Skandal verpufft

War da was? Ach ja, seit heute gibt es die deutsche Ausgabe des Enthüllungsbuches mit den geheimen Dokumenten des Papstes von Gianluigi Nuzzi im Handel. Das Medienecho war verhalten, als vergangene Woche Gianluigi Nuzzi das Buch vorstellte. Die Luft scheint erst einmal raus aus der Sache und die neuen Dokumente zur Kirche in Deutschland waren so spektakulär auch nicht. Dass Benedikt XVI. die Kirche in seinem Heimatland bisweilen kritisch sieht, war vorher schon bekannt. Dass der Papst die zögerliche Haltung der deutschen Bischöfe im Weltbildskandal ärgerte, ebenfalls. Zu einem neuen Skandal taugt die deutsche Ausgabe des Buches nicht. Bei der Vorstellung des Buches sagte Nuzzi übrigens, er wollte mit seinem Buch weder Papst noch Kirche kritisieren. Vielmehr sei es ihm darum gegangen zu zeigen, dass der Vatikan ein Staat wie jeder andere sei. Geht es bei der ganzen Angelegenheit letztendlich nur darum, den „Mythos Vatikan“ zu entzaubern? Oder geht es doch um Verschwörung, aber nicht von innen sondern von außen, wie einige italienische Journalisten mutmaßen, die in dem Skandal den Versuch sehen, Papst und Kirche als moralische Instanz zu beschädigen und ihren politischen Einfluss zurückzudrängen?

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.