Fahrplan der Synode steht
Während der Papst die Koffer für seine 46. Auslandsreise packt, steigt weltweit die Spannung mit Blick auf die bevorstehende zweite Phase der Weltsynode zur Synodalität. In dieser Woche wurde der Fahrplan für die knapp vierwöchigen Beratungen im Vatikan vorgestellt. Erste Überraschung: Auf Wunsch des Papstes wird den Beratungen ein Bußakt vorgeschaltet. Bei der Feier im Petersdom wird Franziskus eine Vergebungsbitte für verschiedene Vergehen aussprechen unter anderem für die Sünde des Missbrauchs, Vergehen gegen den Frieden sowie gegen Frauen und Familien. Die Beratungen werden am 25. Oktober abschließen mit der Abstimmung über ein Schlussdokument, das dem Papst übergeben wird. Es ist zu erwarten, so der Synodensekretär Kardinal Mario Grech, dass Franziskus dieses als Grundlage für ein nachsynodalen Schreiben nehmen wird. Der Kardinal wehrte sich bei der Vorstellung des Fahrplans der Versammlung gegen den Vorwurf, Papst Franziskus habe die heißen Eisen aus der Synode ausgelagert.
Was passiert mit „heißen Eisen“?
Einige strittige Fragen, die bei der ersten Versammlung im Vatikan im vergangenen Herbst auf den Tisch kamen, hatte Papst Franziskus im Frühjahr 2024 in zehn Arbeitsgruppen ausgelagert. Dazu gehört etwa das Diakonat der Frau verbunden mit der Frage, wie Frauen stärker in Leitung und Entscheidungsprozesse eingebunden werden können. Andere Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit der Priesterausbildung, der Auswahl von Bischofskandidaten und der Rolle der Nuntien. Kardinal Grech sieht in dem Vorgehen des Papstes keine Entmachtung der Synode. Vielmehr habe der Papst bereits nach dem ersten Treffen im vergangenen Oktober die „Versammlung erhört“ und gehandelt. An diesen Themen werde nun vertiefend gearbeitet. Das seien bereits erste Früchte des Synodalen Prozesses.
Die Arbeitsgruppen werden im Verlauf der nächsten Synodalversammlung ihren aktuellen Arbeitsstand vorstellen. Ob darüber auch diskutiert wird und wieweit die Teilnehmer der Synode Einfluss nehmen können auf die Arbeit der Gruppen, ist offen. Einige der Themen werden auch bei vier „theologisch-pastoralen Foren“ öffentlich diskutiert. Diese sind ein Novum. Am 9. und 16. Oktober gibt es dazu an jeweils zwei Orten knapp zweistündige Veranstaltungen. Dabei geht es um die „Rolle und Autorität des Bischofs in einer synodalen Kirche“, um das „Verhältnis von Ortskirche und Universalkirche“ sowie um die Frage der „Ausübung des Primats und die Bischofssynode“ im Horizont einer synodalen Kirche. Das vierte Forum beschäftigt sich mit dem „Volk Gottes als Gegenstand der Mission“.
Bußakt zum Auftakt
Sünden gegen den Frieden, gegen die Schöpfung, Indigene und Migranten, die Sünde des Missbrauchs, Sünden gegen Frauen, Familien und junge Menschen, die Sünde der Lehre, die als Stein des Anstoßes benutzt wird, die Sünde gegen die Armut, die Sünde gegen die Synodalität – diese sieben Sünden sollen beim Bußgottesdienst zu Beginn der Synodenberatungen thematisiert werden. Drei Betroffene legen im Rahmen der Feier im Petersdom ein Zeugnis ab. Dabei geht es um sexualisierte Gewalt, Krieg und Migration. Auf die Nachfrage von Journalisten, ob diese „Sünden“ so wirklich nebeneinander gestellt werden könnten, antwortete der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich, dass es nicht die Absicht sei, diese Vergehen zu vergleichen. Es gehe darum, dass Menschen auf sehr unterschiedliche Weise in und unter der Kirche sowie dem Verhalten von Mitmenschen gelitten hätten und leiden. Das solle zum Ausdruck kommen und um Vergebung gebeten werden.
Der Bußakt wird am 1. Oktober am Abend im Petersdom begangen. Am 2. Oktober wird die Synodenversammlung mit einem feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz eröffnet. Vorgeschaltet sind den Beratungen wieder Besinnungstage. Am 30. September und 1. Oktober finden diese im Vatikan statt. Im vergangenen Jahr waren vor allem die Meditationen des ehemaligen Dominikaneroberen Timothy Radcliffe sehr interessant. Er hatte immer wieder aktuelle Themen und Herausforderungen der Kirche in seine Vorträge mit aufgenommen. Manchen Synodalen und auch Beobachtern waren seine Impulse zu (kirchen-)politisch.
Dreiviertel der Teilnehmenden: Bischöfe
Bei den Teilnehmenden der Synode hat sich wenig verändert. Rund zwei Dutzend der 368 Synodale sind neu, alle anderen haben bereits im vergangenen Oktober teilgenommen. 272 Bischöfe sind dabei. 57 Frauen haben Stimmrecht in der Versammlung, davon sind knapp die Hälfte Ordensfrauen, drei Brüder und 14 (Laien-)Männer dürfen ebenfalls mit abstimmen. Aus Deutschland werden wie 2023 fünf Bischöfe teilnehmen. Neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die Bischöfe Franz-Josef Overbeck aus Essen und Bertram Meier aus Augsburg. Sie wurden von der Bischofskonferenz gewählt. Der Papst ernannte dann noch die Bischöfe Stefan Oster aus Passau und Felix Genn aus Münster sowie den deutschen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller. Dazu kommen der Leiter des Osteuropahilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz, und der Apostolische Exarch der in Deutschland und Skandinavien wohnenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus, Bohdan Dzyurakh. Der Bochumer Theologe Thomas Söding ist wieder unter den Experten ebenso der Theologe Antonio Autiero, der lange Jahre in Münster lehrte, die Erfurter Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens sowie der Jesuit Clemens Blattert und der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp.
5 Kommentare
„Bei der Feier im Petersdom wird Franziskus eine Vergebungsbitte für verschiedene Vergehen aussprechen unter anderem für die Sünde des Missbrauchs, Vergehen gegen den Frieden sowie gegen Frauen und Familien.“ Da die Sozialen Medien Teil unseres modernen Lebens sind, leiden die Menschen auch dort. In der Zeitung stand ein Artikel über ein Spiel, das im Schulunterricht eingesetzt wird und den Schülerinnen und Schülern die Wirkungsweise von Demagogie anhand der sich steigernden Aussagen einer Person in der Rolle eines Influencers aufzeigen soll. Die Kinder sagen aber, sie würden bei ihrer Onlinenutzung mit viel härteren Aussagen konfrontiert als in diesem Beispiel. Für mich stellt sich damit die Sinnfrage: Was nutzt es, an die Nettigkeit der Menschen zu appellieren, wenn die tatsächliche Realität der Kinder und Jugendlichen eher verstörend ist? Letztlich kommt es auf die Verbesserung der Wirklichkeit an. Ich nehme wahr, dass ich gegen die Wand schreibe, weil es auf keinerlei Argument irgendeine verstehbare Antwort oder Begründung von maximal absurden Aussagen gibt. Die Welt ruft doch dauernd nach Optimierung und dem Beenden von Missständen. Wenn der Begriff Missbrauch negativ konnotiert wird und um Vergebung gebeten wird, verstehe ich nicht, warum dann die Kinder den Sozialen Medien in dieser Form ausgesetzt werden. Es ist auch kein schöngedacht unterschwelliger Rhetorikworkshop, die intellektuelle Betonierung ist Konzept. Wozu sich dann noch überhaupt Gedanken machen und diese den stets schlecht gelaunten Multiplikatoren hinterherschreiben, wenn deren Konzept und Ziele von vorneherein schon festgelegt sind und es gar nichts zu argumentieren oder zu verbessern gibt? „Es ist wie’s ist, nee.“ Das dann ein stoischer Fatalismus Jenseits von Eden.
Erwarte immer noch eine Klarstellung, Herr Erbacher, wieso mein Kommentar und der von @Novalis zu China plötzlich wieder verschwanden (obwohl vorher erschienen) und auch meine letzte Erwiderung nicht freigeschaltet wurde. Auf jeden Fall mysteriös, oder ?
Es wurden alle Kommentare zu China freigeschaltet und keiner wurde nachträglich gelöscht.
Oh doch: es kam zu unterschiedlichen Meinungen zwischen Novalis und mir, die gab das Papstgeflüster jedoch nur kurz wieder und dann waren sie plötzlich verschwunden… Vielleicht war’s der Hl. Geist ?
Sie finden unter Tag 6 der Südostasienreise die Nachrichten von Ihnen und Novalis zu China. Dort ist Ihre Diskussion öffentlich einsehbar und es wurde nichts verändert.
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