Papst kritisiert Kultur des Wegwerfens

Die Kultur des Wegwerfens führt zu Spannungen und Konflikten und gefährdet den Frieden. Das erklärte Papst Franziskus heute beim traditionellen Neujahrsempfang für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps. Angesichts der zahlreichen Konflikte rund um den Globus sprach er erneut von einem „Weltkrieg in Teilen“. Er kritisierte eine Mentalität, die nicht den Menschen, sondern das Geld ins Zentrum des Handelns stellt. Am Abend bricht Franziskus zu seiner 7. Auslandsreise auf. Stationen sind Sri Lanka und die Philippinen. Es ist die zweite Asienreise innerhalb weniger Monate nach dem Besuch in Südkorea im vergangenen August.

Papst erinnert an Konflikte in der Welt

Papst Franziskus hat in seiner Neujahrsansprache an die Diplomaten noch einmal seine sozialethischen Überlegungen zusammengefasst, die er in den vergangenen Monaten etwa beim Besuch des Europaparlaments in Straßburg oder in seiner Botschaft zum katholischen Weltfriedenstag am 1. Januar bereits vorgetragen hatte. Wie auch bei manchen innerkirchlichen Themen, formuliert Franziskus nicht ständig neue Ideen und Positionen, sondern konzentriert sich auf bestimmte Themen und Konzepte, um durch eine gewisse Insistenz ihre Dringlichkeit zu unterstreichen.

Das gilt für Themen wie Migration, Arbeitslosigkeit, Schwarzarbeit, moderne Sklaverei sowie den Aufruf zu einer Kultur des Dialogs und der Begegnung und das Grundmotiv der heutigen Rede: die Mentalität des Wegwerfens. Einher geht diese  aus seiner Sicht mit der Haltung der Gleichgültigkeit gegenüber dem Nächsten. Schon als Kardinal nutzte Bergoglio diese Bilder, um aus seiner Sicht die Ursachen für Konflikte, Kriege und Spannungen zu beschreiben. Diese Haltungen sieht er letztendlich auch als Ursachen für Extremismus und Terrorismus.

Franziskus erinnerte an die jüngsten Ereignisse in Paris, Nigeria und die Ermordung der Schüler vor wenigen Wochen in Pakistan. Er forderte, dass die „religiösen Führer, Politiker und Intellektuellen, besonders auch muslimische jede Form der fundamentalistischen und extremistischen Interpretation der Religion, die solche Akte der Gewalt rechtfertigen, verurteilen“. Für das Heilige Land wiederholte Franziskus die Forderung nach einer Zweistaaten-Lösung für Israel und Palästina. Er erinnerte an das Schicksal der Christen in der Region. „Ein Naher Osten ohne Christen wäre entstellt und verstümmelt.“

Papst verurteilt Vergewaltigung von Frauen

Scharf verurteilte Franziskus die Vergewaltigung von Frauen als „schreckliches Verbrechen“, dass nicht nur ein schwerster Angriff auf die Würde der Frau sei, sondern auch ein Trauma, das nur schwer aufgearbeitet werden könne und auch soziale Konsequenzen habe. Einmal mehr dankte er den Helfern, die sich im Kampf gegen Ebola engagieren und Kranke versorgen. Franziskus würdigte die Annäherung der USA und Kubas und zeigte sich zufrieden, dass die USA ihr Gefangenenlager Guantanamo schließen möchten. Abschließend brachte er seine Hoffnung zum Ausdruck, dass es in diesem Jahr zu einem neuen Klimaabkommen kommt.

Kapitalismuskritik kommt aus Evangelium

Am Sonntag wurde ein Gespräch von Papst Franziskus mit zwei italienischen Journalisten veröffentlicht, dass diese Im Oktober für ihr Buch mit dem Titel „Papst Franziskus – Diese Wirtschaft tötet“ geführt hatten. Darin verteidigte Franziskus noch einmal seine Wirtschaftskritik. Diese sei kein Kommunismus oder linke Ideologie, sondern im Evangelium begründet. „Würde ich einige Stellen aus den Predigten der frühen Kirchenväter aus dem zweiten und dritten Jahrhundert über den Umgang mit den Armen wiederholen, würde mancher mir vorwerfen, meine Predigt sei marxistisch. Heute zählen Märkte mehr als der Mensch: Es ist eine kranke Wirtschaft,“ so Franziskus in dem Gespräch. Darin betont er, dass aus seiner Sicht nicht Reichtum an sich verwerflich sei, sondern die „Vergötterung des Reichtums“.

Start zur 7. Auslandsreise

Am Abend bricht Papst Franziskus zu seiner zweiten Asienreise auf.  Stationen der einwöchigen Reise sind Sri Lanka und die Philippinen. Im Mittelpunkt steht zum einen die Stärkung der Katholiken in der Region; zum anderen möchte Papst Franziskus laut Vatikan zu Dialog und Versöhnung aufrufen. Hier im Blog gibt es jeweils wieder Tageszusammenfassungen der Ereignisse.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.