Papst nach OP wohlauf – neue Transparenz?

Papst Franziskus hat seine Darm-Operation gut überstanden. Nach Informationen seines Arztes ist er bereits wach und macht Scherze. Der Chirurg Sergio Alfieri erklärte am Mittwochabend, dass Franziskus die Vollnarkose gut überstanden habe. Der Vatikan hatte zuvor schon mitgeteilt, dass es keine Komplikationen gegeben hatte. Am Vormittag noch vor Eintreffen des Papstes in der Klinik hatte Vatikansprecher Matteo Bruni detailliert darüber informiert, was am Nachmittag im Operationssaal stattfinden soll. Da schüttelte Papst Franziskus noch auf dem Petersplatz die Hände der Brautpaare, die zur wöchentlichen Generalaudienz gekommen waren. Vorbei scheint die Geheimniskrämerei, die bisher um die Gesundheit des Papstes gemacht wurde. Am Abend gab es ein ausführliches Bulletin mit Angaben aller involvierten Ärzte. Franziskus werde mindestens bis zum 18. Juni pausieren, teilte der Vatikan am Nachmittag mit.

Bei der Generalaudienz am Morgen gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass Franziskus am Nachmittag eine dreistündige OP bevorsteht. (Quelle: reuters)

Keine anderen Krankheiten

Am Ende ging dann doch alles ganz schnell. Gestern eine Voruntersuchung und heute bereits die OP. Papst Franziskus plagten wohl seit längerer Zeit heftige Schmerzen. Schuld war der Bruch einer Narbe einer früheren Operation aus seiner Zeit in Argentinien, erklärte Sergio Alfieri am Abend vor Journalisten. Da die Gefahr eines Darmdurchbruchs bestand, hatte sich Franziskus entschieden, den Eingriff jetzt machen zu lassen. Nach Auskunft des Arztes wird er nach Genesung keine Einschränkungen haben. Alfieri dementierte, dass Franziskus an einer Krebserkrankung leide. Weder heute noch bei der Darmoperation vor zwei Jahren sei bösartiges Gewebe festgestellt worden. Franziskus habe aktuell keine anderen Krankheiten. Auch habe es nie Komplikationen aufgrund einer Vollnarkose beim Papst gegeben.

Mit letzterer Aussage widersprach er eigenen Berichten von Franziskus, der nach seiner Darmoperation im Sommer 2021 von einer kritischen Situation in Folge der Vollnarkose gesprochen hatte und damit seine Zurückhaltung vor weiteren Operationen begründete. Und natürlich gibt es die bekannten Knieprobleme. Trotz dieser kleinen Ungereimtheiten fällt auf, dass der Vatikan heute anders agiert hat als in früheren Fällen. Man scheint um Transparenz bemüht. Das war in der Vergangenheit anders, als man wiederholt von geplanten Untersuchungen sprach, sich dann aber herausstellte, dass dies nicht so ist. Seitdem sind die Journalisten kritisch, wenn Vatikansprecher Bruni sich zum Gesundheitszustand des Papstes äußert.

Reisen nach Portugal und Mongolei geplant

In acht Wochen möchte Papst Franziskus zum Weltjugendtag nach Lissabon fahren. Erst gestern veröffentlichte der Vatikan das Programm der Reise. Vermutlich musste deshalb jetzt alles sehr schnell gehen, damit die Chance einer Genesung und Stabilisierung für die anstrengende Reise gegeben ist. Ende August ist dann noch ein mehrtägiger Besuch in der Mongolei geplant. Vatikansprecher Bruni sagte am Abend bei der kurzen Pressekonferenz in der Gemelli-Klinik, dass bisher alle Termine nach dem 18. Juni wie geplant bestehen blieben.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

3 Kommentare

  • Maria
    08.06.2023, 15:38 Uhr.

    Mit der ersten Darm OP 2021 ist der Vatikan eigentlich sehr transparent vorgegangen, da konnte, so mein Eindruck, von Geheimniskrämerei eigentlich keine Rede sein. Anders war es mit der Lungenentzündung vor Ostern. Aber einerseits haben auch die Päpste ein Recht auf eine Privatsphäre, zum anderen hätten wohl gewisse Kreise, wäre die Diagnose früh bekannt gegeben worden, schnell – wohl „hoffnungsvolle“ – Nachrufe verfasst. Und außerdem ist P.F. schätzungswiese nicht der Typ, der seine eigenen (gesundleitlichen) Probleme an die große Glocke hängt. Da hat es ein Preessprecher nicht ganz einfach, gut und angemessen zu agieren.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      09.06.2023, 20:45 Uhr.

      Dass der Vatikan drei Mal am Tag über den Gesundheitszustand informiert und dabei auch Details nennt, ist neu. Das gab es auch 2021 nicht.

    • Silvia
      10.06.2023, 10:26 Uhr.

      Das mit dem Recht auf Privatsphäre sehe ich genauso.

      Andererseits ist der Papst halt keine Privatperson und es besteht ein berechtigtes, öffentliches Interesse, zumindest innerhalb der Weltkirche, an seinem Gesundheitszustand.

      Ich wünsche ihm baldige und vollständige Genesung.

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