Papst im Heiligen Land – Tag 1

Den Auftakt seiner dreitägigen Reise ins Heilige Land machte Papst Franziskus am Samstag in der jordanischen Haupstadt Amman. Schon bei der ersten Station wurde deutlich, die religiöse Pilgerreise ist eine zutiefst politische Reise. Die Konflikte im Nahen Osten, der interreligiöse Dialog sowie die Situation der Christen in der Region standen im Zentrum der Reden. Am deutlichsten wurde Franziskus am Samstagabend bei einer Begegnung mit Flüchtlingen nahe der Stelle, an der Jesus im Jordan getauft worden sein soll. Dort geißelte er scharf den internationalen Waffenhandel mit Syrien. Gleich zu Beginn der Reise forderte er Religionsfreiheit im Nahen Osten und der ganzen Welt. Er bezeugte seinen „tiefen Respekt“ vor dem Islam und rief die Religionen zum Einsatz für den Frieden auf.

Papst betet am Jordan

Der wohl intimste Moment vielleicht der ganzen Pilgerfahrt von Franziskus ins Heilige Land war sein Besuch am Jordan an der Stelle, an der Jesus der Überlieferung nach getauft worden sein soll. Wenig entfernt davon verharrte der Pontifex still im Gebet für einige Minuten. In den vergangenen Monaten hatte er immer wieder von der Bedeutung der Taufe für jeden Christen gesprochen. „Die Taufe ist das Sakrament, auf dem unser ganzer Glaube gründet“, sagte er Anfang des Jahres bei einer Generalaudienz in Rom. Der Getaufte stehe für eine neue Hoffnung in der Welt, so Franziskus damals.

Kritik am Waffenhandel

Zu solch einem Zeichen der Hoffnung sollen die Christen, aber auch die Angehörigen der anderen Religionen im Nahen Osten werden. Diese Botschaft zog sich durch die drei Reden des Papstes am Samstag. Er würdigte in der Person des jordanischen Königs Abdullah II. die Bemühungen um den interreligiösen Dialog. Die internationale Gemeinschaft forderte er auf, das Königreich in seiner Sorge für syrische Flüchtlinge mehr zu unterstützen. Der Bürgerkrieg im Nachbarland ist bei der Reise ständig präsent. Am Abend sprach Franziskus vor Flüchtlingen von einem „brudermörderischen Konflikt“, der das Land seit drei Jahren zerfleische. Als Wurzel dieses Übels benannte er Hass sowie „die Geldgier der Waffenhersteller und des Waffenhandels“. Man müsse „für diese armseligen Kriminellen beten, damit sie sich bekehren“.

Bewegend waren die Zeugnisse der Flüchtlinge, die aus dem Irak, Syrien oder den Palästinensergebieten kamen, sowie die der Jugendlichen mit Krankheit oder Behinderung, die ebenfalls an der Papstbegegnung nahe dem Jordan teilgenommen hatten. Für sie ist der Besuch des Papstes schlicht ein Hoffnungszeichen. Morris, ein 33-jähriger Flüchtling aus Syrien, sagte vor der Veranstaltung, dass er sich der begrenzten politischen Macht des Papstes bewusst sei, doch sein Kommen richte den Blick der Weltöffentlichkeit fokusiert auf das Schicksal der Flüchtlinge und die Konflikte in ihren Heimatländern.

Frieden kann man nicht kaufen

Beim Gottesdienst im Internationalen Stadion von Amman hatte Franziskus zuvor jeden Einzelnen in die Pflicht genommen, sich für den Frieden einzusetzen. Diesen könne man nicht kaufen. Er sei vielmehr ein Geschenk, das man geduldig suchen müsse und das man „handwerklich“ aufbauen müsse durch kleine und große Gesten im alltäglichen Leben. Vor der Messe wurde Franziskus begeistert von der Menge empfangen. Während des Gottesdienstes war die Stimmung dann allerdings eher verhalten. Dies dürfte auch daran gelegen haben, dass Franziskus während des Gottesdienstes Italienisch sprach. Das haben die Menschen nicht verstanden. So verpuffte seine engagiert vorgetragene Predigt im weiten Rund des Stadions, auch wenn es nach dem Ende höflichen Applaus gab. Auch die arabische Kurzzusammenfassung half da nicht viel. Benedikt XVI. hatte bei seiner Heilig-Land-Reise im Mai 2009 meist Englisch gesprochen – auch bei den Liturgien. Das können viele Menschen verstehen und somit auch die Gottesdienste aktiv mitfeiern. Das war am Samstag in Amman nicht unbedingt so.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.