Der Papst in Luxemburg
Es war eine Stippvisite, die Papst Franziskus am Donnerstag in Luxemburg absolvierte. Am Morgen reiste er aus Rom an. Nach zwei größeren Events ging es am Abend weiter nach Belgien. Der achtstündige Aufenthalt dürfte in erster Linie ein Dank für einen seiner aktuell wichtigsten Kardinäle gewesen sein: Kardinal Jean-Claude Hollerich. Der Erzbischof von Luxemburg ist Generalrelator des weltweiten Synodalen Prozesses zur Synodalität und damit eine der zentralen Figuren beim Vorhaben des Pontifex, der katholischen Kirche eine neue Struktur zu verpassen. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft würdigte das Kirchenoberhaupt die Rolle Luxemburgs für Europa und ein friedliches Miteinander der Völker. Zugleich kritisierte er, „dass auch auf dem europäischen Kontinent wieder Gräben und Feindschaften entstehen, die, anstatt auf der Grundlage von gegenseitigem Wohlwollen, von Verhandlungen und diplomatischen Bemühungen gelöst zu werden, zu offenen Feindseligkeiten mit ihren zerstörerischen und tödlichen Folgen führen“. Auch wenn es jüngst einen Finanzskandal bei der Caritas in Luxemburg gab, war der Tag in Luxemburg noch der leichtere Part von Franziskus‘ 46. Auslandsreise. In Belgien ist die Kirche durch den Missbrauchsskandal tief erschüttert. Hier werden klare Worte des Kirchenoberhaupts erwartet.
Reichtum verpflichtet
Es kommt nicht auf die Größe an, sondern auf die Haltung. Das war eine der Botschaften von Papst Franziskus bei seinem „politischen“ Termin in Luxemburg. Vielmehr gehe es um „die geduldige Schaffung von vernünftigen Institutionen und Gesetzen, die, indem sie das Leben der Bürger nach Kriterien der Gerechtigkeit und unter Achtung der Rechtsstaatlichkeit regeln, den Menschen und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellen und den Gefahren von Diskriminierung und Ausgrenzung vorbeugen und entgegenwirken“. Dafür sei Luxemburg ein Beispiel. Zugleich mahnte Franziskus, „der Reichtum – vergessen wir das nicht – beinhaltet eine Verantwortung“. Die am meisten benachteiligten Länder dürften nicht übersehen werden. Ihnen müsste vielmehr aus der Verarmung geholfen werden. „Dies ist ein Königsweg zur Verringerung der Zahl derer, die, oft unter unmenschlichen und gefährlichen Bedingungen, zur Auswanderung gezwungen sind.“
Am Nachmittag traf sich Franziskus mit den Katholikinnen und Katholiken Luxemburgs in der Kathedrale der Stadt. Unter den Stichworten „Dienst, Mission und Freude“ warb er für eine Kirche für alle. „Der Geist des Evangeliums ist ein Geist des Annehmens, der Offenheit für alle, und er lässt keine Form der Ausgrenzung zu.“ Die jüngst von einem Finanzskandal erschütterte Caritas des Erzbistums war kein Thema bei der kurzen Visite im Großherzogtum. Auf dem Weg dorthin hatte Franziskus auf seinen traditionellen Rundgang durch das Journalistenabteil verzichtet. Vielmehr setzte er sich nach einem kurzen Gruß und die Journalisten kamen zur Begrüßung zu ihm. Offizielle Begründung: das kleine Flugzeug mit nur einem Gang mache die Sache zu beschwerlich. Wahr ist aber auch, dass Franziskus seit dem Wochenende leicht erkältet ist und am Montag seine Termine aus Vorsicht abgesagt hatte. Dienstag gab es einen Ad-limina-Besuch und Mittwoch die Generalaudienz. Es zeigt sich, dass sich der Pontifex den Herbst wohl doch etwas zu voll gepackt hat.
Ein Kommentar
Luxemburg ist eines der wenigen Länder, die kein exorbitantes Problem mit Rechtsradikalismus hat. Möge das so bleiben, dabei hat dieses Land ja erhebliche Migration. Aber eben auch Integration. Eine großzügige Spende gab unser Papst ja gleich zurück – er sieht offenbar auch die Not vor Ort.
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