Papst vor schwieriger Afrikareise
Morgen bricht Papst Franziskus zu seiner ersten Afrikareise auf. Stationen sind Kenia, Uganda und die Zentralafrikanische Republik. Für die katholische Kirche ist Afrika angesichts steigender Mitgliederzahlen einerseits ein Kontinent der Hoffnung; andererseits ist es aber auch ein Sorgenkind: Armut, Korruption und die anhaltenden kriegerischen Konflikte, dazu kommen Terrorismus und Übergriffe islamistischer Fundamentalisten. Schließlich ist die katholische Kirche selbst von inneren Spannungen beinahe zerrissen, etwa bei Fragen der Moral – Stichwort Kondome, Homosexualität – und dem Umgang mit Phänomenen wie Polygamie und naturreligiösen Traditionen. Franziskus will mit seiner Reise zum besseren gegenseitigen Verständnis und Respekt beitragen, will die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft stärken. Bis zuletzt ist allerdings nicht klar, ob das Programm der sechstägigen Reise wie geplant stattfinden kann. Vor allem bezüglich der Zentralafrikanischen Republik bestehen erhebliche Sicherheitsbedenken.
Afrikareise kommt spät
In Kenias Hauptstadt Nairobi wird Jorge Mario Bergoglio morgen Nachmittag zum ersten Mal in seinem Leben afrikanischen Boden betreten. Lange hat er als Papst gewartet, bis er dem Kontinent einen Besuch abstattet. Erst bei der elften Auslandsreise ist es nun soweit, nachdem Franziskus bereits jeweils zweimal in Asien und Lateinamerika war. Schon hatte es kritische Stimmen von vor Ort gegeben, Afrika sei auch in der katholischen Kirche der „vergessene Kontinent“. Jetzt nimmt sich Franziskus sechs Tage Zeit.
Auf dem Programm stehen mehrere große Gottesdienste, allein bei der Messe auf dem Universitätsgelände in Nairobi werden rund 1,5 Millionen Menschen erwartet. In jedem Land wird er Politiker und das Diplomatische Korps treffen. Hier erwarten sich viele Afrikaner, dass Franziskus den Politikern ins Gewissen redet. Große Hoffnungen werden auch in die verschiedenen interreligiösen Treffen gesetzt sowie den Besuch von Franziskus in der Zentralmoschee in Bangui in der Zentralafrikanischen Republik. In vielen Regionen des Kontinents herrscht ein regelrechter Religionskrieg zwischen Christen und Muslimen. Hier soll der Papstbesuch zur Beruhigung der Situation beitragen. In Nairobi wird Franziskus am Freitag einen Slum besuchen, in dem mehr als 200.000 Menschen leben. Auch in der Zentralafrikanischen Republik ist der Besuch in einem Armenviertel vorgesehen. Außerdem will Franziskus sich in Bangui mit Vertretern evangelikaler Gemeinschaften treffen. Wie in Lateinamerika und Asien sind die stark wachsenden evangelikalen Gruppen für die katholische Kirche auch in Afrika eine große Herausforderung. Während diese Gruppen früher von Seiten des Vatikans vor allem als eine Gefahr angesehen wurden, hat sich der Blick unter Franziskus gewandelt. Der Pontifex aus Argentinien pflegt einen respektvollen Umgang mit vielen Evangelikalen. Er versucht, das Verhältnis zu entkrampfen und gleichzeitig in der katholischen Kirche Elemente evangelikaler Spiritualität zu verankern. Dies sieht man etwa in der starken Betonung der persönlichen Gottesbeziehung des einzelnen Gläubigen bei Franziskus oder in den oft sehr persönlichen Glaubenszeugnissen des Pontifex.
Frage der Sicherheit
Die spannende Frage wird sein, ob Franziskus den Besuch in der Zentralafrikanischen Republik so wird realisieren können, wie er geplant ist. Sicherheitskreise aus Frankreich hatten bereits mehrfach davor gewarnt und betont, die UNO-Schutztruppen könnten den Papst in der Zentralafrikanischen Republik nicht beschützen. Schon wird darüber spekuliert, ob sich der Besuch nur auf dem Flughafengelände abspielen und auf den Sonntag konzentrieren werde wie beim Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1985. Doch Franziskus hat sich vorgenommen, am Sonntagabend in der Kathedrale in Bangui die erste Heilige Pforte für das Außerordentliche Jahr der Barmherzigkeit zu öffnen. Er will damit ein Zeichen setzen gegen Krieg, Unterdrückung und Terror sowie für Versöhnung und Dialog. Wahrscheinlich wird der Vatikan erst im letzten Moment entscheiden, ob es eine dritte Etappe bei dieser Afrikareise geben wird und wie sie aussieht.
Vatileaks-2-Prozess im Vatikan begonnen
Im Vatikan hat heute der Prozess wegen Geheimnisverrats und der Weitergabe geheimer Dokumente begonnen. Zum Auftakt des Vatileaks-2-Prozesses waren alle fünf Angeklagten erschienen: der spanische Geistliche Angel Lucio Vallejo Balda, die italienische PR-Beraterin Francesca Immacolata Chaouqui, Nicola Maio, ein ehemaliger Mitarbeiter des spanischen Prälaten, sowie die beiden Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi. Die Enthüllungsbücher der beiden sind Auslöser des Prozesses. Am ersten Prozesstag ging es vor allem um Verfahrensfragen. Die beiden Journalisten hatten bereits im Vorfeld erklärt, dass sie den Prozess als Angriff auf die Pressefreiheit sehen und bezeichneten ihn als „kafkaesk“. Entsprechend erklärte Fittipaldi heute, er habe lediglich Nachrichten publiziert. Diese Arbeit sei durch die Allgemeine Menschenrechtserklärung sowie die Europäische Menschenrechtskonvention gedeckt.
Das Gericht wies zwei Anträge zurück, die am Morgen zu Prozessbeginn gestellt worden waren. Zum einen hatte die Verteidigerin des Prälaten mehr Zeit für Akteneinsicht, Aktenstudium und Vorbereitung der Verteidigungsstrategie gefordert. Zum anderen wollte der Journalist Fittipaldi erreichen, dass seine Vorladung vor das Gericht für nichtig erklärt wird, weil keine konkreten Vorwürfe benannt würden. Hierzu stellte das Vatikangericht fest, dass es sich bei dem Prozess nicht um eine „Verletzung der Pressefreiheit“ handle, sondern dass es um die Frage gehe, wie das Material beschafft wurde. Die Richter kündigten an, dass am kommenden Montag die Befragung der Beschuldigten beginne. Am ersten Tag sollen Vallejo Balda und Chaouqui aussagen. Die übrigen Angeklagten dann an den folgenden Tagen.