Hoffnung auf den Papst

Dass die Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ihre Hoffnung auf ein Machtwort des Papstes setzen, ist für einige Mitglieder eine neue Erfahrung. Bei der Herbstvollversammlung an diesem Wochenende wurde bei den Beratungen über das Ergebnis der Bischofssynode zum Thema Familie die Erwartung geäußert, dass der Papst in seinem nachsynodalen Schreiben das vollende, was den Bischöfen nicht gelungen ist. Und auch, dass ein Vertreter des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) bemängelte, dass die Synode nichts Positives zum Thema Verhütung gesagt habe, wurde mit dem Hinweis beantwortet, man sei eher froh, dass die Bischöfe dazu geschwiegen hätten. Doch die Nachbetrachtung der Synode war nur ein Punkt der Tagesordnung.

Überraschender Wahlsieger: Prof. Thomas Sternberg

Großes Medieninteresse am neuen ZdK-Präsidenten Thomas Sternberg.

Neuer Vorsitzender gewählt

Eine erste Überraschung war der klare Wahlsieg von Thomas Sternberg als neuer Präsident und Nachfolger von Alois Glück, der nach sechs Jahren nicht mehr kandidierte. Beobachter hatten eher mit einem knappen Ausgang der Wahl gerechnet, da Maria Flachsbarth mit der starken Unterstützung der Frauen rechnen konnte. Aber auch Sternberg versprach, Frauenthemen sehr ernst zu nehmen. Der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete (CDU) betonte den Anspruch des ZdK auf Repräsentanz aller Katholiken. Als große Aufgabe bezeichnete er den Dialog mit der Gesellschaft und anderen Religionen. „Wir kennen den Unterschied zwischen Glauben und Terrorismus“, meinte er. „Dialoge kann man am besten führen, wenn man verwurzelt ist,“ und wies auf die langjährigen Erfahrungen hin, die die Gesprächskreise Juden und Christen sowie Christen und Muslime im ZdK haben.

Flucht darf Familien nicht trennen

Eine Begrenzung des Familiennachzuges bei den Flüchtlingen zu fordern sei ethisch nicht vertretbar, heißt es in einem Beschluss der Vollversammlung. Die erzwungene Trennung von Ehepaaren und Familien sei aus menschenrechtlicher wie aus christlicher Perspektive nicht hinzunehmen. Zuvor hatte ZDF-Chefredakteur Peter Frey ein sehr beachtetes Referat gehalten, in dem er das Krisenjahr 2015 analysierte. Terror, Flüchtlingskrise und das Auseinanderfallen Europas seien große Herausforderungen. Durch sie seien die Kirche und die Christen „unverhofft in eine wichtige Rolle geraten – und sie ist wichtiger als manche innerkirchliche Auseinandersetzung. Es ist die Rolle der Rückkopplung der sogenannten christlichen Werte an die politische Realität. Solidarität, Lastenteilung, Hilfe für die Schwachen sind plötzlich furchtbar konkret geworden. Wir müssen die staatstragenden Parteien an diesen Werten messen und sie zum C ermutigen, diese Werte aber auch in der Praxis mit den Partnern in der Zivilgesellschaft beglaubigen“, so Frey.  

Die katholischen Laien haben an diesem Wochenende klar gemacht, dass sie bereit sind, in Kirche und Gesellschaft eine Rolle bei der Überwindung der Probleme zu spielen.

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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.

31 Kommentare

  • Silvia
    22.11.2015, 0:43 Uhr.

    „Die katholischen Laien haben an diesem Wochenende klar gemacht, dass sie bereit sind, in Kirche und Gesellschaft eine Rolle bei der Überwindung der Probleme zu spielen.“

    Na hoffentlich vergrößern sie die Probleme nicht durch unrealistische einstellungen.

    Und was den Familiennachzug von Ehefrauen und Kindern bei den bei uns um Asyl ansuchende Männern angeht, so hatten wir es hier im Blog schon öfter davon, dass es zumindest befremdlich ist, dass diese Männer ihre Familien im Bürgerkriegsgebiet zurück lassen und sich nur selbst in Sicherheit bringen.

    Ehrenwert ist das jedenfalls nicht.

  • silberdistel
    22.11.2015, 14:53 Uhr.

    Wann denn tragen die verlautbarten hehren Ansprüche in der Kirche selbst Früchte und man nimmt in den zahlreichen, sicher oft leerstehenden kirchlichen Liegenschaften, selbst Flüchtlinge auf? Selbstverständlich mit deren Familie!

    • Silvia
      22.11.2015, 17:47 Uhr.

      Inzwischen haben Bistümer und Klöster schon eine Menge freie Immobilien als Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung gestellt.

      Auch Kirchengemeinden machen das und zwei Pfarrer bei mir am Ort haben Flüchtlingsfamilien in ihre Pfarrhäuser aufgenommen.

      Das Bistum Passau baut gerade 150 Sozalwohnungen für Flüchtlinge und andere Bedürftige und hat ein Jugendhaus als Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, für das die Kommune aber plötzlich keinen Bedarf sieht.

      Es werden Ehrenamtliche für pädagogische Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingskindern ausgebildet usw.

      In DEM Punkt kann man der kath. Kirche in Deutschland wirklich keine Tatenlosigkeit nachsagen.

      • Wanda
        23.11.2015, 17:33 Uhr.

        Silvia 17:47
        – der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hat angekündigt, dass im Dom der Fugger-Stadt ein neuer Altar für sage und schreibe 300.000 Euro errichtet wird. Und das, nachdem er sich kurz zuvor bei einem (wie er es selbst nannte) Schock-Besuch in der Augsburger Asylantenunterkunft, entsetzt über die dortigen Zustände geäussert hatte…
        – Sie sehen, es braucht lediglich ein Mitglied des hohen Klerus, um all die positiven Initiativen daneben verblassen zu lassen…

        • Silvia
          23.11.2015, 22:27 Uhr.

          Und das Erzbistum Berlin hat gerade einen Flüchtlingsfond mit 500.000 Euro eingerichtet:

          http://www.erzbistumberlin.de/medien/pressestelle/aktuelle-pressemeldungen/pressemeldung/datum/2015/11/23/vergaberichtlinien-fuer-den-fluechtlingsfonds-des-erzbistums-berlin/

          Daran könnte sich der Bischof von Augsburg ein Beispiel nehmen.

          • Wanda
            26.11.2015, 16:51 Uhr.

            Silvia 13:04
            – was mich zugegeben persönlich am meisten stört, ist die Ungleichgewichtung der eigenen, unter Kinder- und Altersarmut leidenden sozialen Problemgruppe durch unsere Kanzlerin mit ihrer Regierung. Wann immer die Sozialverbände Finanzmittel für unsere benachteilgten eigenen Mitbürger forderten, hiess es sofort, damit werde die deutsche Wirtschaft gefährdet und die schwarze Null im Haushalt sei nicht zu halten.
            Im Gegensatz dazu werden für die chaotisch hereinströmenden Flüchtlinge jedoch plötzlich wie aus dem Nichts x-Milliarden Euro aus dem Hut gezaubert, auch Sachleistungen fliessen reichlich – und siehe da, Schäubles schwarze Null ist auch nicht gefährdet.
            Wie ist das nur möglich und was sind unserer Regierung und den Politikern eigentlich die „eigenen“ sozial benachteiligten Bürger wert ? Wieso diese Ungleichbehandlung ?
            – Leider wird dieser Widerspruch von unseren Medien in deren Willkommens- und Merkel-Euphorie nicht zum Thema gemacht sondern total ignoriert. Insofern kann man tatsächlich von einem einheits- und merkel-konformen Moment der Medienlandschaft sprechen. Jedenfalls spiegelt sich derzeit eine Pluralität der Meinungen (eine Säule der Demokratie) dort nicht wieder…

    • Wanda
      24.11.2015, 0:00 Uhr.

      Silberdistel 14:53
      – aus Uruguay, dem sozialsten obwohl nicht reichen Land Lateinamerikas, ein Bericht über das Verhalten der aufgenommenen syrischen Flüchtlinge:
      Sie beklagen sich über die hohen Lebenshaltungskosten, obwohl die Regierung für die Unterkünfte aufkommt und den Familien einen bestimmten Betrag bezahlt. Weitere Klagen: keine Schafe, keine Kühe, kein Land(!). Und das bei einem Durchschnittslohn von 440 Euro für Einheimische, die denn auch empfindlich reagieren: „Sie haben wohl gedacht, sie kommen in ein Land mit mehr Wohlstand“. Schuhverkäuferin Monica Benitez: „Ich bin empört, was sie tun ist beleidigend“…
      Und der Politanalyst Daniel Chasquetti bestätigte, dass viele Syrer nur über begrenzte berufliche Fähigkeiten*) verfügten und freie Arbeitsplätze in Uruguay eben auch für Einheimische nur Mangelware seien.
      Und so wollen die Syrer denn auch wieder fort aus Uruguay, aber nicht als Kriegs- sondern als Wirtschaftsflüchtlinge…
      -Fazit: für Asylanten, die vorgeben nur dem Krieg entrinnen zu wollen, ein ziemlich undankbares Verhalten dem aufnehmenden Land gegenüber…
      *) hat sich inzwischen sogar beim BAMF herumgesprochen…

      • Silvia
        27.11.2015, 8:49 Uhr.

        Wanda
        26.11.2015, 16:51 Uhr.

        Da gebe ich Ihnen vollkommen recht, das stört mich auch gewaltig.

        Und mir fällt noch etwas Ähnliches auf:

        Unsere Gesellschaft wird seit Jahren sozial immer kälter, kaum Einer kümmert sich z.B. um einen alten Nachbarn, der mal Hilfe brauchen würde, aber für die unaufhörlich ins Land strömenden Migrantenströme arbeiten zig ehrenamtliche Helfer von jung bis alt bis zur Erschöpfung. Ohne diese vielen Ehrenamtlichen wäre das Chaos noch weitaus größer.

        Das ist ein Widerspruch, der mir unangenehm aufstößt.

  • JasJu
    23.11.2015, 11:51 Uhr.

    Das Zentralkommitee (alleine der Name…) ist überflüssig, teuer und ärgerlich. Es vertritt ausschließlich die glaubensfernen Gremienkatholiken und kämpft den Kampf der 70er Jahre um die Schleifung bzw. Protestantisierung katholischer Inhalte. Angesichts solcher durch gerade mal 0,002 Prozent der deutschen Katholiken gewählter Apparatschiks muß man sich fragen, woher diese die Arroganz nehmen, der Weltkirche ihre peinlichen, infantilen Forderungen zu unterbreiten.
    @ Wrightflyer: Fassen Sie sich bitte kürzer, es könnte sein, daß Sie die Leser langweilen.

    • bernardo
      27.11.2015, 7:33 Uhr.

      Würde man das Zentralkomitee auflösen, wäre nichts verloren. Mich vertritt es jedenfalls nicht.

      • Silvia
        27.11.2015, 20:31 Uhr.

        „Mich vertritt es jedenfalls nicht.“

        Mich auch nicht!

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