Der Papst, die Umwelt und der Präsident

Es wäre zu schön gewesen, wenn der Papst hätte etwas bewegen können! Doch auch sein Gespräch mit Donald Trump konnte den US-Präsidenten nicht umstimmen. Wie schon im Wahlkampf angekündigt, werden sich die USA vom Pariser-Umweltabkommen verabschieden. Ein Vertrauter des Papstes, der Leiter der Päpstlichen Sozialakademie Erzbischof Marcelo Sanchez-Sorondo, hatte gestern bereits erklärt, ein Ausstieg der USA aus dem Klimaschutzabkommen wäre „auch eine große Schmach“ für den Vatikan. Nun ist Franziskus nicht nachtragend, dennoch wird sich diese Entscheidung auf die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der US-Regierung negativ auswirken. Es ist ein weiteres Feld, auf dem beide Seiten unterschiedliche Positionen vertreten – zusätzlich zu Fragen der Sozialpolitik, der Migration und der Bildung. Für Papst Franziskus ist Lebensschutz mehr als die Frage: „Wie hältst Du’s beim Thema Abtreibung?“ Die Übereinstimmung in dieser Frage mit Donald Trump wird nicht ausreichen als Basis für ein gutes Miteinander, auch wenn Franziskus immer wieder von dem kleinen offenen Spalt in der Tür spricht, der Ausgangspunkt für die Suche nach weiteren Gemeinsamkeiten sein soll. Die US-Bischofskonferenz kritisierte den Präsidenten scharf: „Präsident Trumps Entscheidung wird den Menschen in den Vereinigten Staaten und der Welt Schaden zufügen, insbesondere den ärmsten, schutzbedürftigsten Gemeinden.“

Papst Franziskus ließ die Entscheidung von Präsident Trump heute zunächst unkommentiert. Er traf sich mit Kindern und Jugendlichen und beantwortete deren Fragen.(Quelle: reuters)

US-Bischofskonferenz in Opposition

Donald Trump konnte bei seiner Wahl auch auf die Stimmen vieler Katholiken zählen. Er muss daher vorsichtig sein, dass er diese Wähler nicht allzu sehr verprellt. Zwar gehören viele von ihnen wohl auch zu den Kritikern des Papstes. Ihnen schmeckt seine Kapitalismuskritik ebenso wenig wie sein Einsatz für Migranten und sein erweiterter Begriff des Lebensschutzes. Doch sollte Trump nicht zu sehr mit dem Feuer spielen. Denn er bringt den immer mächtiger werdenden Latino-Anteil der Katholiken in den USA gegen sich auf, wenn er sich gegen den Latino-Papst stellt. Das könnte in vier Jahren, wenn es um eine mögliche Wiederwahl geht, vorausgesetzt Trump bleibt so lange im Amt, den Stimmenanteil der weißen US-Katholiken relativieren.

Man darf gespannt sein, wie der Vatikan und die US-Bischofskonferenz langfristig auf das Politikgebaren Trumps reagieren werden. Franziskus ist ein Mensch, der von der Basis her denkt. Das gilt bei allen seinen Reformbemühungen auch innerhalb der katholischen Kirche. Daher könnte eine zentrale Frage sein, wie man die Oppositionskräfte an der Basis stärken kann. Mit den Kolumbusrittern gibt es eine der größten katholischen Laienbewegungen der Welt in den USA. Der Chef, Carl Anderson, geht im Vatikan ein und aus. Er hatte dem Vernehmen nach auch seine Finger im Spiel, als es um die Vorbereitung des Besuchs von US-Präsident Trump im Vatikan ging. Er könnte jetzt die „Truppen des Papstes“ mobilisieren. Übrigens rief der Vatikan heute in einer Botschaft zum Fastenmonat Ramadan Christen und Muslime zu einem verstärkten Engagement für die Umwelt auf.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

19 Kommentare

  • Silberdistel
    03.06.2017, 8:42 Uhr.

    In der Angelegenheit des Klimaschwindels hat Trump ganz einfach recht, was schnell klar wird wenn man nicht der größten Propaganda […]* aufsitzt, sondern sich in Ruhe den Faktencheck anschaut: Ganze ca. 0,04 % des propagandistisch verrufenen „Gift-“ und Treibhausgases Kohlendioxid befindet sich in der Atmosphäre. Davon werden ca. 0,012 % anthropogenen, also menschlichen Ursprungs, zugeschrieben. Warum dieser geringe Anteil des „Treibhausgases“ CO² am Klimageschehen völlig zu vernachlässigen ist, ergibt sich nicht nur anhand der geringen „Konzentration“, sondern schlichtweg aus der Vergangenheit des Klimas: Es ist belegt, das der erdgeschichtliche Anteil des CO² früher sehr viel höher war (bis zu 0,15 %) und der Planet deshalb auch nicht in Klimakatastrophen versinken mußte. Im Gegenteil, Leben hat sich unter diesen Umständen erst entwickelt! Die Natur selbst hat dann über die Zeit den Kohlenstoff C aus dem CO² in die heutigen fossilen Energieträger, sowie in riesigen Kalksteingebirgen, abgelagert. Dieser Prozess dauert im Übrigen heute immer noch an. Heißt, die heutige CO²-„Konzentration“ von ca. 0,04 %, stellt somit, trotz neuzeitlicher menschlicher Aktivität, immer noch das absolute Minimum dieses Anteils des Spurengases CO² dar. Zynisch könnte man sogar behaupten, das man durch Verbrennung der Atmosphäre nur das zurück gibt, was einst ohnehin ihr eigen war. So ist wissenschaftlich ebenso gesichert, das das Klima auch nicht vom CO²-Gehalt der Atmospähre gesteuert wird, sondern von ganz anderen einflussreicheren Faktoren.
    Um was es beim Klimaschutzabkommen tatsächlich geht, ist eine gigantische globale Umverteilung finanzieller Mittel. Weg von den auf dem Papier reicheren Nordländern, hin zu den Entwicklungs- bzw. industriellen Schwellenländern im Süden. Hauptsächlich an China und Indien, damit ihnen Alternativen zur Verbrennung von fossilen Energieträgern zur Verfügung gestellt werden können. Deher sieht die Hochfinanzindustrie darin einen neuen tollen Markt, in dem in Zukunft die Luft zum Atmen auch noch verkauft werden kann, bzw. mit Abgaben versehen werden kann und protegiert diesen mit. Ebenso wie hauptsächlich die Politik, die in der Neoideologie „Klimaschutz“ ihre neue Existenzberechtigung ausgemacht hat. Und sich in Deu nicht gescheut hat über politisch finanzierte Institute einen ´Klimapapst´ zu installieren. Ein ´Klimapapst´, der dann dank Bundesministerin für Bildung und Forschung ad und ihres Zeichens heutige Botschafterin Deu´s im Vatikan, Frau „Dr.“ Annette Schavan, beim rk-Papst aufschlagen und dort vorsingen durfte. Im Sinne der Propaganda ein genialer Schachzug, da man somit der Kampagne das päpstliche Image des Schuldbewusstseins hinzufügen konnte.

    Wen sollte es eigentlich wundern, das Trump unter so einem fragwürdig zustande gekommenen Geschäftsmodell des „Klimaschutzes“ einen schlechten deal für sein Land sieht?! Zumal seine Forschungsinstitute, sowie Putins russische, keinen klimatischen Handlungsbedarf sehen. Oder ist jemand der Meinung Trump wie Putin sind zu Ihrer Ansicht nur bei Whiskey bzw. Vodka gekommen??

    Das Klimaschutzabkommen ist auch deswegen ein schlechter deal, da der Umwelt- und damit Lebensschutz global auf ein völlig falsches Gleis gesetzt wird. Wichtiger wäre es die fragilen Humusschichten des Planeten vital zu halten und dessen Gewässer sauber. Denn beide sind vom Eintrag vom modernen Menschen verursachten chemischer und teils radioaktiver Stoffe betroffen, die dort und vor allem in die Nahrungskette, keinesfalls hingehören. – Wirklicher Umweltschutz und damit Lebensschutz, setzt in deren naturgemässe Reinhaltung an und nicht in der Veränderung des Anteils eines Spurengases der Atmosphäre. Dies ist nämlich schlichtweg technisch gar nicht möglich und vor allem im Sinne der Schöpfung nicht nötig.

    *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

    • Brigitta
      04.06.2017, 18:17 Uhr.

      Die Umverteilung der Geldmittel wäre ja schon ein riesiger Fortschritt, wenn diese Geldmittel z.B. bei den Staaten ankämen, die das Geld dringend brauchen

    • Alberto Knox
      04.06.2017, 21:02 Uhr.

      es gibt natürlich keinen klimaschwindel. und selbstverständlich können weitaus geringere prozentanteile chemischer substanzen eine weitaus verheerendere folge zeitigen. z.b. kann man menschen mit weit geringeren gewichtsanteilen vergiften. vielleicht sollten nichtchemiker, nichtbiologen und nichtklimawissenschaftler einfach schweigen, wenn sie nichts fachkundiges wissen.

      • Silberdistel
        06.06.2017, 9:33 Uhr.

        Brigitta
        04.06., 18:17 h
        Sie meinen doch nicht in der Art wie etwa bei den Milliardentransfers nach Griechenland? – Es wäre allerdings auch ein riesen Fortschritt wenn Geld in Deutschland selbst an den maroden Schulen, Universitäten, bei Alleinerziehenden, Kindergärten, Rentnern und denjenigen ankäme, die mittlerweile 2 Jobs machen müssen, nur um von einem zum nächsten Monat über die Runden zu kommen.

        Alberto Knox
        04.06., 21:02 h
        Man kann sich allerdings fachkundig machen im Informationszeitalter, auch über hochkomplexe Fachgebiete. Sie und der Papst als Theologen wagen es sich ja auch zu äußern, obwohl mir bis zum heutigen Datum nicht bekannt war, das Physik oder gar „Klimaschutz“ Teil des Theologiestudiums ist. Und wenn sie das chemisch und physikalisch träge CO² in der Wirkung mit Giften oder Drogen vergleichen, dann werfen sie mir das vor was explizit ihr eigenes Defizit ist.

        • Alberto Knox
          07.06.2017, 11:08 Uhr.

          man sollte nicht vergessen, dass der papst immerhin auch einen abschluss in chemie hat. und daher mit sicherheit mehr zum thema weiß als die meisten hier.

        • Brigitta
          09.06.2017, 16:22 Uhr.

          Beides ist notwendig – sowohl Griechenland als auch die Unterstützung hier vor Ort – nur für die maroden Schulen sind die Länder zuständig (bis jetzt und erst mit der Neuordnung des Finanzausgleichs kann jetzt der Bund eingreifen). Wenn die Länder das Geld für anderes ausgeben, was ihnen wichtiger erscheint, dann ist halt kein Geld mehr für die Infrastruktur mehr da.

      • bernardo
        06.06.2017, 9:46 Uhr.

        Ach, sind Sie jetzt nicht nur Theologe, sondern auch Meteorologe und Klimatologe? Der „Klimawandel“ ist weder fake noch Tatsache noch Glaubensakt, auch wenn er teils Züge einer säkularen Religion besitzt, sondern Paradigma, eine vorherrschende wissenschaftliche Lehrmeinung, die sich gegenüber anderen Lehrmeinungen durchgesetzt hat. Gut möglich, dass dies in 20 oder 30 Jahren anders ist und man dann so vom „Klimawandel“ spricht wie heutzutage vom, in den 1980er Jahren prognostizierten „Waldsterben“.

        • Silvia
          07.06.2017, 10:48 Uhr.

          bernardo
          06.06.2017, 9:46 Uhr.

          Genauso sehe ich das auch. Die Wälder stehen zum Glück noch. Übrigens, nicht zu vergessen, das Ozonloch, das heute auch kein Thema mehr ist.

        • Alberto Knox
          07.06.2017, 11:10 Uhr.

          a) beim waldsterben hat man ja gottlob umgesteuert.
          b) wenn man in ostblockländer schaut – und dort besonders die situation um 1990 – dann waren die wälder dort flächendeckend tot.

          si tacuisses…

        • Brigitta
          09.06.2017, 16:14 Uhr.

          Und woher kommt dann bitte, dass sich die Gletscher in den Alpen fast halbiert haben, das Eis in der Arktis schon fast verschwunden ist und der Wasserstand in der Nordsee inzwischen um 20cm gestiegen ist ….
          Es gäbe noch weitere Beispiele, aber das führt hier zu weit.

  • bernardo
    03.06.2017, 21:48 Uhr.

    „und sein erweiterter Begriff des Lebensschutzes“ Was genau habe ich mir darunter vorzustellen? Das weitgehende Schweigen vieler Bischöfe, wenn es um Abtreibungen geht? Die Fixierung auf die Migrationsfrage? Das Schwadronieren einiger Papstfans über „Barmherzigkeit“, als wäre Barmherzigkeit ein Gutheißen aller Positionen? Der mit Händen zu greifende Irenismus, der sich freilich nicht auf die Konservativen, geschweige denn auf die Piusbruderschaft bezieht? Fragen über Fragen…

    Man kann den Begriff „gespalten“ auch auf die Katholiken in den USA anwenden. Allerdings wäre Trump mit dem Klammerbeutel gepudert, würde er sich mit Franziskus anlegen. Ich vermute, er wird (anders als bei anderen Staatschefs) den Papst öffentlich loben, allerdings kein Jota von seiner Agenda abweichen. Letztlich wahlentscheidend wird seine Haltung nicht sein, zumal durch Wikileaks die antikatholische Stoßrichtung führender Demokraten offensichtlich geworden ist. Trump mag also für viele Katholiken das geringere Übel sein:

    Hier ein paar Beispiele.

    *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      04.06.2017, 14:59 Uhr.

      „Erweiterter Lebensschutz“ bedeutet, dass es Papst Franziskus nicht nur um die strikte Ablehnung der Abtreibung geht, sondern dass er sich mit gleicher Dringlichkeit auch für menschenwürdige Lebensbedingungen einsetzt. Für Franziskus gehört zum Lebensschutz mehr als nur die strikte Ablehnung der Abtreibung.

      • Silvia
        04.06.2017, 16:59 Uhr.

        Zum Lebensschutz gehört auch der Schutz am Lebensende, also das Eintreten für menschenwürdiges Sterben, z.B. in Hospitzen und auf Palliativstationen, statt Euthanasie.

        Dazu gehört auch das Eintreten für das Lebensrecht behinderter Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod.

        Dazu gehört praktische Hilfe und Unterstützung für ungewollt schwangere Frauen und unverheiratet schwangere Frauen, wie es die kirchlichen Beratungsstellen, die es heute in DIESER Form nicht mehr gibt, taten.

      • Alberto Knox
        04.06.2017, 21:04 Uhr.

        danke für ihre sachliche und ruhige richtigstellung, herr erbacher, auf unsachliche gehässigkeiten, nur weil manche einfach nicht akzeptieren können, dass ihre liebgewordene form christlichen gebarens nichts mit christus zu tun hat.

  • carn
    06.06.2017, 13:16 Uhr.

    Die Analyse lässt am Schluss am bißchen was außer Acht:

    „Daher könnte eine zentrale Frage sein, wie man die Oppositionskräfte an der Basis stärken kann. Mit den Kolumbusrittern gibt es eine der größten katholischen Laienbewegungen der Welt in den USA. Der Chef, Carl Anderson, geht im Vatikan ein und aus. Er hatte dem Vernehmen nach auch seine Finger im Spiel, als es um die Vorbereitung des Besuchs von US-Präsident Trump im Vatikan ging. Er könnte jetzt die „Truppen des Papstes“ mobilisieren.“

    Anderson und die Kolumbusritter gegen den Republikaner Trump, der wenigstens verbal gegen Abtreibung ist, und damit indirekt für die Demokraten, für die Abtreibung nahezu uneinschränkbares Grundrecht zu sein scheint, zu mobilisieren, dürfte nicht klappen, denn der betreffende Anderson hat explizit Abtreibung als besonderes Kriterium benannt, was Katholiken bei ihrer Wahlentscheidung beachten sollen:

    bitte googlen nach: carl Anderson abortion

    erster Link vom 2. August 2016

    „Voting for pro-abortion politicians? There’s no excuse, head Knight of Columbus says“

    Als echte Opposition zu Trump wird der wohl nicht agieren wollen, solange eben die Demokraten oder Trump ihre jeweilige Haltung nicht ändern.

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