Papstberater auf der Anklagebank

Er gehört zu den mächtigsten Männern der katholischen Kirche: Kardinal George Pell. Seit heute ist klar, die australische Justiz wird Anklage erheben wegen verschiedener Missbrauchsvorwürfe. Pell plädiert auf „nicht schuldig“. Aus dem Vatikan heißt es in einer ersten Reaktion, man nehme die Entscheidung zur Kenntnis. Pell bleibe weiter beurlaubt. Damit fällt der wichtigste Finanzreformer des Papstes weiterhin aus. Er ist aktuell nicht das einzige K9-Mitglied, das unter Beschuss steht. Gut fünf Jahre nach Beginn des Pontifikats, stehen einige der engsten Berater des Papstes schwer unter Druck. Die Frage ist, ob das zu einer Belastung für das Pontifikat werden könnte.

Ein ungewöhnliches Bild: Die drei Opfer sexuellen Missbrauchs aus Chile, die am Wochenende mit Papst Franziskus gesprochen haben, sind offizielle Gäste im Vatikan und wohnen im Gästehaus Santa Marta. Hier beobachten sie am Sonntag auf einer Dachterrasse des Vatikans das Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Pater Jordi Bertomeu (2.v.r.), einer der beiden päpstlichen Sonderermittler, erklärt Jose Andres Murillo (l), James Hamilton (3.v.l.) und Juan Carlos Cruz (r) das Geschehen auf dem Platz. (Quelle: ap)

Reformen im Vatikan gebremst

Obwohl die Vorwürfe gegen Kardinal George Pell bereits bekannt waren, berief ihn Franziskus wenige Wochen nach seiner Wahl zum Papst im Frühjahr 2013 in den Kardinalsrat, kurz K9, der ihn bei der Reform der Römischen Kurie sowie bei wichtigen Entscheidungen in der Führung der Weltkirche berät. Im Februar 2014 ernennt ihn Franziskus zum Chef des neu geschaffenen Sekretariats für Wirtschaft. Pell soll bei den Finanzen im Vatikan aufräumen, für mehr Transparenz sorgen und die Wirtschaftsgeschäfte neu ordnen. Dabei stößt er auf heftigen Widerstand. Seitdem er sein Amt ruhen lässt, scheinen die alten Garden wieder die Oberhand zu gewinnen. Die Finanzreform droht, vielleicht mit Ausnahme der Säuberungsaktion in der Vatikanbank IOR, zu scheitern. Franziskus täte gut daran, möglichst bald einen Nachfolger für Pell als Chef des Wirtschaftssekretariats zu benennen. Zumal auch der Posten des Generalsekretärs der Behörde seit mehreren Wochen vakant ist, nachdem der Papst den bisherigen Amtsinhaber und ehemaligen Papstsekretär Alfred Xuereb zum Nuntius in Südkorea und der Mongolei ernannt hatte.

Weitere Kardinäle unter Druck

Mit Kardinal Francisco Javier Errazuriz Ossa, dem früheren Erzbischof von Santiago de Chile, steht ein weiteres Mitglied der K9 derzeit unter mächtigem Druck; und auch in seinem Fall geht es um das Thema Missbrauch. Unklar ist, welche Rolle der 84-Jährige beim Missbrauchsskandal in seinem Heimatland Chile spielt. Hat er die Aufarbeitung verschleppt und gar den Papst falsch über die Situation in seinem Heimatland informiert? Juan Carlos Cruz, eines der chilenischen Missbrauchsopfer, die am vergangenen Wochenende lange mit Papst Franziskus im Vatikan gesprochen haben, erklärte wiederholt, Errazuriz Ossa habe einen „enorm schlechten Einfluss“ auf Franziskus. Medien berichten, der Kardinal habe die Berufung von Cruz in die päpstliche Kinderschutzkommission verhindert. Errazuriz Ossa wies die Vorwürfe zurück. Ob er an den Beratungen des Papstes mit den chilenischen Bischöfen in wenigen Tagen im Vatikan teilnehmen wird, ist bisher unklar.

Der Moderator der K9, der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, sah sich zum Jahreswechsel Vorwürfen ausgesetzt, er habe dubiose Gelder erhalten und verschwinden lassen. Maradiaga hatte damals erklärt, die Geldströme seien legal gewesen und „von höchster Stelle geprüft“. Auffallend war, dass die Vorwürfe just im Vorfeld des 75. Geburtstags von Maradiaga auftauchten, als wollte man den Papst damit unter Druck setzen, seinen Gefolgsmann in den Ruhestand zu versetzen. Franziskus reagierte gelassen. Maradiaga ist noch immer im Amt, sowohl als Erzbischof von Tegucigalpa als auch als Moderator der K9. Allerdings ist der 75-Jährige seit längerer Zeit gesundheitlich angeschlagen und muss sich immer wieder zu längeren Klinikaufenthalten in die USA begeben. Immerhin erklärte Maradiaga im Vorfeld des letzten K9-Treffens vergangene Woche, dass das Papstdokument für die Kurienreform „praktisch fertig“ sei und er hoffe, dass es noch in diesem Jahr veröffentlicht werden könne.

Deutsche Bischöfe im Vatikan

Kardinal Reinhard Marx, ebenfalls Mitglied der K9, steht wegen des Papiers zum Kommunionempfang in konfessionsverschiedenen Ehen unter Druck. Dass es ihm nicht gelungen ist, die Bischofskonferenz in dieser Frage zu einen, sieht man im Vatikan kritisch. Und auch innerhalb der Bischofskonferenz hängt der Haussegen schief, nachdem sieben Diözesanbischöfe ohne Wissen ihrer Mitbrüder in der Sache nach Rom geschrieben haben. Am Donnerstag findet im Vatikan ein erstes Gespräch statt. Neben den Kardinälen Reinhard Marx und Rainer Maria Woelki nehmen die Bischöfe Karl-Heinz Wiesemann, Rudolf Voderholzer, Gerhard Feige und Felix Genn  sowie der Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, ich an dem Treffen teil. Der Vatikan ist mit den Leitern der Glaubenskongregation und des Ökumenerats, Erzbischof Luis Ladaria und Kardinal Kurt Koch, sowie mit dem Untersekretär des Justizrats, Markus Graulich, und dem Leiter der Lehrabteilung der Glaubenskongregation, Hermann Geißler, vertreten.

Der Papst hatte den Gesprächstermin im Vatikan selbst vorgeschlagen. Er wird nach bisheriger Planung daran nicht teilnehmen. Es gibt bislang auch keine Signale aus dem Vatikan, wie man dort den Versuch der Mehrheit der deutschen Bischöfe bewertet, in Einzelfällen auch dem evangelischen Partner in einer konfessionsverschiedenen Ehe den Kommunionempfang zu ermöglichen. Es dürfte also bei dem Treffen in Rom vor allen Dingen auch darum gehen, zwischen den Fronten innerhalb der Bischofskonferenz zu vermitteln. Daneben bietet das Treffen den vatikanischen Stellen die Möglichkeit, die Argumente der beiden Seiten direkt zu hören. Damit vermeidet man eine weitere mediale Schlammschlacht und versucht so zu verhindern, dass von interessierten Medien die Diskussion beeinflusst wird.

Für das Pontifikat von Franziskus ist es allerdings nicht ganz unerheblich, wie die gerade anstehenden schwierigen Fragen gelöst werden: der Umgang mit dem Missbrauchsskandal in Chile, die Kommunion für die konfessionsverschiedenen Ehen in Deutschland. Wie hier die Weichen in den nächsten Wochen gestellt werden, dürfte wichtiger sein für den Fortgang des Pontifikats als die internen Reformen im Vatikan.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

81 Kommentare

  • Silvia
    01.05.2018, 21:03 Uhr.

    An diesen Vorfällen sieht man, dass AUCH Papst Franziskus nicht immer eine glückliche Hand in Personalangelegenheiten hat. Und das sage ich ganz ohne Häme.

    Und den vatikanischen Finanzfilz zu entwirren, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Ich fürchte, das wird keinem Papst gelingen.

    Und was die fast fertige Kurienreform gebracht hat, erschließt sich mir nicht.

    • Wanda
      02.05.2018, 22:21 Uhr.

      So sehr ich Franziskus positiv anrechne, Fehler einzugestehen, so sehr kann man seine oft merkwürdigen Personalentscheidungen infrage stellen…
      – Fazit: ein normaler Mensch, der da den Ring des Fischers trägt. Und wenn man sich dann noch so anschaut, welche Vorgänger schon auf dem gleichen Stuhl (mal länger und mal weniger lang) sassen, darf man behaupten, der Heilige Geist war nur äusserst selten bei deren Wahl zugegen…

    • Silvia
      05.05.2018, 11:57 Uhr.

      Wrightflyer
      04.05.2018, 22:55 Uhr.

      Weil der Zölibat eben nur die Priester betrifft. Die Frauen nur insofern als dass sie als heimliche Geliebte eines Priesters bisher ein Schattendasein fristen müssen, aus dem sie aber jederzeit aussteigen können, während der Priester sein Amt verliert wenn er sich zu seiner Partnerin bekennt.

      • Brigitta
        06.05.2018, 15:16 Uhr.

        Ich weiß von einer Pfarrei, die das eheähnliche Zusammenleben des Pfarrers mit einer Frau toleriert hat, aber als er sich eine neue Lebensgefährtin genommen hatte und die vorherige quasi vor die Tür gesetzt hat, zerbrach daran fast die Pfarrei

    • Novalis
      07.05.2018, 1:29 Uhr.

      Man darf Kirchen- und Kurienreform nicht verwechseln.

  • Heilbründl
    02.05.2018, 0:58 Uhr.

    Wenn es Papst Franziskus ernst damit ist, Kompetenzen an die Bischofskonferenzen zurückzugeben, müsste er die 7 Bischöfe rügen, nicht ohne Rücksprache mit Marx das Problem gelöst zu haben. Man nennt das Verhalten auch Verrat.

    • Novalis
      07.05.2018, 1:29 Uhr.

      Das ist ja faktisch geschehen!

  • bernardo
    02.05.2018, 10:06 Uhr.

    „Für das Pontifikat von Franziskus ist es allerdings nicht ganz unerheblich, wie die gerade anstehenden schwierigen Fragen gelöst werden: der Umgang mit dem Missbrauchsskandal in Chile, die Kommunion für die konfessionsverschiedenen Ehen in Deutschland. Wie hier die Weichen in den nächsten Wochen gestellt werden, dürfte wichtiger sein für den Fortgang des Pontifikats als die internen Reformen im Vatikan.“

    Das sehe ich anders: Die Frage, wie man mit den Pädophilenskandalen in Chile umgeht – ich mag das Wort „Missbrauch“ nicht, denn es gibt auch keinen akzeptablen „Gebrauch“ von Personen -, wird entscheidend sein; die Frage der konfessionsverschiedenen Ehen ist ein fast rein deutsches Problem, betrifft also Kirchen, die in der Weltkirche immer unwichtiger werden.

    Was Pell angeht, so sollte man abwarten, was sich aus den Vorwürfen ergibt. Sogar der katholischen Positionen gegenüber unverdächtige GUARDIAN scheint etwas skeptisch zu sein bzgl. der Anklage. Aber möglich ist natürlich alles.

    Ein Wort zu telepolis: Danke für den Hinweis bzgl. des Papstartikels. Ich bin auch nicht mit allem einverstanden, was auf telepolis erscheint, aber dass dort nicht die antirussische Propaganda weitergetragen wird, der sich viele deutsche Medien ohne Sachverstand, aber immer die Moralkeule schwingend, angeschlossen haben, finde ich erfrischend.

    • Wanda
      03.05.2018, 2:13 Uhr.

      Bernardo 02.05. 10:06
      – Ohne in Haarspalterei zu verfallen. Ihre Aversion gegen das Wort „brauchen und auch gebrauchen“ im Zusammenhang mit Menschen teile ich so nicht. Jedenfalls habe habe ich in meinem doch schon einige Jahrzehnte währenden Leben Menschen „gebraucht“. Ohne die wäre es in verschiedenen Situationen überhaupt nicht gegangen. Und auch mich brauchte man gelegentlich: in einigen Fällen mit sogar positiven Auswirkungen, was mich noch heute freut, weil man mir ganz offen sagte „ich brauch Dich dringend“. Vermittelt ein gutes Gefühl…
      Natürlich ist mir klar, worauf Sie hinauswollen: den negativen Gebrauch und Missbrauch von Menschen, der täglich (bewusst und unbewusst) stattfindet.
      – Übrigens sind konfessionsverschiedene Ehen nicht nur in DEU, generell im nördlichen Europa und den USA eine ganz normale Sache, inzwischen sogar in den Latinoländern, wo die Evangelikalen beträchtlich an Boden gewinnen.
      – Und ob die r.-k. Kirche Deutschlands für die Weltkirche (was ist das?) immer unwichtiger wird, wage ich zumindest für die Finanzen des Vatikan zu bezweifeln: ein Grossteil seiner regelmässigen Einnahmen kommt unstreitig aus Deutschland. Vergessen Sie das nicht…

  • bernardo
    02.05.2018, 10:50 Uhr.

    Ein Wort noch zur Kreuzesdiskussion in Bayern, die typisch für die deutsche Kirche im Niedergang ist: Es ist befremdlich, wenn ausgerechnet katholische Bischöfe solche Maßnahmen kritisieren. Wie heißt es inzwischen im Internet: Lieber ein Ministerpräsident, der ein Kreuz aufhängt, als ein Kardinal, der sein Kreuz versteckt. Vielleicht sollte der eine oder andere mal im Korintherbrief nachlesen – „ut non evacuetur crux Christi“, damit das Kreuz Christi nicht zunichte gemacht werde.

    • Silberdistel
      02.05.2018, 12:20 Uhr.

      bernardo
      02.05., 10:50 h
      Die Kritik an der Kreuzanordnung mußte man in der Tat schon mind. 2x lesen, um zu verstehen das diese von einem kath. Kardinal Marx und nicht etwa von einem Anhänger des gleichnamigen Gesellschaftstheoretikers stammt, dessen 200jähriger Geburtstag in diesen Tagen gedacht wird und dem u.a. die Aussage „Religion ist Opium für das Volk“, zugeschrieben wird.
      Da jenem rk-Kardinal, wie dem EKD-Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm, schon das Tragen des Kreuzes in Jerusalem offensichtlich nicht so von Bedeutung waren; muß schon die Frage erlaubt sein, wie es denn hierzulande generell um das Verständnis der offiziellen Repräsentanten zum Religionsstifter steht.

      • Wanda
        03.05.2018, 3:01 Uhr.

        Bernardo 10:50 und Silberdiste 12:20
        Ein durchaus zweischneidiges Schwert mit dem Marx da herumfuchtelt.
        – Wenn er schon auf die (angemasste) Deutungshoheit zum Kreuz besteht und sie anderen Gläubigen abspricht, dann sollte er aber auch so konsequent sein und die totale Trennung von Staat und Kirche fordern wie im GG verankert ist und dessen Realisierung das Verfassungsgericht schon lange von der Politik fordert.
        Das aber möchte er wohl dann doch nicht riskieren, angesichts seiner recht üppigen Bezahlung und des ihm als Dienstwohnung vom Freistaat zur Verfügung gestellten Palais Holnstein…
        Dabei sollte er gut aufpassen, dass ihm seine leichtfertigen Aussprüche vor der Bischofskonferenz nicht vor die Füsse fallen (Zitate) „…der säkulare Rechtsstaat kann sich nicht aus sich selbst heraus begründen sondern ist auf andere Sinnstifter angewiesen“…und…“Religionsausübung ist keine Privat-sache sondern eine öffentliche Angelegenheit (wie das Kreuz?), da Religion zu den Grundlagen von Staat und Gesellschaft beiträgt“…
        Darf man unterstellen, dass er zumindest seinerzeit das Christentum und dessen Symbol das Kreuz gemeint hat ?
        – Wie flexibel allerdings dieser Kardinal und sein protestantisches Pendant mit dem Kreuz sonst umgehen, haben beide in Israel bewiesen…

    • Silvia
      02.05.2018, 14:19 Uhr.

      bernardo
      02.05.2018, 10:50 Uhr.

      Da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Interessant übrigens, was der österreichische Nuntius über die Mehrheit der DBK (Voderholzer hat sich inzwischen positiv zum „Kreuzerlass geäußert) sagt.

      • UlLrich Hopfener
        02.05.2018, 16:25 Uhr.

        @Silvia,
        das ganze beruht doch auch ein MISSVERSTÄNDNIS.

        da werden 2 Agenden verwechselt:

        1.die CSU hat ihre Grundsatzprogramme und ist zusätzlich im Wahlkampfmodus,

        2. das Grundsatzprogramm der Kirche ist Jesus Christus( WESEN-tlich also Eucharistie und die damit verbundene UNIVERSELLE Nächstenliebe. pars pro toto: der barmherzige Samariter..)

        also man muss das AUSEINANDERHALTEN!!

        Im Übrigen kann MP. Söder privat soviel Kreuze aufhängen wie er möchte,
        aber AUCH Bayern ist ein „Freistaat“ INNERHALB der BRD und DAS GRUNDGESETZ giltuneingeschränkt auch in Bayern..

        Außerdem wo ist das Evangelium in dieser Abschottungspolitik des MP. Söder sichtbar..??

        aus meiner Sicht gibt’s nämlich gar keine „Christliche Politik …

        wohl aber CHRISTEN IN DER POLITIK!!

        also beispielsweise in den 5 DEMOKRATISCHEN Bundestagsparteien, bei den einen mehr oder auch weniger.

        DIE LINKE – SPD- BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN – CDU/CSU – FDP .

        in den späten 50er/Anfang 60er Jahre gab`s noch so etwas wie „Thron und Altar..
        ABER diese Zeiten sind- GOTT SEI ES GEDANKT,VORBEI..

        ich vermute mal das BVG wird noch mal zu diesem Thema „Kreuzerlass“ angerufen und das kann dann ja auch die Wogen glätten..

        • Silvia
          03.05.2018, 0:07 Uhr.

          UlLrich Hopfener
          02.05.2018, 16:25 Uhr

          Laut Bayernkurier befürworten 56 Prozent der bayerischen Bevölkerung den Kreuzerlass ihres Ministerpräsidenten.

          Übrigens wird in der Verfassung des Freistaates Bayern ausdrücklich auf das Kreuz Bezug genommen.

          • Brigitta
            10.05.2018, 11:46 Uhr.

            Und wenn es 100 Prozent wären, dann wäre es deswegen auch nicht richtiger, weil es nicht mit dem Gg vereinbar ist.

        • Wanda
          03.05.2018, 3:08 Uhr.

          Ulrich Hopfener 02.05. 16:25
          – Meinen Sie unser Grundgesetz, welches die in Deutschland nicht vollständig verwirklichte Trennung von Staat und Kirche fordert ?
          Da wird es mit den Argumenten aber vermutlich etwas eng: entweder oder…

        • bernardo
          04.05.2018, 12:12 Uhr.

          @ Hoepfner: Es sind mindestens sechs Parteien, denn die CSU versteht sich als eigenständige Partei und nicht als bayerische Version der CDU. Es sind aber eigentlich sieben Parteien, denn eine von 13 Prozent der Wähler gewählte Partei, die drittstärkste, vor FDP, Linken, Grünen und CSU, sollte nicht außen vorgelassen werden, zumal sie in einigen Umfragen inzwischen gleichauf mit der SPD liegt. Gibt es schlimme Leute in dieser Partei? Gewiss. Ich erinnere an die Grünen und an Leute, die es unter Joseph Fischer zu Ministerialdirigenten brachten, obwohl sie Ergebensheitsadressen an den Massenmörder Pol Pot geschickt hatten.

        • Brigitta
          06.05.2018, 13:10 Uhr.

          Ich hoffe, dass diese Verordnung genau so wie das „Polizeimachtverstärkungsgetz“ und das „Psychatrieverhinderungsgesetz“ vor das Bundesverfassungsgericht kommen.

      • bernardo
        02.05.2018, 19:03 Uhr.

        @ Silvia; @ Silberdistel:

        Sehe ich genauso; habe mir die flammenden Bemerkungen des Nuntius angesehen, der übrigens darauf verwiesen hat, dass Kardinal Tauran ein sehr großes Kreuz bei seinem Besuch in Saudi-Arabien getragen hat. Es gibt also Kardinäle und Kardinäle…

        Was die „Progressiven“ in der Kirche angeht: Da werden Zweifel „dubia“ und Anfragen von Kardinälen als „Ungehorsam“ gegenüber dem Papst gewertet, während andere Anfragen von deutschen Bischöfen als „Verrat“ gebrandmarkt werden. Außerdem wird behauptet, Franziskus wolle den Bischofskonferenzen Kompetenzen „zurück“geben? Welche Kompetenzen soll er einem reinen Koordinationsgremium denn zurückgeben, die es vorher besessen hat? Hier wird erkennbar, dass eine Vorstellung existiert, die sich im Deutschen wohl am ehesten mit dem Begriff „Kadavergehorsam“ beschreiben lässt, die aber nichts mit der Haltung eines wichtigen Exponenten zu tun hat, der, bevor er auf den Papst anstieß, auf die Gewissensfreiheit anstieß. Die Rede ist natürlich von John Henry Newman.

        • Silvia
          03.05.2018, 0:25 Uhr.

          @ bernardo

          Bis vor kurzem war ich noch dafür, den Bischofskonferenzen mehr Kompetenzen zu geben aus der Überlegung heraus, dass die Situation in Afrika ganz anders ist als in Deutschland usw.

          Wenn ich aber sehe, welche Alleingänge die DBK unter Marx anzettelt, die die Einheit der Weltkirche gefährden, sehe ich dieses Mehr an Kompetenzen inzwischen sehr kritisch.

          Last not least habe ich mich selbst bis vor wenigen Jahren noch als relativ progressiv gesehen, nachdem ich aber gemerkt habe, dass der Zug zumindest für mich in eine total falsche Richtung fährt, bin ich abgesprungen.

          Nicht zuletzt auch deswegen, weil sich das progressive Lager immer mehr politisch links positioniert hat, was nie meine Richtung war und ich grundsätzlich der Meinung bin, dass sich die Kirche politisch mehr zurückhalten und weniger dem Zeitgeist huldigen sollte.

          Und wenn ich sehe, was in Kirchengemeinden abgeht, wer da überwiegend das Sagen hat, so ist das einfach nicht mein Weg.

          Sieht fast so aus als ob Kardinal Woelki für sich zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen ist.

          • Jürgen Erbacher
            Jürgen Erbacher
            03.05.2018, 7:22 Uhr.

            In Bezug auf die Kommunion für den evangelischen Partner in konfessionsverschiedenen Ehen versucht die Deutsche Bischofskonferenz nun das zu machen, was Bischöfe und Bischofskonferenzen in anderen Ländern bereits seit langem machen. Es gibt entsprechende Regelungen etwa in Kanada, Australien, Südafrika oder England und Wales, Irland und Schottland.

          • Silvia
            03.05.2018, 12:49 Uhr.

            Lieber Herr Erbacher,

            warum aber findet dann heute dieses Gespräch einer Abordnung der DBK mit der Glaubenskongregation statt?

            Medienberichten nach soll der Papst ja wohl bei diesem Gespräch selbst nicht dabei sein.

          • bernardo
            04.05.2018, 12:05 Uhr.

            @ Silvia: Die Politisierung des Glaubens ist auch für mich ein Ärgernis, und das obwohl ich in manchen Fragen durchaus „links“ eingestellt bin. Dann, wenn es um die Zerschlagung des Sozialstaats geht, um unsinnige Privatisierungen, um eine unsinnige Konfrontationspolitik gegenüber Russland. Das sind meine politischen Vorstellungen, die ich nicht mit dem Glauben begründen würde, denn das Reich Christi ist bekanntlich nicht von dieser Welt.

            Die Gefahren für die Kirche sehe ich in einem „Progressismus“, den ich nicht einmal als „links“ bezeichnen würde, da er die Interessen der Mächtigen keineswegs infrage stellt, sich aber als Ideologie über den Glauben legt; einer Ideologie, die einem heil-losen Individualismus frönt, die Vernichtung der Familie plant, die Zerstörung der Tradition (auch der kirchlichen), die Einebnung kultureller Unterschiede im Namen einer zu feiernden „Diversität“ (vulgo Buntheit), die Zerstörung der Solidarität durch die Akzentuierung von rassischer, geschlechtlicher und sonstiger „Identitäten“ und das Schaffen eines Weltstaats (no borders), der den Interessen der globalen Eliten und der internationalen Konzerne entspricht, aber nicht denen der Mehrheit der Bürger. Diese dia-bolische Ideologie hat sich leider auch in der Kirche breit gemacht, und das nicht erst seit zehn oder zwanzig Jahren. Kein Geringerer als Papa Montini sagte es im Gespräch mit dem Philosophen Jean Guitton (Montini war bekanntlich sehr frankophil), das Lukas-Evangelium zitierend („„Wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?“): […]*

            *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

      • Wanda
        03.05.2018, 19:08 Uhr.

        Silvia 03.05. 0:25
        – möchte Sie zum Thema Kardinal Marx und Kreuz auf einen interessanten Artikel, noch dazu von völlig unerwarteter Seite aufmerksam machen. Darin heisst es ua. „…Kardinal Marx wirft der bayerischen Rgeierung vor, den Glauben für politische Zwecke zu missbrauchen. Dabei tut niemand mehr für die Politisierung ihrer Kirche als die deutsche Bischofskonferenz“…
        Und für mich völlig überraschend, heisst es weiter …“In Wahrheit sind es die Bischöfe, die für eine Politisierung der Kirche sorgen, nicht Leute wie Söder“…
        Und das vom Spiegel(!) – wer hätte das je gedacht ?

        • bernardo
          04.05.2018, 11:48 Uhr.

          @ Wanda: Ja, die Bischöfe selbst sorgen für eine Politisierung des Glaubens, nicht Söder, der gar nicht auf seinen persönlichen Glauben, sondern auf das Kreuz als Symbol kultureller Tradition verwiesen hat. Es ist dann eben kein „Herrschaftssymbol staatlicher Gewalt“, wie Wrightflyer schreibt. Wenn Marx etwas die Verquickung von Staat und Religion tun wollte, sollte er die alten Zöpfe abschneiden, die Atheisten und Agnostiker wie Sie (keine Beleidigung, ich achte Sie aufgrund Ihrer Beiträge) zwingt, die Gehälter von Bischöfen und Domkapitularen mitzufinanzieren. Aber eher wird das sprichwörtliche Kamel durch das Nadelöhr gehen, als dass darauf verzichtet wird.

          • Wanda
            05.05.2018, 14:36 Uhr.

            Bernardo 04.05. 11:48
            – Keine Sorge, Sie haben nur die Wahrheit geschrieben. Würde mich jemand als gottgläubig oder Katholik bezeichnen, wäre eine Richtigstellung von mir zu erwarten…

          • Brigitta
            06.05.2018, 13:37 Uhr.

            Das Christentum ist zutiefst politisch: nehmen Sie die 10 Gebote, die Bergpredigt, die Seligpreisungen, das Jüngste Gericht, um nur die wichtigsten Stellen zu nennen.
            Wenn wir uns alle an diese Stellen halten würden, hätten wir keinen Krieg sondern Frieden, hätten wir keine Klimaveränderung, hätten wir keine verhungernden Menschen, hätten wir keine Flüchtlinge …..

  • Maria
    02.05.2018, 13:59 Uhr.

    …“Medien berichten“…..
    Zum Glück sind viele Kardinäle den Medienberichten, die vor dem vergangenen Konklave (wieder) über Kardinal Bergoglio und sein Verhalten in der Zeit der Miltärjunta kursierten, nicht auf den Leim gegangen. Wir hätten sonst nicht diesen Papst. Vor diesem Hintergrund ist vielleicht zu verstehen, dass Papst Franziskus mit Medienberichten eher zurückhaltend umgeht. Was z.B. wurde aus den Vorwürfen gegen Kardinal Maradiaga? Es war schon lange nichts mehr zu lesen, was dafür spricht, dass sie jeder Grundlage entbehrten.
    Zur Einigkeit in der Deutschen Bischofskonferenz ist eigentlich nur zu sagen, dass Uneinigkeit hier (leider) Tradition hat. Nur ist mit nicht bekannt, dass die Bischöfe, die seinerzeit gegen den Ausstieg aus der Schwangerenkonfliktberatung gekämpft hatten, vom Vatikan zu einem Gespräch eingeladen wurden. Statt dessen wurden sie, wie es Kardinal Lehmann in einem seiner letzten Interviews formulierte, von Rom „regelrecht abgekanzelt“. Auch hier haben sich die Zeiten und das Klima offensichtlich geändert – zum Glück.

  • Silvia
    03.05.2018, 21:26 Uhr.

    Auf katholisch.de habe ich gerade das vorläufige Endergebnis des Gesprächs bei der Glaubenskongregation gelesen:

    Der Papst habe ausrichten lassen, er wünsche ein möglichst einmütiges Ergebnis im „Kommunionstreit“.

    Was der Glaubenspräfekt meint, wurde nicht mitgeteilt.

    Offenbar hat Franziskus den Ball an die DBK zurückspielen lassen.

    Da hätte „man“ sich eigentlich die Romreise sparen können.

    • Brigitta
      06.05.2018, 16:50 Uhr.

      O nein, denn dadurch wird klar, dass Rom nicht bereit ist, sich um alles zu kümmern, sondern dass manches oder sogar vieles in den Bischofskonferenzen entschieden werden kann und muss.

    • Novalis
      07.05.2018, 1:34 Uhr.

      Doch exakt deswegen. Es ist eine Zeitenwende, dass Rom hier die Bischöfe in die Selbstständigkeit entlässt.

  • bernardo
    05.05.2018, 19:56 Uhr.

    „Und was JPII angeht: Gut, Sie lieben ihn! Aber all diejenigen die ein anderes Bild von JPII haben sind a) nicht alle doof sondern durchaus ebenfalls mündig und bei Verstand und haben b) ihre Gründe dafür.
    Kurz: Man kann das Bild das Sie haben durchaus kritisch hinterfragen!“

    @ Wrightflyer: Man kann auch das Bild, das Sie von Franziskus haben, kritisch hinterfragen. 🙂

    Ich gestehe, ich hatte Tränen in den Augen, als ich den inzwischen stummen Papst vom Fenster aus die Menge segnen sah. Ich weinte, als mich die Nachricht seines Todes erreichte. Mir war, als hätte ich meinen Vater verloren – und in gewisser Weise hatte ich das. Dennoch war ich niemals so unkritisch gegenüber seiner Politik wie die Bergoglianer Bergoglio gegenüber: Das Treffen in Assisi beurteilte ich skeptisch, das Küssen der Koranausgabe fand ich befremdlich, die Politik gegenüber der Befreiungstheologie war mir zu hart. (Auch wenn man Marx, anders als Aristoteles, nicht taufen kann, gibt es Arten der Befreiungstheologie, die sich in den Glauben der Kirche integrieren lassen.) Die Politik gegenüber Maciel hingegen war zu lasch, auch wenn man konzedieren muss, dass der Papst damals bereits ein schwerkranker Mann war. Mit anderen Worten: Obwohl ich ihn sehr schätzte (und immer noch schätze), war ich nicht unkritisch.

  • bernardo
    05.05.2018, 20:10 Uhr.

    @bernardo:

    a) Es gibt keinen „Plan zur Vernichtung der Familie“! Die Wahrheit ist, daß sich die meisten Menschen in unserem Kulturkreis mit dem Familienbild der 1950er schon lange nicht mehr wohlfühlen. Sowohl Männer wie auch Frauen!
    Schon damals war manches nicht so heil wie die Fassade die man nach außen aufbaute.

    b) Das gleiche gilt für die Tradition. Man stellt sie mit Recht heute infrage, denn sie hat in vieler Hinsicht schon lange nicht mehr funktioniert.

    c) Sie rühren hier einiges zusammenhanglos durcheinander und alles was Ihnen persönlich missfällt zu einem Einheitsbrei! So sehr ich selbst die Gier der Superreichen und der Chefetagen der Großkonzerne verabscheue und ihre Lobbyarbeit in den Parlamenten, so wenig kann ich gutheißen, daß Sie kulturelle Entwicklungen die sich tatsächlich aus der Gesellschaft heraus ergeben haben weil die Mehrheit der Gesellschaft mit den alten Konzepten nicht mehr glücklich wurde, wie das Hinterfragen der Geschlechterbilder, damit platt vermischen.

    […]*

    *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

    @ Wrightflyer: 1. Diesen Plan gibt es, und er ist alt, da die Familie das stärkste Bollwerk der Reaktion ist. Das heißt, man muss die Kinder den Eltern so früh wie möglich entziehen und sie unter staatliche Betreuung stellen, mindestens ab zwei, besser noch früher. Dann muss man alle möglichen Formen sexueller und geschlechtlicher Abnormität „normalisieren“ und zu einer freien Entscheidung deklarieren. Schließlich muss man alle Institutionen „dekonstruieren“, Nation, Volk, Familie, Geschlechtlichkeit. Dieser Quatsch hat Einzug gehalten in der Kirche, so dass auf feinschwarz die Gender-Sternchen inzwischen angekommen sind. Was die Koryphäen, die dort schreiben, nicht beachten: Wenn man alle Institutionen dekonstruiert, dekonstruiert man schließlich auch die Kirche. Am Ende der Dekonstruktionen steht der entwurzelte Mensch, der umso leicht zu manipulieren und zu beherrschen ist. Die totale Freiheit als Bedingung der totalen Sklaverei.

    2. Die Tradition – und ich verzichte auf Platitüden wie „nicht die Asche bewahren, sondern die Fackel weiterreichen“ – ist nach katholischem Glauben Offenbarungsquelle. Sie infrage zu stellen, heißt das Fundament der Kirche infrage zu stellen.

    3. Ich sehe die Verbindungen zwischen einer wirtschaftlich „neoliberalen“, vulgo rechten, und einer gesellschaftspolitisch „linken“ Politik. Warum meinen Sie, engagiert sich ein Spekulant und Milliardär wie Soros in vermeintlich „linken“ Projekten?

    • Brigitta
      06.05.2018, 13:46 Uhr.

      Weil die sogenannten Linken in den meisten Fragen, die heute relevant sind, die besseren Antworten auf die Probleme der Menschheit haben.
      Und im übrigen: Befassen Sie sich mal mit der Soziallehre der Kirche: Vieles davon klingt für Sie wahrscheinlich links, wie z.B. die Kritik am Kapitalismus.

      • bernardo
        06.05.2018, 23:22 Uhr.

        „Und im übrigen: Befassen Sie sich mal mit der Soziallehre der Kirche: Vieles davon klingt für Sie wahrscheinlich links, wie z.B. die Kritik am Kapitalismus.“

        @ Brigitta: Pardon, aber schreibe ich Mandarin oder Tagalog? Ich habe deutlich gemacht, dass ich die Entwicklungen im Kapitalismus mit großer Sorge sehe – gerade vor dem Hintergrund der katholischen Soziallehre.

      • Novalis
        07.05.2018, 1:37 Uhr.

        Die Neo- und Ordoliberalen wollen deswegen die katholische Soziallehre auch totschweigen. Mit Ausnahme der Ablehnung des Privatbesitzes ist die katholische Soziallehre durchweg nahe dran sozialdemokratisch/sozialistischen Ethiken. Das ist auch kein Wunder, schließlich ist der Sozialismus nichts anderes als eine philosophische Tochter des Christentums. Eine meist atheistische, aber sie ist eine Tochter.

        • Brigitta
          07.05.2018, 22:59 Uhr.

          @Novalis
          So sehe ich es auch.
          Und als jemand, der Ende der 60ger Jahre studiert hat – aber keine 68erin ist, weil mich der Zwang und die Unfreiheit der Studentenverbände abgestoßen hat, der sich durch einen großen Teil des Kapitals geackert hat, weil das Thema damals „auf der Straße“ lag, als jemand, der dann erst durch das Studium auf die Soziallehre der Kirche gestoßen ist und von ihr nicht mehr losgelassen wurde, als jemand, der die Würzburger Synode indirekt miterlebt hat durch einen Theologen, der einerseits an der Synode beteiligt war – andrerseits für meine theologische Ausbildung im Rahmen der Missio – canonica – Ausbildung zuständig war, versuche ich in meinen Möglichkeiten die Soziallehre in Leben umzusetzen und zu verbreiten, auch wenn ich oft an meinem Sturkopf scheitere.

        • Wanda
          07.05.2018, 23:08 Uhr.

          Novalis 07.05 1:37
          – zutreffend ! Wobei der Sozialismus grundsätzlich nicht atheistisch ist sondern die Dinge als lediglich 2 von einander unabhängigen Angelegenheiten betrachtet.
          Das wurde leider durch die Staatsdoktrinen der den Sozialismus/Kommunismus praktizierenden Staaten in Verruf gebracht und generalisiert…

          • Novalis
            08.05.2018, 16:40 Uhr.

            In der Tat, es hat genügen christliche Sozialisten gegeben. Marx war ja auch kein Marxist, geschweige denn ein Leninist (und Jesus – ganz nebenbei – war Jude und kein Christ).

        • bernardo
          08.05.2018, 15:07 Uhr.

          Was meinen Sie – den Neoliberalismus, also das Wiederaufgreifen des klassischen Liberalismus, oder den Ordoliberalismus der Freiburger Schule. Ein ziemlicher Unterschied, der in der Theologie dem Unterschied zwischen Joseph Ratzinger und Hans Küng entsprechen würde. Vielleicht informieren Sie sich einfach mal über die Positionen des klassischen Liberalismus (z. B. Adam Smith), des Neoliberalismus (Hayek, Friedman) und des Ordoliberalismus.

    • Brigitta
      06.05.2018, 15:54 Uhr.

      Ich muss auf Ihre Argumente einzeln eingehen, sonst wird dieser Kommentar zu lang.
      Laut Katechismus ist die Überlieferung wichtig, aber nur insoweit sie sich auf die Hl. Schrift bezieht (Nr 80 – 83, 1. Absatz). Im 2. Absatz von Nr. 83 heißt es aber ausdrücklich: die theologischen, disziplinären, liturgischen oder religiösen Überlieferungen (oder Traditionen), die im Laufe der Zeit der Zeit … entstanden, sind etwas anderes. Sie stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepasste Ausdrucksformen der großen Überlieferung dar. Sie können in deren Licht unter der Leitung des Lehramtes der Kirche beibehalten, abgeändert oder auch aufgegeben werden.

      • Brigitta
        06.05.2018, 16:22 Uhr.

        Zum Thema Familie gebe ich Ihnen teilweise recht. Diese Überlegungen gab es zu Beginn des Leninismus (nicht des Marxismus) tatsächlich, aber heute geschieht das ja nicht mehr aus dem ideologischen Zwang heraus, sondern aus den durch den Kapitalismus heraus entstandenen Zwängen. Hätten wir bezahlbaren Wohnraum würden manche Eltern ihre Kinder nicht so früh in Kitas geben. Hätten wir eine sinnvolle Möglichkeit des Wechsels von Vollzeit in Teilzeit und von Teilzeit in Vollzeit – auch für Männer – würden sich sicher viele Eltern gegen die Frühkitas entscheiden. Würden gerade die Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten (Krankenschwestern, Altenpflegerinnen, Verkäuferinnen, Friseurinnen, um nur einige zu nennen) adäquat bezahlt werden, wäre hier auch der Einstieg in ein Vollzeit – Teilzeit – Vollzeitmodell möglich.
        Heute will keiner mehr die Zerstörung der Familie, sondern die Politik versucht die Familien zu stärken, aber der Kapitalismus zerstört diese Versuche immer wieder. Wir haben leider keine soziale Marktwirtschaft mehr, sondern nur noch eine Marktwirtschaft, in der das soziale seit den 80ger Jahren auf der Strecke geblieben ist.
        Kindergärten gab es auch schon zu Beginn der 50ger Jahre und ich bin gerne hingegangen, ich konnte sogar noch während meines ersten Schuljahres nachmittags freiwillig dorthin gehen, weil es mir einfach Spaß gemacht hat.

        • Novalis
          07.05.2018, 1:27 Uhr.

          Achtung! @Brigitta und Wrightflyer. Die „Outings“ von @bernardo sind diesesmal erstaunlich deutlich:
          „Das Treffen in Assisi beurteilte ich skeptisch, das Küssen der Koranausgabe fand ich befremdlich“. Die Ablehnung der von Johannes Paul II. initiierten Treffen in Assisi ist ein Kennwort rechtsreaktionärer Kreise! Es gibt keine ernstzunehmenden Theologen, die ein größeres Problem mit dem Friedensgebet hatten und haben – und die Große Masse der Gläubigen auch nicht. Die einzigen, die sich z.T. in Gossensprache über den Papst hermachten, sind Gruppen wie die Piusbrüder.

          „Auch wenn man Marx, anders als Aristoteles, nicht taufen kann“
          Als ob sich die Philosophie des Aristoteles so problemlos hätte integrieren lasse in die Theologie. Die Wahrheit ist: Es gab schlimmste Lehrverurteilungen, sogar der größte mittelalterliche Theologe Thomas von Aquin wurde nach seinem Tod verurteilt. Und es gibt selbstredend Lehren des Aristoteles, die definitiv nicht akzeptiert wurden (Ewigkeit der Welt, monopsychistische Tendenzen).
          @Brigitta, Wrightflyer: Bitte nicht auf Leute reinfallen, die in meinen Augen als Trickser mit schönen Worten eine rechts-reaktionäre Agenda betreiben.

          • Brigitta
            08.05.2018, 0:20 Uhr.

            Ihre Vermutung teile ich schon länger – umso wichtiger finde ich Antworten aus heutiger Katholischer Sicht. Es soll auch Menschen geben, die hier nur mitlesen.

          • bernardo
            08.05.2018, 15:01 Uhr.

            @ to whom it may concern (wer auch immer sich hinter diesen vielen Pseudonymen versteckt)

            Ich schreibe, ich beurteile ein Treffen „skeptisch“ – ich schreibe nicht einmal „ablehnend“ – und Sie werfen mir Gossensprache vor. Klar, ich muss mich manchmal zurückhalten, nicht in die Gossensprache zu verfallen, wenn ich manche Anwürfe lese. Bisher ist es mir gelungen. btw, ich bin kein Anhänger der Piusbruderschaft.

            Zu Aristoteles: Sie vergaßen die Sterblichkeit der Person bei Aristoteles – im Gegensatz zur unvergänglichen Vernunft. Egal. Bei jedem Philosophen wird man Teile finden, die sich nicht integrieren lassen, deswegen standen viele Philosophen ja auf dem Index. Und dass der Spalt zwischen Kirchenlehrer und Häretiker schmal war, ist nichts Neues. Es kommt aber darauf an, wie groß die Teile sind, die nicht nur nicht zu integrieren, sondern explizit antichristlich sind. Bei Marx ist das das Gros. btw, einige Superschlaue haben Marx „getauft“ und sind zu dem verblüffenden Ergebnis gekommen, die Sakramente seien „Produktionsmittel“ in der Hand des Klerus. Der gute alte Marx würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er so etwas lesen müsste.

          • Silvia
            08.05.2018, 16:35 Uhr.

            Novalis
            07.05.2018, 1:27 Uhr.

            Und welche Agenda verbreiten Sie? Unter, wenn ich mich nicht verzählt habe, fünf verschiedenen Nicks alleine in diesem Blog?

    • Suarez
      07.05.2018, 12:52 Uhr.

      Was Bernardo zum Thema Offenbarung als Quelle der Offenbarung sagt, ist (nicht mehr) katholisch, weil man da mit der Offenbarungskonstitution weiter in der Sachklärung gekommen ist. Die hl. Schrift ist die einzig suffiziente Quelle der Offenbarung – ein Blick in den LThK-Band mit Text und Kommentar (der, ganz nebenbei, von Joseph Ratzinger stammt) dafür hätte genügt. Aber lieber werden hier Vorurteile verbreitet, […]*

      *Der Beitrag wurde wegen Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

      • Wanda
        07.05.2018, 23:22 Uhr.

        Naja, ob nun Joseph Ratzinger das Mass der Dinge ist, darüber mag und kann man wohl diskutieren…
        Es gibt genügend Theologen von Rang, die neben der Schrift (die so heilig nicht ist) durchaus noch andere Quellen zur Offenbarung heranziehen. Wobei wohl jeder Gläubige „seine“ Offenbarung irgendwann ganz individuell erfahren hat.

        • Novalis
          08.05.2018, 16:38 Uhr.

          Es wäre nützlich, wenn Sie nicht den Fachbegriff „Offenbarung“ mit Ihren eigenen Begrifflichkeiten vermengen. Es gibt nur eine göttliche Offenbarung, und die ist nach christlicher Überzeugung in Christus zu einem Abschluss gekommen. Was Sie meinen, sind Privatoffenbarungen, und die mag es (im Plural) geben oder auch nicht. Aber beides ist in der Theologie zurecht getrennt.

      • bernardo
        08.05.2018, 14:49 Uhr.

        Ich zitiere: „Denn Überlieferung ist, ohne den Boden der Schrift zu verlassen, mehr als der Buchstabe der Schrift. Die Überlieferung ist das Umfassendere, da es einen Fortschritt im Verständnis der überlieferten Worte und Dinge gibt und die Kirche aus der lebendigen Überlieferung die Gewissheit über alles Geoffenbarte schöpft (Dogmenentwicklung)“ (Neuner-Roos, S. 71). Ohne Zweifel ist die Überlieferung (traditio) das Umfassendere, da die Heilige Schrift selbst ein Ergebnis der Überlieferung ist.

        Egal, Hauptsache den Gegner als Häretiker gebrandmarkt.

  • bernardo
    08.05.2018, 15:23 Uhr.

    „Die Ortskirchen erfreuen sich …. ihrer eigenen Disziplin, eines eigenen liturgischen Brauches und eines eigenen theologischen und geistlichen Erbes „….. diese einträchtige Vielfalt der Ortskirchen zeigt …. die Katholizität der ungeteilten Kirche. In ähnlicher Weise können in unserer Zeit die Bischofskonferenzen vielfältige und fruchtbare Hilfe leisten, um die kollegiale Gesinnung zu konkreter Verwirklichung zu führen.“
    Wo ist da bitte „Gummi“?
    Ich habe die Vermutung, dass die Menschen, die mit Lumen Gentium ihre Schwierigkeiten haben, Angst haben, ihre gewohnte Kirche nicht mehr wiederzuerkennen, wenn das, was dort steht, umgesetzt wird. Und Kirche wird dann anders sein, so wie sie auch nach allen anderen Konzilen anders wurde.“

    @ Brigitta: Ich habe keine Sehnsucht nach der vorkonziliaren Kirche, die ich schon altersmäßig nie kennen gelernt habe. Das Vergangene wird auch nicht wiederkommen, so wie ein Mensch nicht wieder der wird, der er vor zehn oder zwanzig Jahren war. Wenn von Ortskirchen die Rede ist – ich wiederhole mich – dann betrifft das die Bistümer und damit die Bischöfe. Hier sind die Konzilstexte relativ klar.

    Zum „politischen Christentum“: Ich denke, hier muss die Kirche vorsichtig sein. Politische Implikationen zu haben, ist etwas anderes, als politisch zu sein. In Anbetracht der historischen Irrungen und Wirrungen in der politischen (nicht in der religiösen) Sphäre ist diese Vorsicht besonders angebracht. Wie viel Schindluder wird mit der Prophetie betrieben? Warum aber muss man vorsichtig sein? Weil in Zeiten des abnehmenden Gottes- und Christusglaubens andere Dinge den Platz einnehmen, der eigentlich Gott gebührt – z. B. der Klimawandel oder die Flüchtlingshilfe.

  • Novalis
    10.05.2018, 14:25 Uhr.

    @Silvia: Ich verberge mich nicht hinter fünf nicks […]*

    *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

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