Ist das Dialog?

Papstmesse in Beirut

Der Papst ist weg und die Proteste beginnen. Was ist denn das für ein Stil? Kaum hatte Benedikt XVI. den Libanon verlassen, rief gestern Abend die radikalislamische Hisbollah zu Demonstrationen gegen das islamkritische US-Video auf. Die ganze Woche über werde man Proteste im Libanon organisieren. Als ich diese Meldung heute Morgen in den Agenturen las, dachte ich, ich sei im falschen Film. Oder nur blauäugig? Der Führer der Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, erklärte nach Medienberichten, er habe sich mit Äußerungen zum Video bis nach dem Papstbesuch zurückhalten wollen. Das ist einerseits ehrenwert. Immerhin hatten Journalisten-Kollegen in Beirut in der Nähe des Flughafens Plakate gesichtet mit der Aufschrift: „Hisbollah grüßt Papst Benedikt“. Doch was nützt das, wenn seine Friedens- und Dialogbotschaft nicht gehört wird? Gut Nasrallah ruft zu Protesten auf, nicht zu Gewalt. Er kritisiert das Video als einen Versuch, Zwietracht zwischen Christen und Muslime zu sähen, die zum Blutvergießen führen soll. Er fordert internationale Vereinbarungen, die Angriffe auf Religionen verbieten. Wie friedenstauglich die schiitische Organisation und ihre Anhänger wirklich sind, muss sich bei den Demonstrationen zeigen. Vielleicht hat der Papstbesuch ja doch etwas bewirkt? Bleibt zu hoffen, dass die Botschaft Benedikts bei den Menschen angekommen ist. Immerhin haben die libanesischen Medien ausführlich über den Besuch berichtet.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.