Papst wird Abteilungsleiter

Und wieder dreht sich das Rad der Kurienreform ein Stück weiter. Zum 1. Januar gibt es eine neue Behörde: das Dikasterium für „den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen“. Was sich kompliziert anhört ist die Fusion der sozialen und caritativen Päpstlichen Räte zu einem neuen Megaministerium, das sich künftig auch explizit um Ökologiefragen kümmern sowie neben den bisherigen Themen besonders Arme und Bedürftige, Arbeitslose und Opfer von Sklaverei und Folter in den Blick nehmen soll. Eine Besonderheit ist, dass Papst Franziskus selbst „ad tempus“ die Leitung der Sektion für Migration übernimmt. Chef der neuen Behörde wird der bisherige Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson. Der Vatikan gab heute zudem bekannt, dass Papst Franziskus den Friedensschluss zwischen Regierung und den FARC-Rebellen zwar ausdrücklich begrüße. Er wolle aber keinen kirchlichen Vertreter für das Komitee benennen, das die Richter eines Sondergerichts im Rahmen des Friedensprozesses nominieren soll.

Bei der Generalaudienz heute hat Papst Franziskus vor Vorurteilen gegenüber Frauen gewarnt: "Wir alle, auch die christlichen Gemeinden, sollten uns vor abwertenden Frauenbildern hüten". (Foto: reuters)

Bei der Generalaudienz hat Papst Franziskus heute vor Vorurteilen gegenüber Frauen gewarnt: „Wir alle, auch die christlichen Gemeinden, sollten uns vor abwertenden Frauenbildern hüten“. (Foto: reuters)

Fusion von vier Behörden

Aus vier mach eins. Das passiert durch die Fusion der Päpstlichen Räte für Gerechtigkeit und Frieden, Migranten, Cor unum (Entwicklungshilfe) und Krankenpastoral. Die Statuten waren schon lange vorbereitet. Jetzt ist es offiziell und am 1. Januar nimmt die neue Behörde ihre Arbeit auf. Interessant ist, dass über die Binnenstruktur des Dikasteriums wenig in dewn jetzt veröffentlichten Statuten steht. Anders als bei der neuen Behörde zu „Laien, Familie und Leben“. Da wurde gleich gesagt, dass es je eine Sektion für jedes Thema geben werde. Es wird lediglich gesagt, dass eine Sektion sich speziell mit Migration beschäftigen wird und diese „vorübergehend“ vom Papst selbst geleitet.

Was den Rest anbetrifft heißt es allgemein, das Dikasterium beschäftige sich mit Fragen von „Gerechtigkeit und Frieden, eingeschlossen die Fragen der Migration, der Gesundheit, die caritativen Werke und die Bewahrung der Schöpfung“. Eigens erwähnt wird dann noch, dass sich das Dikasterium um die „leidende Menschheit“ kümmern soll, darunter die Bedürftigen, die Kranken und Ausgeschlossenen, die Opfer bewaffneter Konflikte und der Naturkatastrophen, die Gefangenen und Arbeitslosen sowie die Opfer der modernen Sklaverei, von Folter sowie andere Personen, deren Würde in Gefahr sei. Zu diesem Zweck soll das Dikasterium mit den nationalen Bischofskonferenzen sowie kirchlichen und nichtkirchlichen Institutionen, die auf den Gebieten aktiv sind, zusammenarbeiten.

Laien in Leitungsebene möglich

Wie schon beim Dikasterium für „Laien, Familie und Leben“ wird die neue Behörde von einem Präfekten geleitet, der Kleriker ist. Ihm zur Seite stehen ein Sekretär und mindestens ein Untersekretär, die auch Laien sein können. Bisher gab es in den betroffenen Päpstlichen Räten nur bei Justitia et Pax mit der Untersekretärin Flaminia Giovanelli  einen Laien auf Leitungsebene. Das dürfte sich künftig ändern. Wann die weiteren Personalentscheidungen fallen, ist unklar. Morgen nimmt das neue Dikasterium für „Laien, Familie und Leben“ seine Arbeit auf. Außer dem Präfekten ist bisher noch keine Führungsposition benannt. Auch ist noch nicht bekannt, was mit der bisherigen Leitung des Laienrats, Kardinal Stanislaw Rylko und Bischof Josef Clemens, passiert.

Interessant wird es sein, wie sich das neue Ministerium im Verhältnis zum Staatssekretariat als politischer Schaltzentrale der katholischen Kirche positionieren wird. Denn es gibt große Schnittmengen. Das wird auch aus den Statuten deutlich. Das Staatsekretariat behält alleinige Kompetenz, was die Kontakte zu den Staaten und internationalen Organisationen anbetrifft. Zugleich soll es eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung der beiden Kurienbehörden geben. Dies geht bis hin zu gemeinsamen Delegationen bei internationalen Konferenzen. So versucht man den Sachverstand mit der Erfahrung der vatikanischen Diplomatie noch enger zu verzahnen. Allerdings gab es schon in der Vergangenheit gemischte Delegationen bei internationalen Tagungen etwa bei UN-Konferenzen.

Zusammenarbeiten wird das neue Dikasterium künftig auch mit der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften und dem Dachverband kirchlicher Hilfswerke „Caritas Internationalis“. Beide behalten allerdings in der bisherigen Form ihre Selbständigkeit. Mit Blick auf Caritas Internationalis gab es in den vergangenen Jahren wiederholt das Bestreben des Vatikans, bisher mittels des Päpstlichen Rats Cor unum, mehr Einfluss auf die Arbeit der Organisation zu bekommen. Die Revision der Statuten zog sich von 2007 bis 2012 hin. Dem Vatikan ging es unter anderem um eine Schärfung des katholischen Profils der Caritasorganisationen, um der kirchlichen Lehre deutlicher Geltung zu verschaffen.

Politik im Sinne des Papstes

Das neue Dikasterium bearbeitet die Herzensanliegen des amtierenden Papstes. Das sieht man schon allein daran, dass er sich beim Thema Migration ins operative Geschäft einschalten will. Auch die anderen Themen wie Ökologie, moderne Sklaverei, die Förderung der Menschen- und Kinderrechte stehen ganz oben auf der Agenda von Papst Franziskus. Der Titel des Dikasteriums macht deutlich, worum es dem Papst und damit der katholischen Kirche in ihrem sozial-politischen Engagement geht: „die ganzheitliche Entwicklung des Menschen“ zu fördern. Das hat nichts mit einseitiger Parteipolitik zu tun. Geht es nach dem Willen des Papstes, geht es bei allen Versuchen der Einflussnahme auf politische Prozesse nicht um eigenes Machtinteresse sondern um den „Dienst an der ganzheitlichen Entwicklung“. Dazu gehört auch der verantwortliche Umgang mit der Schöpfung und der Dienst an den Bedürftigen, welcher Art auch immer.

Direkt einmischen in nationale Belange will sich Papst Franziskus etwa im Falle Kolumbiens nicht. Mitte August hatte er die Anfrage aus dem mittelamerikanischen Land bekommen, einen kirchlichen Vertreter für das Komitee zu benennen, das die Richter eines Sondergerichts im Rahmen des Friedensprozesses nominieren soll. In den vergangenen Tagen hatte es immer wieder Meldungen gegeben, Franziskus beteilige sich an dem Verfahren. Doch er lehnte dankend ab, wie das Staatsekretariat heute mitteilte. Mit Blick auf den universalen Auftrag der katholischen Kirche und den Charakter des Papstamtes sollten eher andere Parteien mit der Aufgabe betraut werden. Damit hält sich die katholischen Kirche die Möglichkeit offen, auch künftig in einem Konfliktfall als Vermittler aufzutreten.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

34 Kommentare

  • Wanda
    31.08.2016, 21:26 Uhr.

    Ketzerische Frage: setzt sich da etwa nun auch im Vatikan das Parkinsonsche Gesetz des Bürokratiewachstum durch, wonach mit neuen Einrichtungen und Begriffen (hier: Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen*) Personal in diesen neu geschaffenen Bereichen verschwendet wird, während zugleich Kernaufgaben vernachlässigt werden ?
    *) welch ein nichts- und allesagender (Kaugummi-)Begriff…

    • Wanda
      01.09.2016, 5:02 Uhr.

      P.S. Und was das „sich hüten“ vor abwertenden Frauenbildern angeht, Letztere haben ja nun eine lang und liebevoll gepflegte Tradition in der Amtskirche, oder ? Der hl. Thomas von Aquin (und andere Heilige) lassen grüssen.
      Wer will, kann dessen geistig beschränkte Auslassungen über die Frauen ja selbst nachlesen. Tut seiner Heiligkeit aber offenbar keinen Abbruch…

    • Alberto Knox
      01.09.2016, 22:16 Uhr.

      was wäre denn die kernaufgabe? ich kann in der aufgabenbeschreibung der neuen behörde (die keineswegs aufgebläht ist – es sind ja ein paar prälaten arbeitslos geworden, oder?) nur lauter christliche kernaufgaben sehen.

    • Silvia
      02.09.2016, 15:52 Uhr.

      Wanda
      31.08.2016, 21:26 Uhr.

      Mich interessiert das Personalgedöns inzwischen nur noch am Rande. Meine Vorstellung von „franziskanischer“ Kurienreform war eine Verschlankung der Kurie,dh., weniger Behörden, weniger Bürokratie, weniger Personal und dadurch frei gewordene Priester zurück in die Seelsorge.

      Was Thomas von Aquin betrifft, das war ein Kirchenlehrer des Mittelalters, sein Frauenbild war also das des Mittelalters.

      Inzwischen hat sich die Kirche weiter entwickelt, wenngleich ihr Verhältnis zu den Frauen noch sehr hinter dem Jahr 2016 herhinkt, aber mittelalterlich ist es nicht mehr.

      Auch wollen viele Frauen, aus mir unverständlichen Gründen, gar nicht, dass Frauen in der Kirche wirklich gleichberechtigt werden.

      • Alberto Knox
        03.09.2016, 15:33 Uhr.

        eine verschlankung von behörden ist mittlweile ein fester topos geworden, wenn es um kritik an regierungen geht. es wird gar nicht mehr darüber diskutiert, warum weniger behörde denn eigentlich gut sein soll. da muss alles „schlank“ sein.
        einmal davon abgesehen, dass jetzt tatsächlich weniger leitungsfiguren da sind – man sollte ernsthaft dieses neoliberale schlagwort von „weniger behörde ist besser“ in frage stellen.
        man kann sicher über die politik von frau merkel, eine gute million flüchtlinge ins land zu lassen, unterschiedlicher meinung sein (ich halte der bundeskanzlerin entscheidung nach wie vor für die moralisch einzig mögliche), aber für eines bin ich den flüchtlingen wirklich dankbar: der flüchtlingsstrom mit seinen behördlichen erfordernissen hat für die brd offengelegt, dass wir nicht zuviel, sondern zuwenig öffentlich angestellte und beamten (polizist*innen und lehrer*innen) haben. und ich bin froh, dass das herausgekommen ist, indem nur flüchtlinge gekommen sind. ich möchte nicht wissen, wie das behördenchaos gewesen wäre, wenn z.b. ein atomkraftwerk in die luft geflogen wäre.

        • Silvia
          04.09.2016, 22:35 Uhr.

          Alberto Knox
          03.09.2016, 15:33 Uhr

          Mir geht es hier ausschließlich um die Bürokratie der Kirche, nicht die des Staates.

          • Suarez
            08.09.2016, 14:12 Uhr.

            Gilt für die Bürokratie der Kirche (ein notwendiges Übel) nicht dasselbe wie für die Bürokratie des Staates?

          • Silvia
            09.09.2016, 17:11 Uhr.

            Suarez
            08.09.2016, 14:12 Uhr.

            Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist!

      • Wanda
        04.09.2016, 1:22 Uhr.

        – Letzteres liefert den „Frauen-Empfindlichen“ des obersten Klerus leider jeden Einwand und DAS Gegenargument. Eine bedauerliche Tatsache. Nur, woran liegt’s ?

        • Silvia
          04.09.2016, 12:59 Uhr.

          Wanda
          04.09.2016, 1:22 Uhr.

          Die Frage, woran es liegt, dass viele Frauen in der Kirche keinesfalls andere Frauen hochkommen lassen wollen, stelle ich mir auch.

          Neulich habe ich gelesen, dass dies in ALLEN patriarchalischen Gesellschaften und Strukturen so sei.

          Eine Erklärung wurde da auch nicht gegeben. Ich denke, dies wäre eine Frage an die Psychologie.

          Spontan fällt mir da der Begriff „Stockholmsyndrom“ ein.

          Bezogen auf Frauen in den o.g. Strukturen würde das heißen, dass sie sich mit ihren männlichen Unterdrückern identifizieren. Indem sie zu Handlangern des Systems werden und mit dazu beitragen, die Mehrheit der Frauen zu unterdrücken, haben sie – vermeintlich oder tatsächlich – etwas Anteil an der Macht der unterdrückenden Männer.

  • Alberto Knox
    01.09.2016, 2:40 Uhr.

    das ist mal wirklich politik, die den namen auch verdient: da wird für die sache von bürger und für die bürgerschaft gearbeitet – und das vorbildlich. chapeau, papst franziskus! ich bete weiterhin für den guten und vorbildlich christlichen kurs, den die kirche nun endlich wieder eingeschlagen hat!

  • bernardo
    04.09.2016, 11:53 Uhr.

    @ Knox: Das mit der „einzig moralisch möglichen Entscheidung“ Merkels wird auch durch Wiederholung nicht richtiger. Aber mein Kompliment zu Ihrer gender-korrekten Schreibweise „polizist*innen und lehrer*innen“, mit der Sie auch die 60 oder 600 oder 6000 weiteren Geschlechter inkludieren. btw, ich habe Schriften von Joseph Ratzinger gelesen: Ihm vorzuwerfen, er habe Augustinus nicht richtig verstanden, ist schon bemerkenswert. Nun ja, ihn wird es nicht kümmern: […]* 🙂

    @ Wrightflyer: Es geht doch nicht um Einwanderer oder nicht. (Übrigens ist auch Donald Trump ein Einwanderersohn.) Es geht doch darum, welche Einwanderer. Die Einwanderer aus dem Piemont, aus Ligurien oder dem Veneto in Argentinien hatten denselben Glauben wie die argentinische Mehrheitsgesellschaft, vor allem aber hatten sie die Bereitschaft, sich nicht nur zu integrieren, sondern zu assimilieren. Inzwischen gibt es mehr Argentinier italienischer als spanischer Herkunft.

    @ Herrn Erbacher: Es ist mir ein Rätsel, dass mir Verleumdung von Papst Franziskus vorgeworfen wird, wenn ich seine Verhaltensweise während der Junta als „jesuitisch“ benenne, obwohl ich ihn von dem Vorwurf freispreche, er sei ein „Junta-Kumpel“ gewesen, während schlimmste Vorwürfe gegen Papst Benedikt – natürlich ohne jeglichen Beleg, geschweige denn Beweis – erhoben werden. Und nein, damit meine ich nicht den intellektuellen Dünkel, den akademische Oberräte an den Tag legen…

    *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

    • Alberto Knox
      04.09.2016, 18:25 Uhr.

      „mit der Sie auch die 60 oder 600 oder 6000 weiteren Geschlechter inkludieren“. man kann natürlich polemisieren wie die afd oder schlicht biologische ergebnisse würdigen.

      „ich habe Schriften von Joseph Ratzinger gelesen:“im internet lässt sich viel behaupten. und lesen bedeutet nicht automatisch verstehen
      „Ihm vorzuwerfen, er habe Augustinus nicht richtig verstanden, ist schon bemerkenswert.“naja, dazu muss man nur augustinus daneben halten. 15 bücher de trinitate z.b. neben die spärlichen ausführungen ratzingers zur trinität, da ist das urteil klar. den heftig antijudaistischen äußerungen augustins steht ratzinger (ausweislich lexikaartikel) jedenfalls wenig nach, das gebe ich gern zu.

      „schlimmste Vorwürfe gegen Papst Benedikt – natürlich ohne jeglichen Beleg, geschweige denn Beweis – erhoben werden.“

      wenn darauf angespielt wird, dass ich joseph ratzinger für schwul halte:
      1) homosexualität ist kein vorwurf, sondern völlig normal.
      2) wie kommt man eigentlich darauf, dass ratzinger hetero sein sollte? seine homosexualität ist evident. genauso wie es auch jeder bei liberace oder johannes von thurn und taxis gewusst hat. man betrüge sich doch nicht selbst.
      3) was ich ratzinger vorwerfe, ist, dass er seine homosexualität psychologisch nicht verarbeitet hat, sondern verdrängt hat, wodurch sie schlimme diskriminierende „blüten“ getrieben hat, die richtiggehend antichristlich sind.

      • neuhamsterdam
        05.09.2016, 18:45 Uhr.

        Alberto Knox: „dass ich joseph ratzinger für schwul halte: […] seine homosexualität ist evident. genauso wie es auch jeder bei liberace oder johannes von thurn
        und taxis gewusst hat. man betrüge sich doch nicht selbst.

        3) was ich ratzinger vorwerfe, ist, dass er seine homosexualität psychologisch nicht verarbeitet hat“
        Ich jedenfalls hab keine Ahnung, wovon doch das kollektive jeder gewusst haben sollte. neuhamsterdam ist folglich uninformiert.
        Da es mir als Teil von jeder eigentlich bekannt gewesen sein müsste, mache ich mir was vor. neuhamsterdam betrügt sich selber.
        Man könnte auch Ratzinger vorwerfen, dass er sich um das Papstamt hätte bewerben hätte sollen, weil er dann gesehen hätte, was passieren würde, wenn er zurückträte. Wenn er sein Amt als Mitglied der Glaubenskongregation verarbeitet hätte, wäre aus ihm bestimmt noch was geworden. Aber das kennt man ja auch aus weltlichen Wahlen. Die ausgemachten Kronprinzen haben überdurchschnittlich gute Chancen, Kronprinzen zu bleiben.
        Vielleicht wäre Ratzinger über den Umweg der Couch… Schon kommt die nächste Interessengruppe und fordert dieses Thema niemals zu bearbeiten, weil es eine Lebensrealität sei und durch Bearbeitung die Menschenrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit sekantiert wären.
        Somit beißt sich aus logischer Sicht diese Normalität mit der Verarbeitungsforderung.
        Als Mann wäre Ratzinger bestimmt ein guter Papst geworden. Wenn er nur das Zölibatäre nicht dermassen vorgezogen hätte. Was man alles mit Rhetorik umeinanderbasteln kann, wenn man aus Informationsbedürfnis über diese Normalität Begründungen anmahnt wird man zum Bittsteller und kann man sich antun, muß man aber nicht (mehr; aus Erfahrung). Was bleibt, das ist das stehenbleibende Wort ohne Begründung. Wozu auch. Wenn jeder es weiß.

        • Alberto Knox
          07.09.2016, 17:55 Uhr.

          „Ich jedenfalls hab keine Ahnung, wovon doch das kollektive jeder gewusst haben sollte. neuhamsterdam ist folglich uninformiert.“

          ja.

          „Da es mir als Teil von jeder eigentlich bekannt gewesen sein müsste, mache ich mir was vor. neuhamsterdam betrügt sich selber.“

          schwieriger propositionaler gehalt, aber wahrscheinlich: ja.

      • bernardo
        05.09.2016, 18:58 Uhr.

        @ Knox: Die Biologie kennt zwei Geschlechter, eines mit xx Chromosomen, eines mit xy Chromosomen, und einige bedauerliche Zwischenformen. Diese Menschen verdienen unser Mitleid.

        Ich habe seine Interviews mit Sebald gelesen, seine Eschatologie, seine Jesusbücher und verschiedene Aufsätze (z.B. über das Verhältnis der Religionen). Reicht das?

        Nein, ich halte es zwar für Unfug, ihm eine homosexuelle Veranlagung zu unterstellen und weiß auch nicht, worauf sich ihre psychologische Diagnose stützt, aber ich meine den Vorwurf des Vertuschens von Straftaten.

        • Alberto Knox
          07.09.2016, 17:53 Uhr.

          „und einige bedauerliche Zwischenformen. Diese Menschen verdienen unser Mitleid.“

          leider nicht letzter stand der biologie. und das gerede von mitleid zeugt letztlich von nichts als verachtung und wieder chauvinismus. ich hoffe wenigstens, dass dies nur die worte und nicht die dahinterliegende geisteshaltung betrifft.

          „Ich habe seine Interviews mit Sebald gelesen, seine Eschatologie, seine Jesusbücher und verschiedene Aufsätze (z.B. über das Verhältnis der Religionen). Reicht das?“

          nein, für ein verantwortliches urteil über seine theologie reicht das nicht. interviews, das ist ja nicht einmal als genre satisfaktionsfähig.

          die definitive verwicklung in die vertuschung von missbrauchsfällen kann man natürlich einfach ableugnen. aber sie verschwindet dadurch nicht, im gegenteil.

          ratzinger hatte in münchen die letzte verantwortung – und vor dem gericht gottes wird er sich dem auch stellen müssen, genauso wie für die zehntausende katholik*innen, die sein falscher kirchenpolitischer kurs aus der kirche getrieben hat und genauso wie für die tausenden abgetriebenen kinder, die durch den von ihm mitverantworteten ausstieg aus der schwangerenkonfliktberatung getötet wurden.

        • Suarez
          08.09.2016, 14:16 Uhr.

          Sehr geehrter Herr Erbacher,

          mit großem Erschrecken habe ich diese Wortmeldung gelesen: „Die Biologie kennt zwei Geschlechter, eines mit xx Chromosomen, eines mit xy Chromosomen, und einige bedauerliche Zwischenformen. Diese Menschen verdienen unser Mitleid.“

          Das ist m.E. ein klarer Verstoß gegen die Nettique. Warum wurde eine solch diskriminierende Äußerung, die nicht einmal dem biologisch-medizinischen Wissensstand, geschweige denn den Empfehlungen des nationalen Ethikrates entspricht, freigeschaltet? Christlich ist so eine Äußerung jedenfalls nicht!

          • Jürgen Erbacher
            Jürgen Erbacher
            09.09.2016, 7:21 Uhr.

            Es geht bei der Frage nach einem Verstoß gegen die Netiquette nicht um die Frage, ob eine Position christlich ist oder nicht. In diesem Fall handelte es sich um eine Meinungsäußerung. Die Veröffentlichung hier besagt nichts über deren Richtigkeit aus.

          • Alberto Knox
            09.09.2016, 19:59 Uhr.

            naja, alle nicht xx/xy-menschen müssen sich aber diskriminiert und verunglimpft fühlen von dieser äußerung. eigentlich eine schwere beleidigung. da kann ich @suarez nur beipflichten.

      • Silvia
        06.09.2016, 11:31 Uhr.

        Alberto Knox
        04.09.2016, 18:25 Uhr.

        David Berger, der das Gerücht über die – angebliche oder tatsächliche – Homosexualität Benedikts in die Welt gesetzt hat, hat sich bei diesem inzwischen öffentlich entschuldigt, nachzulesen auf Bergers Homepage.

        • Alberto Knox
          07.09.2016, 17:45 Uhr.

          ich brauche diesen seltsamen berger nicht, um das evidente auszusprechen.
          offenkundiges kann ja schlecht ein gerücht sein. und wenn ich den berger richtig lese (ich bin da auch offenkundig nicht allein, wenn ich mich in foren umschau), hat er sich entschuldigt für seine wortwahl, hält aber durchaus fest daran, dass er ratzinger für schwul hält. dass berger strategische aussagen macht, ist ja offen sichtbar. er hat sichtbar xenophobe züge, deswegen ist er auch bei der schwulen-zeitung rausgeflogen. wenn er jetzt wieder seiner alten klientel charmiert, sollte man schon fragen, ob er weiterhin schwulen sex hat – mit wechselnden partnern, wie er selber sagt.

    • Wanda
      06.09.2016, 0:16 Uhr.

      Wollte eigentlich nicht auf die Asyl- und Flüchtlingsproblematik eingehen, die uns Frau Merkel mit ihrem Alleingang in der EU beschert hat. Bevorzuge für mich das Wort Ankömmlinge, denn viele von denen sind weder Flüchtlinge noch asylberechtigt. Das aber nur nebenbei.
      Nehmen wir zwei ARD-Meldungen von heute:
      – 2,5 Mio Kinder in Deutschland leben in Armut. Besserung nicht in Sicht…
      – Zahl der Asylbewerber 2015 stark gestiegen. Kosten: fast 5,3 Mrd Euro…
      Nachfragen bitte an die Kanzlerin.
      P.S. Altersarmut in DEU wurde von der ARD nicht erwähnt…

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