Synode zu Ehe und Familie – Tag 7
Die heiße Phase der Synode beginnt. Heute wurden die ersten Statements zum 3. Teil des Arbeitspapiers gehalten. Darin geht es um die „heißen Eisen“ wie Ehen ohne Trauschein, wiederverheiratete Geschiedene und Homosexualität. Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte am Mittag nur, dass nach den ersten 12 Vorträgen zu Teil 3 „kleine Anfänge einer Debatte mit den bekannten unterschiedlichen Positionen“ erkennbar gewesen sei. Mehr Informationen gab es zunächst nicht. Insgesamt haben sich seit Freitagvormittag 89 Synodenväter geäußert. Schwerpunkte waren dabei die Ehevorbereitung sowie die Begleitung von Familien, das Verhältnis von Barmherzigkeit einerseits und Wahrheit bzw. Gerechtigkeit andererseits, die Unauflöslichkeit von Ehen sowie religionsverbindende Ehen.
Großer Gesprächsbedarf bei Teil 3
Eigentlich war der ganze Samstag dem zweiten Teil des Arbeitspapiers vorbehalten. Doch es gab nicht genügend Synodenväter, die zur „Berufung der Familie“ sprechen wollten. Der Versuch einiger Synodenväter, einen freien Samstagnachmittag zu bekommen wurde negativ beschieden. Stattdessen begann man bereits am späten Vormittag mit den ersten Statements zu Teil 3. Das gibt jetzt zwar ein Durcheinander bei den Kleingruppenarbeiten, denn die sollen Montag und Dienstag erst einmal zu Teil 2 arbeiten. Allerdings besteht so wenigstens die Chance, dass möglichst viele Synodale im Plenum ihre Position vortragen können; zumal zu Teil 3 die Rednerliste sehr lang sein soll.
Zur „Berufung der Familie“ betonten einige Synodenväter, dass eine Familienpastoral nur gelingen könne, wenn darin selbst Familien eingebunden seien. Zugleich wurde unterstrichen, dass die Familie die eigentliche „Schule für das Leben und die Gesellschaft“ sei. Daher müsse sie entsprechend unterstützt werden. Mehrfach wurde die Frage nach der Ehevorbereitung gestellt. Hier sehen viele Synodenväter den Bedarf, diese zu intensivieren. Dies müsse einhergehen mit einer besseren Ausbildung der Priester in Bezug auf die Themen Ehe und Familie, hieß es. Interessant ist ein Gedanke, dass es neben dem Gebet in der Familie eine richtiggehende „Familienliturgie“ brauche. Was das konkret bedeutet, wurde zumindest im Briefing nicht ausgeführt.
Die Zukunft der Synode?
Auch in den Statements seit gestern wurde immer wieder die Frage gestellt, die schon aus einigen Sprachgruppen kam, dass die Kirche sich selbstkritisch fragen müsse, wo sie im Bereich der Ehe- und Familienpastoral versagt habe. Daneben zieht sich als Grundton durch viele Vorträge die Frage nach der Dezentralisierung, das Verhältnis zwischen Universal- und Lokalkirche. Bisweilen ist dies auch verbunden mit der Haltung, dass man sich als nicht europäische Ortskirche nicht mehr von einer europäisch dominierten Weltkirche bevormunden lassen möchte.
Ein Synodenvater aus Lateinamerika stellte eine Frage zur Zukunft der Bischofssynode. Er äußerte die Idee, dass man diese künftig immer als eine Art synodaler Prozess gestalten könne, der sich über zwei oder drei Jahre hinzieht und mit kontinentalen Vorbereitungstreffen beginnen könnte. Dieser Vorschlag stieß vor allem bei den Journalisten auf großes Interesse. Vatikansprecher Federico Lombardi musste die Kollegen bremsen und darauf hinweisen, dass es sich um einen (!) Synodenvater gehandelt habe und der Vorschlag nicht diskutiert worden sei. Lombardi betonte auch, dass es derzeit noch keine endgültige Klarheit darüber gebe, wie die Synode endet, ob es ein Abschlussdokument geben wird, das publiziert wird oder nicht. Hier ist der Papst am Zug. Der nutzt die Tage, um sich mit vielen der Synodenteilnehmer zu Einzelgesprächen zu treffen.
Immerhin: Ein Synodenvater erklärte heute, dass er den Eindruck hatte, dass im letzten Jahr bei der Außerordentlichen Synode der Teufel durch die Synodenaula und die Beratungssäle geschlichen sei. In diesem Jahr sei nur noch der Schwefelgeruch vernehmbar. Unmut gibt es bei einigen Synodenteilnehmern über den Verlauf der einstündigen freien Diskussion am Abend. Gestern sollen einige Synodenväter diese Zeit genutzt haben, um ihre vorbereiteten Statements zum Arbeitspapier zu verlesen, andere um Grüße aus der Heimat zu bestellen oder über Spaziergänge durch Rom und zufällige Treffen mit jungen Familien zu berichten. Eine wirkliche Diskussion kam dabei nicht zustande. Samstagabend soll das allerdings dann doch wieder anders gewesen sein.
15 Kommentare
„Berufung der Familie“ klingt ja auch wirklich sehr abstrakt. Interessant, dass offenbar auch die Synodenväter damit nicht wirklich was anfangen können.
„Doch es gab nicht genügend Synodenväter, die zur ‚Berufung der Familie‘ sprechen wollten.“ ein schelm, der arges dabei denkt. ich dachte, es soll um nichts anderes gehen als um die berufung der familie. woran liegt es, wenn es nicht genügend synodale gibt, die dazu sprechen wollen?
mehr synodale elemente hat es früher schon gegeben und wird es auch zukünftig geben müssen, wenn die kirche das prinzip der subsidiarität auch für sich beherzigen will. ein muster an synodalität war das westgotische spanien vom 5.-7. jahrhundert. wahrscheinlich wäre es auch wieder an der zeit, dass eine deutsche – oder besser noch: eine deutschsprachige synode für österreich, die schweiz und deutschland abgehalten wird.
letztlich ist das fundamentale problem der ehevorbereitung die säuglingstaufe (an der ich nicht rütteln will). wer einmal getauft ist, hat das recht (!) auf sakramentenempfang. dazu gehört auch das recht auf die ehe. kirchenrechtlich hürden einzubauen ist sakramententheologisch nicht statthaft. aber vielleicht ist eine geistlich begleitete verlobungszeit eine von erwägenswerten ehevorbereitungsmöglichkeiten. die verlobung stünde kirchenrechtlich auch homosexuellen offen, weil sie nur ein sakramentale und mithin weitgehend rechtsfrei ist.
Ich habe hier ein interessantes Video zur unverzichtbaren Rolle der Frauen in der afrikanischen Kirche:
http://www.katholisch.de/video/16251-die-katechistin-margaret-in-tansania
Man nennt sie dort Katechistinnen und ihre praktische Aufgabe ist wohl eine Mischung aus Religionslehrerin und Sozialarbeiterin.
Man könnte diese Frauen von ihrer Funktion her als Diakoninnen bezeichnen. Ich finde es sehr wichtig, dass wir hier in Mitteleuropa davon erfahren, dass auch in Afrika die Kirche ohne den Dienst der Frauen „aufgeschmissen“ wäre.
Davon hört man von Kardinal Sarah natürlich nichts.
Silvia 10:15
– verweise nochmals auf den Artikel in der FAZ, wonach mehrere afrikanische Bischöfe den Anspruch Kardinal Sarahs entschieden zurückweisen, „der Afrikanische Kontinent wäre sich einig und spräche nur mit einer Stimme“ (nämlich der seinigen)…
Silvia 10:15
– verweise nochmals auf den Artikel in der FAZ, wonach mehrere afrikanische Bischöfe den Anspruch Kardinal Sarahs entschieden zurückweisen, „der Afrikanische Kontinent wäre sich einig und spräche nur mit einer Stimme“ (nämlich der Kardinal Sarahs)…
zur haltung eines nicht ganz unwichtigen afrikanischen bischofs bezüglich homosexualität (v.a. ab ca. 5:00):
http://tvthek.orf.at/program/Orientierung/1366/Orientierung/10750886/Uganda-Kirchen-unterstuetzen-Strafen-fuer-Homosexuelle/10751072
DAS ist definitiv nicht katholisch (aber auf jeden fall widerlich). nicht einmal der in dieser frage mit sich selbst einige weltkatechismus ist so krude. da darf man getrost sagen: nicht alle – aber bestimmte christInnen in afrika haben hier dazuzulernen.
Also bis jetzt habe ich den Eindruck, dass dieses Synode eine Art Fortsetzung des Vatikanum II im Kleinen ist.
Und ich bin positiv überrascht, wieviel Vernünftiges die Bischöfe weltweit zu sagen haben, wenn man Ihnen die Maulkörbe abnimmt.
Plözlich erfährt man auch, dass sie alle aus ganz normalen Familien stammen, die keineswegs immer ideal waren oder sind.
Dass die Eltern von Kardinal Schönborn geschieden waren und er als Kind sehr darunter gelitten hat, war mir allerdings schon länger bekannt.
Der Trend scheint bisher in Richtung regionale Lösungen zu gehen. Diese Lösung scheint auch die Mehrheit der afrikanischen Bischöfe anzustreben, die versuchen, sich von Kardinal Sarah zu emanzipieren.
Ein Schisma ist zum Glück nicht in Sicht sondern ein weitgehend einmütiges Streben nach Lösungen, die regionale und kulturelle Besonderheiten berücksichtigen.
Jetzt wird es nur darauf ankommen, dass Franziskus das bisher Erreichte so festschreibt, dass es nach ihm keinen Rückschritt mehr geben kann, wie wir ihn 35 Jahre lang erlebt haben.
Das Schisma
ist längst da. Die deutschnationale Kirche hat sich mit ihren kirchensteuerfinanzierten „PanstoralreferentInnen“ seit langem ein glaubensmäßig flachwurzelndes Biotop geschaffen, das mit Katholizismus rein gar nichts zu tun hat. Die Lösung wäre ein Abschaffung der Kirchensteuer, die ohnehin als Reinkarnation des unseligen Ablaßbriefs fungiert.Wer nicht zahlt, bleibt von den Sakramenten ausgeschlossen. Ohne Penunze wäre dieser deutsch-provinzielle Albtraum schnell vorbei.
Erstaunlich finde ich, Herr Erbacher, daß Sie bei glaubenstreuen Posts sehr regide wegen Etikette eingreifen, jedoch großzügig sind , wenn ein schwarzer Kardinal von Deutsch-„Katholiken“ als „Schreihals“ defamiert wird. Ist das die „neue Barmherzigkeit“?
Die Pastoralreferentinnen sind also Ihrer Meinung nach die Wurzel allen Übels? Wo leben Sie eigentlich? Hinter dem Mond?
Oder sind Sie ein Anhänger der Piusbruderschaft?
„Glaubenstreu“ sind Sie jedenfalls nicht, denn mit den Ansichten, die Sie hier im Blog äußern, stehen Sie nicht auf dem Boden des VatikanumII, das zu akzeptieren für alle Katholiken Pflicht ist, genauso wie es für uns Katholiken verbindlich ist, zum Papst zu stehen und der heißt nun mal Franziskus und ist ein Mann des Konzils, der will, dass die Kirche an das 2. Vatikanum wieder Anschluss findet.
Mann, Mann, Mann! 🙂
mit ihren anwürfen produzieren höchstens sie ihr eigenes schisma. vom höchst verantwortungsvollen beruf der pastoralreferentinnen und referenten zeigen sie wenig ahnung. vielen von diesen frauen und männern sind theologisch weitaus gebildeter als priester und übernehmen aufgaben wie beerdigungen, taufen, taufgespräche, krankenhausseelsorge, weil es viel zu wenig priester gibt.
ohne deutsches subventionsgeld, würde ich sagen, wäre rom schnell pleite. es muss heißen „rigide“ und „diffamieren“.
Keine Bange, der Vatikan wird nicht pleite gehen, – materiell jedenfalls nicht: Etwa 25 Prozent an Rom gehört bereits dem Vatikan (an Immobilien), sowie andere Liegenschaften weltweit die wie ein stetiger Strom aus testamentarischen Verfügungen an die Kirche den Besitzer wechseln. Dann ist da noch der alte Goldschatz, der der zweitgrößte hinter dem der USA sein soll, sowie Unternehmensbeteiligungen, Aktien etc. pp.
Die Einnahmen aus vatikanischen Museen, dem „Peterspfennig“ sowie Überweisungen der hauseigenen Bank IOR, die die offiziellen Haushaltsbilanz anführen, malen sich dagegen tatsächlich noch weniger als „peanuts“ aus.
Hatte aucham 12. 10, eine Antwort gegeben, die – noch – nicht veröffentlicht wurde.
Zum einen dauert es aktuell grundsätzlich etwas länger, bis Kommentare freigeschaltet werden, da hier in Rom einfach zuviel los ist. Zum anderen ist es dadurch auch schwieriger, die Zeit zu finden, problematische Kommentare im Kollegenkreis zu besprechen.
Lieber Herr Erbacher,
ich habe schon den Eindruck, dass nicht immer mit demselben Maß gemessen wird. Wie würde es bewertet werden, wenn ein Blogger z. B. Kardinal Kasper als Schreihals beschimpfen würde? Kann man sich nicht argumentativ mit den Positionen der Kardinäle auseinandersetzen.
Zum „Nazi-Vergleich“ Robert Kardinal Sarahs: Wenn man es richtig liest, handelt es sich nicht um eine Gleichstellung. Allerdings hat er mit seiner Aussagen recht, dass die Weltanschauungen sich gewandelt haben – an die Stelle von Kommunismus und Nazismus sind andere Weltanschauungen getreten, darunter auch der Islamismus. Das wollte der Kardinal sagen, um darauf hinzuweisen, welche Bedrohungen sich für die Kirche ergeben. In Zeiten, in denen Optimismus gefordert wird, scheint das eine Todsünde zu sein. Dabei unterscheidet sich die christliche Hoffnung von einer oberflächlichen Optimismusverbreitung. Ich habe das Buch Kardinal Sarahs „Dieu ou rien“ gelesen und bin beeindruckt von dem Lebensweg und den sehr klugen und durchaus differenzierten Positionen des Kardinals. Und auch ich gehöre zu denjenigen, die ihn gerne auf dem Stuhl Petri sehen würden, wenn Franziskus‘ Pontifikat zu Ende ist, möglicherweise dann, wenn er selbst feststellt, das Amt nicht mehr ausüben zu können. (Dabei bin ich in politischen Fragen nicht besonders konservativ und vertrete in der Wirtschaftspolitik einen nachfrageorientierten Keynesianismus, der schwerlich als konservativ zu bezeichnen ist.)
Die Kirchensteuer in Deutschland ist ein Ärgernis, da hat JasJu völlig recht. Es ist auch nicht nachzuvollziehen, warum eine Erklärung gegenüber dem Finanzamt die Suspension der Rechte der Zugehörigkeit zur Kirche bedeutet – einen Austritt kann es ja nicht geben, wenn man an den „Charakter indelebilis“ des Sakraments der Taufe glaubt. Was ist die Kirche eigentlich – communio sanctorum et beatorum oder eine religiöse Service-Agentur? Ich glaube inzwischen, die deutsche Kirche neigt immer mehr Letzterem zu.
Symptomatisch aber ist, dass – berechtigte – Kritik daran mit Häresie- oder Schismaverdacht beantwortet wird – und das von Leuten, die sich soweit vom Katechismus der katholischen Kirche entfernt haben, wie es nur möglich ist. Und im Stile von Oberlehrern werden dann auch noch die Rechtschreibfehler moniert.
Kommentare geschlossen
Dieser Beitrag kann nicht länger kommentiert werden.