Der Papst und die Kriegsstürme

Papst Franziskus hat zum Weihnachtsfest traditionell an die Kriege und Konflikte in der Welt erinnert sowie zum Dialog und Frieden gemahnt. In seiner Weihnachtsbotschaft sprach er von „Kriegsstürmen“, die über die Welt hinwegfegten. Er kritisierte ein „überholtes Entwicklungskonzept“, das letztlich zum „Niedergang des Menschen, des Sozialgefüges und der Umwelt führt“. Für das Heilige Land forderte er eine Zwei-Staaten-Lösung für Israel und die Palästinenser. In der Christmette hatte der Papst eine Parallele gezogen zwischen der Heiligen Familie, die in Bethlehem keine Herberge fand, und den „Millionen Menschen, die nicht freiwillig gehen, sondern gezwungen sind, sich von ihren Lieben zu trennen, weil sie aus ihrem Land vertrieben werden“. Es ist also einmal mehr eine politische Weihnacht. Das hat Tradition bei den Päpsten. Zumal Franziskus auch ein „überholtes Entwicklungsmodell“ kritisierte, das „weiterhin zum Niedergang des Menschen, des Sozialgefüges und der Umwelt“ führe.

Papst Franziskus sieht „Kriegsstürme über die Welt hinwegfegen“. (Quelle: ap)

Weltweit die Konflikte im Blick

Wenn Ihr es für Euch nicht hinbekommt, dann wenigstens für Eure Kinder! So könnte man die Weihnachtsansprache von Papst Franziskus heute auch lesen. In den Kindern der Welt, vor allem der Krisenregionen, Jesus zu erblicken, war sein naheliegender Ansatz zum Fest der Menschwerdung Gottes. Wenn Franziskus von den „Gesichtern der syrischen Kinder“ spricht, sind den Zuhörern sofort die Kriegsbilder aus dem gebeutelten Land vor Augen. Der Papst erinnerte an den „großenteils vergessenen Konflikt“ im Jemen, an die Konflikte in Afrika und in der Ukraine. Die „verschiedenen sozialen Gruppen“ in Venezuela rief er zu einem „sachlichen Meinungsaustausch“ auf, und er betete, „dass die Gegensätze auf der koreanischen Halbinsel überwunden werden“.

Ein besonderes Augenmerk legte Franziskus auf das Heilige Land. Er fordert Israelis und Palästinenser dazu auf, „den Dialog wieder aufzunehmen“. Man müsse „endlich“ auf dem Verhandlungsweg zu einer Lösung kommen, „die innerhalb von miteinander vereinbarten und international anerkannten Grenzen eine friedliche Koexistenz zweier Staaten ermöglicht“. Franziskus kritisierte einmal mehr Kinderarbeit und den Missbrauch von Kindern als Kindersoldaten. Etwas ungewöhnlich für die Weihnachtsansprache, in der es meist eher um Krieg und Frieden geht, ist der Gedanke an die Menschen ohne Arbeit heute.

Franziskus und die Arbeiter

Der Papst zeigt immer wieder, dass er die prekäre Arbeitssituation vieler Menschen im Blick hat. Sein Credo: Arbeit verleiht dem Menschen Würde. Daher lässt er beim Thema Wirtschaft und Arbeitslosigkeit auch nicht locker. Am Donnerstag hatte Franziskus ja so manchem kirchlichen Arbeitgeber ein kleines Überraschungsgeschenk unter den Weihnachtsbaum gelegt mit seiner Bemerkung, dass er keine prekären Arbeitsverhältnisse und keine Schwarzarbeit im Vatikan wünscht. Das Letztere ist selbsterklärend, beim Ersteren hatte er hinzugefügt, dass Zeitverträge für eine Person für ein, maximal für zwei Jahre gingen und danach müsse eine Festanstellung folgen. Was der Papst für seinen kleinen Staat wünscht, gilt weltweit für die katholische Kirche. Denn Franziskus begründete seinen Vorstoß mit der katholischen Soziallehre und die gilt nun einmal global.

Frohe Weihnachten

Die Redaktion wünscht allen Lesern ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

12 Kommentare

  • Silberdistel
    25.12.2017, 16:51 Uhr.

    Es wundert an der Stelle das genau dieser Papst, nach dem Schutzpatron u.a. der Armen benannt, in der Analyse nicht den letzten Schritt macht und eines der Grundübel ganz konkret beim Namen nennt: Das globale Schuldgeldsystem. Welches dafür gesorgt hat und noch sorgt, das eine stetige Krötenwanderung von unten nach oben stattfinden kann. Bei dessen aktueller Bestandsaufnahme 1% der Weltbevölkerung so viel besitzen wie die restlichen verarmten 99 %; Das das 10-FACHE des Weltbruttosozialproduktes, eine unvorstellbare Summe, als reine Wetten auf den grünen Tischen der Börsencasinos rund um den Globus rasen; Zu gleicher Zeit jedoch mehr als 1 Milliarde Kinder in absoluter materieller Armut aufwachsen müssen. Selbst in den reichen Ländern wie Deutschland gibt es immer mehr ´Abgehängte´. Ein Experiment eines Filmteams in München will beobachtet haben, das 35 verarmte Menschen in einen Abfallkorb nach Verwertbaren nachschaute, während nur einer dort etwas hinein warf.
    Geld ist kein Allheilmittel. In seiner negativsten Form ist Geld der Mammon, der schon Jesus Christus in Versuchung bringen sollte. Doch mit Geld läßt sich schon auch einiges positives bewirken oder negatives verhindern. Ein bißchen Brot & Spiele haben zudem in der Vergangenheit schon einige der schlimmsten Politdespoten ertragen lassen, zumindest das Schicksal verhindert aus dem eigenen Land fliehen zu müssen.
    Die rk-Kirche ist auf dem Auge des Reichtums historisch blind, obwohl der Mammon eines der Hauptthemen in den Botschaften von Jesus Christus ist. Zumindest sollte es jedoch ein Franziskus nicht sein wenn Er denn einem der Leviathane dieser Welt tatsächlich ins Auge blicken wollte. Wer denn in der rk-Kirche sonst?!

  • Wanda
    25.12.2017, 21:11 Uhr.

    „Wuchere mit Deinen Pfunden (Talenten)“, wie es bei Lukas bzw. Matthäus ähnlich und in verschiedenen Varianten heisst.
    – Liest sich ja nun nicht gerade sehr human wie viele andere merkwürdige und durchaus anrüchige Stellen in dem Buch der Wahrheit, die dann auch jede Menge Interpretationen notwendig machen, um sie irgendwie mit christlicher Ethik in Einklang zu bringen…

  • neuhamsterdam
    28.12.2017, 18:49 Uhr.

    Jahresendzeit ist nicht nur die Zeit der Christbaumkugelbewunderer, sondern auch die Zeit der Jahresendzeitfiguren, der Ornitologen, Astronomen und Chiropraktiker.
    »Sein Credo: Arbeit verleiht dem Menschen Würde.«
    Ein Weltraumforscher hat mal vor vielen Jahren den eigenartigen Satz gesagt: „Wenn wir in das Weltall hinausschauen, dann sehen wir eigentlich in unser Inneres.“
    »Er kritisierte ein „überholtes Entwicklungskonzept“«
    Es gibt die nachvollziehbare Annahme, daß die Entwicklung der verschiedenen Kulturen der Menschheit hauptsächlich von den klimatischen Gegebenheiten abhängt.

    • Wanda
      29.12.2017, 16:55 Uhr.

      Apropos Jahresendzeitfiguren, Astronomen, Astrologen und Endzeitpropheten:
      – Da fällt mir der auch von Christen immer gern zitierte Nostradamus (Michel de Notre Dame) ein: dessen „Weissagungen“ erfreuen sich nach wie vor grosser Popularität und es wird jeder Unsinn zum Beweis erklärt, obwohl alles von ihm mit Absicht nur sehr verklausuliert und x-beliebig auslegbar formuliert wurde. Mit einer Ausnahme: er sagte Karl IX. von Frankreich klar und unmissverständlich eine Lebensdauer von 90 Jahren voraus. Als dieser dann jedoch bereits mit 24 Jahren verstarb, tat das seiner Glaubwürdigkeit aber keinen Abbruch. Wird von den Notradamus-Anhängern bis heute schlichtweg ignoriert…
      Fazit: der Mensch akzeptiert ja bevorzugt das als Tatsache, was unbeweisbar ist und lässt sich gern besch……, oder ?

      • neuhamsterdam
        31.12.2017, 1:17 Uhr.

        „oder ?“
        Zweifle nicht.

      • Silberdistel
        31.12.2017, 11:27 Uhr.

        Wanda
        29.12., 16:55 h
        Genauso biegen die Nichtgläubigen ihre ´Beweise´ so hin, das es in ihren Laden passt. So kommt jeder zu seinem idealisierten Weltbild. Einzig des Menschen Wille ist halt sein Himmelreich 🙂
        PS: Über ´Beweise´, und was schlichtweg nicht zu be-greifen ist, zu philosophieren ergehe ich mich an dieser Stelle nicht. Doch wie war das gleich nochmal mit der Quantenphysik?

        • Wanda
          31.12.2017, 18:16 Uhr.

          Silberdistel 29.12. 16:55
          – Vermute, dies ist ein Hinweis auf die angebliche Einstein-Äusserung „Gott würfelt nicht“ ?
          – Einstein stellte dies jedoch sehr deutlich 1926 in einem Brief an Joseph Dispentiere in Abrede …“Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben. Eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und habe dieses niemals geleugnet sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzte Bewunderung der Struktur der Welt soweit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann“…
          – Und wie er über religiöse Glaubenssysteme dachte, geht noch deutlicher aus zwei Briefen hervor, die er 1954 an den jüdischen Philosophen Eric Gutkind schrieb …“Das Wort Gottes ist für mich nichts anderes als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwäche. Die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger aber reichlich primitiver Legenden. Keine noch so feinsinnige Auslegung kann daran etwas ändern“…
          – Er lehnte auch die Idee ab, dass die Juden Gottes Auserwähltes Volk seien …“Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Inkarnation primitiven Aberglaubens. Und das jüdische Volk, zu dem ich gern gehöre und mit dessen Mentalität ich verwachsen bin, hat für mich keine anderen Dignität als alle anderen Völker. Soweit meine Erfahrung reicht, ist es auch um nichts besser als andere menschliche Gruppen wenn es auch durch Mangel an Macht gegen die schlimmsten Auswüchse gesichert ist. Sonst kann ich nichts „Auserwähltes“ an ihm feststellen“…

          Anderes Thema:
          – Allen Blog-Teilnehmern ein gesundes Neues Jahr 2018 !

          • 31.12.2017, 19:38 Uhr.

            🙂

          • Silvia
            31.12.2017, 21:04 Uhr.

            @Wanda und Alberto Knox

            Ihren guten Wünschen zum neuen Jahr schließe ich mich gerne an!

          • Silberdistel
            01.01.2018, 9:55 Uhr.

            Wanda
            31.12., 18:16 h
            Geben sie dem Menschen Macht über sein eigenes Schicksal und sie können sicher sein das daraus nichts positives entstehen wird, sondern nur Chaos und Zerstörung. Das ist keine These, sondern in Geschichtsbüchern festgehaltene Realität! Der Mensch konnte noch nie in der Menschheitsgeschichte einen Humanismus aus sich selbst heraus entwickeln; insbesondere oder gerade in jenen gesellschaftlichen Experimenten, die sich in der Ideologie sogar von Gott lossagten; die aber eigentlich darauf angelegt waren das Wohl für alle auf dieser irdischen Ebene endlich zu erreichen. Wenn überhaupt, dann ist dies mal den Urchristen in den ersten Gemeinden gelungen.
            ´Gott´ müßte man deshalb auch im 3ten Jahrtausend erfinden, wenn es IHN nicht bereits in uns nicht zugänglichen Dimensionen gäbe. – Was ´Gott´ allerdings ist, darüber sollte man sich nicht den Kopf zerbrechen, das raten schon die ältesten Schriften. Es reicht auch völlig wenn man weiß was ER für den Menschen vorgesehen hat.
            Ihren Guten Wünschen für das Neue Jahr schließe ich mich an!

    • Alberto Knox
      31.12.2017, 2:33 Uhr.

      was wollen sie uns mit ihren enigmatischen äußerungen sagen? sie erscheinen mir dadaistisch angehaucht!

  • Wanda
    01.01.2018, 19:43 Uhr.

    Silberdistel 01.01.2018 9:55
    – Muss Ihnen leider widersprechen: selbstverständlich hat der Mensch aus sich selbst heraus den Humanismus entwickelt. Dieser hat für jeden Historiker seinen unzweifelhaften (nicht-christlichen) Ursprung, Anfang und Geschichte:
    – Er begann mit der griechischen Philosophie, einer Geisteshaltung, die als europäische Eigenleistung erstmals den Menschen selbst (deshalb Humanismus) zum Masstab der Gesellschaft macht, seine eigenen Betrachtungen in den Mittelpunkt stellt und nicht wie in den alten Hochkulturen ein über-natürliches Wesen mit seinem unergündlichen Willen.
    Mit anderen Worten: das Denken entdeckte sich selbst, befreite sich aus den Fesseln der Religion und gab/gibt sich selbst die Gesetze. Es sind die der Logik: Denken ist Dialog und nicht Monolog wie in den so oft dogmatischen Religionen…
    Dieser von seinem Ursprung her also „heidnische“ Humanismus wurde nach Jahrhunderten dominierender christlicher Strenge in der Renaissance wiederentdeckt und brach mit der bis dahin vorherrschenden Scholastik, d.h. mit der bis dahin dominierenden mittelalterlichen Theologie und Philosophie, die versuchte kirchliche Dogmen rational zu begründen…

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