Papst in Mexiko – die Pressekonferenz

Europa, das Zika-Virus, Pädophilie sowie die Familie und der wichtigste Traum von Papst Franziskus waren Themen bei der „fliegenden Pressekonferenz“ auf dem Rückweg von Ciudad Juárez in Mexiko nach Rom. Eine gute Stunde nahm sich das katholische Kirchenoberhaupt Zeit für die Fragen der mitreisenden Journalisten. Die wichtigsten Ergebnisse vorweg: der größte Traum des Papstes wäre eine Reise nach China. Im Kontext des Zika-Virus kann er sich Verhütung zur Verhinderung von Schwangerschaften vorstellen. Abtreibung kommt für ihn nicht in Frage. Das sei ein Verbrechen. Mit Blick auf die aktuelle Krise in Europa findet er den Gedanken einer „Neugründung“ der Europäischen Union interessant und Bischöfen, die pädophile Priester nicht aus dem Verkehr ziehen, sondern versetzen oder versetzt haben, legt er den Rücktritt nahe. Zur aktuellen Debatte in Italien über eine Einführung eines Gesetzes für Lebenspartnerschaften wollte er sich nicht äußern. Das sei Sache der italienischen Bischofskonferenz.

Nach der Pressekonferenz wurde der Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (links neben Papst Franziskus) verabschiedet. Der Italiener hatte über 34 Jahre Papstreisen vorbereitet, lange Jahre als zweiter Mann, seit 2005 offiziell als Reisemarschall. (Quelle: Erbacher)

Nach der Pressekonferenz wurde der Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (links neben Papst Franziskus) verabschiedet. Der Italiener hatte über 34 Jahre Papstreisen vorbereitet, lange Jahre als zweiter Mann, seit 2005 offiziell als Reisemarschall. (Quelle: Erbacher)

Moralisches Problem Zika-Virus

Klar und hart war die Antwort von Papst Franziskus auf die Frage, ob im Kontext des Zika-Virus eine Abtreibung möglich sei unter Anwendung des moralischen Prinzips des „kleineren Übels“. Das Kirchenoberhaupt stellte fest, dass es sich bei der Abtreibung nie um ein „kleineres Übel“ handeln könne, sondern dass sie ein Verbrechen sei. „Einen zu töten, um einen anderen zu retten. Das ist das, was die Mafia macht.“ Es sei ein „absolutes Übel“. Die Abtreibung ist aus Sicht des Papstes zunächst kein theologisches Problem. „Es ist ein menschliches Problem, ein medizinisches Problem. Man tötet eine Person, um im besten Fall eine andere zu retten.“ Das sei gegen den hippokratischen Eid, den die Ärzte ablegen müssen. „Es ist schlecht in sich.“ Anders verhalte es sich bei der Frage nach der Verhinderung einer Schwangerschaft. Verhütung sei in diesem Fall kein „absolutes Übel“. Franziskus verwies auf eine Sonderregelung von Papst Paul VI. Der hatte in den 1960er Jahren Ordensfrauen in Afrika angesichts massiver sexueller Übergriffe ausnahmsweise die Einnahme von Verhütungsmitteln erlaubt.

Italiens Streit um Lebenspartnerschaften

Beim Thema Lebenspartnerschaften vertrete er die Position der Kirche, die bekannt sei, erklärte Franziskus. Er werde sich aber nicht in die Politik eines einzelnen Landes einmischen, lautete seine Antwort auf die Frage eines italienischen Kollegen, der die Meinung des Papstes zur aktuellen Diskussion um einen entsprechenden Gesetzentwurf in Italien wissen wollte. Er habe der italienischen Bischofskonferenz beim ersten Treffen im März 2013 gesagt, dass die italienische Politik deren Aufgabe sei. „Denn der Papst ist für alle da. Er kann sich nicht in die konkrete Innenpolitik eines Landes einmischen. Das ist nicht die Rolle des Papstes.“ Angesprochen auf ein Papier der Glaubenskongregation aus dem Jahr 2003 an katholische Politiker, sagte Franziskus, dass er das Dokument nicht im Detail kenne. Ein katholischer Politiker müsse nach seinem Gewissen entscheiden. Dieses müsse aber „gut gebildet“ sein. Er machte deutlich, dass eine Entscheidung, die aus einer Laune heraus getroffen wird, nichts mit einem „gut gebildeten Gewissen“ zu tun habe. Zum Thema gleichgeschlechtliche Partnerschaften verwies er auf seine Aussage zu Homosexuellen bei der fliegenden Pressekonferenz nach dem Weltjugendtag in Rio de Janeiro im Sommer 2013, die sich mit dem Katholischen Katechismus decke.

Großmutter oder Mutter „Europa“?

Auf Europa angesprochen stellte Franziskus fest, dass er sich jüngst bei den Zeitungsberichten über die Krise des Kontinents gefragt habe, wo denn die „großen Väter“ seien, die nach dem Krieg die Idee der Europäischen Union begründet hätten. „Wo ist ein Schumann? Wo ein Adenauer?“ Ihm gefalle die Idee einer „Neugründung der Europäischen Union“, denn Europa solle nicht Großmutter, sondern Mutter sein, so der Papst. „Denn Europa hat, ich sage nicht allein, eine Kultur, eine Stärke, eine Geschichte, die man nicht aufs Spiel setzen darf. Und wir müssen alles dafür tun, dass die Europäische Union Kraft und Inspiration besitzt.“ Dass er den Karlspreis der Stadt Aachen für Verdienste um Europa annehme, sei der Überzeugungskraft von Kardinal Walter Kasper zu verdanken, so Franziskus. Die Stadt Aachen habe den deutschen Kardinal ausgesucht, um mit ihm zu reden. Normalerweise nehme er keine Auszeichnungen an, so Franziskus. Das sei weniger eine Frage der Demut. „Mir gefallen diese Sachen nicht.“ Er wolle den Karlspreis Europa widmen.

Ukraine und Kyrill

Franziskus stellte sich hinter die Gemeinsame Erklärung mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill, die die beiden Kirchenführer nach ihrem historischen Treffen auf Kuba unterzeichnet hatten. Er zeigte Verständnis dafür, dass aus der Ukraine kritische Stimmen zu dem entsprechenden Passus über den Konflikt in dem Papier kommen. „Die Ukraine ist in einem Moment des Kriegs, des Leidens, mit vielen Interpretationen.“ Daher sei es verständlich, wenn etwa der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Svjatoslav Ševčuk, von Reaktionen der Gläubigen berichte, die enttäuscht seien und sich verraten fühlten. Man könne über diesen Abschnitt diskutieren. Aber es gebe darin die klare Aufforderung, den Krieg zu beenden. Franziskus vermied es strikt, sich auf eine Wertung des Kriegs einzulassen. Vielmehr betonte er seine Neutralität. „Ich habe beide Präsidenten empfangen.“ Doch gerade diese Neutralität sehen die griechischen Katholiken in der Ukraine kritisch. Aus ihrer Sicht müsste der Papst ganz klar auf ihrer Seite stehen und kritisch gegenüber Moskau sein. Franziskus forderte einmal mehr die Einhaltung und Umsetzung des Abkommens von Minsk.

Einzelheiten aus dem Gespräch mit Patriarch Kyrill wollte Franziskus nicht verraten. Über die beiden Statements im Anschluss an das Treffen hinaus, gebe es nichts zu sagen, da das Treffen privat gewesen sei. Die Frage, ob er nach Moskau eingeladen worden sei, beantwortet er damit nicht. Zum panorthodoxen Konzil im Juni werde er eine Botschaft schicken, auch wenn er lieber alle dort persönlich begrüßen würde. Es sollen katholische Beobachter eingeladen werden, so Franziskus.

Wiederverheiratete Geschiedene

Franziskus kündigte an, dass das Nachsynodale Schreiben zur Familiensynode voraussichtlich noch vor Ostern veröffentlicht werden wird. Zum Thema wiederverheiratete Geschiedene erklärte er, dass für ihn das zentrale Wort, „integrieren“ sei. Er erinnerte an das Paar beim Familientreffen im mexikanischen Tuxtla, das in zweiter Ehe zivil verheiratet war, und von seiner aktiven Arbeit in der Pfarrei berichtete. Die beiden hätten in Bezug auf die Kommunion eine „schöne Formulierung“ gewählt, als sie erklärten, dass sie keine eucharistische Kommunion machten, sondern Kommunion, indem sie Besuche im Krankenhaus machten und anderes. Franziskus fügte dann aber hinzu: „Wenn da etwas mehr ist, wird der Herr es ihnen sagen. Es ist ein Weg.“ Er antwortete weder mit „Ja“ noch mit „Nein“, ob wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion gehen dürften. „Das ist die letzte Sache“, erklärte er. Integrieren bedeute nicht, zur Kommunion gehen. „Ich kenne katholische Wiederverheiratete, die ein oder zweimal im Jahr in die Kirche gehen, und sagen: Aber ich will zur Kommunion gehen. Als wäre die Kommunion eine Auszeichnung.“ Es brauche einen Weg der Integration, so der Papst. „Alle Türen sind offen. Aber man kann nicht sagen, ab sofort können sie zur Kommunion gehen.“ Denn es würde nicht diesen Weg der Integration der Betroffenen bedeuten. Er ließ zwar offen, was passiert, wenn ein wiederverheiratetes Paar diesen Weg der Integration ein großes Stück gegangen ist. Aber die Formulierung, „Wenn da etwas mehr ist, dann wird der Herr es ihnen sagen“, könnte auf eine Lösung über das „Forum internum“ im nachsynodalen Schreiben hindeuten.

In dem Papier werde es zudem in einem Kapitel um die Ehevorbereitung gehen, und es soll ein Kapitel über die „Erziehung der Kinder“ geben, denn sie seien die Hauptleidtragenden, wenn es in einer Familie Probleme gebe. Diese müssten noch nicht einmal von den Ehepartnern selbst ausgehen. Sie könnten auch von außen verursacht sein, wenn etwa aufgrund der Arbeitsbedingungen die Eltern kaum oder keine Zeit für die Kinder haben. Bei seinem Treffen mit Vertretern der Arbeitswelt in Ciudad Juárez hatte Franziskus am Vormittag noch gefordert, dass die Arbeitszeiten so gestaltet werden müssten, dass Eltern Zeit haben, mit ihren Kindern zu spielen.

Missbrauch

Auf die Frage eines Kollegen, wie er zum Thema Missbrauch stehe, das in Mexiko gerade durch den Gründer der Legionäre Pater Maciel sehr präsent sei, erklärte Franziskus, dass es Joseph Ratzinger gewesen sei, der eine umfangreiche Untersuchung in seiner Zeit als Präfekt in der Glaubenskongregation zu dem Fall erstellt habe. Aber er habe nicht weiter vorgehen können. Dies stellte Franziskus fest, ohne Namen der Protektoren von Maciel im Pontifikat von Johannes Paul II. zu nennen. Das Kirchenoberhaupt führte dann aus, welche Maßnahmen er ergriffen habe. Dazu gehöre neben der Kinderschutzkommission das neue Tribunal für Rekurse. Darüber hinaus gedenke er bei der Glaubenskongregation den Posten eines „beigeordneten Sekretärs“ zu schaffen, der sich nur um die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle kümmern soll. Die Dinge müssten allerdings überprüft werden, denn so Franziskus, „wir sind ziemlich im Rückstand mit den Fällen, denn es kommen Fälle“.

Deutlich wurde er für die Fälle, in denen Bischöfe pädophile Priester versetzten oder versetzt hätten. In solchen Fällen sollten die betreffenden Bischöfe zurücktreten. Ein Bischof, der einen Missbrauchstäter lediglich in eine andere Pfarrei versetze, zeige, dass er keine Ahnung davon habe, worum es gehe. Missbrauch sei ein „monströses Verbrechen“.

Der Papst und die Frauen

An dem Briefwechsel zwischen Johannes Paul II. und der Philosophin Anna Tymieniecka, der derzeit weltweit für Schlagzeilen sorgt, sieht Franziskus nichts Anrüchiges. Bereits in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires habe er davon gewusst. Johannes Paul II. sei ein Mann gewesen, so Franziskus. „Ich würde sagen, dass ein Mann, der nicht fähig ist, eine gute Freundschaftsbeziehung zu einer Frau zu haben, etwas fehlt, ich spreche nicht von Frauenfeinden, die sind krank.“ Franziskus selbst lege Wert auf den Rat von Frauen bei Entscheidungen. Sie schauten anders auf die Dinge. „Wir haben es noch immer nicht verstanden, was eine Frau einem Leben eines Priesters und der Kirche Gutes tun kann im Sinne eines Rates, einer Hilfe, einer gesunden Freundschaft.“

Donald Trump

Angesprochen auf die Äußerungen des US-Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump, er wolle im Falle einer erfolgreichen Wahl eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen und illegale Migranten außer Landes schaffen, erklärte Franziskus: „Eine Person, die nur daran denkt, Mauern zu errichten, egal wo es ist, und nicht Brücken machen will, ist kein Christ. Das steht nicht im Evangelium.“ Allerdings gab der Papst zu bedenken, man müsse erst einmal überprüfen, ob die Aussagen wirklich so getätigt worden sein. Bei der Frage, ob man einen solchen Kandidaten als Katholik wählen könne oder nicht, wolle er sich nicht einmischen, so der Papst.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

24 Kommentare

  • Alberto Knox
    19.02.2016, 0:57 Uhr.

    „Deutlich wurde er für die Fälle, in denen Bischöfe pädophile Priester versetzten oder versetzt hätten. In solchen Fällen sollten die betreffenden Bischöfe zurücktreten. Ein Bischof, der einen Missbrauchstäter lediglich in eine andere Pfarrei versetze, zeige, dass er keine Ahnung davon habe, worum es gehe. Missbrauch sei ein „monströses Verbrechen“.“

    nunja, das trifft ja nun auch für den erzbischof von münchen und freising, nämlich joseph ratzinger zu. aber der ist ja schon zurückgetreten. gottseidank.

    • Bluebeardy
      19.02.2016, 19:02 Uhr.

      Nun, ich wäre nicht sofort in die oberste Verwaltungsstufe eingestiegen : was passiert denn dann mit den Bischöfen, die mittlerweile Kardinäle sind?

      Aktuell geht es ja um den Herrn Pell aus Australien – und irgendwie kommt mir plötzlich das Wort „Regensburg“ in den Sinn 😉

      Spaß beiseite: solange keine entsprechenden Canones im CIC auftauchen, halte ich, als Überlebender ,das Pressegespräch für das übliche PR-Narrativ ohne action.

      Was meinte der Papst eigentlich mit:“Lastly, I want to say that it’s [abuse is] a monstrosity, because a priest is consecrated to help a child come to God, and he eats him like in an ideological sacrifice, destroying him.“

      • Jürgen Erbacher
        Jürgen Erbacher
        23.02.2016, 9:11 Uhr.

        In der offiziellen deutschen Übersetzung heißt es dazu: „Ich möchte abschließend sagen, dass es eine Scheußlichkeit ist, denn ein Priester ist geweiht, um ein Kind zu Gott zu führen, und dort wird es in einem teuflischen Opfer ‚verzehrt‘ und zerstört.“ Er wollte mit drastischen Worten ausdrücken, welch schwere Tat ein Missbrauch von Minderjährigen durch Kleriker darstellt.

  • Wanda
    19.02.2016, 15:59 Uhr.

    Seine Feststellung, der betreffenden Bischof der Missbrauchstäter deckt (oder schont) müsse zurücktreten, gilt die auch für den seinerzeitigen Bischof von Rom in Gestalt des heiligen JPII ? Und auch für Kardinal Ratzinger, der ja dann als Papst Benedikt ebenfalls Bischof von Rom war ? Diese beiden haben Marcial Maciel jahrelang gedeckt und nichts unternommen. Wie ernst also meint Franziskus das was er da gesagt hat ? Er wird daran gemessen werden.
    – Jedenfalls erzielt er mit seinen Pressekonferenzen über den Wolken (und so nah an seinem Arbeitgeber) immer gehörige Aufmerksamkeit. Erwähnenswert der Artikel in der FAZ von heute mit der Überschrift „Papst Franziskus ausser Kontrolle“…

  • Erika Kerstner
    21.02.2016, 12:02 Uhr.

    Im Artikel steht: „Dazu gehöre neben der Kinderschutzkommission das neue Tribunal für Rekurse. Darüber hinaus gedenke er bei der Glaubenskongregation den Posten eines „beigeordneten Sekretärs“ zu schaffen, der sich nur um die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle kümmern soll. Die Dinge müssten allerdings überprüft werden, denn so Franziskus, „wir sind ziemlich im Rückstand mit den Fällen, denn es kommen Fälle“.“

    Gibt es über den Posten eines „beigeordneten Sekretärs“, der sich nur um die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle kümmern soll, mehr Informationen?
    Mir sind bislang folgende vatikan. Gremien bekannt, die sich mit Missbrauch beschäftigen:

    1. das päpstliche Kinderschutzzentrum (auch Kinderschutzkommission genannt), das den Papst berät
    2. das katholische Kinderschutzzentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana, das weltweit Bischöfe und kirchl. Mitarbeiter schult und für Prävention zuständig ist.
    3. Eine Instanz innerhalb der Glaubenskongregation, die sich mit „Einsprüchen von Bischöfen in Missbrauchsfällen“ befassen soll und unter Vorsitz des argentinischen Erzbischofs Jose Luis Mollaghan von Rosario stehen soll – nach anderer Quelle unter Vorsitz von Scicluna.

    Was ist von der Instanz, die sich nur um die „Aufarbeitung der Missbrauchsfälle“ kümmern soll, bislang bekannt? Welche Aufgabe hätte sie? Würde diese Instanz auch Zahlen von Tätern und Opfern veröffentlichen? Und würde sie sich um die Opfer kümmern?

  • bernardo
    21.02.2016, 12:10 Uhr.

    Zitat: „Oder ist es etwa im Italienischen genaus wie im Spanischen, wo „padres“ für die Eltern allgemein steht?“

    Nein, „genitori“ sind im Italienischen für Eltern. Man spricht aber von „Padri d’Europa“, weil Schuman, Monet, Adenauer, de Gasperi, Spinelli, Hallstein usw. allesamt Männer waren.

  • bernardo
    21.02.2016, 12:15 Uhr.

    Zitat: „Angesprochen auf die Äußerungen des US-Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump, er wolle im Falle einer erfolgreichen Wahl eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen und illegale Migranten außer Landes schaffen, erklärte Franziskus: „Eine Person, die nur daran denkt, Mauern zu errichten, egal wo es ist, und nicht Brücken machen will, ist kein Christ. Das steht nicht im Evangelium.“

    Das war ein dreifacher Fehler:
    1. Der Papst sollte nicht darüber befinden, wer ein Christ ist und wer nicht. Im Prinzip steht das keinem Menschen zu, nicht einmal dem Papst.
    2. Der Papst sollte sich aus den politischen Debatten raushalten. Übrigens: Vieles von dem, was der Papst sagt, ist auch populistisch. Und manches ist, wenn man es mit der hohen Intellektualität eines Joseph Ratzinger vergleicht, platitütenhaft („Brücken statt Mauern“).
    3. Es hat Donald Trump nicht geschadet, sondern vermutlich sogar genutzt, wenn man sich die Ergebnisse in SC und Nevada ansieht.

    • Silberdistel
      22.02.2016, 20:35 Uhr.

      bernardo
      21.02. 12:15 h
      Zu 1.) Unser Religionsstifter wurde nunmal in einem Stall unter Tieren geboren, weil Er und seine Familie keine Aufnahme unter den Menschen fand. Er, sein Wegbereiter Johannes der Täufer, sowie die ersten Christen und zu viele nach Ihnen, litten unter Verfolgung. Warum sollte ein Papst diese historische Basis durch Schweigen geradezu verleugnen wenn das globale Weltgeschehen von Flucht, Vertreibung, Not, Tod, geprägt wird?
      Zu 2.) Die Außenpolitik der USA ist nach dem WK II schlichtweg katastrophal bis diabolisch, – in Geschichtsbüchern nachzulesen (Gut, andere der Weltherrscher waren auch nicht viel besser, aber der „Weltpolizist“ dreht wohl selbst gerne krumme Dinger). Bushgetrommel hat der Welt noch nicht genügt, jetzt will ein ausgewiesener Wrestlingfan im Porzellanladen der Welt herumtrumpeln und zwar mit Anlauf. „Principiis obsta“, den Anfängen zu wehren (Gal. 5,16-26), gehört schlichtweg zu den Aufgaben des Papstes.
      Kaum vorstellbar wenn Jesus Christus oder Johannes der Täufer sich damals „intellektuell hochtrabend“ geäußert hätten… – Wahrscheinlich wären beide schon sehr viel früher ermordet worden (Vorsicht: Schwarzer Humor!). Die Bildersprache hat eben auch was für sich, nämlich Anschaulichkeit.
      Zu 3.) Ist das hinlänglich belegbar oder nicht eher der Tatsache geschuldet, das die Landbevölkerung der USA eigentlich noch nie wirklich etwas mit Fremden am Hut hatte?

    • Silvia
      23.02.2016, 11:29 Uhr.

      bernardo
      21.02.2016, 12:15 Uhr.

      Das Ärgerliche an der Demokratie scheint zu sein, dass sie nur so lange taugt, wie die Mehrheit des Volkes so wählt, wie Politiker, Kirchenleute, Vertreter der offiziellen Medien usw. dem Volk einreden, wen es zu wählen hat.

      Weicht, wie in Polen, eine erst kürzlich demokratisch vom Volk gewählte Regierung vom offiziell als richtig propagiertem Kurs ab, schaltet sich sogar die EU ein.

      Dann ist die demokratisch gerade erst gewählte Regierung plötzlich ganz „böse“, ein von der Mehrheit favorisierter US – Präsidentschaftskandidat kein Christ usw.

      Und in Deutschland bekämpfen Politiker mit aller Macht eine als Konkurrenz um Wählerstimmen empfundene demokratische Partei, die offenbar von nicht wenigen Bürgern tatsächlich als Alternative empfunden wird.

  • Alberto Knox
    22.02.2016, 13:58 Uhr.

    ich frage mich immer, worin die lediglich behauptete, aber keineswegs evidente intellektualität von ratzinger bestanden haben soll…

  • Wanda
    23.02.2016, 18:51 Uhr.

    – wenn der Papst als Oberhaupt der grössten christlichen Konfession (und des Vatikanstaates) politische Kritik übt, Freiheit, Demokratie und Achtung der Menschenrechte von den Regierungen dieser Welt einfordert, welche seine Kirche aber selbst in keiner Weise erfüllt, dann ist das doch mehr als nur unglaubwürdig. Sich dann aber noch trotzdem als moralische Autorität der „profanen Welt“ gegenüber aufzuführen, ist nicht nur anmassend und arrogant sondern auch heuchlerisch.
    Was ist denn ernsthaft von diesen ständigen Forderungen der Päpste zu halten, wenn im eigenen Hause genau das Gegenteil der Fall ist:
    – die röm-kath. Kirche erlaubt ihrem Fussvolk nicht, wirklichen Einfluss zu nehmen und mitzugestalten (vom Wahlrecht ganz zu scweigen), obwohl es oft salbadernd als der Leib und die Glieder Christi bezeichnet wird…
    – die Wahl der Chargen, von der Gemeinde bis in die höchsten geistlichen und weltlichen Ämter, macht der Klerus unter sich aus…
    – das Oberhaupt (weltlich und geistlich in Personalunion) wird vom einem elitären obersten Zirkel gewählt…
    – Vorgänge des weltlichen, also staatlichen Teiles dieser Kirche werden undurchsichtig und exklusiv abgewickelt. Es gibt keine unabhängige und neutrale Kontrolle von „unten her“…
    – Regeln, Erlasse und Entscheidungen werden ohne Mitwirkung „per dedazo“ (beliebte autokratische Anordnung in Diktaturen) gültig…
    Deshalb hat die Kirche ein Glaubwürdigkeitsproblem. Sie selbst lebt nicht das vor, was ihre Religion den Menschen abverlangt.
    Und so bleiben denn auch vom Mexico-Besuch Franziskus´ nur Worte, die nicht ernst genommen werden. Die Menschen sind heute nicht klüger als vordem, aber besser informiert. Ein Fakt, sie lassen sich nichts mehr vormachen.
    Glaubwürdigkeit erwächst nur aus dem Vorbild. Und dazu ist die Kirche, präzise der oberste Klüngel, nicht bereit…
    – Nur am Rande: Lamentieren über die Armut in der Welt, doch das Bistum Köln bei einem zwar leichten Wachstum seines 3.6 Mrd. Euro Vermögen beklagt trotzdem mit Krokodilstränen für 2015 eine rote Jahresbilanz…
    Das (reichste) Bistum Paderborn verfügt sogar über 4 Milliarden Euro…
    Bei diesem moralischen und ethischen Anspruch der Kirche, welchem hehren Zweck wird dieses Geld denn zugeführt ?

    • Silberdistel
      25.02.2016, 11:01 Uhr.

      Wanda, 23.02., 18:51 h
      Eine (leider) völlig zutreffende Analyse.
      Die Mehrzahl der „Würdenträger“ in Rom halten immer noch an am feudalistischen System fest, das sie in erster Linie selbst privilegiert. Diese, im Grunde genommen Unfähigkeit Gottes Wille in Jesus Christus zu erkennen und Gott sowie den Menschen wahrhaftig zu dienen, ist nicht nur fernab von „evangelli gaudium“, sondern stellt ein Scheffel dar der über das ´Licht der Welt´ gestülpt ist (In Anlehnung an Matth. 5, 14-15).
      Nicht nur am Rande: Das in der Kirche mit Geld (Mammon) so umgegangen wird, wie umgegangen wird, passt dazu wie die Faust auf´s Auge: Man hortet nicht nur immens auf teilweise versteckten Konten und Portfolios, es wird nicht nur mit Milliardenbeträgen an Kapitalmärkten in allen 5 Risikoklassen spekuliert; man schämt sich auch nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen die Miete vom Staat wieder einzufordern, trotz des unbestrittenen Reichtums.
      Die Kleriker sollten sich fragen, man sollte vor allem die gläubige Gemeinde viel mehr im Rahmen einer Basisdemokratie fragen – wenn sie es denn nicht schon aus dem Evangelium erfahren – ob diese solches Verhalten ihrer Kirche denn tatsächlich gutheißen oder eher missbilligen. Fragebogenaktionen beispielsweise sind ja jetzt auch nicht mehr ganz unbekannt.

      • Wanda
        26.02.2016, 1:43 Uhr.

        – Frage mich warum eigentlich die röm-kath. Konfession nicht zur Praxis der Urkirche zurückkehrt ?
        Damals hatte sie erwiesenermassen ihre grösste Anziehungskraft, weil sie glaubwürdig agierte und das machte ja auch ihren gesellschaftübergreifenden Erfolg erst möglich. Jedes Mitglied und alle Anhänger wurden auch ohne Priestertum (für Jesus ein Graus) und Hierarchie einbezogen. „Nur einer ist Euer Vater und der ist im Himmel. Ihr alle aber seid (untereinander nur) Brüder“.
        Christliches Verhalten stand im Vordergrund. Künstliche Regeln und Dogmen, das spätere Kopieren des sich im Niedergang befindenen römischen Imperiums und seiner Cäsaren war noch weit weg. Und die lächerlichen und fatalen Diskussionen um des lieben Gottes Bart und sektiererische Haarspaltereien ebenfalls.
        Es ging schlichtweg human (brüderlich/schwesterlich) zu. In dem Moment, wo man aus durchsichtigen Gründen eine organisatorisch hierarchische Form anstrebte und die Idee des Nazareners folglich in den Hintergrund trat, war´s vorbei: die abgehobene Amtskirche trat anstelle der (ein schönes Wort) Gemeinde, in der sich alle wiederfanden…

        • Silberdistel
          27.02.2016, 11:32 Uhr.

          Wanda 26.02., 1:43 h
          Auch sie lassen sich als hier ausgewiesener Atheist von „evangelii gaudium“ begeistern, was aber kein Wunder ist. Der Kern der göttlichen Erfolgsbotschaft, die Jesus Christus besonders deutlich überbracht hat, findet weltumspannend viele Anhänger und ist die mainmessage praktisch aller bedeutenden Religionen.
          Warum die Umsetzung in der Lebenspraxis der Kirche nur so unvollkommen klappt? Nunja, Jesus Christus hat beispielsweise in Bezug auf den Klerus in Mt. 23 „Gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer“, aus der sie mit V. 8-12 bereits zitiert haben, auf einige der Kardinalsfehler hingewiesen: Die Tendenz des Individuums zum Eigennutz, insbesondere wenn es in eine hierarchisch höhere Position kommt. Schon im Diesseits Anerkennung, Ansehen, zu erfahren; damit aber auch meist zu Macht sowie oft damit verbundener materieller Absicherung zu kommen; scheint eine Form von Droge zu sein der nicht so sehr viele widerstehen können. Obwohl diejenigen es eigentlich besser wissen müßten. – Ein „Drogenkonsum“ der aber auch ganz entscheidende Nachteile hat: Denn die Nähe zum göttlichen, zumindest aber die Fülle des wahrhaftigen Lebens, geht dabei nicht nur letztendlich verloren sondern endet nicht selten in zerstörerischen Strukturen.

  • JasJu
    24.02.2016, 14:26 Uhr.

    Die Franziskus-Reisen wären nicht ganz so peinlich ohne die Fugzeug-Interviews. Das sollte er wirklich lassen. Widersprüche in einem Atemzug: Einmal will er sich nicht in die „italienische Politik einmischen“ (als Primas Italiens und Vorsitzender der dortigen Bischofskonferenz), dann mischt er sich aber polternd in die Innenpolitik der USA ein. Und exkommuniziert einen Presbyterianer aus der Christenheit. Zum Fremdschämen.

  • Silvia
    25.02.2016, 10:05 Uhr.

    JasJu
    24.02.2016, 14:26 Uhr.

    Ich muss gestehen, dass ich mich für die Reisen und Interviews von Papst Franziskus nicht mehr so stark interessiere wie in seinen ersten beiden Amtsjahren.

    Damals gefiel mir seine Spontanietät, heute denke ich manchmal, erst denken dann reden wäre besser gewesen. Es kommt zuviel Widersprüchliches, Verwirrendes dabei heraus und mich nervt und ermüdet es inzwischen, sämtliche Interpretationen von päpstlichen Äußerungen zu lesen, selbst zu versuchen, zu entschlüsseln was er wirklich gemeint haben könnte usw.

    Wirklich gespannt bin ich allerdings auf das Abschlussdokument zur Familiensynode und da erhoffe ich mir mehr als ein „Sowohl als auch“.

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