Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Pflicht verletzt – und jetzt?

Die Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln hat ein kleines Erdbeben in der katholischen Kirche in Deutschland ausgelöst. Erzbischof Stefan Heße bat den Papst, ihn umgehen von seinen Aufgaben als Erzbischof von Hamburg zu entbinden, der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp reichte ebenfalls seinen Rücktritt ein. Nun ist in diesen beiden Fällen der Papst am Zug. Auf den 800 Seiten werden den beiden Pflichtverletzungen in ihrer Zeit als Generalvikar und Personalchef des Erzbistums vorgeworfen. Das Gutachten bescheinigt auch Kardinal Joachim Meisner eine große Zahl an Pflichtverletzungen und offenbart ein Chaos in der Verwaltung und im Umgang mit Missbrauchsfällen.

Das Gutachten wiegt schwer. (Quelle: epa)

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Ein Schritt weiter ins Abseits

Überraschend ist es nicht gekommen, das kategorische „Nein“ der Vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Dennoch schlug die Erklärung der obersten Glaubenshüter am Montag ein wie eine Bombe. Der Eindruck entsteht, der Vatikan versuche Stück für Stück dem Synodalen Weg in Deutschland jegliche Bewegungsmöglichkeit zu nehmen. Dabei setzt Rom nicht auf Dialog, sondern stellt in selbstherrlicher Art und Weise fest, was zu gelten hat. Dass man damit den Papst, der immer Wert legt auf Dialog und Begegnung, am Ende beschädigt, nehmen die Kurialen in Kauf. Dabei ist zunächst nebensächlich, ob er die Inhalte teilt oder nicht. Wenn Franziskus immer wieder fordert, es brauche eine neue Kultur des Dialogs, dann passt das Vorgehen seiner Behörden nicht dazu.

Die Glaubenskongregation – persönlich wollte niemand die offizielle vatikanische Position erläutern. Um 12 Uhr wurden schlicht zwei Papiere ins Netz gestellt. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst im Irak und die Frage der Vergebung

15 Monate Pause gab es nicht nur bei den Papstreisen, sondern auch bei den fliegenden Pressekonferenzen des Pontifex. Heute nahm er sich 45 Minuten Zeit für das Gespräch mit den Journalisten. Breaking-News gab es keine, einige Erläuterungen zu einzelnen Programmpunkten, Informationen zu möglichen nächsten Reisezielen und die Bestätigung: „Diese Reise hat mich mehr angestrengt als die früheren.“ Sagt es, lächelt und fügt hinzu: „Die 84 [Jahre] kommen nicht von allein. Das ist eine Konsequenz.“ Wie schon in den vergangenen Wochen wirkte der Papst auch während der Reise gelegentlich müde, das Gehen fällt ihm noch schwerer, als es schon immer war. Doch blickt man auf das Wochenende und die Pressekonferenz heute, wird deutlich, dass er noch lange nichts amtsmüde ist.

Papst Franziskus stellt sich den Fragen der Journalisten. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst im Irak – Leben, Frieden, Liebe

Es war der emotionalste Moment der Reise. Papst Franziskus gedenkt der Kriegsopfer von Mossul, im Irak und im gesamten Nahen Osten: „Wenn Gott der Gott des Lebens ist – und das ist er –, dann ist es uns nicht erlaubt, die Brüder und Schwestern in seinem Namen zu töten. Wenn Gott der Gott des Friedens ist – und das ist er –, dann ist es uns nicht erlaubt, in seinem Namen Krieg zu führen. Wenn Gott der Gott der Liebe ist – und das ist er –, dann dürfen wir die Brüder und Schwestern nicht hassen.“ Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Gedenkens, aber auch des Mutmachens für die Christen im Land. Bei einem Treffen mit Christen in der einst größten christlichen Stadt im Irak, Karakosch, versicherte Franziskus den Gläubigen die Solidarität der gesamten Kirche. „Ihr seid nicht allein“, rief er ihnen zu. Nicht zuletzt um diese Aussage, die er aus dem Vatikan die Menschen im Nahen Osten immer wieder wissen lässt, auch durch seine Präsenz zu untermauern, wollte Franziskus diese Reise jetzt endlich realisieren.

Mitten in den Trümmern gedenkt Papst Franziskus der Opfer von Terror und Krieg im Nahen Osten. (Quelle: VAMP)

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Der Papst im Irak – aus dem „sie“ ein „wir“ machen

„Das ist die wahre Religiosität: Gott anbeten und den Nächsten lieben.“ Beim interreligiösen Treffen im biblischen Ur erteilte Papst Franziskus Gewalt, Hass und Terror im Namen der Religion erneut eine klare Absage. Statt solchen Missbrauch zu tolerieren oder gar anzufachen, forderte er von den Religionsführern ein klares Engagement: „Wir Gläubigen dürfen nicht schweigen, wenn der Terrorismus die Religion missbraucht. Im Gegenteil, es liegt an uns, Missverständnisse durch Klarheit aufzulösen. […]  Es liegt an uns Menschen heute und vor allem an uns Gläubigen jeder Religion, die Werkzeuge des Hasses in Werkzeuge des Friedens zu verwandeln.“ Der Tag begann am Morgen mit einem privaten Treffen des höchsten schiitischen Geistlichen im Land, Großajatollah Ali Ak-Sistani, in Nasirijah. Dass es bis zur Geschwisterlichkeit aller noch ein weiter Weg ist, zeigte sich daran, dass bei dem Treffen in Ur keine Juden anwesend waren.

Vertreter verschiedener Religionen nahmen an der Begegnung im biblischen Ur teil, das Judentum fehlte. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst im Irak – Frieden und Geschwisterlichkeit

Mit einem eindringlichen Appell zur „Brüderlichkeit aller Menschen“ hat Papst Franziskus am Freitag seinen Besuch im Irak begonnen. Er erteilte dem Missbrauch von Religion zur Legitimation von Gewalt eine klare Absage. Zugleich forderte er eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben unabhängig von Religion, Kultur und Volksgruppen. Gleich acht Mal kommt der Gedanke der Geschwisterlichkeit in der Rede vor Vertretern der Zivilgesellschaft, Politik und Diplomatischem Korps vor. Beim anschließenden Treffen mit Bischöfen, Klerus, Ordensleuten und Seminaristen waren es sechs Mal. Zusammen mit der Aussage, dass er als „Pilger des Friedens“ gekommen sei, macht deutlich, mit welcher Botschaft Franziskus ins Zweistromland gekommen ist, aller Kritik zum Trotz.

Nach 15 Monaten Pause ist Papst Franziskus erstmals wieder auf Reisen. (Quelle: Erbacher)

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