Hirte statt Funktionär

Papst Franziskus hat heute einmal mehr den Priestern die klare Botschaft mit auf den Weg gegeben, dass sie Hirten sein sollen und nicht Funktionäre, Vermittler und nicht nur Mittelsmänner der Botschaft Jesu. Anlass war die Weihe von zehn Diakonen römischer Priesterseminare zu Priestern. Er rief die Priester zur Demut auf, die sich am Beispiel Jesu messen müsse, dem „guten Hirten“, der nicht gekommen sei, „um bedient zu werden sondern um zu dienen und zu versuchen, die Verlorenen zu retten“. „Bitte werdet nicht müde, barmherzig zu sein.“ In Anspielung an das Sakrament der Krankensalbung sagte er: „Mit dem heiligen Öl spendet Trost den Kranken und Alten. Habt keine Scheu, Zärtlichkeit gegenüber den Alten zu zeigen.“ Zugleich mahnte Franziskus die Priester, das Evangelium in Treue zur Kirche zu verkünden. Es sei nicht ihre eigene Botschaft, sondern die Botschaft Gottes, die Hüterin der Botschaft sei die Kirche.

Was Papst Franziskus heute sagte, ist nichts Neues. Das hatte er in den vergangenen Tagen und Wochen seit seiner Wahl bereits mehrfach getan. Es scheint ihm ein besonderes Anliegen zu sein, Demut und Barmherzigkeit als die besonderen Kennzeichen priesterlichen Handelns in Erinnerung zu rufen. Sieht er da ein besonderes Defizit? Das gebetsmühlenartige Wiederholen legt die Vermutung nahe.

P.S. Beim Mittagsgebet Regina Caeli wurde Franziskus heute dann noch politisch. Er rief die verschiedenen Parteien in Venezuela zum Dialog auf. Er beobachte die Entwicklungen in dem lateinamerikanischen Land nach den Präsidentschaftswahlen mit großer Sorge, so Franziskus. Die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft rief er auf, jeglicher Gewalt eine Absage zu erteilen und einen friedlichen Dialog zu suchen, der „auf Wahrheit und gegenseitiger Anerkennung“ beruhe.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.