Stimmrecht für Laien bei Synode

Nun ist es offiziell, worüber schon lange diskutiert wurde: Bei der nächsten Bischofssynode im Oktober werden neben den Bischöfen auch Laien Stimmrecht erhalten. Das gab der Vatikan an diesem Mittwoch bekannt. Papst Franziskus änderte die Statuten dahingehend, dass neben den Bischöfen fünf Ordensmänner, fünf Ordensfrauen und 70 „Nicht-Bischöfe“ Mitglieder der Synode werden. Da die Bischöfe aber weiter 75 Prozent der Stimmen ausmachen, bleibt, so der Vatikan, der Charakter einer Bischofssynode erhalten. Immer wieder wurde diese Änderung gefordert. Sie ist ein erster Schritt in Richtung einer stärkeren Partizipation des ganzen Volkes Gottes an wichtigen Beratungen. Doch eine gleichberechtigte Beteiligung ist das noch lange nicht.

Franziskus mischt sich am liebsten unters Volk. Doch wie kann dies bei der Bischofssynode stärker berücksichtigt werden? (Quelle: epa)

Großer Druck aufgebaut

Schon bei der letzten Synode 2019 war darüber spekuliert worden, ob Papst Franziskus Ordensfrauen ein Stimmrecht erteilt. Doch am Ende kam es nicht dazu. Der Druck erhöhte sich aber weiter in den letzten Monaten. Aus allen Teilen der Weltkirche kamen die Forderungen, dass auch Laien stärker an den Diskussionen bei den Versammlungen im Vatikan beteiligt werden müssten und zwar nicht mehr nur als Berater und Experten, sondern mit Stimmrecht. Franziskus selbst betonte immer wieder, dass eine größere Partizipation von Nicht-Klerikern beim synodalen Prozess zur „Synodalität“ möglich sein müsse. Bei den nationalen und kontinentalen Etappen waren bereits Laien eingebunden. Daher war die Erwartung groß, dass dies auch bei den Beratungen auf universalkirchlicher Ebene im Oktober dieses Jahres und im Oktober 2024 der Fall sein müsse. Hätte Franziskus die Versammlung nicht geöffnet für stimmberechtigte Ordensfrauen und Laien, wäre die Enttäuschung groß gewesen.

Was jetzt passiert, ist ein Lernen im Prozess. Das Gremium heißt Bischofssynode, deshalb bleiben die Bischöfe das bestimmende Element. Darauf legt der Vatikan heute bei der Vorstellung großen Wert. Dennoch kommt der Schritt einer kleinen Revolution gleich. Vor zehn Jahren wäre er noch undenkbar gewesen. Zu den 70 Nicht-Bischöfen, die Formulierung wurde hier so gewählt, weil sich darunter neben Laien auch Priester, Diakone und Ordensleute befinden können, könnten künftig aus den römischen Dikasterien weitere Nicht-Bischöfe dazukommen. Der Papst änderte die Regeln auch für die Vertreter der Römischen Zentralverwaltung. Bisher waren nur Kuriale im Bischofsrang bzw. Kardinäle Mitglieder der Bischofssynode. Jetzt heißt es, dass es Vertreter der Dikasterien sind, die der Papst bestimmt. Das könnten also auch Ordensleute oder Laien in Leitungspositionen sein, die es immer mehr gibt.

Alle Entscheidungsmacht beim Papst

Etwas kompliziert ist das Auswahlverfahren für diese 70 Personen. Sie werden nicht durch ein Wahlverfahren bestimmt, sondern jede der sechs kontinentalen Bischofszusammenschlüsse, sowie die Versammlung der Patriarchen der katholischen Ostkirchen, bestimmen 20 Personen. Die Hälfte davon sollen Frauen sein, auch junge Menschen sollen vertreten sein. Papst Franziskus wählt dann aus diesen 140 Personen 70 aus. Wie bei allen anderen Mitgliedern der Synode hat der Papst also das letzte Wort. Zwar bestimmen die Bischofskonferenzen je nach Größe zwischen einem und fünf Vertretern, doch erst wenn der Papst sie bestätigt, werden sie ordentliche Mitglieder der Synode.

Die heute vorgestellten Änderungen der Statuten der Bischofssynode sind ein wichtiges Signal in Richtung Reformen in der katholischen Kirche. Eine Synode über Synodalität ohne eine stärkere Einbindung des ganzen Volkes Gottes wäre eine Farce gewesen. Doch es kann nicht der letzte Schritt gewesen sein, wenn Franziskus ernst machen will mit einer „synodalen Kirche“. Dann braucht es am Ende auch auf Weltebene ein anderes Format des Beratens und des Beschließens. Es könnte aber der erste Schritt weg von der Bischofssynode und hin zu einer echten Synode, als beratendes Gremium des Papstes, sein. Denn bei aller Freude über das Stimmrecht für Nicht-Bischöfe bei der Synode ist auch klar: dieses Gremium fasst keine Beschlüsse. Alle Ergebnisse werden dem Papst übergeben, der dann entscheidet, was damit gemacht wird.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

8 Kommentare

  • Silvia
    27.04.2023, 15:37 Uhr.

    Ich bin gespannt, wie sich das entwickeln wird. Bei der Amazonassynode soll ja eine Mehrheit der Bischöfe für viri probati gestimmt haben.

    Der Papst hat diesen wichtigen Punkt in seinem Abschlussdokument einfach übergangen. Nicht abgelehnt, einfach nicht erwähnt.

    Das hat wahrscheinlich nicht nur mich negativ überrascht.

    • Wanda
      28.04.2023, 16:37 Uhr.

      Der Berg kreißte und gebar eine Maus…

      • Silvia
        29.04.2023, 21:16 Uhr.

        Wie man`s nimmt. Die Laien, einschließlich der Frauen, sind erstmals bei dieser Synode gleichberechtigt mit den Bischöfen. Für vatikanische Verhältnisse schon eine Revolution.

        Nur, dass der Papst an die abgegebenen Voten nicht gebunden ist. Dies betrifft die Stimmen der Bischöfe genauso wie die der Laien.

        Es ist noch nicht lange her, da durften, meines Wissens nach, zwar ungeweihte Ordensmänner aber keine Ordensfrauen abstimmen. Das war ein unmöglicher Zustand. Insofern schon ein Fortschritt.

        Alle sagen ihre Meinung, alle dürfen abstimmen, aber am Schluss entscheidet der Papst alleine.

        Ich habe lange als Sozialarbeiterin im öffentlichen Dienst gearbeitet. Da hat auch der Chef (Sozialdezernent ) alleine entschieden, meist ohne vorherige Mitarbeiterbefragung.

        Und als Patientin bei mehreren stationären Krankenhausaufenthalten habe ich die dortige Hierarchie erlebt. Ein Chefarzt im Krankenhaus herrscht autoritärer als ein Papst heute über die Weltkirche.

        • Wanda
          01.05.2023, 1:41 Uhr.

          Hatte einen weit heftigeren Kommentar geschrieben und zwar dergestalt, dass lediglich von den essentiellen Problemen der r.-k. Kirche DEU ablenkende Themen in den Vordergrund gestellt werden. Ein Art Vogel-Strauss-Berichterstattung, möchte ich das deutlich nennen. Passte wohl nicht, obwohl nur Fakten genannt wurden. Ob dieser Umgang mit Diskussionteilnehmern und die Vermeidung schwärender Probleme zugunsten eines absolut nichtssagenden Reports „Kreuzweg ohne Papst“ den bezeichnend schlimmen Situationen in Köln, Paderborn, München, Freiburg, und und und gerecht werden, möchte ich stark bezweifeln. Hier spielt die Trauermusik und nicht im tiefschlafenden Vatikan. Dort hat man die von DEU ausgehenden gravierenden Anzeichen schon einmal sträflich übersehen…

          • Jürgen Erbacher
            Jürgen Erbacher
            02.05.2023, 8:40 Uhr.

            Kommentare, die nicht zum Thema des Beitrags gehören, werden nicht freigeschaltet. Sich in einem Beitrag über die Synode zum Kreuzweg zu äußern, gehört dazu. Auch hier ist der Kommentar zum Kreuzweg fehl am Platz. Dies wird hier seit langer Zeit so gepflegt und wird auch künftig so sein.

            • Silvia
              02.05.2023, 14:01 Uhr.

              Zur Freiburger Missbrauchsstudie hatte ich hier allerdings auch einen Beitrag erwartet.

            • Wanda
              02.05.2023, 16:40 Uhr.

              Danke, Herr Erbacher, das reiht sich ein in die verharmlosende, vatikan-genehme Berichterstattung über ein lange schon leckgeschlagenes Schiff. Eine solche Berichterstattung verliert mein Interesse.

  • Erasmus
    03.05.2023, 14:47 Uhr.

    PAPST FRANZISKUS LIEFERT
    Bei einem Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Bischofssynoden sagte der Pontifex im Oktober 2015:
    Der Weg der SYNODALITÄT ist das, „was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet. Was der Herr von uns verlangt, ist in gewisser Weise schon im Wort ‚Synode’ enthalten. Gemeinsam voranzugehen – Laien, Hirten und der Bischof von Rom –, ist ein Konzept, das sich leicht in Worte fassen lässt, aber nicht so leicht umzusetzen ist.“
    2018 erließ er ein Statut zur Neuregelung der Bischofssynoden (Episcopalis communio) und legte fest, dass fortan in allen Ortskirchen der Welt VORAB-BEFRAGUNGEN des “Volkes Gottes” zum Synodenthema stattzufinden haben. (Art. 6, § 1) Im Vademecum zur Weltsynode von 2021 liest sich das so: „Die Synodalität verlangt von den Seelsorgern, den ihnen ANVERTRAUTEN Gläubigen aufmerksam zuzuhören.“ Das kann man wohl KLERIKALISMUS nennen.
    Ohne förmliche Rechtsetzung und mit minimaler Publizität vollzog der Papst Mitte April 2023 einen GEWALTIGEN REFORMSCHRITT, indem er eine Frauen- und Nicht-Bischofs-QUOTE im Rahmen von Bischofskonferenzen einführte. Das ungewöhnliche, quasi geräuschlose Vorgehen hatte wohl den Sinn, eine Widerstands-Kampagne von Reformgegnern zu verhindern.
    Mit seiner Verfügung bricht der Papst sowohl die männerbündische Kirche wie auch die dichotome Ständekirche auf. LAI:INNEN werden jetzt nicht mehr nur angehört, sondern sind in Rom vor Ort, beratschlagen zusammen mit den Bischöfen und HABEN auch ein STIMMRECHT. War es bisher für fortschrittliche Bischöfe schwer, bei diffizilen Textabschnitten eine Zwei-Drittel-Mehrheit zu erreichen – wie zum Beispiel bei der Thematik der Eucharistie-Teilnahme von wiederverheirateten Geschiedenen -, so ist die Hürde künftig niedriger. Denn die 80 Quoten-Teilnehmer machen 21,6 Prozent der mindestens 370 Synodalen aus und dürften in ihrem Abstimmungsverhalten in vielen Fällen mit dem der reformorientierten Bischöfe übereinstimmen.
    Grundsätzliche Entscheidungen erfolgen in der Katholischen Kirche zwar nicht durch demokratisch legitimierte Mehrheiten – meines Erachtens zurecht –, aber mit dem Aufbrechen des bisherigen bischöflichen MONOPOLS werden sich die Diskussionsinhalte und Kontroversen des Synodalprozesses verändern. Am Ende ist es so, dass jeder Text-Baustein, für den mehr als Zwei-Drittel der Stimmberechtigten votiert haben, die Chance hat, vom Papst aufgegriffen zu werden.

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