Auch am zweiten Tag von Papst Franziskus in Armenien stand das Massaker an den Armeniern vor gut 100 Jahren im Zentrum. Am Morgen besuchte der Papst die Gedenkstätte Zizernakaberd bei der armenischen Hauptstadt Eriwan. Ins Gästebuch schrieb er ein Gebet, „damit nie wieder solche Tragödien geschehen mögen, damit die Menschheit nicht vergisst und weiß, dass das Gute das Böse besiegt“. Bei einem Gottesdienst rief er anschließend die Katholiken in Armenien auf, zu Brückenbauern zu werden. Am frühen Abend stand ein ökumenisches Friedensgebet auf einem zentralen Platz der armenischen Hauptstadt Eriwan auf dem Programm, an dessen Ende der Papst und das Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche Katholikos Karekin II. gemeinsam einen Baum pflanzten. Auch bei dieser Gelegenheit erinnerte Franziskus an die „ungeheure und wahnsinnige Vernichtung, dieses tragische Geheimnis der Bosheit“, das das armenische Volk zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebt habe.

Papst Franziskus und Katholikos Karekin II. unterwegs für den Frieden in der Kaukasusregion. (Quelle: reuters)
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Zum Auftakt seines Besuchs in Armenien hat Papst Franziskus am Freitag in Eriwan das Massaker an den Armeniern vor 100 Jahren als „Völkermord“ bezeichnet. In seiner Rede vor Vertretern aus Politik, Gesellschaft und des diplomatischen Korps sagte er: „Diese Tragödie, dieser Völkermord, eröffnete die traurige Liste der entsetzlichen Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts, die von anormalen rassistischen, ideologischen oder religiösen Motivationen ermöglicht wurden, welche den Geist der Menschenkinder so weit verdunkelten, dass sie sich das Ziel setzten, ganze Völker auszurotten.“ Bis Sonntag hält sich Franziskus in der Kaukasusrepublik auf. Neben ökumenischen Kontakten steht vor allem das Thema Versöhnung im Mittelpunkt der Reise.

Papst Franziskus heute in Eriwan. (Quelle: dpa)
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Mit einem Appell zur Einheit unter den orthodoxen Kirchen ist heute auf der griechischem Insel Kreta das „Heilige und Große Konzil“ der orthodoxen Kirchen eröffnet worden. Bei der feierlichen Göttlichen Liturgie zum orthodoxen Pfingstfest sagte das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen, Patriarch Bartholomäus I., in einer Welt voller Unfrieden seien das Zeugnis von Liebe und Einheit umso wichtiger. Diese dürften aber nicht nur auf einer theoretischen Ebene realisiert werden, sondern erforderten eine praktische Einheit. „Die fehlt derzeit leider.“ Vier orthodoxe Kirchen sind nicht zum Konzil nach Kreta angereist. Die zehn anwesenden Kirchen gehen trotzdem von der vollen Gültigkeit des Konzils und seiner Beschlüsse aus. Papst Franziskus bat heute beim Mittagsgebet die Gläubigen, für den Erfolg des orthodoxen Konzils zu beten.
Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, ist Mitglied der Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. Im ZDF-Interview spricht er über die Bedeutung des Konzils und seine Erwartungen an die Versammlung.
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Es sollte ein historisches Ereignis werden: das erste gesamt-orthodoxe Konzil seit über 1200 Jahren. Doch wenige Tage vor Beginn des „Großen und Heiligen Konzils“ haben fünf Kirchen ihre Teilnahme zunächst abgesagt, zuletzt am Montagabend die russisch-orthodoxe Kirche. Sie ist die mitgliederstärkste der 14 orthodoxen Kirchen. Moskau sowie die orthodoxen Kirchen von Bulgarien, Antiochien, Georgien und Serbien begründeten ihre Absage mit Differenzen bei Verfahrensfragen des Konzils sowie auch bei Inhalten der geplanten Texte. Dass sie bei einem Vorbereitungstreffen Ende Januar in Chambesy bei Genf alle den geplanten Texten und den Verfahrensfragen zugestimmt haben, scheint sie jetzt nicht mehr zu kümmern. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, hält an den Konzilsplänen fest. Er wird am Sonntag in der Kathedrale des heiligen Menas in Heraklion mit einem feierlichen Gottesdienst das Treffen eröffnen, der übrigens in Teilen ab 9.30 Uhr auch im ZDF übertragen wird. Ob es dann wirklich ein „Großes und Heiliges Konzil“ sein wird, ist aktuell mehr als fraglich. Beobachter sprechen bereits jetzt davon, dass das Konzil gescheitert sei.

In der Kathedrale des heiligen Menas in Heraklion wird am Sonntag die Göttliche Liturgie zur Eröffnung des Konzils gefeiert. (Quelle: Erbacher)
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Es waren heute etwas ungewöhnliche Töne im vatikanischen Presseamt. Das gilt zumindest für diejenigen, die dachten, unter Papst Franziskus herrscht allgemeine Laissez-Faire-Stimmung im Vatikan. Das ist nicht der Fall. Charismatischen Bewegungen hat die Glaubenskongregation unter Leitung von Kardinal Gerhard Müller heute die Grenzen aufgezeigt. Im Vatikan wurde ein Papier vorgestellt, das die „Beziehung zwischen hierarchischen und charismatischen Gaben“ in der Kirche regeln soll. Und kurz gesagt gilt: Hierarchische und charismatische Gaben widersprechen sich nach Ansicht Müllers nicht; aber am Ende sitzt die Hierarchie am längeren Hebel. Charismatische Bewegungen müssten sich Priestern und Bischöfen unterordnen. Sie müssten die „Autorität der Hirten der Kirche als wesentlichen Bestandteil des christlichen Lebens anerkennen“ und dürften sich nicht „jenseits des Lehramts und der kirchlichen Gemeinschaft bewegen“. In dieser Positionierung beruft sich das Papier immer wieder auf Papst Johannes Paul II., der als großer Unterstützer neuer geistlicher Bewegungen galt. Es zeigt damit aber auch, das Ringen um die Integration der neuen Aufbrüche in die kirchliche Gemeinschaft ist nicht neu.
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Lange schon werden härtere Maßnahmen gegen Kirchenobere gefordert bei Vertuschung oder Nachlässigkeit im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen. Heute hat der Vatikan ein Dekret veröffentlicht, das ein entschiedeneres Vorgehen in solchen Fällen ermöglicht sowie die Amtsenthebung von Bischöfen und Leitern von Ordensgemeinschaften erleichtert. Die neuen Regeln gelten nicht nur für Missbrauchsfälle. Allerdings liegt in anderen Fällen, in denen der Obere einen „physischen, moralischen, spirituellen oder materiellen Schaden“ angerichtet hat, die Latte etwas höher für die Amtsenthebung. Sprich: Bei Missbrauchsvertuschung ist eine Amtsenthebung schneller möglich als in anderen Fällen. Zugleich gab der Vatikan heute bekannt, dass zum 1. September der nächste Schritt der Kurienreform in Kraft treten wird. Dann nimmt das neue „Dikasterium für Laien, Familie und Leben“ seine Arbeit auf. Es geht aus der Fusion der beiden Päpstlichen Räte für Laien und Familien hervor.
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Es ist eines der zentralen Themen des Pontifikats: der Kampf gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel. Der Vatikan startet auf Wunsch von Franziskus immer wieder neue Initiativen, um für das Thema zu sensibilisieren und Koalitionen zu schmieden. Jüngstes Beispiel das Treffen von Richtern, Staatsanwälten und Juristen aus aller Welt gestern und heute im Vatikan. Franziskus verurteilte bei dieser Gelegenheit die Todesstrafe scharf und bezeichnete Menschenhandel, moderne Sklaverei, Organhandel und organisierte Kriminalität als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Zugleich mahnte er, jeder Verbrecher habe einen Anspruch auf Wiedereingliederung in die Gesellschaft. „Ein Strafe um ihrer selbst willen, die keine Chance auf Hoffnung gibt, ist Folter: Sie ist keine Strafe!“
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Der 100. Katholikentag in Leipzig ist zu Ende. Was bleibt? Für die Leipziger Katholiken die Erfahrung: Wir sind nicht allein! Die Organisatoren haben gelernt, dass künftig vielleicht weniger mehr ist. Der nächste Katholikentag findet 2018 in Münster statt. Dann soll das Thema „Frieden“ im Mittelpunkt stehen. Hier noch ein ganz besonderer Rückblick auf Leipzig:
Unter den vielen Veranstaltungen beim Katholikentag gehört heute der zentrale Ökumenische Gottesdienst zu den wichtigen Akzenten. ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel wies darauf hin, dass mit 10 Prozent die Zahl der protestantischen Teilnehmer so hoch wie nie sei. Gerade angesichts der säkularen Umwelt sei es wichtig, gemeinsam aufzutreten. Nur dann könne man auch überzeugen. Mit dem Evangelischen Kirchentag sei man aktiv im Gespräch für einen dritten ökumenischen Kirchentag. Allerdings sei noch nicht klar, wann und wo dieser stattfinden werde.

Kirchengegenstände neu entdecken in der Innenstadt von Leipzig. (Quelle: dpa)
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Es ist ein Grund zum Feiern, der 100. Katholikentag. Und dennoch gab es beim Start des Katholikentreffens in Leipzig viele nachdenkliche Töne. „Unsere deutsche und die europäische Demokratie sind in Gefahr“, so der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff in seiner Ansprache beim Festakt zum Jubiläum am Mittwochnachmittag. Ähnlich äußerte sich der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Dem Staat, der sich seine Voraussetzungen nicht selbst schaffe, müssten immer wieder über eine Art „Bluttransfusion“ Werte zugeführt werden. Dabei spielten die 99 Katholikentage in der Vergangenheit immer wieder eine entscheidende Rolle. Angesichts der Situation Europas heute, sieht Wolf hier eine entscheidende Aufgabe für die Katholikentage in der Zukunft. Für eine kleine Premiere sorgte Papst Franziskus. Erstmals kam die Papstbotschaft zum Katholikentag per Video. Franziskus sprach Deutsch. Er rief zu einem friedlichen Miteinander, Solidarität mit Alten, Kranken und Flüchtlingen sowie zu größerem Umweltbewusstsein auf. „Es ist nicht das Machen oder der äußere Erfolg, der zählt, sondern die Fähigkeit, stehen zu bleiben, hinzuschauen, aufmerksam zu sein gegenüber dem Mitmenschen und ihm zu geben, was ihm wirklich fehlt“, sagte Franziskus. Unterdessen droht der Streit um die Haltung der Kirche zur AfD zu eskalieren.

Zum Thema Dialog der Religionen diskutieren u.a. die deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan (l), und der Münsteraner Islamtheologe Mouhanad Khorchide (r). (Quelle: Erbacher)
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