Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Ist Franziskus ein Vertuscher?

Diese Frage wird seit Sonntagmorgen heftig diskutiert. Eine konservative Internetplattform veröffentlichte ein 11-seitiges Schreiben des ehemaligen Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, in dem dieser dem Papst Vertuschung vorwirft und ihn zum Rücktritt auffordert. Konkret geht es um die Frage: Wann wusste Franziskus von den Anschuldigungen gegen den ehemaligen Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick, und lockerte Franziskus Sanktionen, die Benedikt XVI. bereits gegen den prominenten Kirchenmann verhängt hatte? Neben dem amtierenden Papst greift Vigano noch ein Dutzend weiterer hochrangiger Kirchenvertreter an. Das Problem ist, dass es eine ganze Reihe von Ungereimtheiten bei dem Schreiben gibt. Geht es hier um ein weiteres Kapitel im Kampf gegen Papst Franziskus, der mittlerweile die Qualität einer Schlammschlacht annimmt oder was steckt hinter der Veröffentlichung von Vigano?

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Papst in Irland: Aufarbeitung des Missbrauchs „um jeden Preis“

Papst Franziskus will eine Aufarbeitung des Missbrauchsskandals „um jeden Preis“. Das machte er zu Beginn seines Besuchs in Irland deutlich. Inspiriert durch eine offene und klare Rede des irischen Premierministers Leo Varadkar machte der Papst abweichend vom vorbereiteten Redetext noch einmal deutlich, dass er weltweit eine Verstärkung der Aufarbeitung wünscht, „um diese Geißel in der Kirche zu eliminieren“. Zuvor hatte er bereits festgestellt: „Das Versäumnis der kirchlichen Autoritäten – Bischöfe, Ordensobere, Priester und andere -, mit diesen abscheulichen Verbrechen angemessen umzugehen, hat zu Recht Empörung hervorgerufen und bleibt eine Ursache von Leid und Scham für die katholische Gemeinschaft.“ Er selbst teile das Gefühl, sagte er bei seiner ersten Rede in Irland vor Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatischem Korps. Eine Bitte um Entschuldigung sprach er nicht aus und  ließ damit eine wichtige Gelegenheit verstreichen, um ein klares Signal zu setzen. Marie Collins, ein Opfer sexuellen Missbrauchs, die auch einige Zeit in der Päpstlichen Kinderschutzkommission mitarbeitete, sie dann aber unter Protest verliess, wertete die Papstansprache anschließend als „enttäuschend“. Der Papst habe „nichts Neues“ gesagt.

Papst Franziskus beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatischem Korps. (Quelle: Erbacher)

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Papst schreibt Brief zu Missbrauch

Einmal mehr greift Papst Franziskus zu ungewöhnlichen Mitteln. Auf einem neuen Höhepunkt der Debatte über Missbrauch in der katholischen Kirche wendet er sich in einem Brief an „das Volk Gottes“. Darin wird zum ersten Mal in dieser Deutlichkeit von höchster kirchlicher Stelle ein Zusammenhang zwischen „sexuellem wie Macht- und Gewissensmissbrauch“ gesprochen. Franziskus gibt zu, dass „wir nicht rechtzeitig gehandelt haben, als wir den Umfang und die Schwere des Schadens erkannten, der sich in so vielen Menschenleben auswirkte“. Die „so notwendigen Maßnahmen und Sanktionen“ seien „mit Verspätung angewandt“ worden. Franziskus bringt den sexuellen Missbrauch in enge Verbindung mit dem in der katholischen Kirche vorherrschenden und von ihm seit langer Zeit kritisierten Klerikalismus. „Zum Missbrauch Nein zu sagen, heißt zu jeder Form von Klerikalismus mit Nachdruck Nein zu sagen“, ist der Pontifex überzeugt. Angesichts der Taten, aber auch der schleppenden Aufarbeitung spricht er von „Scham und Reue“. Von der Kirche fordert er eine Haltung der Umkehr und Buße, aber auch der Solidarität mit den Opfern. Gerade Letzteres kann auch als Aufruf verstanden werden, dass die, die bisher schweigen, seien sie selbst Opfer oder Mitwisser, endlich reden, um die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen zu können.

Bringt der neue Druck durch die Vorfälle in Chile und den USA den Papst dazu, mit aller Konsequenz auch gegen Vertuschen und Verschleppen bei der Aufarbeitung vorzugehen? (Quelle: dpa)

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USA: Missbrauch systematisch vertuscht

Es ist ein erschütternder Bericht, den eine staatliche „Grand Jury“ im US-Bundesstaat Pennsylvania an diesem Dienstag vorgestellt hat. Auf über 1300 Seiten sammelte sie Informationen über Missbrauchsfälle, die in den vergangenen 70 Jahren in sechs der acht katholischen Diözesen des Bundesstaats begangen wurden. 301 Täter werden aufgelistet, mehr als 1000 Opfer sind bisher bekannt. Der Bericht macht deutlich, wie die Taten durch Verantwortliche in der Kirche gedeckt und verschwiegen wurden. Die Autoren stellen allerdings auch fest, dass sich in den vergangenen 15 Jahren in der katholischen Kirche der USA vieles verändert habe und die kirchlichen Stellen mit der Jury aktiv kooperiert hätten. Dennoch erhöht der Bericht den Druck auf die Kirche, schonungslos die Fälle der Vergangenheit aufzuarbeiten und vor allem auch die Kirchenoberen, inklusive der Bischöfe und Kardinäle, die eine „Kultur des Vertuschens“ mitgetragen haben, zur Verantwortung zu ziehen. Einmal mehr richtet sich der Blick auch nach Rom. Mit der Entlassung des ehemaligen Erzbischofs von Washington, Theodore McCarrick, aus dem Kardinalsstand allein, ist das Problem nicht gelöst.

Generalstaatsanwalt Josh Shapiro stellte die bisherigen Ermittlungsergebnisse der Grand Jury vor. (Quelle: dpa)

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Todesstrafe – Papst ändert Katechismus

Nun ist es offiziell: Die katholische Kirche lehnt die Todesstrafe ab. Papst Franziskus verfügte eine entsprechende Änderung des Katechismus der Katholischen Kirche. Zur Begründung heißt es in Abschnitt 2267, dass „die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt“. Diese Qualifizierung ist ein Zitat aus einer Rede von Papst Franziskus zum 25-Jahr-Jubiläum der Veröffentlichung des Katechismus im vergangenen Oktober. Damals hatte der Pontifex angekündigt, dass er eine entsprechende Änderung veranlassen werde. Bisher war dort zu lesen, dass „die überlieferte Lehre der Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht ausschließt“, wenn „die Identität und die Verantwortung des Schuldigen mit ganzer Sicherheit feststehen“ und „wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen“. Schon im Oktober 2017 hatte der Papst aber darauf verwiesen, dass diese Position nicht tragbar sei, „weil sie die Unverletzlichkeit und Würde der Person angreift“. Entsprechend wird das Verbot der Todesstrafe jetzt auch in der neu gefassten Version des Abschnitts 2267 des Katechismus begründet. Der Vorgang zeigt, dass sich die Position der katholischen Kirche weiterentwickeln kann und kein starres Gefüge ist. Zudem geht die katholische Kirche damit ganz offiziell nun auch in diesem Punkt in Opposition zu Staaten wie den USA oder China, in denen die Todesstrafe praktiziert wird.

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