Geldprobleme im Vatikan
Das Jahr beginnt nicht gut im Vatikan – zumindest was das Geld betrifft. Seit 1. Januar kann im kleinsten Staat der Welt nur noch mit Bargeld, Scheck und den Kreditkarten der vatikaneigenen Bank IOR bezahlt werden. Ausländische Bank- und Kreditkarten sind bis auf weiteres gesperrt. Schuld daran ist die italienische Zentralbank. Sie hat den elektronischen Zahlungsverkehr zum Jahreswechsel ausgesetzt. Die Deutsche Bank Italien, die die entsprechenden Geldgeschäfte für den Vatikan in der Vergangenheit abwickelte, habe dies ohne Genehmigung gemacht, heißt es aus der Zentralbank. Ein 2012 nachträglich gestellter Antrag sei abgelehnt worden.
Normalerweise greift die Zentralbank nur dann zu solch drastischen Mitteln, wenn sie Gefahr im Bereich Korruption und Geldwäsche im Verzug sieht. Diese Vergehen werden der Vatikanbank zwar immer wieder vorgeworfen; doch hatte der kleine Kirchenstaat im vergangenen Jahr große Anstrengungen unternommen, seine Konten sauber zu bekommen bzw. zu halten. Mitte 2012 hatte der Expertenausschuss des Europarats für die Bekämpfung von Geldwäsche, Moneyval, dem Vatikan bescheinigt, auf einem guten Weg zu sein; zugleich aber weitere Reformen gefordert, etwa was die Unabhängigkeit der Finanz-Kontrollbehörden anbetrifft. Im Herbst engagierte der Vatikan dann den Schweizer Geldwäscheexperten Rene Brühlhart, um seine Vorkehrungen gegen Geldwäsche auf internationalen Standard zu bekommen. Das scheint der italienischen Zentralbank aber nicht genug.
Es ist nicht das erste Mal, dass es in Finanzfragen zum Streit zwischen Italien und dem Vatikan kommt. Vor knapp zwei Jahren gab es ein monatelanges Tauziehen um 23 Millionen Euro der Vatikanbank IOR, die von der römischen Staatsanwaltschaft gesperrt worden waren. Das IOR wickelt aufgrund der Schwierigkeiten mit italienischen Banken seit Längerem viele seiner Geschäfte über die Deutsche Bank in Frankfurt ab. Deren ehemaliges Vorstandsmitglied Ronaldo Schmitz ist Vizepräsident des IOR-Aufsichtsrats und seit Juni letzten Jahres Interimspräsident des IOR, nachdem der Italiener Ettore Gotti Tedeschi im Zuge der Vatileaks-Affäre entlassen worden war.
Damit kommt just zum Jahresbeginn ein unerfreuliches Thema wieder auf den Tisch, das in den vergangenen Monaten durch die Fokussierung auf den Prozess gegen den Butler des Papstes, Paolo Gabriele, etwas in Vergessenheit geraten ist: Die Vatikanbank IOR hat noch immer keinen ordentlichen Präsidenten, und im Finanzbereich gibt es noch viele offene Baustellen. Auch wenn Ronaldo Schmitz gute Chancen hat, vom Interimspräsident zum ordentlichen Chef des IOR aufzusteigen, wird dies die anstehenden Probleme nicht alle lösen.