Papst zu Gast im „protestantischen Rom“

Mit seinem Besuch beim Weltkirchenrat in Genf wollte Papst Franziskus der ökumenischen Bewegung neuen Schwung verleihen. Anlass der Visite war der 70. Jahrestag der Gründung des Weltkirchenrats 1948, der in Genf seinen Sitz hat. Es war kein Tag euphorischer ökumenischer Töne. Vielmehr ging es darum zu unterstreichen, dass im alltäglichen Miteinander der Konfessionen bereits viel möglich ist und in dieser praktischen Ökumene bereits ein großer Gewinn liegt. Die Theologie spielte heute keine Rolle. Es war ein christliches Spitzentreffen, denn Weltkirchenrat und katholische Kirche vertreten zusammen knapp 90 Prozent der weltweit 2,3 Milliarden Christen. Der Generalsekretär des Weltkirchenrats Olav Fykse Tveit sprach von einem „Meilenstein in den Beziehungen der Kirchen untereinander“. Im Mittelpunkt vieler Ansprachen standen Themen der Gerechtigkeit und des Friedens. Franziskus prangerte die wachsende wirtschaftliche Ungerechtigkeit an. Nach Für Tveit geht von dem Tag ein Hoffnungssignal aus, „Weil wir wissen, dass wir für all jene, die in Not sind, mehr tun können, wenn wir zusammenarbeiten.“

„Das ist eine Reise in Richtung Einheit“, so Papst Franziskus heute Morgen auf dem Weg nach Genf. (Quelle: dpa)

Papst: Ökumene ist „Verlustgeschäft“

„Sehen wir das, was konkret machbar ist, anstatt uns durch das entmutigen zu lassen, was nicht getan werden kann“, betonte Franziskus am Nachmittag bei einer ökumenischen Begegnung. Bereits am Vormittag erklärte er zum Thema der Reise: „‘Gemeinsam gehen, gemeinsam beten, gemeinsam arbeiten‘: Das ist unser Königsweg.“ Gift für die Ökumene, so könnte man die Worte des Papstes übersetzen, ist das Beharren auf Eigeninteressen. „Die Ökumene ist ‚ein großes Verlustgeschäft‘“, erklärte das katholische Kirchenoberhaupt und verwies auf die Worte Jesu im Lukasevangelium: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“ (Lk 9,24) „Das Eigene zu retten bedeutet, im Fleisch zu wandeln; sich in der Nachfolge Jesu zu verlieren bedeutet, im Geist zu wandeln“, so Franziskus.

In der Geschichte habe es immer wieder Trennungen unter den Christen gegeben, „weil sich an der Wurzel, im Leben der Gemeinschaften eine weltliche Denkweise eingeschlichen hatte“, so Franziskus. Auch seien in der Vergangenheit Versuche, „diesen Trennungen ein Ende zu bereiten elend gescheitert, weil sie sich hauptsächlich an einer weltlichen Logik orientierten“. Franziskus blieb bei seinen Aussagen allgemein. Auch wenn einige Kollegen bei der einen oder anderen Aussage Anspielungen auf das Gebaren mancher evangelikalen oder orthodoxen Kirche sahen, dürfte der Papst wohl auch die eigene Kirche im Blick gehabt haben. Franziskus hält sich bei solchen Gelegenheit mit offener Kritik an den anderen zurück, weil er um die Fehler in der eigenen Geschichte weiß. „Wie schwierig ist es, die Feindseligkeiten zu beschwichtigen und die Gemeinschaft zu fördern; wie mühsam ist es, aus Gegensätzen und wechselseitigen Ablehnungen herauszukommen, die über Jahrhunderte genährt wurden“, beklagte Franziskus. Nach Ansicht des ÖRK-Generalsekretärs Tveit zeigt der Besuch des Papstes, „dass es möglich ist, Spaltungen und Distanz zu überwinden ebenso wie tiefgreifende Konflikte, die durch unterschiedliche Traditionen und Glaubensüberzeugungen verursacht wurden“.

Ökumene braucht Evangelisierung

Papst Franziskus machte deutlich, dass aus seiner Sicht die Welt einen „neuen Schwung bei der Evangelisierung“ braucht. „Wie an den Ursprüngen die Verkündigung den Frühling der Kirche kennzeichnete, so wird die Evangelisierung die Blüte eines neuen ökumenischen Frühlings kennzeichnen“, ist Franziskus überzeugt. Er warnte davor, das Christentum auf einen „diesseitigen Humanismus“ zu reduzieren, „der sich den Moden des Augenblicks anpasst“. Dabei betonte er die Bedeutung der Diakonie im Handeln der Christen. Die Glaubwürdigkeit des Evangeliums zeige sich daran, wie „die Christen auf den Ruf derer antworten, die in allen Winkeln der Erde durch Ungerechtigkeit Opfer der tragischen Zunahme eines Ausschlusses sind, der Armut erzeugt und die Konflikte nährt“. Dazu unterstrich die Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Agnes Aboum, dass es gerade in Krisensituationen wichtig sei, dass die christlichen Kirchen sich als Einheit wahrnehmen und gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden eintreten. Als Beispiele nannte sie den Südsudan, Kolumbien, die Demokratische Republik Kongo, Burundi und die koreanische Halbinsel. Aboum würdigte, dass es eine „neue Qualität“ der Zusammenarbeit zwischen dem ÖRK und verschiedenen vatikanischen Behörden gebe und verwies darauf, dass es ÖRK und Vatikan im September in Rom eine gemeinsame Konferenz zu Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und populistischem Nationalismus im Kontext von weltweiter Migration veranstalten werden. Franziskus warnte vor der Versuchung, „bestimmte kulturelle Denkmuster zu verabsolutieren und uns [die Christen] von parteilichen Interessen vereinnahmen zu lassen“.

Die katholische Kirche ist zwar kein Mitglied im Weltkirchenrat, aber es gibt eine enge Zusammenarbeit in verschiedenen gemeinsamen Kommissionen. Dabei geht es auch um Fragen von Gerechtigkeit, Frieden und Migration. Mit seinem Besuch in Genf verhilft Papst Franziskus dem Weltkirchenrat zu Aufmerksamkeit zu dessen 70. Gründungsjubiläum, die es sonst wohl nicht gegeben hätte. Sein Appell zum gemeinsamen gehen, beten und arbeiten dürfte zum einen an den Weltkirchenrat adressiert gewesen sein, der im Innern seit den 1990er Jahren unter großen Spannungen leidet. Wie schon zum Auftakt des 500-Jahr-Gedenkens der Reformation am 31. Oktober 2016 in Lund hat der heutige Tag gezeigt, wie selbstverständlich das Miteinander der christlichen Kirchen geworden ist, über alle Differenzen und Spannungen hinweg. Es sind Begegnungen auf Augenhöhe – damals in Lund und heute in Genf. Das ist ein Verdienst des ökumenischen Weges der vergangenen Jahrzehnte. Zugleich bleibt aber die Ungeduld, warum nicht mehr gemeinsam möglich ist – auch bei der Frage des Abendmahls und der Eucharistie, ein Thema, das heute überhaupt keine Rolle spielte – bis zum Rückflug. Aber dazu dann morgen mehr.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

50 Kommentare

  • Novalis
    21.06.2018, 17:56 Uhr.

    „Gift für die Ökumene, so könnte man die Worte des Papstes übersetzen, ist das Beharren auf Eigeninteressen. „Die Ökumene ist ‚ein großes Verlustgeschäft‘“, erklärte das katholische Kirchenoberhaupt und verwies auf die Worte Jesu im Lukasevangelium: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“ (Lk 9,24) „Das Eigene zu retten bedeutet, im Fleisch zu wandeln; sich in der Nachfolge Jesu zu verlieren bedeutet, im Geist zu wandeln“, so Franziskus.“

    Warum denkt man wohl bei den Leuten die Eigeninteressen vertreten just an die Bischöfe von Köln, Passau, Augsburg und Regensburg…

    • bernardo
      22.06.2018, 9:55 Uhr.

      Haben Sie den Brief von Kardinal Ladaria, in welchem dieser sich auf die „ausdrückliche Zustimmung des Papstes“ beruft, an Kardinal Marx gelesen oder wenigstens zur Kenntnis genommen? Falls nicht: „Der Heilige Vater ist deshalb zur Auffassung gekommen, dass das Dokument (die Handreichung) nicht zur Veröffentlichung reif ist.“

      Ladaria mag diplomatischer sein als sein Vorgänger Müller – Diplomatie war noch nie die Stärke der Deutschen -, substantiell hat sich jedenfalls nichts verändert.

      • Suarez
        22.06.2018, 12:37 Uhr.

        Nur anbei: Der Papst hat die Intention der Mehrheit der deutschen Bischöfe nicht nur verteidigt. Er hat sie GELOBT und die Handreichung der Bischöfe war ihm sogar zu wenig weitgehend.
        Wenn man sich dagegen anschaut, was Woelki und Voderholzer da wollten, dann sind Brief und Aussagen des Papstes nur eines: Ein glattes Misstrauensvotum für die beiden und ihre intrigantes Durchstechen einer vertraulichen Nachricht, das nur die Absicht verfolgte, den Papst und Kardinal Marx dumm dastehen zu lassen.

      • Novalis
        22.06.2018, 15:55 Uhr.

        Ja, habe ich durchaus. Das ist keineswegs ein ökumenischer Rückzieher. Hat der Papst auch ganz klar so dargestellt. Es gibt letztlich absolut keinen Grund, jemandem, der getauft ist und dasselbe Glaubensbekenntnis ablegt wie wir, die Kommunion zu verweigern. Das wissen auch die Bischöfe der Siebenerbande, die sich letztlich nur Gott in den Weg stellen aus einem Narzissmus der kleinen Eitelkeiten heraus. Grotesk ist es, aus der Frage der Zulassung von Evangelischen zum Messopfer eine Frage auf Leben und Tod zu machen.

  • Silvia
    21.06.2018, 20:07 Uhr.

    Hm, kürzlich kam aus Rom die Anweisung an die deutschen Bischöfe, ihre Handreichung zum Komunionempfang evangelischer Ehepartner von Katholiken (vorläufig) nicht zu veröffentlichen.

    Ich finde, dies sollte beim Thema Ökumene auch unbedingt erwähnt werden.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      21.06.2018, 23:28 Uhr.

      Der Papst hat sich im Flieger dazu geäußert. Dazu morgen mehr.

      • Silvia
        22.06.2018, 20:53 Uhr.

        Auf katholisch.de kann man nachlesen, was der Papst auf der „Fliegenden Pressekonferenz“ gesagt hat.

        Kurz zusammen gefasst nach meinem Verständnis:

        Nach Kirchenrecht kann jeder einzelne Diözesanbischof im Ausnahmefall erlauben, dass Nichtkatholiken die Kommunion erhalten.

        Eine Bischofskonferenz kann dies aber nicht flächendeckend für ein ganzes Land beschließen.

        Es geht hier um AUSNAHMEN, nicht um eine neue Norm. Es geht hier im konkreten Streitfall um evangelische Ehepartner von Katholiken, nicht um Interkommunion für und mit allen Getauften aller Konfessionen.

        Es geht dem Papst nicht darum, etwas Neues auf Weltkirchenebene einzuführen sondern darauf hinzuweisen, was nach bestehendem Kirchenrecht in EINZELFÄLLEN schon jetzt möglich ist.

        • Jürgen Erbacher
          Jürgen Erbacher
          23.06.2018, 22:07 Uhr.

          Auch die deutschen Bischöfe wollen nichts Neues einführen, sondern eine Orientierung für die Priester geben, diese Einzelfälle gut handhaben zu können. Das bestätigt ja auch der Papst in der PK. Dass im Prozess der Erarbeitung Rom nicht eng eingebunden wurde, ist ein Fehler gewesen. Vermutlich hätte man dann die aktuelle Hängepartie verhindern können.

          • Brigitta
            27.06.2018, 22:30 Uhr.

            Wenn wir eine synodalere Kirche wollen, muss ich doch als kleines Land auf der Weltkarte aber mit einem Problem, das nur wenige andere Bischöfe haben, die ja zum Teil auch schon Richtlinien herausgebracht haben, ohne dass es diesen Aufschrei gegeben hat, doch so ein „Problemchen“ aus Sicht der Weltkirche nicht mit „ganz oben“ besprechen, noch dazu, weil es genügend Veröffentlichungen von „ganz oben“ gibt, die das vorwegnehmen, was die Bischöfe beschlossen hatten.

  • Silberdistel
    21.06.2018, 22:16 Uhr.

    Wenn Jesus Christus tatsächlich im Zentrum stünde und nicht urteilende egoistische Theologie, gelänge mit Sicherheit noch viel mehr.
    Ein Satz von @Herrn Erbacher beunruhigte mich diesbezüglich sehr: „Zugleich bleibt aber die Ungeduld, warum nicht mehr gemeinsam möglich ist – auch bei der Frage des Abendmahls und der Eucharistie, ein Thema, das heute überhaupt keine Rolle spielte – bis zum Rückflug“ Zitatende.
    Wer im allgemeinen Christen näher kennt, der liest in so einem Satz bereits argwöhnischst die implizite, leicht verschämt anklingende Nachricht, das Christen wiedermal nicht imstande waren zusammen Abendmahl, Eucharistie zu feiern? – Jesus gib, das dies nur eine arge Sinnestäuschung eines langen Sommerlochs war.

  • prospero
    22.06.2018, 14:16 Uhr.

    @Wrightflyer
    Ihren Ausführungen über die Orthodoxe Kirche in Russland stimme ich (vor allem weil ich gewisse Aspekte aus eigener Erfahrung kennengelernt habe) in vielerlei Hinsicht absolut zu. Es seien mir in diesem Zusammenhang einige zusätzliche Anmerkungen gestattet: Was das Verhältnis zwischen dem Vatikan und dem Moskauer Patriarchat betrifft, so bestehen bis heute Belastungen, die in die Amtszeit des polnischen Papstes zurückzuführen sind.
    Obwohl man in der Ära Wojtyla immer wieder das gute Verhältnis zur Orthodoxie betonte, setzte der Vatikan nach dem Zusammenbruch des Kommunismus alles daran seinen Einfluss in Russland auszubauen. Nun gab es seit Paul VI. ein inoffizielles Abkommen zur Zusammenarbeit: Dabei handelte es sich um pastorale Fragen und unter besonderen Umständen die Möglickeit zur gegenseitigen Sakramentenspendung. Beide Seiten einigten sich außerdem darauf, dass eine jede Abwerbung von Gläubigen der anderen Seite zu unterlassen sei.
    Unter JP II verlor diese Übereinkunft unter den kirchenpolitisch geänderten Verhältnissen dann jegliche Bedeutung; in den folgenden Jahren wurde dann eine jede sich bietende Gelegenheit benutzt um auf Konfrontationskurs zu gehen. Ein diesbezüglicher Höhepunkt bestand für die Patriarchatskirche vor allem in der Einrichtung von römisch-katholischen Kirchenstrukturen, die mehr oder weniger unverhohlen „Missionsarbeit“ betrieben. Als dann außerdem im Jahre 2002 in Moskau ein Bischofssitz eingerichtet wurde, legte man sämtliche zwischenkirchlichen Beziehungen auf Eis.
    Unter der Amtszeit des Joseph Ratzinger – was vor allem durch seine Wertschätzung in orthodoxen Kreisen bedingt ist – kam es dann zu einer vorsichtigen Wiederaufnahme der Kontakte. Als dann Jorge Mario Bergoglio zum Bischof von Rom gewählt wurde, war er von allem Anfang um ein gutes Verhältnis bemüht. Es ist bekannt, dass er während seiner Zeit in Buenos Aires zu orthodoxen Kreisen ausgezeichnete Kontakte unterhielt; auch betont er bis heute, dass er ihrer Spiritualität und ihrer Theologie größte Wertschätzung entgegenbringt.
    Andererseits wurde berichtet, dass bei den regelmäßige Sitzungen der Patriarchatsynode immer wieder das Wirken des „neuen Mannes in Rom“ in positiver Weise kommentiert wurde. Diverse Besuche von Metropolit Hilarion (seines Zeichens Chef der „Abteilung für zwischenkirchliche Beziehungen“) bei Franziskus gelten in den Kontakten als ein Zeichen der Normalität. In diesem Kontext stand auch die Begegnung und von Patriarch und Papst im Februar 2016.
    Mittlerweile wurde jedoch kolportiert – und da sind wir bei der von ihnen erwähnten Beziehung kirchlicher Kreise zum „System Putin“ – dass der russische Machthaber dem Weiterausbau der Beziehungen zwischen Franziskus und Kirill eine klare Absage erteilt. Es ist mehr als offensichtlich, dass die Antipathie gegen den Mann aus Argentinien durch dessen Kritik an Putins Aktivitäten in Syrien und der Ukrainekrise begründet wird.

    • Novalis
      22.06.2018, 18:54 Uhr.

      Es hat sogar eine Zeitlang eine Interkommunion mit den russisch Orthodoxen gegeben. Sobald die aber nicht mehr Hilfe aus dem Westen brauchten, haben sie das hässliche Bild gezeigt, das sie auch heute wieder an den Tag legen. Erst jüngst wurden wir Katholiken als Häretiker bezeichnet – ich kann mich nicht erinnern, wann Lutherische das zuletzt getan hätten!

      • Jürgen Erbacher
        Jürgen Erbacher
        22.06.2018, 19:18 Uhr.

        Man muss allerdings beachten, dass es bestimmte ortododxe Kirchen sind, die diesen Vorwurf erheben, nicht alle Orthodoxen.

        • Novalis
          22.06.2018, 22:50 Uhr.

          Sehr geehrter Herr Erbacher,
          ich dachte aus dem Kontext wird klar, dass ich die Russen meinte. Als staatlich gelenkte Kirche ist mit denen Ökumene nicht zu wollen.

  • bernardo
    22.06.2018, 22:27 Uhr.

    Interessant, wie die Worte Ladarias in ihr Gegenteil verkehrt werden. Hier Auszüge aus dem Originaltext auf Italienisch: „2. Il nostro colloquio del 3 maggio 2018 ha mostrato che il testo del sussidio solleva una serie di problemi di notevole rilevanza. Il Santo Padre è perciò giunto alla conclusione che il documento non è maturo per essere pubblicato. I motivi essenziali di questa decisione possono essere riassunti come segue:
    a. La questione dell’ammissione alla comunione di cristiani evangelici in matrimoni interconfessionali è un tema che tocca la fede della Chiesa e ha una rilevanza per la Chiesa universale.“
    Meine Übersetzung: „2. Unser Gespräch vom 3. Mai 2018 hat gezeigt, dass der Text zur Handreichung eine Reihe bedeutender Probleme aufwirft. Der Heilige Vater ist daher zur Schlussfolgerung gelangt, dass das Dokument nicht reif zur Veröffentlichung ist. Die essentiellen Motive dieser Entscheidung lassen sich wie folgt zusammenfassen: a. Die Frage der Zulassung evangelischer Christen in interkonfessionellen Ehen ist ein Thema, das den Glauben der Kirche berührt und von Bedeutung für die Universalkirche ist.“

    Nix von wegen „nicht weitgehend“ genug. Außerdem ist damit dem Febronianismus oder besser gesagt dem Germanicanismus (die Gründe für diese Namensgebung habe ich bereits erläutert) Marx‘ und seiner Follower ein Riegel vorgeschoben. Wenn man diesen Brief als Unterstützung der Mehrheit der Bischofskonferenz deutet, dann könnte man auch die Verlegung der amerikanischen Botschaft nach Jerusalem als Unterstützung Trumps für die Palästinenser werten. 🙂

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      23.06.2018, 22:04 Uhr.

      Mir wurde von den zuständigen vatikanischen Stellen versichert, dass es den Brief von Erzbischof Ladaria nur in Deutsch – als Original – gibt. Sandro Magister hat daraus eine italienische Fassung erstellen lassen.

      • Silvia
        23.06.2018, 22:38 Uhr.

        Auf katholisch.de wurde der Inhalt des Briefes auf Deutsch genauso wiedergegeben wie @ bernardo hier ausführt.

        Kein Wort davon, dass die Handreichung dem Papst nicht weit genug ginge.

        • Novalis
          24.06.2018, 16:23 Uhr.

          Der Papst hat sich eindeutig geäußert, also bitte keine unwahren Äußerungen wegen Informationsmangels.

        • bernardo
          24.06.2018, 18:22 Uhr.

          @ Silvia: Es passt eben nicht in das Franziskus-Bild. Nun ist der reale Franziskus, so problematisch ich ihn in manchen Punkten finde, eine sehr viel komplexere Figur als der öffentliche. Die öffentliche, an der er allerdings mitgewirkt hat, ist beinahe die Karikatur eines Papstes. Der reale Franziskus hingegen ist ein Machtpolitiker, wie er keiner der letzten fünf oder sechs Päpste war.

          • Silvia
            25.06.2018, 11:32 Uhr.

            bernardo
            24.06.2018, 18:22 Uhr.

            Das gezielte Erschaffen eines öffentlichen Bildes, das den Massen sympathisch ist, findet man auch bei Diktatoren, womit ich NICHT behaupten will, dass Franziskus mit einem politischen Diktator gleichzusetzen ist, aber die PR ist ähnlich.

            Und um mal zu echten Reformen zu kommen: Von der Kommission über das Frauendiakonat hört man auch nichts mehr.

          • Brigitta
            27.06.2018, 23:04 Uhr.

            Ihre Beschreibung von Papst Franzikus „als beinahe eine Karikatur des Papstamtes“ ist ehrabschneidend.

          • Brigitta
            27.06.2018, 23:37 Uhr.

            Da täuschen Sie sich aber gewaltig: Pius XII war gelernter Diplomat und zunächst Nuntius in Bayern (gab es damals noch) dann in Berlin und hat sehr wohl auch als Papst sehr politisch agiert, allerdings nicht so in der Öffentlichkeit sondern im geheimen, wie man seit der Öffnung eines Teils der Archive weiß, ob immer richtig wird zumindest von manchen in Frage gestellt. Auch Johannes XXIII war als Diplomat in Istambul tätig, später hat er sich unter anderem erst um die französischen dann um die deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich gekümmert und das Unrecht laut angeprangert, um nur drei Beispiele aus seinem langen Leben zu nennen, zu Paul VI fällt mir adhoc nichts ein, Johannes Paul I hat sich unter anderem mit Erzbischof Macinkus angelegt wegen dessen Geldgeschäften, wegen der ja unter anderem eine Bank bankrott anmelden musste, Johannes Paul II war immer politisch – unter dem NS-Regime genauso wie unter dem Kommunismus und auch als Papst unter anderem durch seine Unterstützung der Solidarnos, bei der man heute vermutet, dass hier auch sehr viel Geld vom Vatikan an die geflossen ist. Unpolitisch nein eigentlich schon apolitisch ist nur Benedikt, wenn man nur an seine unsägliche Rede in Ausschwitz denkt, mit der er soviel zerstört hat – wie anders da Franziskus, der in Ausschwitz still betet …

    • Novalis
      23.06.2018, 22:27 Uhr.

      Febronianismus. Welche Verschwörungstheorie kommt als nächstes?

      • bernardo
        24.06.2018, 16:13 Uhr.

        Wahrscheinlich jene Theorie, die besagt, finster-reaktionäre Vatikankreise um die Kardinäle Müller, Sarah und Burke, das Opus Dei und die Legionäre Christi im Verbund mit „üblen“ Journalisten wie Sandro Magister und rechtsreaktionären Portalen wollten dem Papst das Leben so schwer wie möglich machen und ihn zum Rücktritt treiben.

        • Brigitta
          27.06.2018, 23:40 Uhr.

          woran ja auch Wahres zu sein scheint, kann man ja teilweise auch nachlesen.

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