Zwischen Zweckoptimismus und echter Hoffnung
Missbrauch, Synodaler Weg, neue Leitlinien zur Jugendpastoral und die Ungewissheit, was passiert in Köln und wie sieht der Neuanfang von Erzbischof Heße in Hamburg aus. Das war die Herbstvollversammlung 2021 der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Dazu kamen jede Menge Personalentscheidungen, die einen Generationenwechsel manifestieren. Der Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, fand zum Auftakt deutlich Worte. Es brauche mehr als „bloß etwas Anpassung und Fortschreibung“ beim Synodalen Weg. Er sprach davon, „wie erbarmungslos sündhafte Strukturen in der Kirche Menschen mitsamt ihrem Glauben verletzten und an Gottes Liebe Zweifeln lassen“. Am Ende der viertägigen Beratungen in Fulda bleibt offensichtlich die Gewissheit, dass weiter alle Bischöfe beim Synodalen Weg mitmachen. Die Hoffnung von Betroffenen sexualisierter Gewalt, das neue Entschädigungsverfahren könne noch einmal grundlegend überarbeitet werden, hat sich nicht erfüllt. Hier wollen die Bischöfe mit etwas Anpassung den eingeschlagenen Weg weitergehen.
Korrekturen bei Verfahren der Anerkennungsleistungen
In den vergangenen Monaten gab es wiederholt Kritik an der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen. Es gebe zu lange Wartezeiten, bis die Anträge bearbeitet würden, die gezahlten Summen seien zu niedrig und wiederholt sei es durch das Vorgehen der Kommission zu Retraumatisierungen gekommen. Mitte Oktober wird es nun ein Treffen mit Vertretern der Bischofskonferenz, des Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz, der Ordensoberenkonferenz und der Kommission geben, um die Probleme zu lösen. Auf den Weg brachten die Bischöfe eine neue, einheitliche Personalaktenführung. Diese soll ab 1.1.2022 für alle Bistümer gelten. Dadurch soll Vertuschung von Missbrauch vorgebeugt werden. Bei der Aufarbeitung stoßen die Ermittler immer wieder auf das Problem, dass Akten mehr oder weniger unbrauchbar sind, weil sie lückenhaft oder willkürlich geführt wurden.
Einen Studienhalbtag widmeten die Bischöfe dem Synodalen Weg. Dabei ging es zum einen um die „Synodalität der Kirche“, zum anderen um die Frage, wie Lehrentwicklung in der Kirche geschieht, d.h. in welchem Verhältnis stehen Schrift und Tradition, die Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn der Gläubigen zueinander. Offenbar erstmals gelang den Bischöfen innerhalb der Konferenz eine Diskussion über den Synodalen Weg, die vom Zuhören und Verstehen-Wollen der jeweils gegensätzlichen Position geprägt war. Dabei wurde deutlich, dass offenbar alle Bischöfe sich nach wie vor an dem Reformprozess beteiligen. Ob das nach der Synodalversammlung Ende nächster Woche auch noch so sein wird, hängt sicherlich von der Art und Weise der Debatte in Frankfurt ab. Klar ist, es gibt keine einheitliche Position unter den Bischöfen. Damit wird es auch keinen „Bischofsblock“ bei den Beratungen geben.
Köln-Frage weiter offen
Die Stimmung in Fulda war eine Mischung aus echter Hoffnung und Zweckoptimismus, dass mit den Maßnahmen zu einer besseren Aufarbeitung und Prävention beim Thema sexualisierte Gewalt sowie den möglichen Reformen durch den Synodalen Weg eine Art Turn-around gelingen kann und die Menschen wieder Vertrauen in die Institution Kirche fassen. Bis das soweit ist, liegt noch ein langer Weg vor den Bischöfen. Mitentscheidend wird sein, wie der Papst im Falle des Erzbistums Köln handeln wird. Wann das sein wird, ist weiter offen. Viele Beobachter rechnen noch vor der Synodalversammlung mit Post aus Rom. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zeigte sich in Fulda entspannt. Allerdings wurde er vergangenen Freitag und Weihbischof Ansgar Puff am Dienstag im Vatikan gesichtet. Das könnte darauf hindeuten, dass hier die entscheidenden Gespräche geführt werden, um dann die Entscheidung bekanntzugeben.
Ein Kommentar
Wie der BR heute verkündete „ohne konkretes Ergebnis“. Nicht reformierbar oder noch viel schlimmer: nicht reformwillig. Die Amtskirche schafft sich ab und merkt nicht einmal, dass die Gläubigen sie nicht braucht. Umgekehrt schon eher…
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