Papst: Menschenhandel ist humanitäres Verbrechen

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hat Papst Franziskus Menschenhandel und moderne Sklaverei scharf verurteilt. Er sprach am Montag erneut von einem „Verbrechen gegen die Menschheit“. Franziskus traf sich mit Ordensleuten, die in einem europäischen Netzwerk gegen Menschenhandel und Ausbeutung zusammenarbeiten und derzeit in Rom über ihre künftige Arbeit beraten. Als Hemmnis im Vorgehen gegen Menschenhandel bezeichnete der Papst „eine gewisse Gleichgültigkeit oder sogar Mittäterschaft“. Dahinter stünden mächtige Wirtschaftsinteressen und kriminelle Netzwerke. Während die Schwere und Reichweite von Menschenhandel und moderner Sklaverei inzwischen besser bekannt sei, gebe es noch immer große Defizite im öffentlichen Bewusstsein und bei der Zusammenarbeit der Regierungen, Justizbehörden und Gesetzgeber sowie Sozialeinrichtungen, so Franziskus. Um diese Zusammenarbeit zu verbessern, hatte sich vor wenigen Tagen im Vatikan die Santa Marta Group getroffen. Das ist ein Zusammenschluss von Polizeibehörden sowie Vertretern der katholischen Kirche und kirchlicher Hilfsorganisationen. Gegenüber der Santa Marta Group erklärte Franziskus, es brauche eine „tatkräftige, dauerhafte und  konzertierte Anstrengung, um die Ursache dieses komplexen Phänomens zu beseitigen“ und zugleich den Opfern zu helfen.

Sie müssen nicht mehr unter unwürdigen Bedingungen arbeiten. Eine Kooperative in Buenos Aires, die vom ehemaligen Jorge Mario Bergoglio bis heute unterstützt wird. (Quelle: Erbacher)

Sie müssen nicht mehr unter unwürdigen Bedingungen arbeiten – Mitarbeiter einer Kooperative in Buenos Aires, die von „Padre Jorge“ bis heute unterstützt wird. (Quelle: Erbacher)

Franziskus und der Menschenhandel

Warum engagiert sich Papst Franziskus so sehr gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei? Eine Antwort versuchen wir in unserem Film zu geben, der am 18. Dezember, einen Tag nach dem 80. Geburtstag von Papst Franziskus, im ZDF zu sehen sein wird. Ein Schlüssel liegt darin, was er in Buenos Aires erlebt hat. „Die Tatsache, dass Christus weiter leidet, dass er ständig in seinen schwächsten Geschwistern gekreuzigt wird, hat mich immer bewegt“, sagte er vergangene Woche bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückweg von Malmö nach Rom auf meine Frage nach dem Grund seines Engagements in diesem Bereich.

In Buenos Aires treffen wir in diesen Tagen bei den Dreharbeiten Menschen, deren Augen strahlen, wenn sie von den Begegnungen mit dem damaligen Kardinal Jorge Mario Bergoglio berichten. Weil sie es nicht für möglich gehalten hatten, dass ihr Erzbischof sich um die Belange der einfachen Menschen kümmerte. Er feierte einmal im Jahr auf der Plaza Constitución, wo man sonst Drogendealer und Prostituierte vor einem der großen Bahnhöfe der argentinischen Hauptstadt trifft, einen Gottesdienst und prangerte in seinen Predigten mit klaren und scharfen Worten die Verantwortlichen für Drogenhandel und Zwangsprostitution an. Er unterstütze kirchliche wie säkulare Organisationen, die sich für die Betroffenen und notwendige politische Veränderungen einsetzten.

Jeder trägt Verantwortung

Hier zeigt sich einmal mehr, wie Franziskus ein hochpolitisches Verhalten aus dem Glauben heraus begründet. Deshalb unterstützt er Initiativen wie die Santa Marta Group oder das Netzwerk der Ordensleute. Nun kann man natürlich sagen, dass diese Themen den gemeinen Deutschen nicht betreffen. Das mag vielleicht beim Thema Prostitution noch zutreffen; aber der modernen Sklavenarbeit kann man nicht so schnell entfliehen. Im Bereich der Textilindustrie, des fleischverarbeitenden Gewerbes, in Restaurationsbetrieben oder der Landwirtschaft müssen immer wieder Menschen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten. Hier kann jeder Verbraucher Einfluss nehmen.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

6 Kommentare

  • Silberdistel
    08.11.2016, 11:39 Uhr.

    Zur Gesamtansicht gehört auch, das Papst Nikolaus V. den Sklavenhandel und die Leibeigenschaft in seiner Bulle „Divino amore communiti“, am 18. Juni 1452 erst legitimierte und kein Katholik daraufhin mehr ein schlechtes Gewissen haben mußte sich welche zu halten (Was man doch mit Theologie alles rechtfertigen kann!). Die Kirche und Klöster bedienten sich daraufhin selbst eifrig am ´Humankapital´. Kircheneigene Sklaven oder Leibeigene durften keine freien Christen heiraten, nach ihrem Tod fiel event. vorhandenes Vermögen der Kirche zu. Nicht selten rekrutierte sich der Nachwuchs an Sklaven aus Kindern von Klerikern oder Findelkinder.
    Selbst der „heilige Martin“, derjenige der den Mantel teilte, soll sich 20.000 Sklaven gehalten haben. Das erste englische Sklavenschiff hieß „Jesus“. Von 10 Sklaven überlebten oft 9 die Überfahrt nicht.
    Historisch gesehen hat die rk.-Kirche bis in die Jetztzeit chronische Schwierigkeiten im Umgang mit freiheitlichen Bürgerrechten. So hat der Vatikanstaat die Menschenrechtscharta der UNO als eine der wenigen Staaten bis heute noch nicht ratifiziert.

    • Wanda
      11.11.2016, 16:52 Uhr.

      Silberdistel 11:39
      – Was die Menschenrechts-Charta angeht, befindet sich der Vatikan in guter Gesellschaft: die OIC (Organisation für islamische Zusammenarbeit) legte 1990(!) in ihrer Kairoer Erklärung zu den Menschenrechten fest, dass diese für 57 islamische Staaten „NUR“ unter dem Vorbehalt der Scharia gelten. Mit anderen Worten: absolut bedeutungslos sind, wenn man sich nur einen kleinen Auszug aus dem Strafregister dieser göttlichen Gesetzgebung anschaut:
      – 1. für Apostasie/Glaubensabtrünnige: der Tod (siehe Todesfatwas)
      – 2. für Ehebruch (durch die Frau): Steinigung
      – 3. für Unzucht: 100 Peitschenhiebe
      – 4. falsche Beschudigung des Ehebruchs: 80 Peitschenhiebe
      – 5. Trinken von Wein/Alkohol: 80 Peitschenhiebe
      – 6. Diebstahl: Abschneiden der rechten Hand
      – 7. einfacher Strassenraub Verlust der Hände und Füsse
      – 8. – in Verbindung mit Mord: Tod durch Schwert oder Kreuzigung, usw…
      Das aber stört die UNO in keiner Weise. Diese Staaten sind vollwertige Mitglieder der Weltorganisation.
      Und der Hl.Stuhl als lediglich ständiger Beobachter hat die Ratifizierung der Menschrechts-Charta bis heute nicht vollzogen, trotz der quasi-Anerkennung 1964 durch Johannes XXIII.
      Gleiches widerfuhr der Europäischen Menschenrechtskonvention. Auch da verweigert sich die röm.-kath. Kirche bis heute…

      • Wanda
        11.11.2016, 17:01 Uhr.

        – Vergass: das Delikt der „islamischen Kinderehe“, d.h. pädophiler Missbrauch unmündiger Mädchen findet im Scharia-Strafenkatalog keinerlei Erwähnung, bleibt somit straffrei und wird von der muslimischen Geistlichkeit nach wie vor dem kulturellen Erbe und Brauchtum des Islam zugeschrieben…

  • Wanda
    12.11.2016, 21:01 Uhr.

    Da dieses Blog sich „Papstgeflüster“ nennt, was flüstern derzeit die Menschen in Lateinamerika, den röm.-kath. Erblanden ?
    – Papa Francisco tiene la intention a declarar Trump como Santo. Por que ? Desde muy largo tiempo Trump es el primer hombre que une a la humanidad entera a una oracion comunitaria…
    – Papst Franczskus beabsichtigt Trump zum Heiligen zu erklären. Warum ? Er ist der erste seit langer Zeit, der die Menschheit zum gemeinsamen Gebet veranlasst…

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