Bätzing neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz

Am Ende ist es ganz schnell gegangen. Bereits im dritten Wahlgang wurde ein Nachfolger für Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzendem der Deutschen Bischofskonferenz gefunden: Georg Bätzing. Der Limburger Bischof soll es nun richten, nachdem sein Münchner Amtsbruder nach einer Amtszeit nicht mehr weitermachen wollte. Auf Bätzing warten schwierige Aufgaben. Dass man sich schnell auf ihn, einen klaren Befürworter des Synodalen Wegs, einigen konnte, zeigt, dass die große Mehrheit der Bischofskonferenz Veränderungen möchte. Zugleich ist Bätzing ein Mann, der vermitteln kann. Das braucht die Bischofskonferenz . Ein großes Manko ist, dass Bätzing bisher in Rom nicht vernetzt ist.

Großes Medieninteresse bei der Vorstellung des neuen Vorsitzenden. (Quelle: dpa)

Draht nach Rom noch dünn

Die Kommunikation mit Rom ist wichtig, wenn die katholische Kirche in Deutschland bei ihren Reformen vorankommen will. Auch wenn in vielen Punkten die Bischöfe vor Ort entscheiden können, muss Rom über die Vorgänge informiert sein. Nur so kann Missverständnissen vorgebeugt werden. Der ehemalige Vorsitzende Marx ist zwar ein Berater des Papstes, doch die Kommunikation auf der Arbeitsebene war in der Vergangenheit nicht sehr ausgeprägt. Das führte immer wieder zu Verstimmungen und Diskussionen, aus denen oft beide Seiten beschädigt hervorgingen.

Mann der Ökumene

Bätzing wird sich also das weite Feld Rom erschließen müssen. Doch er wird es nicht alleine ausrichten können. Hier müssen auch andere mitziehen auf verschiedensten Ebenen. Denn die nächsten Konflikte sind vorprogrammiert, nicht nur beim Synodalen Weg. Auch der anstehende Ökumenische Kirchentag 2021 in Frankfurt birgt Sprengkraft. Viele Gläubige hoffen, dass ein Gemeinsames Abendmahl wird stattfinden können, zumindest aber die gastweise Einladung des jeweils anderen Partners. Das lässt die Alarmglocken bei den Konservativen und in Rom läuten.

Bätzing ist Mitglied in einem ökumenischen Theologenkreis, der vor wenigen Monaten ein Papier veröffentlicht hat, dass keine entscheidenden Hindernisse für die wechselseitige Teilnahme sieht. Der Limburger Bischof war seinerzeit kritisiert worden, weil er dem Papier zugestimmt hatte. Manche sahen darin sogar ein Hindernis, ihn zum Vorsitzenden zu wählen. Jetzt zu schließen, dass sich die Mehrheit der Bischöfe hinter das Papier stellt, ist sicherlich zu kurz gegriffen. Aber die Wahl Bätzings ist in diesem Kontext doch interessant. Das Papier wird im Verlauf dieser Woche noch in der Vollversammlung diskutiert werden.

Interne Reformen gefordert

Der Wahltag in Mainz begann anders als geplant. Die Bischöfe starteten am Morgen nicht gleich mit der Wahl, sondern diskutierten noch einmal über die Arbeitsweise der Bischofskonferenz sowie Profil und Aufgaben des Vorsitzenden. Hier hatte sich über die Jahre auf vielen Seiten einiger Unmut aufgestaut. Die eher Konservativen wollen das Amt möglichst klein halten. Entsprechend hatte im Vorfeld der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer vorgeschlagen, man könne den Vorsitz unter den Erzbischöfen im dreijährigen Turnus rollieren lassen. Damit werde es nicht so stark politisiert, begründet er unter anderem seinen Vorschlag. Bei der Mehrheit seiner Mitbrüder fiel er mit dem Vorschlag durch.

Dennoch ist der Drang zu Veränderungen spürbar. Zwar hatte die Bischofskonferenz bereits vor längerer Zeit eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich über strukturelle Veränderungen Gedanken machten soll. Doch so richtig voran kommt das Reformwerk bisher nicht. Manche Dinge, die dabei auf dem Tisch liegen, erfordern eine Änderung der Statuten. Darüber zu entscheiden, war in Mainz zu kurzfristig. Es wird erwartet, dass der neue Vorsitzende möglichst bald konkrete Vorschläge macht. Diskutiert wird etwa eine Verkürzung der Amtszeit von sechs auf vier oder drei Jahre bei der Beibehaltung der Möglichkeit einer Wiederwahl.

Gesprochen wurde auch über die Einrichtung eines Präsidiums, um die Arbeit klarer auf mehrere Schultern zu verteilen. Zwar gibt es bereits einen stellvertretenden Vorsitzenden. Doch dieses Amt ist bisher wenig mit Leben gefüllt und wirkt eher wie eine Abwesenheitsvertretung. Eine weitere Option ist es, künftig stärker die Vorsitzenden der einzelnen (Fach)Kommissionen in die Leitung zumindest aber die Kommunikation nach außen einzubinden. Viele Bischöfe kritisieren, dass der Vorsitzende in der Öffentlichkeit als Chef der anderen wahrgenommen wird, obwohl er lediglich ein Primus inter pares ist. Das könnte man dadurch besser zum Ausdruck bringen, wenn sich die jeweiligen „Ressortchefs“ in konkreten Situationen äußerten und nicht immer der Vorsitzende, auch wenn das den Gesetzen der modernen Mediengesellschaft entgegenläuft.

„Kein zweiter Marx“

Wie Bätzing das Amt des Vorsitzenden ausgestalten wird, ist noch offen. „Ich bin kein zweiter Marx“, erklärte er bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Wahl. In den nächsten beiden Tagen werden die Bischöfe nun noch beraten, wie der neue Führungsstil und die Arbeitsweise aussehen sollen. Die Versammlung von Mainz könnte als eine Reformversammlung in die Geschichte der Bischofskonferenz eingehen. Nach außen hin wird man davon vielleicht nicht viel merken. Doch allein wenn die internen Debatten strukturierter ablaufen und interne Konfrontationen vermieden werden können, wäre das ein großer Fortschritt.

P.S. Weitere Infos bei heute.de.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

10 Kommentare

  • Novalis
    03.03.2020, 19:37 Uhr.

    Dass der Vorschlag von Voderholzer durchfiel hängt sowohl mit der Unsinnigkeit des Vorschlags an sich zusammen als auch mit der Tatsache, dass Voderholzers rechte und m.E. durchaus AfD-nahe, polarisierende Art gar nicht ankommt. Er ist zweimal als Vorsitzender der Glaubenskommission vorgeschlagen und NICHT gewählt worden.
    Herr Bätzing ist eine gute Wahl. Ad multos annos. Und natürlich gibt es keine Gründe gegen die gemeinsame Kommunioneinladung. Warum auch. In den zentralen Punkten weicht der Glaube evangelischer und katholischer Christ*innen nicht von einander ab. Nicht einmal in der Eucharistielehre.

    • neuhamsterdam
      04.03.2020, 19:02 Uhr.

      „Eucharistielehre.“
      Natürlich wird es immer ausgesuchte Leute geben, die dem Wandel von Brot zum Leib des Herrn nur als Symbol zustimmen und auf die Betonung der Realpräsenz mit „lassen wir das“ entnervt reagieren.
      Was folgt daraus? Man ist sich einig.
      Entweder erfolgt eine grundlegende Änderung der allgemeinen Sichtweise oder eine definitive Entscheiung der Hierarchie oder eine göttliche Erklärung über diese Dinge, DANN lässt sich diese Frage für Gläubige eindeutig beantworten.
      Was derzeit und Jahrzehnte präsentiert wird, ist doch nur ein chromatisches Glattbügeln dieser grundlegenden Unterschiede.
      Tabernakel oder kein Tabernakel.
      Da lässt sich leicht sagen, ist doch egal.
      Die Katholiken werden sich den Tabernakel nicht nehmen lassen und die Evangelischen werden einen solchen nicht akzeptieren.
      Man trifft sich, man gründet einen Arbeitskreis und nun erwartet man von sich und den anderen, etwas zu beschliessen. Am Ende steht in der Erklärung, dass es keine Unterschiede gibt.
      Für den, der glaubt, die in der Messe geweihten Hostien würden nach dem Ende der Messfeier wieder zu Brot, der sieht das Hindernis allein darin, dass nach katholischer Vorstellung diese Weihe bestehen bleibt und der konfessionelle Unterschied wäre beseitigt, wenn diese Vorstellung vom Weiterwirken dieser Weihe abgelegt würde. In dieser Sichtweise sind das Problem die Gläubigen, die die Hostienweihe für dauerhaft halten.
      Entweder gibt es es die Realpräsenz Christi in der Hostie oder die Hostie wird als Symbol betrachtet. Es gibt weder eine Teilrealpräsenz noch eine Teilsymbolik. Man kann sich nur für eine Sichtweise entscheiden, alles andere ist unlogisch und wenn die Gläubigen sich angeblich einig sind, dann müssen sie sich für eine Seite entschieden haben; alles andere macht keinen Sinn — ausser man benötigt unbedingt eine Erfolgsmeldung, dann wird Einigkeit konstatiert, auch wenn es keine logische Grundlage dafür gibt.
      Die einen glauben, der Allmächtige sei in diesen Hostien präsent, die anderen argumentieren: „Jetzt seid doch mal vernünftig, das ist doch nun wieder Substanz von dieser Welt.“ Kein Physiker und kein Geistlicher wird BEWEISEN können, was zutrifft.
      Und nun kommen immer wieder Leute daher, die behaupten, die Gläubigen allgemein wären sich einig. Ich fasse es nicht.

      • Alberto Knox
        06.03.2020, 3:25 Uhr.

        ehe da noch falscheres behauptet wird nur am rand: realpräsenz heißt, dass unter den gestalten von brot und wein jesus christus real – also wirklich – gegenwärtig ist. das glaubte luther bis an sein lebensende, das glauben evangelisch-lutherische christen ebenfalls wie katholische. hier gibt es in der tat absolut keinen lehrdissens zwischen beiden kirchen. die frage, was nach der messe passiert, ist keine frage, die von der theologischen lehre der realpräsenz beantwortet wird. also vorher ein bisschen theologie lesen, bevor man unsauberes in die welt setzt.

        • neuhamsterdam
          07.03.2020, 21:31 Uhr.

          „was nach der messe passiert, ist keine frage, die von der theologischen lehre der realpräsenz beantwortet wird“
          … sondern vom Hausmeister, wenn er Hostien zusammenfegt. Ein evangelischer ist sicher darüber verärgert, für einen katholischen hat ein solches Vorkommnis höchste Priorität.
          Theologen sind eben keine Hausmeister und deswegen können sie sich gut theoretisch und theolgisch einig sein.

          • Novalis
            09.03.2020, 9:14 Uhr.

            Es ist ein niederträchtig den Lutherischen zu unterstellen, sie würden Hostienschändung betreiben. Widerlich.

  • Erasmus
    03.03.2020, 20:14 Uhr.

    „Ein großes Manko ist, dass Bätzing bisher in Rom nicht vernetzt ist.“

    Das sehe ich nicht so, denn es ist davon auszugehen, dass Kardinal Marx und Georg Bätzing – die beide reformorientiert sind – eng kooperieren werden. Marx gehört dem 6-köpfigen Kronrat des Papstes (früher K9) an und kann sich jetzt auf den Spagat zwischen Rom und Deutschland konzentrieren, da ihm das Konfliktmanagement innerhalb der Bischofskonferenz zukünftig erspart bleibt. Bätzing wird das Voranschreiten auf dem synodalen Weg nicht bremsen, da auch er Veränderung will. Er kann es sich leisten, es – quasi als ‚Bad Guy‘ – auf eine Konfrontation mit Rom ankommen zu lassen, weil dann Marx – als ‚Good Guy‘ – als Vermittler tätig werden kann.

    Die Devise heißt: Getrennt marschieren und vereint schlagen.

    • ZufälligerGastleser
      04.03.2020, 0:44 Uhr.

      Dann kann man nur hoffen, daß diese anekdotisch auf Helmuth von Moltke als verhängnisvollem Sieger der deutschen Katastrophe von Königgrätz zurückgeführte Devise nicht zum wiederum schismatischen Menetekel wird.

      • Alberto Knox
        04.03.2020, 13:55 Uhr.

        „wiederum schismatischen Menetekel“.

        wo gibt es ein schisma? wo gibt es das wiederum? wo ein menetekel? Ist das einfach nur so dahingesagt oder gibt es auch einen aussagegehalt in ihren zeilen?

      • Erasmus
        04.03.2020, 18:12 Uhr.

        Die Katholische Kirche in Deutschland ist mit einem knapp 1,8 Prozent-Anteil an den 1,3 Milliarden Mitgliedern der katholischen Weltkirche so etwas wie das „kleine gallische Dorf“ im römischen Reich. Ich ordne das Verhalten von Papst Franziskus so ein, dass ihm die Einheit der Kirche das oberste Anliegen ist. Allerdings ist der Pontifex auch ein Verfechter von Synodalität. Es wird sich zeigen, ob Rom in Zukunft mehr Vielfalt innerhalb der Einheit der Kirche zulässt.

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