Heute war Papst Franziskus als Seelsorger unterwegs. In Trujillo im Norden Perus wollte er den Opfern des Küsten-El-Ninos Trost spenden und mit einer Papamobilfahrt in einem der am schwersten betroffenen Gebiet der Stadt demonstrativ zeigen, dass auch ein Jahr nach dem Ereignis wenig für den Wiederaufbau getan wurde. Bei einem Gottesdienst mit rund 200.000 Menschen am Pazifikstrand erinnerte Franziskus besonders an die, „die ihre Häuser bis heute nicht aufbauen konnten“. Er fügte hinzu: „Auch deswegen wollte ich hier sein und mit euch beten.“ Er kritisierte bei dem Gottesdienst scharf „das organisierte Verbrechen mit seinen Auftragsmorden“, die er als „andere Unwetter“ bezeichnete. Am Nachmittag forderte er die Lateinamerikaner auf, gegen die „Plage“ der Frauenmorde zu kämpfen. „Und es sind unzählige Situationen von Gewalt, die hinter so vielen Mauern totgeschwiegen werden.“ Er forderte eine entsprechende Gesetzgebung und eine „Kultur der Ablehnung jeder Form von Gewalt“. Beim Treffen mit dem Klerus und Ordensleuten mahnte er diese zu Demut in ihrer Haltung und zur Einheit. Allerdings garnierte der sichtlich gut gelaunte Papst seine Botschaft mit einer Reihe Anekdoten und damit wirkte das Ganze nicht sehr streng.
Die Menge bereitete Franziskus einen herzlichen Empfang. (Quelle: Erbacher)
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Es dürfte der Hauptakzent für die Tage in Peru gewesen sein: die wenigen Stunden am Freitag im Amazonasgebiet. Viereinhalb Stunden war Papst Franziskus in Puerto Maoldonado. Bei den Menschen dort und in der gesamten Amazonasregion weckte er in dieser kurzen Zeit aber enorme Hoffnungen und zwar in mehrfacher Hinsicht. Er sprach ihnen Mut zu, ihre Anliegen weiter offensiv zu vertreten. Er machte deutlich, dass er dabei an ihrer Seite steht und sie aus seiner Sicht ein Recht haben, gehört zu werden; ja ein Recht an dem Land haben. „Liebt dieses Land, betrachtet es als eures“, rief er ihnen zu. Zurück in Lima zeigte Franziskus beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft, dass er es ernst meint. Er forderte, „die Menschen und Völker vor Ort als vollwertige Gesprächspartner zu hören, anzuerkennen und zu respektieren“. Der Papst will, dass Politik und Wirtschaft den Indigenen auf Augenhöhe begegnen. Anders als sonst wurde Franziskus beim Treffen mit den Vertretern der Zivilgesellschaft sehr deutlich und prangerte die Korruption scharf an. Präsident Pedro Pablo Kuczynski applaudierte zwar; doch gerade auch seiner Regierung galt die scharfe Kritik. Von den mehreren tausend Menschen, die vor dem Präsidentenpalast ausharrten, wurden die Worte des Papstes mit viel Beifall unterstützt.
Papst Franziskus im Kreis der Stammesführer verschiedener indigener Völker. (Quelle: Erbacher)
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Mit dem Papst in der Wüste. Das gibt es selten. Mit dem Papst eine fliegende kirchliche Trauung zu erleben, das gab es bisher nur einmal, heute auf dem Weg von Santiago de Chile nach Iquique im Norden des Landes. Am vierten Tag seiner Lateinamerikareise ging Papst Franziskus einmal mehr an die Ränder. Iquique liegt am Rande der Atacama, der trockensten Wüste der Welt. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Franziskus zwei Themen: Migration und Freude. Viel Freude gab es zuvor auf dem zweistündigen Flug. Der Papst traute spontan zwei Flugbegleiter, die bereits seit acht Jahren zivil verheiratet sind. Am Rande des Gottesdienstes in Iquique äußerte sich der Papst zum umstrittenen Bischof von Orsono, Juan Barros Madrid. Wenn man ihm einen Beleg für die Anschuldigungen vorlege, werde er sich dazu äußern. Es gebe aber keinen einzigen Beweis. „Das ist alles Verleumdung.“ Klare Worte, die in Chile sicherlich auf Kritik stoßen werden. Am Abend traf Franziskus in Lima ein und wurde von den Menschen in Perus Hauptstadt begeistert empfangen.
Die Messe fand direkt am Übergang der Wüste zum Meer statt. Hinter dem Altar sind es nur wenige hundert Meter bis zum Pazifik. (Quelle: Erbacher)
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Es war der Tag der Mapuche bei dieser 22. Auslandsreise von Papst Franziskus. Am Morgen feierte er in Temuco, im angestammten Gebiet der Mapuche, einen Gottesdienst. Dabei machte er sich erneut für die Rechte der indigenen Völker stark, verurteilte aber zugleich Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele scharf. Beim Gottesdienst waren wiederholt Klänge aus der Tradition der Indigenen zu hören. Auffallend war, dass auf dem Platz, der 400.000 Menschen fassen konnte, nach offiziellen Angaben nur 150.000 Gläubige den Gottesdienst mitfeierten. Die hunderttausende Argentinier, von denen im Vorfeld in Medienberichten die Rede war, suchte man vergeblich. In seiner Predigt erwies Franziskus den Chilenen die Ehre, die während der Pinochet-Diktatur gefoltert oder getötet worden waren. Das Gebiet, in dem der Gottesdienst stattfand, ein Militärflugplatz, sei „der Ort schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen“, sagte der Papst. Beim Besuch der Katholischen Universität von Chile rief er am Abend einmal mehr zur Einheit im Land auf.
Papst Franziskus beim Mittagessen in Temuco. (Quelle: SPC)
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„Das Volk Gottes erwartet und braucht keine Superhelden, es hofft auf Hirten und Gottgeweihte, die Mitleid haben, die zu helfen wissen, die sich Zeit nehmen für diejenigen, die gefallen sind.“ Das ist die Botschaft von Papst Franziskus an den Klerus und die Ordensleute in Chile. Seine Rede in der Kathedrale von Santiago de Chile am Nachmittag war programmatisch und grundsätzlich und gilt wohl über Chile hinaus. Er zeichnete ein Bild des Seelsorgers, der die Realität wahrnimmt und sich nicht wehmütig in einem Bild längst vergangener, vermeintlich besserer Zeit einschließt. Scharf wies er anschließend gegenüber den Bischöfen ein Elitedenken von Seiten der Kirche zurück. Gleich zweimal sprach er am ersten Tag in Chile den Missbrauchsskandal an. Zum Auftakt seines Besuchs schloss er sich beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatischem Corps der Entschuldigungsbitte der chilenischen Bischöfe an. Er komme „nicht umhin, den Schmerz und die Scham zum Ausdruck zu bringen, die ich angesichts des nicht wieder gutzumachenden Schadens empfinde, der Kindern von Geistlichen der Kirche zugefügt worden ist“. Es sei recht, „um Verzeihung zu bitten und mit allen Kräften die Opfer zu unterstützen“. Den politischen Termin nutzte er auch, um sich für die „autochthonen Völker“ stark zu machen. „Ihre Rechte müssen beachtet und ihre Kultur geschützt werden, damit nicht ein Teil der Identität und des Reichtums dieser Nation verloren geht“, mahnte der Pontifex. Nach innen fand Franziskus einmal mehr eine deutliche Sprache. Seine Worte zum Thema Missbrauch und Indigene dürften vielen sicherlich nicht weit genug gegangen sein. Immerhin traf er sich am Dienstagnachmittag Ortszeit mit einer kleinen Gruppe von Missbrauchsopfern durch Kleriker. Der Vatikan teilte am Abend nur mit, dass das Treffen in der Nuntiatur etwas über eine halbe Stunde gedauert habe. Außer dem Papst und den Opfern sei niemand anwesend gewesen.
Die „Vielfalt der kulturellen Polyphonie“ gilt es zu wahren, mahnte Papst Franziskus vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft. (Quelle: Erbacher)
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Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat in einem Interview der Osnabrücker Zeitung ein Tabuthema berührt und neue Diskussionen ausgelöst. Als erster katholischer Bischof kann er sich vorstellen, über eine Segnung homosexueller Paare nachzudenken, die allerdings nicht zu verwechseln sei mit einer Trauung. „Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert“, so Bode, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist.
Bisher schweigen die Kollegen von Bischof Bode. Ob es zu einer sachlichen Diskussion kommen wird? (Quelle: dpa)
Viele Spekulationen und wenig Konkretes – so könnte man den ersten Tag der 22. Auslandsreise von Papst Franziskus nach Chile und Peru zusammenfassen. Bei der Ankunft am Abend in Santiago de Chile gab es am Flughafen zwar eine kleine Begrüßungszeremonie, aber keine Reden. Allerdings setzte Franziskus ein kleines, aussagekräftiges Zeichen. Seine erste Station in Chile war das Grab von Enrique Alvear, der im Volk als Armenbischof verehrt wird. Mit dem Besuch, der kurzfristig ins Programm aufgenommen worden war, setzte Franziskus einen interessanten Akzent zum Auftakt seines dreitägigen Aufenthalts in Chile. Ohne große Worte machte er deutlich, wo seine Präferenzen liegen und wie er sich die Kirche vorstellt. Auf dem Weg zur Nuntiatur säumten anschließend Zehntausende Menschen die Straßen, durch die der Papst mit dem Papamobil fuhr.
Präsidentin Michelle Bachelet begrüßte Papst Franziskus am Flughafen persönlich. (Quelle: Erbacher)
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Zum vierten Mal besucht Papst Franziskus Südamerika. Am Montagabend Ortszeit wird er in Chile erwartet. Donnerstag fliegt er weiter nach Peru. In beiden Ländern wird er bei den Gläubigen und im Klerus für seine Vision der Kirche werben, die sich radikal an der Botschaft Jesu orientiert und damit an der Seite der Menschen steht. Diese simple biblische Haltung hat Sprengkraft im Heimatkontinent des Papstes. Denn die Kirche ist tief gespalten, gerade auch in den beiden Besuchsländern. Da gibt es auf der einen Seite durchaus einen Teil, der den Kurs des Papstes unterstützt. Aber ein großer Teil der katholischen Kirche sieht Franziskus und seine „arme Kirche an der Seite der Armen“ kritisch. Karrierismus, Elitedenken und Kungeleien mit den Mächtigen und Reichen – alles das, was Franziskus bekämpft, gehört an vielen Orten zum kirchlichen Alltag. Auf der einen Seite gibt es einflussreiche konservative Gruppierungen wie das Opus Dei, auf der anderen Seite gibt es eine immer größer werdende Zahl von Priestern und Bischöfen, die sich in ihrem Wirken von der Theologie der Befreiung inspirieren lassen. Das führt zu Spannungen, Verwerfungen und Spaltungen innerhalb der Kirche. Neben den Kontroversen um den Kurs der Kirche warten weitere Probleme auf Franziskus: die Last der Geschichte etwa in Bezug auf das Verhältnis der Kirche zu den Indigenen, die Rolle der Kirche während der Militärdiktatur in Chile oder offene Fragen im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen.
In Chile laufen die letzten Vorbereitungen. Nach dem mit 15 Stunden und 40 Minuten längsten Flug seines Pontifikats wird Papst Franziskus am Montagabend gegen 20 Uhr Ortszeit in der Hauptstadt Santiago de Chile erwartet. (Quelle: reuters)
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Es ist eines der zentralen Themen des Pontifikats: die Migration. Franziskus fordert von den Zielländern, vor allem den Christen dort, eine Willkommenskultur. In den vergangenen Monaten nimmt er allerdings auch stärker die Migranten selbst in den Blick. Er mahnte sie, bereit zu sein, sich in den Aufnahmeländern zu integrieren. Zum katholischen Welttag der Migranten und Flüchtlingen heute wiederholte er seine Forderungen. Beide Seiten müssten „kennenlernen und anerkennen“. Die Flüchtlinge müssten „die Gesetze, die Kultur und die Traditionen der Aufnahmeländer“ kennenlernen und achten. Die örtlichen Gemeinschaften sollten sich „ohne Vorurteile dem Reichtum der Verschiedenheit“ öffnen. Die Migranten sollten Verständnis zeigen für die Ängste in den Aufnahmeländern, erklärte Franziskus. „Zweifel und Befürchtungen zu haben ist keine Sünde“, sagte Franziskus. Sünde sei es allerdings, wenn die Ängste das Handeln bestimmten. Sünde sei es auch, „auf die Begegnung mit dem Anderen, mit dem Außenseiter, mit dem Nächsten zu verzichten“.
Beim Gottesdienst heute Morgen nahmen Migranten und Flüchtlinge teil, die derzeit im Bistum Rom leben. (Quelle: reuters)
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Mit einem aufrüttelnden Bild mahnt Papst Franziskus zum Jahreswechsel zum Frieden. Es zeigt einen Jungen, der seinen toten Bruder nach dem Atombombenabwurf auf Nagasaki 1945 zum Krematorium trägt. Wie der Vatikan am Samstagabend mitteilte, wurde das Foto eines amerikanischen Fotografen auf Wunsch des Papstes nachgedruckt und werde nun verteilt. Auf der Rückseite findet sich neben der Unterschrift des Papstes der Satz: „… die Frucht des Krieges“ sowie eine Erklärung zu dem Bild, die auf die Schilderungen des US-Fotografen Joe O’Donnell (1922-2007) zurückgeht. Papst Franziskus hatte in den vergangenen Monaten mehrfach den Besitz von Atomwaffen scharf verurteilt und als unmoralisch bezeichnet. Er sprach von „Selbstmord der Menschheit“ angesichts atomarer Drohgebärden. Schon beim Besuch eines amerikanischen Soldatenfriedhofs in der Nähe von Rom zu Allerseelen hatte er in das dortige Gästebuch geschrieben: „Dies sind die Früchte des Kriegs: Hass, Tod und Blutrache. Vergib uns, Vater.“ Am 1. Januar feiert die katholische Kirche traditionell den Weltfriedenstag.
Vorder- und Rückseite der Karte, die Papst Franziskus zum Jahreswechsel hat drucken lassen. (Quelle: Vatikan)
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