist zu betonen, dass, gleich wie schwer ein begangenes Vergehen ist, die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie die Unverletzlichkeit und Würde der Person angreift“. Franziskus beklagte, dass auch der Kirchenstaat einst das „extreme und unmenschliche Mittel“ der Todesstrafe angewandt habe. „Wir übernehmen die Verantwortung für die Geschichte, und wir erkennen an, dass diese Mittel mehr von einer legalistischen als einer christlichen Denkweise bestimmt waren.“ Wenn die Kirche heute in dieser Frage neutral bleibe, werde sie „noch schuldiger“, so der Papst. Anlass für seine Ausführungen war eine Feierstunde zum 25. Jahrestag der Veröffentlichung des neuen Katechismus der katholischen Kirche am 11. Oktober 1992.

Einmal mehr war die Synodenaula im Vatikan der Ort, um die kirchliche Lehre fortzuentwickeln. Papst Franziskus gestern Abend bei der Feierstunde zu 25 Jahre Katechismus der katholischen Kirche. (Quelle: ap)

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Kinderschutz im Internet

Es war eine Art Premiere, zumindest wenn man den Angaben der Veranstalter traut, was da in dieser Woche an der Päpstlichen Universität Gregoriana stattgefunden hat: der erste interdisziplinäre Weltkongress zum Kinderschutz im Internet. Unter dem Thema „Child Dignity in the Digital World“ berieten drei Tage lang mehr als 150 Experten darüber, wie Kinder besser vor den negativen Seiten der Digitalisierung geschützt werden können. Von kirchlicher Seite hatte die Veranstaltung höchste Priorität. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin eröffnete am Dienstagabend den Kongress; Papst Franziskus schloss ihn am Freitag mit einem grundlegenden Statement zum Thema ab. Er warnte davor, die Folgen von Kinderpornografie und anderen Formen von sexuellem Missbrauch Minderjähriger im Internet zu unterschätzen. Der Kampf gegen diese Vergehen dürfe nicht durch einen falsch verstandenen Begriff von Freiheit im Internet gebremst werden, betonte der Papst. Franziskus fand dabei auch kritische Worte zum Verhalten der katholischen Kirche beim Thema Missbrauch. „In der katholischen Kirche gibt es ein wachsendes Bewusstsein, dass sie nicht ausreichend für Schutz von Minderjährigen in ihrem Innern gesorgt hat“, sagte er bei der Audienz für die Teilnehmer der Konferenz. Die Kirche müsse die Verantwortung für gravierende Taten anerkennen, die in den vergangenen Jahren ans Licht gekommen seien.

Zahlen über den Missbrauch von Kindern alleine in Europa. (Quelle: Erbacher)

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