Papst verlängert Kinderschutzkommission

Die Päpstliche Kinderschutzkommission setzt ihre Arbeit fort. Am Wochenende benannte Papst Franziskus die 16 Mitglieder. Sieben Frauen und Männer arbeiten bereits seit 2014 in dem Gremium, neun Mitglieder sind neu. Darunter sind laut Vatikan auch Opfer sexuellen Missbrauchs. Allerdings hätten sie sich entschieden, das nicht öffentlich zu machen, heißt es in einer Erklärung der Kommission. Darin wird auch betont, dass die Hauptaufgabe darin bestehe, den Papst und die katholische Kirche bei der Prävention zu beraten, um künftig sexuellen Missbrauch im kirchlichen Kontext zu verhindern. Die Kommission wird erstmals im April in der neuen Zusammensetzung tagen. Dabei soll auch über die Einrichtung eines Opferbeirats diskutiert werden.

Der Papst im Kreise seiner Führungskräfte bei den traditionellen Fastenexerzitien zu Beginn der Österlichen Bußzeit.(Quelle: ap)

Wieder Opfer in Kommission

Nun ist es also offiziell. Die Päpstliche Kinderschutzkommission wird weiterarbeiten. Sie ist nun etwas globaler besetzt, weniger Europäer, dafür mehr Vertreter aus Afrika und Asien. Franziskus setzt auf Fachkompetenz. Unter den neuen Mitgliedern ist Benyam Dawi Mezmur, Kinderrechtsexperte des UN-Menschenrechtskommissariats sowie Experten, die in den USA und Australien mit dem Thema befasst sind. Zu den neuen Mitgliedern zählt aucht die Niederländerin Myriam Wijlens, die an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt Kirchenrecht lehrt. Interessant ist, dass auch im zweiten Turnus wieder Opfer in die Kommission berufen wurden. 2014 waren ebenfalls zwei Betroffene berufen worden. Peter Saunders und Marie Collins legten aber vor Ende des Mandats ihre Mitarbeit nieder. Sie kritisierten unter anderem mangelndes Engagement der kirchlich Verantwortlichen bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen.

In den vergangenen Monaten war nun wiederholt überlegt worden, eine reine Expertenkommission zu benennen. Die Perspektive der Opfer sollte über einen eigenen Beirat zur Kommission eingebracht werden. Nun scheint man sich für einen Mittelweg entschieden zu haben. Unter den neuen Mitgliedern sind Opfer, die es aber vorziehen, dass ihr Schicksal nicht öffentlich wird. Zugleich will man aber auch einen Opferbeirat einrichten. Das Ziel ist dabei, die Stimme der Betroffenen auf höchster Ebene zu hören und aus den Erfahrungen die richtigen Schlüsse für die Präventionsarbeit zu ziehen.

Präventionsarbeit weiter ausgebaut

Zwischen 2014 und 2017 hat die Kinderschutzkommission nach eigenen Angaben mit rund 200 Diözesen und kirchlichen Einrichtungen weltweit zusammengearbeitet. Eine enge Zusammenarbeit gibt es auch mit dem  Kinderschutzzentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana. Dort gibt es verschiedene Ausbildungskurse zum Thema Kinderschutz. Ab Oktober 2018 bietet das Zentrum zudem einen zweijährigen, interdisziplinär angelegten Studiengang zum Schutz von Minderjährigen an. Die päpstliche Universität leistet damit unter Leitung des deutschen Jesuiten Hans Zollner Pionierarbeit. Unterstützt wird das Zentrum unter anderem vom Erzbistum München-Freising.

Unterdessen hat der päpstliche Sonderermittler zu Missbrauchsfällen in Chile seine Arbeit aufgenommen. Am Samstag sprach Erzbischof Charles Scicluna in New York mit Juan Carlos Cruz. Er ist eines der Opfer des chilenischen Geistlichen Fernando Karadima. Cruz beschuldigt den heutigen Bischof von Orsono in Chile, Juan Barros, damals in den 1980er Jahren von dem Missbrauch durch seinen damaligen Amtsbruder gewusst zu haben. Barros streitet das ab. Papst Franziskus hatte am Rande seines Chilebesuchs vor wenigen Wochen gesagt, dass er Barros für unschuldig halte, weil es keine Indizien gebe. Nach anhaltender Kritik an seiner Position ernannte Franziskus den Sonderermittler, der nun mit den Opfern Karadimas spricht. Es wird erwartet, dass Scicluna bereits in wenigen Tagen dem Papst Bericht erstatten wird.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

11 Kommentare

  • Wanda
    20.02.2018, 2:34 Uhr.

    Sexueller Missbrauch im „kirchlichen Kontext“ wird nicht zu verhindern sein, weil die Bedingungen exakt dafür geradezu ideal sind. Dazu muss sich beim Stand der geistlichen Amtsträger erstmal grundsätzlich etwas ändern. Und das ist wohl nicht zu erwarten…

    • Silberdistel
      20.02.2018, 11:57 Uhr.

      Wanda
      20.02., 2:34 h
      Mit der Möglichkeit des Ehestandes für Priester wäre die rk-Kirche ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal allerdings los. Das weiß man schon auch in Rom und ebenso, das man ein Schuldanerkenntnis ablegen würde, das man sich mit dem generellen Zölibat vertan habe. Wo doch der hl. Geist der Halo der rk-Kirche ist, angeblich. Obwohl der Irrtum implizit mit jedem Missbrauch Schutzbefohlener bewiesen wird. Und die rk-Kirche wäre mit der Freigabe des Zölibats der Ökumene, damit aber auch einer gewissen Ununterscheidbarkeit unter Christen, auf einmal ein ganzes Stück näher gerückt. Daher ein Schelm wer denkt, solch ein Schritt sei für das Christentum ansich zum Nachteil. Zumal es vom Religionsstifter selbst keine direkte überlieferte Aussage zum Zölibat gibt, wenn man mal auf den vagen Hinweis in Matt. 19,12 absieht. Historisch gesehen wäre es sogar durchaus möglich, das Jesus Christus verheiratet oder zumindest in Begleitung einer Lebensabschnittsgefährtin war. – Nur passt das alles nicht in ein römisches Kalkül, in dem man sich immer noch als christliche Weltmacht fühlt, trotz der nicht enden wollenden Missbrauchs- und anderer Skandale.

      • Wanda
        20.02.2018, 15:44 Uhr.

        Bin Ihrer Meinung. Und wenn ein Priester tatsächlich meinen sollte, er müsste zölibatär leben – bitte sehr !
        Die andere Frage ist, ob jene, die einer Ehe entsagen dann aber auch wirklich zölibatär leben würden und dass darf man dann doch zu einem gewissen Prozentsatz bezweifeln.
        Ich (als Atheist) argumentiere mal so als ob ich noch Katholik wäre: der liebe Gott hat die diesbezügliche Natur nicht umsonst auch in den meisten Menschen verankert, oder ?
        Zudem ergeht in der Genesis doch ganz unmissverständlich die göttliche Weisung an seine Krönung der Schöpfung: „Gehet hin, seid fruchtbar und mehret Euch!“ Alles nicht so gemeint oder hat ER irgendwelche Ausnahmen bestimmt ?
        P.S. wenn sich jemand, aus welchen Grund auch immer, für den Zölibat oder die Ehelosigkeit entschliesst, ist das zu respektieren, nur sollte das dann aber auch ehrlich – und nicht irgend einem Zwang geschuldet sein.

        • Alberto Knox
          20.02.2018, 16:04 Uhr.

          richtig! wer konsequent einen unsinn wie das verbot so genannter künstlicher verhütungsmittel vertritt, weil das gegen die schöpfungsordnung sei, muss auch gegen den zölibat sein, denn der ist auch gegen die schöpfungsordnung. in wirklichkeit klammert sich die kirche so sehr an den zölibat, weil er ihr macht über die vielen priester einräumt, die sich nicht an den zölibat halten können, und v.a., weil bei der aufhebung des zölibat klar wäre, wieviele priester einen freund (und eben nicht eine freundIN) hätten…

      • Alberto Knox
        20.02.2018, 16:00 Uhr.

        „ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal“.

        das wäre zu belegen, nicht zu behaupten. „wesentlich“ würde nur dann stimmen, wenn es nie verheiratete priester gegeben hätte und auch derzeit nicht gäbe. dummerweise tat und tut es das: es gab und gibt verheiratete priester in amt und würden in der gesamtcatholica und auch in der lateinischen kirche.
        „Alleinstellungsmerkmal“ – besser: sonderweg. alleinstellungsmerkmale haben ja manchmal sinn, sonderwege nie.

    • Erasmus
      20.02.2018, 15:12 Uhr.

      Der neue Bischof von Würzburg Franz Jung lässt aufhorchen. Er legt großen Wert auf partizipative Kommunikation und für ihn ist es vorstellbar, dass verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden. In der Geschichte der Kirche habe es „viele verschiedene Leitungsmodelle“ gegeben, manchmal seien sie „theologisch reflektiert“ eingeführt worden, manchmal „aus praktischen Erfordernissen heraus“ von unten ausgebildet worden.
      Quelle: BR Regionalzeit-Gespräch, 19.02.2018

      • Wanda
        20.02.2018, 15:51 Uhr.

        Erasmus 15:12
        – War mir bisher unbekannt, ist aber hochinteressant. Damit kämen die geistlichen Herren der röm.-kath. Kirche meiner Meinung nach aus dem Elfenbeinturm heraus, in den sie sich selber (und nicht der Nazarener) völlig unnötig eingesperrt haben.
        Bin auch überzeugt, dass sich damit der priesterliche Nachwuchsmangel mindern würde.

      • Alberto Knox
        20.02.2018, 16:01 Uhr.

        die schwester des neuen bischofs arbeitet beim cusanuswerk und gilt als sehr aufgeschlossen.

  • Silvia
    20.02.2018, 18:34 Uhr.

    Ich bin absolut keine Befürworterin des Pflichtzölibats, aber der alleine kann nicht für Kindesmissbrauch ursächlich sein, sonst gäbe es nicht so viele Missbrauchsfälle in Familien oder deren engstem Umfeld, in Sportvereinen und überall da, wo Männer mit Kindern und Jugendlichen in engen Kontakt kommen.

    • Wanda
      21.02.2018, 14:30 Uhr.

      Silvia 18:34
      – Sicher richtig. Die Abschaffung des Zölibates allein auf das Argument der Pädophilie zu verengen geht am Problem vorbei. Das Spektrum ist viel breiter. So gäbe es ohne Zwangszölibat wahrscheinlich keinen so einen gravierenden Fehlbestand an Seelsorgern und ich wage zu behaupten, solche mit Partner oder verheiratete stehen wirklich im wahren Leben, könnten viele Problemen viel besser nachvollziehen und wären für so manch kritischen Gläubigen endlich Gesprächspartner „auf Augenhöhe“…

  • Novalis
    21.02.2018, 0:29 Uhr.

    „überall da, wo Männer mit Kindern und Jugendlichen in engen Kontakt kommen.“

    Nur mal am Rande: Auch Frauen missbrauchen Kinder.

    Zutreffender: „überall da, wo Menschen in einer unhinterfragten Machtposition mit Kindern und Jugendlichen in engen Kontakt kommen“.
    Zu diesen „unhinterfragten Machtpositionen“ gehört halt eben auch der zölibatäre – angeblich heilige – Priester.

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