Ein Papst geht auf Reisen

In fünf Tagen startet Papst Franziskus zu seiner ersten Auslandsreise. Wie schon bei Benedikt XVI. ist der erste Auslandstripp zum Weltjugendtag – dieses Mal nach Rio de Janeiro. Mehr als 1,5 Millionen Teilnehmer werden zu den großen Abschlussveranstaltungen, dem Abendgebet am 27. und dem Abschlussgottesdienst am 28. Juli, erwartet. Langsam werden immer mehr Details zur Reise bekannt. Grundsätzlich hat sie ein traditionelles WJT-Design: Termine mit den Politikern des Landes und natürlich den Jugendlichen (Willkommensfeier, Kreuzweg, Abendgebet und Abschlussmesse, Mittagessen mit einigen Jugendlichen, Beichte-Hören etc.).

Dazu gibt es aber auch einige Akzente, die Franziskus ganz bewusst setzt: ein Besuch des Marienwallfahrtsorts Aparecida. Damit bringt Papst Bergoglio zum einen seine besondere Beziehung zur Mutter Gottes zum Ausdruck. Zum anderen verbindet er mit Aparecida die große Generalversammlung der Bischofskonferenzen Lateinamerikas und der Karibik aus dem Jahr 2007. Das Schlussdokument trägt die deutliche Handschrift des damaligen Erzbischofs von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio. Er war damals „Redaktionsleiter“. Das Papier ist damit auch ein zentraler Schlüssel zum Verständnis von Bergoglios Vorstellung von Kirche im 21. Jahrhundert. Nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi hat Papst Franziskus den zahlreichen Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika, die ihn in den letzten Monaten im Vatikan besucht hatten, am Ende der Audienz immer ein Exemplar des Aparecida-Dokuments in die Hand gedrückt mit dem Hinweis, das könnten sie doch auf dem Rückflug einmal studieren. Übrigens wurde auch bei der letzten Bischofssynode im Herbst 2011 häufig auf die Versammlung verwiesen. Aparecida 2007 ist auf dem besten Weg, sich in die großen CELAM-Konferenzen von Medellin (1968) und Puebla (1979) einzureihen – und dazu hat auch Bergoglio beigetragen.

Nicht neu ist der Besuch eines Papstes in einer Favela. Das hat auch Johannes Paul II. bei seinem Besuch 1980 in Rio gemacht. Franziskus wohnt auch im selben kirchlichen Gästehaus, in dem Johannes Paul II. bei seinen Rioaufenthalten 1980 und 1997 untergebracht war. Neu ist hingegen, dass Franziskus nicht das Papamobil mit Panzerglasaufbau benutzt, das unter Benedikt XVI. und in den letzten Jahren des Pontifikats von Johannes Paul II. bei Reisen außerhalb Roms zum Einsatz kam. Franziskus wird den offenen Jeep benutzen, mit dem er auch jeden Mittwoch in Rom über den Petersplatz fährt. So sei ein direkterer Kontakt zu den Menschen möglich, erklärte Vatikansprecher Lombardi heute. Während es von dem Panzerglaswagen zwei baugleiche Fahrzeuge in Weiß gibt, ist nur ein weißer Jeep vorhanden. Sollte Ersatz notwendig sein, würde ein baugleicher grüner Jeep zum Einsatz kommen.

Das Papamobil ist schon da. (reuters)

Neu ist auch, dass Franziskus im Flugzeug keine Pressekonferenz geben wird.  So ist zumindest der Stand heute. Es wird während des Fluges von Rom nach Rio de Janeiro am Montag eine Begegnung mit den rund 70 mitreisenden Journalisten geben, aber nicht in Form einer PK. Vielmehr wolle der Papst jeden Journalisten treffen, erklärte Vatikansprecher Lombardi heute beim Briefing für die Reise. Allerdings ist unklar, ob die Aussagen des Papstes im persönlichen Gespräch anschließend veröffentlicht werden dürfen, oder ob das Ganze nur „unter Drei“ stattfindet. Das wäre schade; denn die fliegenden Pressekonferenzen boten in der Vergangenheit doch immer wieder Gelegenheit, erste inhaltliche Akzente zu setzen. Allerdings boten sie bisweilen auch Anlass für heftige Kritik; erinnert sei an die Aussage Benedikt XVI. zum Thema „AIDS und Kondome“ beim Flug nach Kamerun 2009. Franziskus ist für seine Spontaneität bekannt. Von daher wird man sehen, was auf dem rund zwölf Stunden dauernden Flug passieren wird.

P.S. Das ZDF überträgt übrigens die Vigil live aus Rio de Janeiro am 27.7. ab 0.30Uhr.

P.P.S. Franziskus geht, was die Einfachheit angeht, weiter mit gutem Beispiel voran. Seit einiger Zeit nutzt er für Transfers im Vatikan oft nicht mehr den VW-Phaeton, sondern einen Ford-Focus. Nun sind es im Vatikanstaat kleine Entfernungen von oft nur wenigen Hundert Metern. Allerdings hat Franziskus am vergangenen Sonntag auch für die Fahrt nach Castel Gandolfo das Mittelklassemodell genutzt. Und da war es immerhin eine halbe Stunde Fahrzeit.

Im kleinen Wagen unterwegs. (reuters)

P.P.P.S. Wen übrigens das Abschlussdokument der CELAM-Generalversammlung von Aparecida interessiert, der findet eine deutsche Übersetzung auf der Seite der Deutschen Bischofskonferenz: Link zum Dokument.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.