Kinderschutz, Lateinamerika und Evangelikale
Der Vatikan hat heute die Statuten für die Kinderschutzkommission veröffentlicht, die Papst Franziskus vor gut einem Jahr eingerichtet hatte. Die Kommission hatte sich im Februar zu ihrer ersten Vollversammlung getroffen. Jetzt wurde die Arbeit auf eine rechtliche Basis gestellt. Ziel der Kommission ist es, sexuellen Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche künftig effektiver zu verhindern. Am Nachmittag veröffentlichte der Vatikan das Programm der Lateinamerikareise von Papst Franziskus. Der Pontifex wird vom 5. bis 13. Juli Ecuador, Bolivien und Paraguay besuchen. Sein Heimatland Argentinien steht erst 2016 auf dem päpstlichen Reiseplan – dann wohl zusammen mit Chile und Uruguay. Gestern Nachmittag hat Franziskus einmal mehr eine Gruppe evangelikaler Priester getroffen.
Trotz Statuten nicht alles klar
Die Statuten regeln nun die Arbeitsweise und Zusammensetzung der Kinderschutzkommission, die demnach eine „eigenständige mit dem Heiligen Stuhl verbundene Institution“ ist. Ihre Funktion ist „beratend im Dienst des Papstes“. Die Kommission hat also keinerlei jurisdiktionelle Gewalt. Da ihr Auftrag darin besteht, die Prävention zu verbessern, ist die Frage, ob sie solche Gewalt wirklich braucht. Allerdings zeigte sich schon im ersten Jahr des Bestehens, dass die Kommission oder einzelne Mitglieder sich auch immer wieder zu Vorgängen in der Vergangenheit werden verhalten müssen.
Hier bleibt ihnen wohl letztendlich nur ihre „moralische Autorität“, um Druck auf die entsprechenden vatikanischen Stellen bis hin zum Papst auszuüben. Das betrifft etwa die Frage nach der Verantwortung von Bischöfen bei der Vertuschung von Missbrauchsfällen und der Verschleppung der Aufarbeitung. Das gilt aber auch bei der Frage nach der Umsetzung der vatikanischen Richtlinien in den einzelnen Ortskirchen und Diözesen weltweit. Unklar ist auch, wie die Zusammenarbeit mit der Glaubenskongregation aussieht, die in Missbrauchsfällen im Vatikan für die Bearbeitung von Verfahren gegen Kleriker zuständig ist. Wie das funktioniert, wird die Praxis zeigen müssen.
Papstreise nach Lateinamerika
24.730 Kilometer, 22 Reden, fünf große Messen dazu Treffen mit der Zivilgesellschaft, Diplomaten, Priestern und Ordensleuten sowie der Besuch verschiedener Sozialeinrichtungen – so lässt sich das Programm der knapp neuntägigen Lateinamerikareise von Papst Franziskus zusammenfassen. Es ist die bisher längste Reise des Pontifikats. Als Ziel hat sich der Pontifex die ärmsten Länder des Kontinents ausgesucht. Gerade in Bolivien ist das Verhältnis zwischen Präsident Morales und der katholischen Kirche im Land angespannt.
Die Themen Armut, die Rolle der Indigenen, Fragen des Umweltschutzes sowie nach Gerechtigkeit und Justiz dürften eine große Rolle spielen bei dieser Reise. Gelegenheiten gibt es viele für den Sozialpapst Franziskus, seine Finger in die Wunden zu legen. In allen drei Ländern wird er auch mit dem Klerus, Ordensleuten und Seminaristen zusammentreffen. Ihnen wird er seine Vision von einer „Kirche an der Seite der Armen“ erläutern und die ermutigen, die die „Option für die Armen“ bereits konkret leben.
Evangelikale Freunde
Papst und Sport
Gleich mehrfach hat Papst Franziskus in dieser Woche Sportler getroffen. Bei einer Begegnung mit 7.000 Tennisspielern verurteilte er Doping im Spitzensport. Der „Druck, zu guten Resultaten zu kommen“, dürfe nie dazu führen, „dass man die Regeln verletzt und andere betrügt“, mahnte er. Gestern empfing der sportbegeisterte Pontifex Vertreter des römischen Vereins „Lazio“, zu dem auch Lazio Rom, der Klub von Weltmeister Miroslav Klose, gehört. Dabei kritisierte Franziskus, dass zu viel über Fußball und zu wenig über andere Sportarten geredet werde.
Denn jede Sportart habe ihren eigenen Wert für Körper, Sozialleben und Moral, so der Papst. Sie helfe jungen Leuten jeweils auf ihre Weise, seelisches Gleichgewicht, Selbstkontrolle, Opferbereitschaft und Fairness zu erlernen.