Der Papstbesuch in Belgien war bis zum Schluss von Kontroversen geprägt. Am Morgen verurteilte Franziskus beim Gottesdienst in Brüssel noch einmal scharf Missbrauch und Vertuschung. Bei der fliegenden Pressekonferenz verteidigte er seine Rede vor Studierenden am Samstagabend zur Verschiedenheit von Mann und Frau. Er kritisierte, dass die Distanzierung der Universität bereits vorbereitet worden sei, während er noch gesprochen habe. „Das ist unmoralisch“, erklärte der Pontifex. Die Spannung während der kurzen Pressekonferenz auf dem Rückweg von Brüssel nach Rom steht symptomatisch für den Besuch in Belgien. Der zeigt, wie groß der Druck auf den Papst und die katholische Kirche ist, in westlichen Ländern nicht den Anschluss zu verlieren.
Papst Franziskus bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Weg von Brüssel nach Rom. (Foto: reuters)
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„Wo ist der Platz der Frauen in Ihrer Enzyklika Laudato si?“ Auch am zweiten Tag seines Besuchs in Belgien musste sich Papst Franziskus kritischen Fragen. Begann der Samstag noch eher ruhig mit einem spontanen Frühstück des Papstes mit Bedürftigen in einer Brüsseler Kirche und der anschließenden obligatorischen Begegnung mit dem Klerus, Ordensleuten sowie pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wurde es am Nachmittag beim Treffen mit Studierenden an der Universität Louvain konfrontativer. Diese hatten sich kritisch mit der wohl wichtigsten Enzyklika des Pontifikats auseinandergesetzt und in einem vierseitigen Brief viele Fragen an den Pontifex zusammengetragen. Franziskus ging in seiner Antwort vor allem auf die Fragen zur Rolle der Frau und den Wesensunterschieden von Mann und Frau ein. Die Studierenden applaudierten zwar, doch mehr als die traditionelle Lehre zum Thema hatte Franziskus nicht als Antwort zu bieten. Die Universität distanzierte sich am Abend von den Äußerungen des Papstes.
Genevieve Damas liest den Brief der Studierenden vor, mit vielen Anfragen an den Papst. (Foto: reuters)
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Das Thema Missbrauch war das bestimmende Thema am ersten Tag des Besuchs von Papst Franziskus in Belgien. Sowohl König Philippe als auch der belgische Premier De Croo sprachen es bei der Begrüßung des Papstes am Morgen mit deutlichen Worten an. Franziskus griff es in seiner Ansprach auf und ging weit über das vorbereitete Redemanuskript hinaus. „Der Missbrauch von Minderjährigen ist eine Schande. Diese Schande müssen wir anerkennen, um Vergebung bitten und das Problem lösen“, erklärte er beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft in Brüssel. Auch beim Besuch an der katholischen Universität Löwen am Nachmittag war der Missbrauchsskandal und der immense Vertrauensverlust der Kirche Thema. Am Abend traf sich der Pontifex mit 17 Betroffenen sexualisierter Gewalt.
Spontan besuchte Franziskus am Vormittag in Brüssel ein Seniorenheim. (Foto: dpa)
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Es war eine Stippvisite, die Papst Franziskus am Donnerstag in Luxemburg absolvierte. Am Morgen reiste er aus Rom an. Nach zwei größeren Events ging es am Abend weiter nach Belgien. Der achtstündige Aufenthalt dürfte in erster Linie ein Dank für einen seiner aktuell wichtigsten Kardinäle gewesen sein: Kardinal Jean-Claude Hollerich. Der Erzbischof von Luxemburg ist Generalrelator des weltweiten Synodalen Prozesses zur Synodalität und damit eine der zentralen Figuren beim Vorhaben des Pontifex, der katholischen Kirche eine neue Struktur zu verpassen. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft würdigte das Kirchenoberhaupt die Rolle Luxemburgs für Europa und ein friedliches Miteinander der Völker. Zugleich kritisierte er, „dass auch auf dem europäischen Kontinent wieder Gräben und Feindschaften entstehen, die, anstatt auf der Grundlage von gegenseitigem Wohlwollen, von Verhandlungen und diplomatischen Bemühungen gelöst zu werden, zu offenen Feindseligkeiten mit ihren zerstörerischen und tödlichen Folgen führen“. Auch wenn es jüngst einen Finanzskandal bei der Caritas in Luxemburg gab, war der Tag in Luxemburg noch der leichtere Part von Franziskus‘ 46. Auslandsreise. In Belgien ist die Kirche durch den Missbrauchsskandal tief erschüttert. Hier werden klare Worte des Kirchenoberhaupts erwartet.
Beim Treffen mit den Katholiken Luxemburgs in der Kathedrale des Großherzogtums wurden Ausschnitte des Musicals „Laudato si“ aufgeführt. (Foto: dpa)
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Während der Papst die Koffer für seine 46. Auslandsreise packt, steigt weltweit die Spannung mit Blick auf die bevorstehende zweite Phase der Weltsynode zur Synodalität. In dieser Woche wurde der Fahrplan für die knapp vierwöchigen Beratungen im Vatikan vorgestellt. Erste Überraschung: Auf Wunsch des Papstes wird den Beratungen ein Bußakt vorgeschaltet. Bei der Feier im Petersdom wird Franziskus eine Vergebungsbitte für verschiedene Vergehen aussprechen unter anderem für die Sünde des Missbrauchs, Vergehen gegen den Frieden sowie gegen Frauen und Familien. Die Beratungen werden am 25. Oktober abschließen mit der Abstimmung über ein Schlussdokument, das dem Papst übergeben wird. Es ist zu erwarten, so der Synodensekretär Kardinal Mario Grech, dass Franziskus dieses als Grundlage für ein nachsynodalen Schreiben nehmen wird. Der Kardinal wehrte sich bei der Vorstellung des Fahrplans der Versammlung gegen den Vorwurf, Papst Franziskus habe die heißen Eisen aus der Synode ausgelagert.
Auch bei der Versammlung in diesem Oktober sollen die Synodalen wieder in Kleingruppen zusammensitzen und diskutieren – wie 2023. (Quelle: Erbacher)
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China, Missbrauch, die US-Wahlen und die Todesstrafe waren Themen bei der fliegenden Pressekonferenz von Papst Franziskus auf dem Rückweg von Singapur nach Rom an diesem Freitag. 40 Minuten nahm sich der 87-Jährige Zeit. Dann waren die Turbulenzen so groß, dass sein Sprecher die Presskonferenz beendete. Der Papst äußerte sich auch zu künftigen Reisen. Nach Paris zur Einweihung von Notre Dame Anfang Dezember werde er nicht fahren. Die Reise in die Heimat Argentinien sei noch offen. Da müssten zunächst noch einige Probleme gelöst werden. Gerne würde er die Kanaren besuchen, weil dort die Situation der Migranten schwierig sei. Zum Abschluss seines Besuchs in Singapur traf Franziskus am Freitagmorgen Jugendliche verschiedener Religionen. Er ermutigte sie, ihre Komfortzonen zu verlassen. „Ein Jugendlicher, der nichts riskiert, wird dick, aber nicht am Bauch, sondern im Kopf, weil er unbeweglich wird“, erklärte Franziskus. Er betonte bei dem Treffen, „alle Religionen sind ein Weg, um zu Gott zu kommen und Gott ist Gott für alle, denn wir alle sind Kinder Gottes“. Begonnen hatte der Tag mit einem kurzen Abstecher in eine Senioreneinrichtung. Mit leichter Verspätung trat Franziskus um die Mittagszeit die Heimreise an. Sichtlich zufrieden wirkte er bei der Pressekonferenz, aber am Ende doch auch müde.
40 Minuten dauerte die Pressekonferenz am Freitagmittag. (Quelle: dpa)
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Viel Lob und wenig Kritik hatte Franziskus heute für die Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft Singapurs parat. Das kritischste Thema sparte er aus. Während er sonst die Todesstrafe mit scharfen Worten geißelt, 2018 eigens deren Ablehnung in den Katechismus der Katholischen Kirche schreiben lies, schwieg er heute öffentlich dazu. Franziskus würdigte Singapur als „ein Mosaik von Ethnien, Kulturen und Religionen, die in Harmonie zusammenleben“ und wo die soziale Gerechtigkeit sowie das Gemeinwohl einen hohen Stellenwert besäßen. Er mahnte einmal mehr zur Vorsicht bei der KI. „Diese Technologien sind dann am ergiebigsten, wenn man sie nützt, um einander näher zu kommen, um Verständnis und Solidarität zu fördern, und nicht dazu, um sich auf gefährliche Weise in einer fiktiven und ungreifbaren Wirklichkeit zu isolieren.“ Am Nachmittag feierte er in einem Sportstadion eine Messe mit rund 50.000 Menschen. Respekt und Liebe seien wichtiger als Geld und Macht, betonte das Kirchenoberhaupt bei der Gelegenheit. „Wenn es etwas Gutes gibt und es in dieser Welt bleibt, dann nur, weil in zahllosen und vielfältigen Umständen die Liebe über den Hass gesiegt hat, die Solidarität über die Gleichgültigkeit, die Großherzigkeit über den Egoismus. Ohne dies wäre auch hier niemand in der Lage gewesen, eine so große Metropole zu errichten“, erklärte Franziskus.
Das Motto des Papstbesuchs in Singapur: „Einheit, Hoffnung“.(Quelle: Erbacher)
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Papst Franziskus ist auf der letzten Etappe seiner Reise durch Südostasien und Ozeanien angekommen. Am Mittwochnachmittag landete er in Singapur, das offizielle Programm beginnt nach einer kleinen Erholungsphase erst am Donnerstagmorgen. Vor seinem Abflug aus Dili traf sich das Kirchenoberhaupt mit Jugendlichen und rief sie zu einem geschwisterlichen Umgang über ethnische und religiöse Grenzen hinweg zur Versöhnung auf. Franziskus warnte vor Drogen, Alkohol und Mobbing. Er ermutigte die jungen Timoresen, ihren Träumen nachzujagen und Unruhe zu stiften.
Ein Papst zum Anfassen möchte Franziskus sein. (Quelle: Erbacher)
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Zahlenmäßig ist es der Höhepunkt der 45. Auslandsreise von Papst Franziskus: der Gottesdienst nahe des Pazifik-Ufers von Dili in Osttimor mit rund 600.000 Menschen. Die feierten den Pontifex wie einen Superstar und er wiederum schmeichelte ihnen und erklärte, dass das Wertvollste, was Osttimor habe, nicht das Sandelholz und nicht das Teakholz seien, sondern das Volk. Die Menschen quittierten das mit Jubel und Beifall. Am Morgen hatte er beim Treffen mit Klerus, Ordensleuten und Katecheten einen „neuen Schwung bei der Evangelisierung“ gefordert und dabei sehr konkrete Handlungsfelder benannt, in denen er Änderungsbedarf sieht. Obwohl Franziskus in seinen Ansprachen nicht an Mahnungen spart, fliegen ihm die Sympathien der Timoresen zu. Lange harren sie an den Straßen aus, um den Papst im Auto vorbeifahren zu sehen. Viele Tränen der Freude und Rührung fließen in den zwei Tagen, an denen sich Franziskus in Dili aufhält. Rein rechnerisch war zum Gottesdienst am Dienstagnachmittag fast die Hälfte der 1,5 Millionen Einwohner Osttimors gekommen. Selbst wenn die Zahl von den Behörden etwas zu hoch gegriffen sein könnte, ist der Gottesdienst bezogen auf die Einwohnerzahl eines Landes sicher der am besten besuchte Papstgottesdienst aller Zeiten.
Nach dem Gottesdienst fuhr Franziskus mit dem Papamobil durch die Menge. (Quelle: afp)
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Papst Franziskus ist auf seiner 45. Auslandsreise am Montagnachmittag Ortszeit in Osttimor angekommen. Zum Auftakt würdigte er die Leistung des Landes beim Kampf um Unabhängigkeit zwischen 1975 und 2002. „Danken wir dem Herrn dafür, dass Sie während einer so dramatischen Zeit Ihrer Geschichte die Hoffnung nicht verloren haben und dafür, dass nach dunklen und schwierigen Tagen endlich eine Morgendämmerung des Friedens und der Freiheit angebrochen ist“, erklärte der Pontifex beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft in Dili. Bei der Gelegenheit benannte er aber auch deutlich die Herausforderungen, vor denen Osttimor aus seiner Sicht aktuell steht: Auswanderung, übermäßiger Alkoholkonsum der Jugendlichen, ihre Organisation in Banden, sowie die Bildung. Das Thema Missbrauch sprach er allgemein an, ohne auf die Probleme innerhalb der Kirche einzugehen. Vor der Abreise aus Papua-Neuguinea traf Franziskus am Morgen mit Jugendlichen zusammen. Dabei forderte er sie einmal mehr auf, die Harmonie untereinander zu suchen. Nur so könne eine Zukunft für alle gestaltet werden.
Papst Franziskus und Osttimors Präsident José Manuel Ramos-Horta bei der Willkommensfeier vor dem Präsidentenpalast in Dili. (Quelle: dpa)
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