Der Papst und die Revolution
„Macht ist wie Gin, den man beim Fasten trinkt. Sie verdreht dir den Kopf, macht dich betrunken, lässt dich das Gleichgewicht verlieren und sie führt dich dazu, dir selbst und den anderen Schlechtes zuzufügen, wenn du sie nicht zusammen mit Demut und Zärtlichkeit ausübst.“ Diese Botschaft gab Papst Franziskus den Teilnehmern einer Innovationskonferenz für Technologie, Unterhaltung und Design (kurz TED) mit auf den Weg. Per Videobotschaft richtete er sich an die Tagung, die derzeit im kanadischen Vancouver stattfindet. Je mächtiger eine Person sei und je mehr Auswirkungen ihr Handeln habe, umso demütiger müsse sie sein, so Franziskus. Sonst ruiniere die Macht letztendlich die Mächtigen und die anderen. Zugleich betonte er, dass die Zukunft der Menschheit nicht nur in der Hand der Politiker und der großen Konzerne liege. Vielmehr komme es auf jeden einzelnen an. „Es reicht ein Mensch, damit es Hoffnung gibt, und dieser Mensch kannst du sein.“ In der „Nacht der Konflikte“ könne jeder einzelne Mensch eine Kerze sein und daran erinnern, dass Licht Schatten besiege. Wenn sich dann mehrere Menschen vereinten, beginne eine Revolution, zeigte sich Franziskus überzeugt. Franziskus appelliert an die Entscheider und setzt zugleich auf Veränderung von unten.
Der Papst will nicht nur Almosen
Es ist das erste Mal, dass ein Papst sich an den Diskussionen einer TED-Konferenz beteiligt. Man könnte sie von der Bedeutung her vielleicht mit dem Weltwirtschaftsforum in Davos vergleichen. In den vergangenen Jahren waren hier per Videobotschaft Edward Snowden und Julian Assange zu Wort gekommen. Franziskus bewegt sich hier auf säkularem Terrain. Entsprechend zurückhaltend agiert er mit religiösen Begründungen. Einzig das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter führt er an, stellt es als Bild für die Geschichte der Menschheit heute vor. „Auf dem Weg der Völker gibt es Verletzungen, die daher rühren, dass im Zentrum das Geld, die Dinge und nicht die Personen stehen.“ Er äußert wie üblich Kapitalismus- und Technologiekritik, verteufelt aber nicht das Wachstum an sich, sondern er fragt: „Wäre es nicht wunderbar, wenn das Wachstum der wissenschaftlichen und technologischen Innovationen mehr Gleichheit und soziale Inklusion mit sich bringen würde?“.
Es sind mehr Fragen, die an Gewissen appellieren, als schroffe Forderungen an ein Publikum, in dem sich auch eine ganze Reihe von Millionären und Milliardären finden, die zum Teil auch im sozialen Bereich aktiv sind. „Wie wunderbar wäre es, wenn Solidarität, dieses wunderschöne, hin und wieder unbequeme Wort, nicht einfach zur Sozialarbeit reduziert würde, sondern stattdessen die Grundeinstellung für politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Entscheidungen würde, genauso wie für die Beziehungen zwischen Individuen, Völkern und Ländern.“ Hier wird übrigens einmal mehr deutlich, dass es Franziskus nicht nur um Armenfürsorge geht, die die Bedürftigen in ihrer Situation belässt, wie ihm gelegentlich vorgeworfen wird, sondern es geht diesem Papst um eine nachhaltige Veränderung von Strukturen in Politik und Wirtschaft, um eine gerechtere und friedlichere Zukunft zu ermöglichen. Aus diesem Grund warnt er in seiner Botschaft auch vor einer Spaltung der Gesellschaft.
Kurienreform zieht sich
Um die Veränderungen der Strukturen in der Kirche, konkret im Vatikan, ging es bei der 19. Sitzung des Kardinalsrats K9 in der ersten Wochenhälfte. Allerdings gibt es hier nicht viel Neues zu berichten. Die Beratungen ziehen sich in die Länge, die Informationspolitik ist wie immer dürftig. Immerhin scheinen die Kardinäle für den Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog, den Päpstlichen Justizrat und die drei Gerichte des Heiligen Stuhls, Pönitentiarie, Signatur und Rota Romana, Textvorlagen erarbeitet zu haben, die dem Papst Entscheidungen ermöglichen. Großen Raum beim aktuellen Treffen nahmen wohl die Beratungen über Personalrekrutierung und –weiterbildung ein sowie die Frage nach der möglichen Dezentralisierung und dem Verhältnis zwischen der Römischen Kurie und den Bischofskonferenzen. Franziskus hatte die Weihnachtsansprache an die Römische Kurie im vergangenen Jahr genutzt, um die bisherigen Reformschritte detailliert zusammenzutragen. Damit wollte er den Vorwurf widerlegen, dass sich nichts bewege. Das ist durchaus richtig. Im Finanzbereich ist vieles passiert; im Medienbereich gibt es auf dem Papier gute Vorschläge. Doch bereits diese Reformen sind mit enormen Geburtswehen verbunden gewesen, die bis heute anhalten. Die Dauer des Prozesses ist vielleicht noch nicht einmal das Problem. Schwierig ist, dass es den Prozessen an Transparenz fehlt. So erleben es zumindest Beteiligte und Betroffene.
3 Kommentare
Gut möglich, das der Name dieses Papstes einmal für das III. Vatikanische Konzil stehen wird, – obwohl das nie stattgefunden hat, weil es wegen Ihm und seinem Wirken nie stattfinden musste.
Nur rinnt halt eben die Zeit für einen ü80jährigen dahin wie Sand in der Sanduhr, obwohl Er zumindest im Denken so jung und vital wirkt wie ein 40-jähriger. Hier rächt sich das die rk-Kirche keine synodale Kirche ist, in der im Team die Staffel aufgenommen und weitergetragen werden kann. Im Vatikan läuft halt eine jeweilige one-man-show des jeweiligen Papstes, deren Erfolg eben nur von einer einzelnen Person abhängt.
Ich bin ohne Besitz von Ahnung, was die angestrebte größere Aenderung in den hohen Kirchenstrukturen denn nun effektiv bringen kann; zwar hat jede Zeit ihre Besonderheiten, auf die Ruecksicht genommen werden muß, aber das sind nur notwendige Umaenderungen, die die Geistigkeit der Kirche nicht betreffen, doch gerade mit diesem veraenderten Aeußeren eine zukunftsfaehige Kirche zu erwarten, das mag dem Denken unserer Zeit entstammen, das die Ratio in die Mitte rueckt, GENAU das ist aber der Ort, an dem die Kirche ommmmmmm tiefergedacht kaum ist, denn der Ort der Kirche ist das Unvorhergesehene, das Ueberraschende, hat ja auch einst Franziskus gesagt; Man macht und tut und ist ueberzeugt es sei jetzt und hier und immer wichtig und wird dabei wie die Vorfahren, die mit ganzer Kraft das Beste aufbauten und nun wird dieses Beste zu einem angestrebten noch besseren Aeußeren geaendert; Martha, Martha die Jugend wird bis zu der Zeit dagegen sein, wie es „in“ ist, dagegen zu sein oder sie wird gegen das Dagegensein sein; Dadurch haben Außenaenderungen keinen Bestand und ich frage mich, wozu dann der große Aufwand? Wir werden sehen, daß das Innere wichtig ist!
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