Papst sorgt für Vielfalt bei Synode

Der Vatikan hat die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bischofssynode zum Thema „Synodalität“ im Oktober bekanntgegeben. Dabei zeigt sich, dass die ganze Bandbreite des Katholischen vertreten sein wird, vom LGBTQ-Seelsorger und Jesuiten James Martin bis zum ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Aus Deutschland werden fünf Bischöfe und ein Laie teilnehmen. Die Bischöfe Bätzing, Meier und Overbeck wurden von der Bischofskonferenz gewählt. Franziskus ernannte zudem die Bischöfe Genn und Oster zu stimmberechtigten Mitgliedern der Synode. Der Theologe Thomas Söding wurde als Experte benannt. Damit ist kein Laie aus dem deutschen Synodalen Weg als stimmberechtigtes Mitglied vertreten.

54 Frauen mit Stimmrecht

Am Abend der Bekanntgabe der Teilnehmerliste für die kommende Bischofssynode herrscht im Vatikan noch etwas Verwirrung. Das Presseamt teilte zunächst mit, die Synode bestehe aus 378 Mitgliedern, darunter 56 stimmberechtigte Frauen. Kurze Zeit später hieß es, dass es nur 363 Mitglieder seien, darunter 54 Frauen mit Stimmrecht. Sei es drum. Auffallend ist, dass Franziskus und sein Synodensekretariat offenbar versuchen, durch die Ernennung eines breiten Spektrums des Katholischen möglichst viele bei dem synodalen Prozess mitzunehmen. Gerade Kardinal Müller ist in den vergangenen Monaten nicht nur als scharfer Kritiker des deutschen Synodalen Wegs aufgefallen, sondern hat immer wieder auch seine Bedenken gegenüber dem Projekt des Papstes geäußert. Nun wird er im Oktober mit in der Synodenaula sitzen und die Debatten aus nächster Nähe verfolgen können.

An vielen Stellen sorgte Franziskus mit seinen Ernennungen für einen Ausgleich. So hatte etwa die US-amerikanische Bischofskonferenz eher konservative Vertreter benannt. Der Papst sorgte mit der Ernennung der Kardinäle Gregory, McElroy und Cupich nun für ein Gegengewicht. Mit Blick auf Deutschland sorgte der Pontifex für eine doppelte Überraschung – zum einen, dass er neben den drei Bischöfen, die die Bischofskonferenz gewählt hatte, noch zwei weitere Oberhirten ernannte, zum anderen, dass kein Laie aus Deutschland als stimmberechtigtes Mitglied dabei sein wird. Oster gehört zu den Kritikern der Reformen des deutschen Synodalen Wegs. Der Augsburger Bischof Bertram Meier schloss sich in der Vergangenheit immer wieder der Gruppe der Reformgegnern aus Passau, Regensburg, Eichstätt und Köln an, sieht sich selbst allerdings eher als Mann der Mitte. Dort verorten viele den Münsteraner Bischof Felix Genn, der er sich in den vergangenen Monaten immer wieder klar hinter die Beschlüsse des deutschen Synodalen Wegs gestellt hatte. Die Bischöfe Bätzing und Overbeck gehören ganz klar zu den Reformern.

ZdK-Präsidentin nicht dabei

Bis zuletzt hofften viele im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, dass die Präsidentin Irme Stetter-Karp als Mitglied berufen werde. Doch Papst Franziskus und seine Berater entschieden sich anders. Mit Thomas Söding beriefen sie den stellvertretenden ZdK-Präsidenten in die Expertenriege. Das wirkt wie ein Kompromiss, denn die Rolle der Experten ist durchaus eine andere als die der beratenden und stimmberechtigten Mitglieder. Doch hatte es Stetter-Karp in den vergangenen eineinhalb Jahren als Präsidentin des ZdK versäumt, sich jenseits der kirchlichen Reformthemen in Rom bekannt zu machen. Söding hat bereits Synodenerfahrung. So war er etwa bei der Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Oktober 2012 von Benedikt XVI. als Berater berufen worden. Der Neutestamentler arbeitete auch mehrere Jahre in der Internationalen Theologenkommission mit.

Neben den genannten Bischöfen und Söding gibt es noch einige Teilnehmer der Synode, die eng mit Deutschland verbunden sind. So etwa die aus den Niederlanden stammende und in Erfurt lehrende Theologin Myriam Wijlens, die Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz und in Deutschland geborene Ordensfrau Anna Mirijam Kaschner sowie der Hauptgeschäftsführer von Renovabis Thomas Schwartz und der in Frankreich wirkende deutsche Jesuit Christoph Theobald.

Spannende Beratungen erwartet

Die Würfel sind gefallen. Der Fragenkatalog ist veröffentlicht, jetzt stehen auch die Mitwirkenden fest. In knapp drei Monaten starten die Beratungen im Vatikan. Es versprechen spannende Wochen zu werden im Oktober. Dafür hat der Papst gesorgt zum einen durch die sehr weitreichenden Fragen, die fundamentale Veränderungen in der Ekklesiologie ermöglichen, zum anderen durch die große Bandbreite der Positionen, die mit den benannten Personen in die Synodenaula kommen werden.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

3 Kommentare

  • Erasmus
    08.07.2023, 20:10 Uhr.

    ROM SIEHT ROT BEIM DEUTSCHEN SYNODALEN WEG
    Franziskus hat im April 2023 einen großen Schritt in Richtung von mehr SYNODALITÄT in der Katholischen Kirche gemacht. Er hat den exklusiven episkopalen Zirkel ‚Bischofssynode‘ aufgesprengt, indem er verfügt hat, dass bis zu einem Viertel der Teilnehmenden Nicht-Bischöfe sein sollen. Das impliziert zweierlei: Zum einen ist das Volk Gottes jetzt besser repräsentiert, als wenn die Bischöfe unter sich geblieben wären, und zum anderen ist hervorzuheben, dass der Papst den Nicht-Bischöfen das gleiche BERATENDE STIMMRECHT zugesteht, wie den hochwürdigsten Exzellenzen. Beratend deshalb, weil allein der Pontifex nach der Synode entscheidet, welche Anliegen und Vorschläge des Gremiums er aufgreift.
    Offensichtlich will das Oberhaupt eine synodalere Kirche, die mehr PARTIZIPATION und mehr DIVERSITÄT zulässt. Umso stärker fällt die UNAUSGEWOGENE ZUSAMMENSETZUNG der deutschen Delegation auf, die der Papst durch seine Berufungen herbeigeführt hat.
    Deutschland ist vertreten durch fünf Bischöfe und den Multifunktions-Delegierten Söding, der Laie, anerkannter Experte, Vizepräsident des ZdK und Protagonist des Synodalen Weges in einem ist. Hinzu kommt Kardinal Müller als idealer Stellvertreter von Kardinal Woelki, der im Herbst ja möglicherweise wegen juristischer Zwistigkeiten indisponiert ist. Wir haben also eine PARITÄT von drei reformorientierten und drei reformskeptischen bis -unwilligen Bischöfen, obwohl die große Mehrheit der deutschen Bischöfe einen Reformweg gehen will.
    Noch stärker fällt ins Auge, dass KEINE EINZIGE FRAU berufen ist. Und das, obwohl der Synodale Weg gezeigt hat, über welches Reservoir an fähigen Frauen die deutsche Kirche verfügt. Das Spektrum reicht hier von hochkompetenten Professorinnen über charismatische Ordensfrauen bis hin zu jungen Frauen, die mit Freimut und Verve ihre Stimme erhoben haben. Wollte der Papst bei der Weltsynode nicht auch junge Menschen dabei haben?
    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Rom den deutschen Synodalen Weg ABSTRAFT. Diese Lesart würde erklären, warum die Frauen außen vor sind. Diese waren nämlich die Treiberinnen des Synodalen Prozesses, weil sie nicht mehr länger hinnehmen wollen, als Frauen in der Katholischen Kirche diskriminiert zu werden. Wenn die Präsidentin des Synodalen
    Weges, Irme STETTER KARP, Klartext spricht und signalisiert, dass sie bereit ist für ihre Überzeugungen zu kämpfen, dann wendet sich der kuriale Klerus mit Grausen ab. Insofern bin ich – anders als Erbacher – der Meinung, dass Frau Stetter-Karp niemals die Chance hatte, auch nur einen Fuß auf vatikanischen Boden zu setzen.
    Papst Franziskus hat den Klerikalismus in der Kirche messerscharf diagnostiziert, scheint aber den klerikalistischen Balken im eigenen Auge nicht wahrzunehmen.

    • Silvia
      10.07.2023, 15:29 Uhr.

      Ich finde es in Ordnung, dass von deutscher Seit beide „Lager“ gleich stark vertreten sind.

      Statt Söding hätte man eventuell eine Theologieprofessorin berufen können, aber wenn ich das richtig verstehe, ist Söding „nur“ als Experte berufen worden und ist nicht abstimmungsberechtigt. Aufgrund seiner Position beim Synodalen Weg macht seine Berufung aber durchaus Sinn.

  • Novalis
    08.07.2023, 23:41 Uhr.

    Allein dass über Themen diskutiert wird, über die JP2 und B16 doch schon immer alles und vor allem besser wussten, ist ein unschätzbarer Fortschritt. Auf einen Neutestamentler, der in seinen Schriften zeigt, dass er nicht hinreichend Griechisch kann, hätte man aber verzichten können.

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