Ökumenische Audienz beim Papst

Es war durchaus eine ungewöhnliche Audienz, die da heute im Vatikan stattfand. Papst Franziskus empfing leitende Persönlichkeiten der Evangelischen Kirche in Deutschland, und die brachten den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gleich mit. Im Jahr des Reformationsgedenkens eine besondere Geste. Einerseits zeigt das Vorgehen, wie selbstverständlich die Ökumene im Ursprungsland der Reformation mittlerweile ist. Andererseits wurde bei dem Anlass einmal mehr die schmerzliche Trennung ins Bewusstsein gerufen. Sowohl der Papst als auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erinnerten an das Problem des gemeinsamen Abendmahls für konfessionsverschiede Ehepaare. Franziskus sprach von der Notwendigkeit, den theologischen Dialog zu intensivieren. Konkreter wollte er an dieser Stelle aber nicht werden. Immerhin haben Marx und Bedford-Strohm den Papst noch einmal gemeinsam nach Deutschland eingeladen. Der Pontifex habe „wohlwollend“ geschaut, so der EKD-Ratsvorsitzende anschließend. Allerdings gab es keine offizielle Reaktion aus dem Vatikan. Der päpstliche Reisekalender füllt sich zusehends. Für 2017 noch einen Termin zu finden, wird immer schwieriger. Zumal am 24. September Bundestagswahlen anstehen.

Papst Franziskus bekommt die neue Luther-Bibel geschenkt. (Quelle: dpa)

Papst Franziskus bekommt die neue Luther-Bibel geschenkt. (Quelle: dpa)

Braucht es eine neue Reformation?

Nicht „grollend auf die Vergangenheit schauen“ sondern einen „weiteren Schritt vorwärts tun“. Das sei die Chance des Gedenkjahres, so Papst Franziskus. Wie schon mehrfach in der Vergangenheit, wenn es um Luther und die Reformation ging, zog Franziskus eine Parallele zur Situation heute. Es gehe darum,  „den Menschen unserer Zeit wieder die radikale Neuheit Jesu und die grenzenlose  Barmherzigkeit Gottes vor Augen zu stellen: genau das, was die Reformatoren in ihrer Zeit anregen wollten“. Was der Papst nicht sagte, aber naheliegt: Damals stellten die Reformatoren mit ihren Anliegen das herrschende System in der Kirche in Frage. Wenn Franziskus diese Parallele zieht, scheint er überzeugt, dass die Kirche heute eine ähnliche Reformation nötig hat. Und hier kommen seine Kritiker ins Spiel, die am Wochenende in Rom Protestplakate haben kleben lassen.

Gegner mit unlauteren Mitteln

Da gibt es die, denen der Papst zu protestantisch ist und zu weit auf die evangelischen Christen zugeht. Da gibt es andere, denen das Vorgehen des Papstes im Streit um den Malteserorden missfällt oder die ein oder andere Personalentscheidung im Vatikan. Auf den Plakaten war zu lesen: „Du hast die Kongregationen unter Aufsicht gestellt, Priester entfernt, den Malteserorden und die Franziskaner der Immakulata enthauptet, Kardinäle ignoriert … Aber wo ist deine Barmherzigkeit?“ Was wollen die Autoren bezwecken? Wenn Papst Franziskus Barmherzigkeit walten lässt, wird kritisiert, dass er sich nicht an Regeln halte. Wenn er durchgreift, wird ihm mangelnde Barmherzigkeit unterstellt. Auch Franziskus ist kein Heiliger. Doch gerade das Beispiel des Malteserordens zeigt, dass Führung notwendig ist, wo Überzeugungsarbeit nicht fruchtet und größerer Schaden von einer kirchlichen Institution abgewendet werden muss.

(Quelle: reuters)

Es ist schon interessant, mit welchen Mitteln die Gegner von Franziskus diesen angreifen und zum Umdenken zwingen wollen. Das gab es unter den Vorgängern und deren Gegnern nicht. Er dürfte daher allen Grund haben, missmutig zu schauen. (Quelle: reuters)

 

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

50 Kommentare

  • Wanda
    06.02.2017, 21:09 Uhr.

    Scheint tatsächlich und leider seine Hauptaufgabe zu sein: grösseren Schaden von der Kirche abzuwenden.
    Dazu der heutige Bericht in der FAZ: die Rede ist von einem „massiven Scheitern der katholische Kirche in Australien“ und bezieht sich (mal wieder) auf den Missbrauch von Kindern (Jungen und Mädchen)durch katholische Priester in einem schlimmen Ausmass…

  • Silberdistel
    07.02.2017, 7:24 Uhr.

    „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin Ich mitten unter Ihnen“ (Mt. 18,20).
    Mit wieviel Umdrehungen pro Minute würde Jesus Christus eigentlich im Grabe rotieren, – so Er denn sich noch darin befände? Angesichts der vielen Schismen unterschiedlicher christlicher Konfessionen, die sich in Seiner Lehre bis heute entwickelt haben. Auf wikipedia, Stichwort: „Liste christlicher Konfessionen“, lassen sie sich nachzählen. Die sich im offiziellen Verhältnis mal mehr und mal weniger mit den menschlichen Unzulänglichkeiten der Hoffart beharken, die Jesus eigentlich durch Nächstenliebe ersetzt haben wollte. Die Basis der Gläubigen sieht das zum Glück auch anders als jene offizielle Riege der Theo-logen.
    „DIE LEHRE DER GESCHWISTERLICHKEIT“ ist schließlich ein Erfolgsmodell der Menschheitsgeschichte. So wurde mit dem ´Geistigen Impact´ vor nahe 2000 Jahren u.a. der Keim einer jeden praktikablen Zivilisation gesät: die Demokratie. Man sollte diesen ´Geistigen Impact´ feiern und sich glücklich schätzen an ihm teilhaben zu dürfen, – GEMEINSAM.
    Im Kulturkreis des Buddhismus macht man es sich diesbezüglich etwas einfacher: Ein jeder der glaubt, der gilt bereits als ´erleuchtet´ und man könnte auch von deren sprichwörtliche Toleranz ganz gut etwas abkupfern.
    PS: Diese dilettantische „Nacht-und-Nebel“-Plakataktion wirkt eher wie ein heimliches „Lehrer sind doof!“-Gekritzel in einer Grundchule.

  • Alberto Knox
    08.02.2017, 14:38 Uhr.

    hat es eigentlich anonyme plakataktionen gegeben, als b16 barmherzig zu den doch mindestens braun angehauchten, in meinen augen ziemlich antisemitischen piusbruder“bischöfen“ wider besseres wissen um deren antisemitismus war? diese barmherzigkeit ohne vorherige reue (die übrigens von den geschieden wiederverheirateten eheleuten erwartet wird) wäre doch einigermaßen kritikwürdig gewesen. ich kann mich dergleichen nicht erinnern.
    man sieht: die rechten nehmen sich heraus, den linken das katholischsein abzusprechen – was umgekehrt kaum der fall sein dürfte.

    • Silvia
      09.02.2017, 11:00 Uhr.

      Alberto Knox
      08.02.2017, 14:38 Uhr.

      Die Einigung mit den Piusbrüdern macht aber leider unter Franziskus rasche Fprtschritte, es ist von einer Personalprälatur die Rede.

      Offensichtlich ist ausgerechnet Franziskus der Meinung, dass das 2. Vaticanum nicht soooo verbindlich ist, wie wir bisher angenommen haben und jeder auch hier seinem Gewissen folgen kann.

      Da nehme ich mir auch die Freiheit, was Nostra aetate angeht, und sage, dass die Aussagen über den Islam überholt sind, weil sie aktuellen Erkenntnissen und Erfahrungen nicht mehr standhalten.

      Dh., Nostra aetate müsste überarbeitet und neu formuliert werden.

      Bis dahin gilt, was, wenn es nach dem Papst geht, den Piusbrüdern recht sein darf, ist mir billig.

      • Alberto Knox
        10.02.2017, 21:12 Uhr.

        welche aussage in nostra aetate über den islam ist überholt? ich kenne keine – SIE verwechseln schon wieder IHRE interpretation der IHNEN verfüglichen daten zum islam mit DEM islam.
        darf ich dann festhalten, dass sie nicht in einklang mit dem lehramt stehen?

        • Jürgen Erbacher
          Jürgen Erbacher
          11.02.2017, 14:48 Uhr.

          Ich finde, wir sollten uns alle mit einem Urteil über die vermeintliche Katholizität oder „Nicht-Katholizität“ der anderen zurückhalten.

          • Silberdistel
            11.02.2017, 16:24 Uhr.

            Jürgen Erbacher
            11.02., 14:45 h
            Wäre nicht der einzig wirklich wahre Bezugspunkt Jesus Christus, ob „vermeintliche Katholizität oder Nicht-Katholizität“ hin oder her?
            Darüber lässt sich auch nicht wirklich streiten: Die Lehren des Christus wurden erst ab ca. 70 AD in seinen Kernaussagen, von mW über 70 heute bekannten Evangelisten, nieder geschrieben. Nur 4 von Ihnen: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes, wurden im ersten Konzil von Nicäa als verbindliche Glaubensgrundlage von den meisten der damaligen bereits vorhandenen Glaubensströmungen anerkannt. Um christlich zu glauben, sollte daher eine ausgeprägte Toleranz zu Andersdenkenden vorhanden sein, aufgrund eben von fehlenden OTon-Aussagen. Ein Jesusvideo eines Zeitreisenden gibt es halt noch nicht.
            Allerdings hat der rk.-Katholizismus im laufe der Jahrhunderte das ´nicänische Glaubensbekenntnis´ wesentlich „“verbessert““, indem so einiges hinzu gefügt wurde. Über das man sich als Christen nicht zwingend streiten muss, jedoch trefflich diskutieren kann, woher die Grundlage dafür wohl kam.

          • Alberto Knox
            12.02.2017, 1:06 Uhr.

            @silberdistel:

            nur gibt es mit dem bezugspunkt jesus ein problem: er war nie christ, geschweige denn katholik. bis zu seinem letzten atemzug war er gläubiger jude.

          • Silberdistel
            12.02.2017, 13:12 Uhr.

            Alberto Knox
            12.02., 1:06 h
            Richtig. Nur verstieß IHN die Nomenklatur der damaligen Juden und so ergoss sich die geistige Strömung, resultierend aus den Aussagen und Lehren des von Gott Gesalbten (so wohl die wörtl. Übersetzung von Christus), des Friedensfürsten, in alle Welt. Dieser von ihm ausgelöste ´geistig/ seelische´ Impact war derart innovativ, das er nicht nur zahlreiche Schriftkundige in der Folge inspirierte, sondern in der Lage war fast alle bisherigen heidnischen Allerweltsgötter zu verdrängen. – Bemerkenswert, oder?!
            Allerdings wählte Er auch von vorn herein keine Vertreter aus der damaligen Nomenklatur der jüdischen Theologen als seine Nachfolger aus, sondern diesbezügliche Laien. So konnte also etwas ganz Neues, unbelastetes, aus diesem neuen geistigen Impact entstehen. Eben das Christentum, das sich auf den Einen Gesalbten gründet.
            Man könnte jedoch zur Vermutung gelangen, das so manche heutigen Nachfolger den Inhalt dieses mittlerweile doch etwas alt gewordenen ´geistigen Impact´s´ des Friedensfürsten noch nicht so ganz introjiziert haben, wenn man so manche Streiterei um den „richtigen Glauben“, sogar in nur einer einzigen christl. Konfession, verfolgt.

          • Wanda
            12.02.2017, 16:31 Uhr.

            Natürlich haben Sie Recht. Zudem die Katholizität oder nicht-Katholizität als Kriterium für die Christlichkeit einer Person nicht unbedingt taugt, wenn man berücksichtigt, dass Jesus selbst derartige Kategorien fremd waren…

          • Alberto Knox
            12.02.2017, 19:43 Uhr.

            „Nur verstieß IHN die Nomenklatur der damaligen Juden“

            im grunde kann man HISTORISCH nicht einmal das so sagen. letztlich hat ihn nur eine tempelnahe priestergruppe mit den römern zusammen ausschalten wollen.

      • Alberto Knox
        10.02.2017, 21:15 Uhr.

        piusbrüder: ist ihnen immer noch die strategie aufgegangen? es wird verhandelt, verhandelt, verhandelt – aber noch nie kam ein handfestes ergebnis an den tag, jenseits eines vagen wunsches. solange verhandelt wird, sind die piusse kein auffangbecken für die burkes und co. das ist recht vernünftiger vorgang. – und umgekehrt: sie sehen doch wie bei kath und katholisches schmerz über schmerz um sich greift wegen amoris laetitia. glauben sie im ernst, die piusse kommen, wenn bei uns gilt, dass geschiedene wiederverheirtate zur kommunion dürfen?

        • Silvia
          11.02.2017, 17:09 Uhr.

          Also wenn ich an Stelle der Piusbrüder wäre, würde ich das – mutmaßliche – Angebot des derzeitigen Papstes annehmen, denn so einfach kommen die nie wieder in unsere Kirche rein.

          Und dann würde ich – also wenn ich bei den Piusbrüdern wäre – versuchen, die so genannte „Konzilskirche“ von innen her wieder auf den vorkonziliaren Kurs zu bringen.

          Meinen Sie, Fellay hat noch nicht durchschaut, dass er es hier mit einem äußerst sprunghaften Papst zu tun hat, der wenig auf Theologie gibt?

          • Alberto Knox
            12.02.2017, 1:11 Uhr.

            @silvia:

            „Und dann würde ich – also wenn ich bei den Piusbrüdern wäre – versuchen, die so genannte „Konzilskirche“ von innen her wieder auf den vorkonziliaren Kurs zu bringen.“

            sie haben durchaus sensibilität für das wünschen und wollen der piusse, doch entspricht deren lautstarker krawall nicht der theologischen valenz ihrer argumente und vor allem nicht ihrem wahren einfluss. nocheinmal anders: dass sind 500 meist mit einer religionspathologie geschlagene antisemiten als priester und knapp 100.000-500.000 fehlgeleitete weltchristen.

            „Meinen Sie, Fellay hat noch nicht durchschaut, dass er es hier mit einem äußerst sprunghaften Papst zu tun hat, der wenig auf Theologie gibt?“

            ehrlich gesagt glaube ich, dass fellay keine geistige größe ist. die wollen in teilen unbedingt zu uns, ohne ihre letzten 40 jahre verleugnen zu müssen. das werden sie aber so einfach nicht bekommen.
            rückfrage an sie: welchen einfluss hat die petrusbruderschaft? keinen. gut so. eine sektiererische splittergruppe neben vielen anderen.

    • SuNuraxi
      09.02.2017, 15:20 Uhr.

      Nicht so sehr. Dafür aber einen gewaltigen Shitstorm in den Mainstream-Medien. Plakate waren da nicht mehr notwendig.
      PS: Ihnen ist bekannt, dass die Annäherung zwischen der RKK und den Pius-Brüder im Augenblick so eng ist wie schon lange nicht?

      • Alberto Knox
        10.02.2017, 21:16 Uhr.

        „Ihnen ist bekannt, dass die Annäherung zwischen der RKK und den Pius-Brüder im Augenblick so eng ist wie schon lange nicht?“

        das halte ich für eine kluge strategie, nicht jedoch für ein faktum.

        • Silvia
          13.02.2017, 10:49 Uhr.

          Alberto Knox
          12.02.2017, 19:47 Uhr.

          Als Theologe wissen Sie sehr genau, dass dieses von Ihnen aus dem Zusammenhang gerissene Jesuswort KEINE Aufforderung zum Krieg ist sondern dass es hier um eine geistige Auseinandersetzung geht. Sie werfen also bewusst eine Nebelkerze!

          Und was die Offenbarung des Johannes angeht, die als Trost an seine Zeitgenossen in der Verfolgungszeit gedacht war, was Sie ebenfalls wissen, so lese ich darin keine Aufforderung zu Mord – und Totschlag an Andersgläubigen.

          Und was die Verbrechen von Christen an Muslimen angeht, so sind die eben NICHT mit dem NT und der Lehre Jesu zu rechtfertigen sondern sie verstoßen eklatant gegen die Lehre Jesu.

          Beim Islam ist es aber umgekehrt, siehe meine obige Antwort an Herrn Erbacher.

          • Alberto Knox
            14.02.2017, 16:26 Uhr.

            sehr geehrte silvia!

            „Entschärft haben wir glücklicherweise das AT bzgl. der Stellen, die von Kriegen und Gewalt handeln, was aber auch die Wenigsten wissen.“

            das ist unwahr. jesus hat nichts, aber auch gar nichts aus dem at aufgehoben. wenn sie in den letzten sonntagen in der messe waren, müssten sie das auch in den lesungen aus dem mt-evangelium gehört haben. es gibt außerdem genug stellen im nt, neben denen die gewalttätigen passagen im at wie ein laues lüftchen wirkt.

            die besten bibelforscher legen übrigens auch wert darauf, nun endlich auch den markionistischen müll beiseite zu lassen, dass das at den bösen gott, das liebe jesulein den guten gott gebracht hat. das ist keine christliche perspektive. für die ersten christen war die bibel schlicht das alte testament – wie für jesus auch. zwar ist das nt der erste und unerlässliche interpretatorische rahmen des at, aber eben auch nicht mehr. wort gottes ist erst einmal das at. das möchten sie bitte zur kenntnis nehmen – denn es ist nicht nur theologische spinnerei, das entspricht dem stand der diskussion und wurde auch von einem so zweitklassigen theologen wie josef ratzinger in offizieller funktion als präfekt der glaubenskongregation gutgeheißen. alle anderen wege der bibeldeutung (das at sei abgeschafft durch das nt, wie sie das offenbar vertreten) haben pflastersteine auf den weg nach auschwitz gelegt.

            „Im NT gibt es in dieser speziellen Hinsicht nichts zu entschärfen.“

            das zeigt mir, dass sie entweder das nt nicht kennen (haben sie die GANZE bibel gelesen? mehrfach?) oder das sie unter einer fehlwahrnehmung leiden.

            „Als Theologe wissen Sie sehr genau, dass dieses von Ihnen aus dem Zusammenhang gerissene Jesuswort KEINE Aufforderung zum Krieg ist sondern dass es hier um eine geistige Auseinandersetzung geht.“

            das stimmt nicht. schon allein deswegen, weil diese stelle bei lk nicht aus dem kontext gerissen worden ist. sodann, weil die AMTSKIRCHE diese stelle schon auch zur rechtfertigung von glaubenskriegen benutzt hat. und drittens stimmt ihre anschuldigung auch deswegen nicht, weil sie mit demselben maßstab, mit dem sie sich erlauben, die bibel schönzureden, auch den quran schönreden können – dschihad heißt nämlich nur anstrengung. sie schüren hier durch ihre einseitige position schlicht eines: vorurteile.

            „Und was die Offenbarung des Johannes angeht, die als Trost an seine Zeitgenossen in der Verfolgungszeit gedacht war, was Sie ebenfalls wissen, so lese ich darin keine Aufforderung zu Mord – und Totschlag an Andersgläubigen.“ ist die sadistische freude an den qualen der andersgläubigen soviel moralisch erhebender als ein mordaufruf? im übrigen hat man die offenbarung auch schon anders interpretiert. auch amtlich.
            FAZIT: das nt wie das at taugen genauso sehr oder genauso wenig zur rechtfertigung von gewalt im namen gottes wie der quran. es liegt an der deutung, wie man mit solchen stellen, in diesen büchern umgeht. die masse der christ*innen wie die masse der muslime will nichts anderes als friedlich ihren glauben leben. wer muslimen permanent und wider besseres wissen aus resentiment gewaltbereitschaft unterstellt, betreibt rufmord und begeht eine schwere sünde. davon abgesehen befindet man sich damit nicht im einklang mit dem lehramt.

            Und was die Verbrechen von Christen an Muslimen angeht, so sind die eben NICHT mit dem NT und der Lehre Jesu zu rechtfertigen sondern sie verstoßen eklatant gegen die Lehre Jesu.

            Beim Islam ist es aber umgekehrt, siehe meine obige Antwort an Herrn Erbacher.

          • Wanda
            14.02.2017, 17:22 Uhr.

            Wrightflyer 12.02.2017 12:16
            Ohne Kommentar meinerseits hier die von der mutigen jungen saudischen Journalistin Nadine al Budair im Fernsehen gestellten provokanten Fragen an ihre (muslimische) Generation:
            „Was würdet Ihr sagen, wenn…
            – junge Menschen aus dem Westen auf unseren Plätzen Selbstmordanschläge im Namen des Kreuzes verüben ?
            – christliche Priester Moslems als Ungläubige bezeichnen und dann davon singen, dass Gott ihren Tod verlange ?
            – westlichen Migranten in arabische Staaten Grundversorgung und Bildung gewährt würde, um dann im Gegenzug einige Bürger ihres Gastlandes im Namen der christlichen Religion zu töten ?“
            Und zur leider häufig festzustellenden Verfehlung in der arabischen Erziehung sowohl im Elternhause als auch in den Madrassen, wo der Heilige Krieg und Hass gegen die westliche Welt gelehrt wird, fragt sie dann direkt:
            – „Wenn westlichen Studenten in z.B. Amsterdam, London, New York oder Berlin diese Art von Lehrstoff vermittelt würde, würdet Ihr Euren Aufenthalt dort gerne verlängern oder lieber wegbleiben ?“

      • Silvia
        12.02.2017, 20:23 Uhr.

        Wrightflyer, da sich unsere Posts überschnitten haben, hier meine Antwort an Herrn Erbacher, auch bzgl des AT:

        Silvia
        12.02.2017, 16:28 Uhr.
        Jürgen Erbacher
        12.02.2017, 11:48 Uhr.

    • neuhamsterdam
      10.02.2017, 0:53 Uhr.

      Leute im Spiegel?

      Die Rechten wollen den Linken ihren Internationalismus (…holi…) absprechen, während die Linken den Rechten ihren InterNationalismus gerne unerwähnt zugestehen.

      Und damit Benedikt auch gar nix an der gut austarierten Verteilung von zuverlässigen Rollenmustern ändert, gabs al dente das Video zur „Versöhnungsgeste“.

      Nunja, plakative Titel an den Zeitschriftenauslagen gabs schon auch… abhängig davon, was der (Werbe-)Kunde gelesen haben wollte.

    • bernardo
      10.02.2017, 14:05 Uhr.

      „die rechten nehmen sich heraus, den linken das katholischsein abzusprechen – was umgekehrt kaum der fall sein dürfte.“

      @ Knox: Ausgerechnet Sie schreiben das, obwohl Sie und Suarez doch immer diejenigen sind, die Abweichungen vom Lehramt und Häresien ausmachen. 🙂

      Was die Piusbrüder angeht, scheint es doch merkwürdig zu sein, dass der jetzige Papst ihnen viel weiter entgegenkommt als sein Vorgänger, der von ihnen die volle Anerkennung des Zweiten Vaticanums verlangte. Die Aufhebung der Exkommunikation hingegen konnte man eben nicht als Anerkennung ihrer Position verstehen, sondern als Akt der Barmherzigkeit. Gedankt wurde es Benedikt nicht.

      • Jürgen Erbacher
        Jürgen Erbacher
        10.02.2017, 20:47 Uhr.

        Noch kennen wir die Bedingungen nicht, zu der eine Wiedereingliederung vollzogen werden soll. Kardinal Müller betont immer wieder, dass man nicht weiter entgegenkommt als unter Benedikt XVI. Vor einem endgültigen Urteil heißt es also abwarten. Allerdings wäre mehr Transparenz von Seiten des Vatikans in dieser Angelegenheit wünschenswert.

        • Silvia
          11.02.2017, 13:43 Uhr.

          Unter Benedikt gab es tatsächlich weitaus mehr Transparenz bezüglich der Verhandlungen mit der Piusbruderschaft.

          Zur Zeit scheint sich da alles im Geheimen abzuspielen und wenn man sich einig geworden ist, wird das „Kirchenvolk“ vor vollendete Tatsachen gestellt.

          Ob Kardinal Müller, der der Piusbruderschaft schon seit seiner Regensburger Zeit sehr kritisch gegenüber steht, sich gegen den derzeitigen Papst durchsetzen kann, wage ich zu bezweifeln.

          • Jürgen Erbacher
            Jürgen Erbacher
            11.02.2017, 14:45 Uhr.

            Allerdings war das Verfahren unter Benedikt XVI. auch nicht transparenter. Wir wissen bis heute nicht, was in der „berühmten“ Präambel damals ausgehandelt wurde. Meine Kritik an der mangelnde Transparenz gilt also auch schon für das vorherige Pontifikat.

          • Alberto Knox
            12.02.2017, 1:15 Uhr.

            „Unter Benedikt gab es tatsächlich weitaus mehr Transparenz bezüglich der Verhandlungen mit der Piusbruderschaft.“

            das gehört, pardon, ins reich der phantasie und […]*. nicht einmal die rücknahme der exkommunikation – ausgerechnet am 50. jahrestag der einberufung des von ihnen zurecht gelobten 2. vatikanums (was für eine bodenlose und zynische gemeinheit durch b16) – wurde im konsistorium ventiliert, geschweige denn das b16 die wenigen warnenden stimmen auch nur hinsichtlich ihrer warnenden stimmen erwogen hat. vom inhalt der lehrmäßigen präambel, auf die herr erbacher sich bezieht, ganz zu schweigen.

            *Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.

      • Alberto Knox
        10.02.2017, 21:18 Uhr.

        „Ausgerechnet Sie schreiben das, obwohl Sie und Suarez doch immer diejenigen sind, die Abweichungen vom Lehramt und Häresien ausmachen.“

        ich kann nur für mich sprechen: nicht ich mache die abweichungen vom lehramt aus, SIE und andere geben diese kund und sprechen SICH SELBST die katholizität ab. ich meinesteils kann das nur feststellen. das ist in gegensatz zu ihrem gebahren etwas ganz anderes.

        • Silvia
          11.02.2017, 17:04 Uhr.

          Dazu verweise ich auf die Antwort von Herrn Erbacher etwas weiter oben:

          Jürgen Erbacher
          10.02.2017, 20:47 Uhr.

          • Alberto Knox
            12.02.2017, 1:27 Uhr.

            nocheinmal: ich spreche niemandem die katholizität ab. ich stelle nur fest, dass bestimmte sätze nicht im einklang mit dem römischen lehramt sind. davon abgesehen hat nicht einmal ein karl rahner die reichlich absurden vorwürfe eine heinz-jürgen vogels persönlich genommen (jener schrieb diesem sogar, dass es ein normaler vorgang sei, wenn einem theologen häresie vorgeworfen werde – ein solcher theologe habe ja die chance, seine position zu klären). und rahner machte sich dann die mühe sämtliche vorwürfe zu entkräften.
            soll ich etwa, @silvia, ein schwaches, im glauben abgekommenes geschwister auf abschüssiger bahn beim ausrutschen NICHT stützen und NICHT vom falschen weg abbringen? das wäre eine sünde. sie wie ich – auch wenn ich ihre manchmal reichlich undifferenzierten von großer furcht, statt respekt geleiteten aussagen über den islam nicht teile – sind doch hier im papstgeflüster, weil wir beide in unterschiedlichen aspekte die volle katholizität und nicht nur teilausschnitte zum leuchten bringen wollen.

        • bernardo
          12.02.2017, 11:11 Uhr.

          „ich kann nur für mich sprechen: nicht ich mache die abweichungen vom lehramt aus, SIE und andere geben diese kund und sprechen SICH SELBST die katholizität ab. ich meinesteils kann das nur feststellen. das ist in gegensatz zu ihrem gebahren etwas ganz anderes.“

          Quod erat demonstrandum.

          An keiner Stelle hier bin ich vom Lehramt abgewichen, sondern habe POLITISCHE Kritik geübt. Ihre Aussagen bestätigen aber meinen Verdacht, dass es neben dem „konservativen“ Integralismus auch einen „progressiven“ gibt: Beide achten die Trennung zwischen der Sphäre des Numinos-Religiösen und des Politischen nicht. Schön, dass Sie mich bestätigt haben.

          • Alberto Knox
            12.02.2017, 19:49 Uhr.

            doch, natürlich, sie lehnen die konzilserklärung nostra aetate ab.

  • neuhamsterdam
    12.02.2017, 19:30 Uhr.

    „Kardinäle ignoriert …“

    Das „Dubia“-Dokument trägt das Datum 19. September 2016. Das ist doch wie – zwischen 19 Uhr und 19 Uhr 15 bei Benedikt anzurufen, wenn er sich die heute-Nachrichten anguckt, um sich über die aktuellste Neuigkeiten und über das Weltgeschehen überhaupt am Abend eines beschäftigungsreichen Tages informieren zu lassen.

    (Wobei sieben Uhr abends jedenfalls noch im Jahr 1990 die Sendezeit war. Da wird sich Franziskus auch noch erinnern können, seitdem guckt er kein TV mehr. Wieso kenne ich den aktuellen Sendeplan eigentlich gar nicht…)

    Nunja, der 19. September ist zwar auch nur ein Datum, aber am 20. September war doch die Abschlußveranstaltung vom interreligiösen Assisi-Treffen und die Rede von Franziskus der an diesem Tag auch dort war. Das war… im gleichen Jahr. Dann war es zwar kein Jahrestag, aber immerhin der Tag davor.

    Jedenfalls wars zehn Jahre nach Benedikts Regensburger Rede. Unzweifelhaft.

    • neuhamsterdam
      12.02.2017, 20:08 Uhr.

      Zu der Zeit ruft man doch nur an, wenns wirklich wichtig ist, oder wenn einer keine Ahnung (oder keine Uhr) hat oder naja, … mit Ahnung und Absicht.

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