Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Bischofssynode – mehr Einfluss der Laien?

Der Papst will die synodalen Strukturen in der katholischen Kirche ausbauen. Das sagt er immer wieder. Jetzt wurde überraschend die Ordnung für die Bischofssynoden verändert. Darin stärkt der Papst zwar die Rolle der Laien. Doch sie haben weiter nur eine beratende Funktion und kein Stimmrecht. Eigens betont wird in der neuen Konstitution, dass sich der Papst das Abschlussdokument einer Synodenversammlung zu eigen machen kann und es mit seiner Zustimmung zu einem lehramtlichen Schreiben werden kann. Damit würde die Bischofssynode zu einem ausdrucksstarken Zeichen der Gemeinschaft der Bischöfe „mit und unter“ dem Nachfolger des Apostel Petrus. Das neue Papier bringt mehr Flexibilität für das Instrument „Bischofssynode“ und ist damit sicherlich ein erster Schritt in eine richtige Richtung.

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Missbrauch – in Deutschland und der Welt

Es sind erschütternde Zahlen, die heute an die Öffentlichkeit gelangt sind. Mindestens 3.677 Kinder und Jugendliche wurden in Deutschland in der Zeit zwischen 1946 bis 2014 Opfer sexuellen Missbrauchs durch 1.670 katholische Geistliche – und die Dunkelziffer liegt wohl höher. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, die die Deutsche Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnisse nun vorab teilweise bekannt wurden. Über 38.000 Akten wurden dazu in den 27 katholischen Bistümern gesichtet. Die Orden beteiligten sich nicht an der Untersuchung. Außerdem waren die Wissenschaftler auf die Angaben der Bistümer angewiesen; denn Originalakten konnten sie nicht einsehen. Zudem stellen sie fest, dass Akten „zu früheren Zeiten vernichtet oder manipuliert worden waren“. Die Studie fördert dennoch eine Reihe interessanter Erkenntnisse zu Tage. Angesichts der aktuellen Debatte um den Missbrauchsskandal in anderen Ländern scheinen vor allem zwei Aussagen der Experten wichtig: Weder Homosexualität noch Zölibat seien als solche Ursachen für Missbrauch. Sie könnten aber genauso wie die strikte Sexualmoral durchaus Risikofaktoren darstellen. Daher bestehe bei diesen Themen dringend Handlungsbedarf. Die Bischofskonferenz bezeichnete das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs, das durch die Studie belegt wird, als „bedrückend und beschämend“. Dass in Bezug auf den Missbrauch dringender Handlungsbedarf besteht, sieht auch Papst Franziskus. Er hat deshalb für Februar 2019 alle Vorsitzenden der Bischofskonferenzen weltweit zu einem Krisengipfel in den Vatikan eingeladen.

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Ist Franziskus ein Vertuscher?

Diese Frage wird seit Sonntagmorgen heftig diskutiert. Eine konservative Internetplattform veröffentlichte ein 11-seitiges Schreiben des ehemaligen Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, in dem dieser dem Papst Vertuschung vorwirft und ihn zum Rücktritt auffordert. Konkret geht es um die Frage: Wann wusste Franziskus von den Anschuldigungen gegen den ehemaligen Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick, und lockerte Franziskus Sanktionen, die Benedikt XVI. bereits gegen den prominenten Kirchenmann verhängt hatte? Neben dem amtierenden Papst greift Vigano noch ein Dutzend weiterer hochrangiger Kirchenvertreter an. Das Problem ist, dass es eine ganze Reihe von Ungereimtheiten bei dem Schreiben gibt. Geht es hier um ein weiteres Kapitel im Kampf gegen Papst Franziskus, der mittlerweile die Qualität einer Schlammschlacht annimmt oder was steckt hinter der Veröffentlichung von Vigano?

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Papst in Irland: Aufarbeitung des Missbrauchs „um jeden Preis“

Papst Franziskus will eine Aufarbeitung des Missbrauchsskandals „um jeden Preis“. Das machte er zu Beginn seines Besuchs in Irland deutlich. Inspiriert durch eine offene und klare Rede des irischen Premierministers Leo Varadkar machte der Papst abweichend vom vorbereiteten Redetext noch einmal deutlich, dass er weltweit eine Verstärkung der Aufarbeitung wünscht, „um diese Geißel in der Kirche zu eliminieren“. Zuvor hatte er bereits festgestellt: „Das Versäumnis der kirchlichen Autoritäten – Bischöfe, Ordensobere, Priester und andere -, mit diesen abscheulichen Verbrechen angemessen umzugehen, hat zu Recht Empörung hervorgerufen und bleibt eine Ursache von Leid und Scham für die katholische Gemeinschaft.“ Er selbst teile das Gefühl, sagte er bei seiner ersten Rede in Irland vor Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatischem Korps. Eine Bitte um Entschuldigung sprach er nicht aus und  ließ damit eine wichtige Gelegenheit verstreichen, um ein klares Signal zu setzen. Marie Collins, ein Opfer sexuellen Missbrauchs, die auch einige Zeit in der Päpstlichen Kinderschutzkommission mitarbeitete, sie dann aber unter Protest verliess, wertete die Papstansprache anschließend als „enttäuschend“. Der Papst habe „nichts Neues“ gesagt.

Papst Franziskus beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatischem Korps. (Quelle: Erbacher)

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Papst schreibt Brief zu Missbrauch

Einmal mehr greift Papst Franziskus zu ungewöhnlichen Mitteln. Auf einem neuen Höhepunkt der Debatte über Missbrauch in der katholischen Kirche wendet er sich in einem Brief an „das Volk Gottes“. Darin wird zum ersten Mal in dieser Deutlichkeit von höchster kirchlicher Stelle ein Zusammenhang zwischen „sexuellem wie Macht- und Gewissensmissbrauch“ gesprochen. Franziskus gibt zu, dass „wir nicht rechtzeitig gehandelt haben, als wir den Umfang und die Schwere des Schadens erkannten, der sich in so vielen Menschenleben auswirkte“. Die „so notwendigen Maßnahmen und Sanktionen“ seien „mit Verspätung angewandt“ worden. Franziskus bringt den sexuellen Missbrauch in enge Verbindung mit dem in der katholischen Kirche vorherrschenden und von ihm seit langer Zeit kritisierten Klerikalismus. „Zum Missbrauch Nein zu sagen, heißt zu jeder Form von Klerikalismus mit Nachdruck Nein zu sagen“, ist der Pontifex überzeugt. Angesichts der Taten, aber auch der schleppenden Aufarbeitung spricht er von „Scham und Reue“. Von der Kirche fordert er eine Haltung der Umkehr und Buße, aber auch der Solidarität mit den Opfern. Gerade Letzteres kann auch als Aufruf verstanden werden, dass die, die bisher schweigen, seien sie selbst Opfer oder Mitwisser, endlich reden, um die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen zu können.

Bringt der neue Druck durch die Vorfälle in Chile und den USA den Papst dazu, mit aller Konsequenz auch gegen Vertuschen und Verschleppen bei der Aufarbeitung vorzugehen? (Quelle: dpa)

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USA: Missbrauch systematisch vertuscht

Es ist ein erschütternder Bericht, den eine staatliche „Grand Jury“ im US-Bundesstaat Pennsylvania an diesem Dienstag vorgestellt hat. Auf über 1300 Seiten sammelte sie Informationen über Missbrauchsfälle, die in den vergangenen 70 Jahren in sechs der acht katholischen Diözesen des Bundesstaats begangen wurden. 301 Täter werden aufgelistet, mehr als 1000 Opfer sind bisher bekannt. Der Bericht macht deutlich, wie die Taten durch Verantwortliche in der Kirche gedeckt und verschwiegen wurden. Die Autoren stellen allerdings auch fest, dass sich in den vergangenen 15 Jahren in der katholischen Kirche der USA vieles verändert habe und die kirchlichen Stellen mit der Jury aktiv kooperiert hätten. Dennoch erhöht der Bericht den Druck auf die Kirche, schonungslos die Fälle der Vergangenheit aufzuarbeiten und vor allem auch die Kirchenoberen, inklusive der Bischöfe und Kardinäle, die eine „Kultur des Vertuschens“ mitgetragen haben, zur Verantwortung zu ziehen. Einmal mehr richtet sich der Blick auch nach Rom. Mit der Entlassung des ehemaligen Erzbischofs von Washington, Theodore McCarrick, aus dem Kardinalsstand allein, ist das Problem nicht gelöst.

Generalstaatsanwalt Josh Shapiro stellte die bisherigen Ermittlungsergebnisse der Grand Jury vor. (Quelle: dpa)

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Todesstrafe – Papst ändert Katechismus

Nun ist es offiziell: Die katholische Kirche lehnt die Todesstrafe ab. Papst Franziskus verfügte eine entsprechende Änderung des Katechismus der Katholischen Kirche. Zur Begründung heißt es in Abschnitt 2267, dass „die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt“. Diese Qualifizierung ist ein Zitat aus einer Rede von Papst Franziskus zum 25-Jahr-Jubiläum der Veröffentlichung des Katechismus im vergangenen Oktober. Damals hatte der Pontifex angekündigt, dass er eine entsprechende Änderung veranlassen werde. Bisher war dort zu lesen, dass „die überlieferte Lehre der Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht ausschließt“, wenn „die Identität und die Verantwortung des Schuldigen mit ganzer Sicherheit feststehen“ und „wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen“. Schon im Oktober 2017 hatte der Papst aber darauf verwiesen, dass diese Position nicht tragbar sei, „weil sie die Unverletzlichkeit und Würde der Person angreift“. Entsprechend wird das Verbot der Todesstrafe jetzt auch in der neu gefassten Version des Abschnitts 2267 des Katechismus begründet. Der Vorgang zeigt, dass sich die Position der katholischen Kirche weiterentwickeln kann und kein starres Gefüge ist. Zudem geht die katholische Kirche damit ganz offiziell nun auch in diesem Punkt in Opposition zu Staaten wie den USA oder China, in denen die Todesstrafe praktiziert wird.

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Wenn ein Kardinal zurücktritt

Dass ein Kardinal aus dem Kardinalskollegium fliegt, ist bisher höchst selten vorgekommen. Ob sich das nun ändert? Seit vergangenem Samstag ist der emeritierte Erzbischof von Washington nicht mehr Mitglied des „Senats“ der katholischen Kirche. Theodore McCarrick wird beschuldigt, zwischen 1970 und 1990 junge Priesteramtskandidaten zu sexuellen Handlungen verführt und auch mindestens zwei Minderjährige missbraucht zu haben. Gestern nahm Papst Franziskus auch den Rücktritt des australischen Erzbischofs Philip Wilson an. Der war Anfang Juli zu zwölf Monaten Haft verurteilt worden, weil er Missbrauchsvorwürfe gegen einen anderen Geistlichen vertuscht haben soll. Wilson hatte zunächst einen Rücktritt mit dem Hinweis angelehnt, dass er in Berufung gehen wolle. Jetzt musste er doch gehen. Vor wenigen Tagen erst hatte der Vorsitzende der päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean O’Malley, ein entschiedeneres Vorgehen gegen Missbrauchsfälle gefordert, an denen Bischöfe und Kardinäle beteiligt sind. Sind das erste Konsequenzen?

Auf dem Petersplatz sind schon die Vorboten der Internationalen Ministrantenwallfahrt zu sehen. Das wird ein buntes Fest in diesen Tagen in Rom. Doch hinter den Mauern des Vatikans wird um den richtigen Kurs bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals gerungen. (Quelle: ap)

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50 Jahre Humanae vitae

Sie gehört zu den umstrittensten Dokumenten der katholischen Kirche, die Enzyklika „Humanae vitae, über die Weitergabe des Lebens“ von Papst Paul VI., die am 25. Juli 1968 veröffentlicht wurde. Zum 50-Jahr-Jubiläum befürchteten konservative Kreise in der katholischen Kirche, Papst Franziskus könnte vom strikten Verbot künstlicher Empfängnisregelung abrücken. Doch der amtierende Pontifex lies den Jahrestag ohne eigene Akzente verstreichen. Er bezeichnete das Schreiben seines Vorgängers zwar wiederholt als „prophetisch“. Doch konkrete Äußerungen zu der umstrittenen Frage der Empfängnisregelung hat er sich bisher weitestgehend verkniffen. In seinem großen Lehrschreiben Amoris laetitia über Ehe und Familie schreibt er, „es gilt, die Botschaft der Enzyklika ‚Humanae vitae‘ Papst Pauls VI. wiederzuentdecken, die hervorhebt, dass bei der moralischen Bewertung der Methoden der Geburtenregelung die Würde der Person respektiert werden muss“. Er wiederholt das Verbot seines Vorgängers nicht und verschiebt den Akzent. Die Formulierung lässt verschiedene Interpretationen zu.

Auch bei einer seiner fliegenden Pressekonferenzen hatte Papst Franziskus einmal über „verantwortliche Elterschaft“ gesprochen, als er auf dem Rückflug von den Philippinen im Januar 2015 feststellte, dass sich Katholiken nicht „wie Karnickel“ vermehren müssten. (Quelle: dpa)

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Kirchenaustritte auf hohem Niveau

Jedes Jahr im Sommer veröffentlichen die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland ihre Statistikzahlen. Seit Jahren ist das Ergebnis eher deprimierend. Denn die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland schrumpfen weiter. Auch 2017 sind die Mitgliederzahlen gesunken – bei den evangelischen Landeskirchen mit 390.000 mehr noch als bei der katholischen Kirche mit 270.000 Mitgliedern weniger. In beiden Kirchen sind die Austrittszahlen gegenüber dem Vorjahr wieder leicht gestiegen. Aus der katholischen Kirche sind rund 168.000 Mitglieder ausgetreten (2016: 162.000), aus den evangelischen Landeskirchen rund 200.000. Die Kirchen führen die Entwicklung vor allem auf den demografischen Wandel zurück. Doch alleine damit dürften sich die hohen Austrittszahlen nicht begründen lassen.

Beim Abschlussgottesdienst des Katholikentags in Münster Mitte Mai war der Platz gut gefüllt. In den Gemeindegottesdiensten hingegen sieht es meist anders aus. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist 2017 weiter gesunken auf 9,8 Prozent. 2016 waren es noch 10,2 Prozent der Katholiken, die regelmäßig am Gottesdienst teilnahmen, 2010 sogar 12,6 Prozent. (Foto: dpa)

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