Papst: Gewalt gegen Frau ist Schändung Gottes

Scharf hat Papst Franziskus zum Jahresbeginn die Gewalt gegen Frauen und deren Ausbeutung verurteilt. Zugleich unterstrich er, dass die Frau „an den Entscheidungsprozessen voll beteiligt werden“ müsse. „Jede Gewalt an der Frau ist eine Schändung Gottes, der von einer Frau geboren wurde. Aus dem Leib einer Frau kam das Heil für die Menschheit: Daran, wie wir den Leib der Frau behandeln, erkennen wir den Grad unserer Menschlichkeit.“ Franziskus ging beim Neujahrsgottesdienst im Petersdom auch auf die Spannungen innerhalb der katholischen Kirche ein. Maria führe zur Einheit, der Teufel hingegen versuche „sie zu spalten, indem er die Unterschiede, die Ideologien, die einseitigen Überlegungen und Parteien in den Vordergrund stellt“. In seiner Botschaft zum Weltfriedenstag, den die katholische Kirche traditionell am 1. Januar begeht, mahnt Franziskus die internationale Politik zu Dialog. Frieden und Stabilität seien unvereinbar mit dem Versuch, sie auf der Angst gegenseitiger Zerstörung oder auf der Drohung totaler Vernichtung aufzubauen.

Traditionell nehmen am Neujahrsgottesdienst im Petersdom auch Sternsinger teil. Dieses Mal aus Deutschland und der Slowakei. (Quelle: ap)

Würde der Frau besser schützen

Einmal mehr hat Franziskus die Bedeutung der Frau für Gesellschaft und Kirche herausgestellt. Anlass war das Fest der Gottesmutter Maria, das die katholische Kirche am 1. Januar begeht. Während der Papst noch vor wenigen Tagen betonte, dass er die Forderung vieler vor allem konservativen Kreise für abwegig hält, Maria zur Miterlöserin zu erklären, sieht er dennoch eine zentrale Stelle für sie in der Kirche. Davon leitet er eine zentrale Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft ab. „Die Frauen sind Quellen des Lebens. Und doch werden sie ständig beleidigt, geschlagen, vergewaltigt, dazu gebracht, sich zu prostituieren oder das Leben in ihrem Schoß auszulöschen.“

Scharf kritisierte die Demütigung von Frauen, weil am Ende alles Handeln am Wirtschaftswachstum orientiert sei. „Wie oft wird der Leib der Frau auf den profanen Altären der Werbung, des Gewinns und der Pornographie geopfert, ausgebeutet wie ein Nutzobjekt.“ Franziskus beklagte, dass Mütter sich genötigt sähen, beschwerliche Reisen riskieren, um verzweifelt zu versuchen, der Frucht des Leibes eine bessere Zukunft zu geben; sie werden für überschüssig gehalten von Menschen, deren Bauch voll ist, jedoch mit Dingen, und deren Herz leer an Liebe ist“. Franziskus sieht einen entscheidenden Beitrag der Frauen für eine bessere Zukunft. „Denn wenn die Frauen ihre Gaben weitergeben können, dann ist die Welt geeinter und friedvoller“, ist der Papst überzeugt.

Botschaft nach China?

Interessant ist, dass die Fürbitte für Papst und Bischöfe beim Neujahrsgottesdienst im Petersdom auf Chinesisch vorgetragen wurde. Es war von „ungeteilter Liebe“ die Rede. Das kann auch als Anspielung auf die aktuelle Situation der Katholiken in China sowie das Verhältnis zwischen der Regierung dort und dem Vatikan verstanden werden. Das Gebet für den Papst ist für die offizielle katholische Kirche in China keine Selbstverständlichkeit. Zugleich führt die vatikanische Chinapolitik seit Jahren immer wieder zu kontroversen Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche. Die Kritiker werfen dem Papst und seinen Diplomaten Verrat der Katholiken gegenüber den chinesischen Machthabern vor. Andere sehen in dem Handeln die einzige Chance, gewisse Freiräume für die Katholiken im Land zu erhalten.

Franziskus startet mit zwei starken Botschaften ins Jahr 2020. Zum einen der Einsatz für die Würde der Frau, zum anderen sein politischer Appell zu „Dialog, Versöhnung und ökologische Umkehr“ in der Botschaft zum Weltfriedenstag. Jetzt wird er im Verlauf des Jahres Taten folgen lassen müssen. Das gilt auch für die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche. Die starken Worte von heute sind nur glaubwürdig, wenn sie sich auch auf die Kirche beziehen..

P.S. Wir wünschen allen ein gutes Jahr 2020.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

12 Kommentare

  • Novalis
    01.01.2020, 13:14 Uhr.

    Ihnen auch ein gesegnetes neues Jahr!
    Schon Joseph Ratzinger redete berechtigter Weise JP2 die Miterlöserschaft Mariens aus. Maria ist Miterlöste, nicht Miterlöserin. Ihre Beteiligung am Erlösungsgeschehen ist genauso groß und genauso klein wie bei jedem anderen Menschen: Sie, die Beteiligung, besteht in der vorbehaltlosen Annahme des reinen Geschenks der göttlichen Gnade, durch die Gott alle Menschen erlösen will.

  • Heilbründl
    01.01.2020, 14:48 Uhr.

    Im Umgang mit den Frauen muss sich dringend und schnell etwas ändern in der Kirche. Falls die jungen Frauen nicht mehr mitmachen, die jetzt Kinder erziehen, Tischmütter und Firmhelfer sind, die Kirche mit Blumen schmücken und noch viel mehr, wird es bald keine jugenlichen Kirchenmitglieder mehr geben und die Kirche in Deutschland löst sich wegen Mitgliedermangel auf, so wie jetzt mancher Briefmarkensammelverein.

    • Johannes
      02.01.2020, 11:20 Uhr.

      Was die klassischen Themen der Liberalisierung bzw Kritik der katholischen Kirche (Frauenpriestertum, Zölibat, Sexualmoral) angeht: die evangelische Kirche hat dies alles seit Jahrzehnten umgesetzt und verliert noch mehr Kirchenmitglieder. Von den Protestanten gehen weniger als 5% offiziell eingetragenen in die Kirche, während es bei den Katholiken immerhin 10% sind. Das zeigt, dass diese Themen nicht die Auslöser der Kirchenaustritte sind. Es gibt gute Gründe und Argumente für die Grundlagen der kath. Kirche so wie sie ist. Stattdessen muss sich die Kirche mit Neuevangelisierung beschäftigen, wie Papst Franziskus sagt. (Siehe zu diesen Gedanken z. B. das Buch von Bischof Stefan Oster / Peter Seewald: Gott ohne Volk?)

      • Heilbründl
        02.01.2020, 18:48 Uhr.

        Meine Tochter ist nach dem Firmunterricht innerlich aus der katholischen Kirche ausgetreten, als ihr bewusst wurde, wie sich die Möglichkeiten in der katholischen Kirche für Frauen darstellen und sie möchte jetzt evangelisch werden. Alle Bekannten von ihr, die sich noch als religiös empfinden, sind mittlerweile evangelisch.

      • Heilbründl
        02.01.2020, 20:11 Uhr.

        Von Bischof Oster sind wir alle sehr enttäuscht, er ist mein Diözesanbischof. Bischof Franz Eder, da hatten wir uns alle wohl gefühlt und gehofft, dass nach Bischof Wilhelm mit Bischof Stefan Schwung wiederkommt – war leider eine Fehlmeinung!

        • Novalis
          03.01.2020, 13:27 Uhr.

          Ich bin nicht enttäuscht von Bischof Oster. Meine Salesianerfreunde sagten mir, sie und noch viel mehr ihre Oberen hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, weil die Ernennung von Oster so katastrophal war. Normal würden die Oberen auch immer gefragt, wenn ein Ordensmann Bischof werden soll. Das hätten sie in diesem Falle abgelehnt, weil er nicht fähig genug sei.
          Publizieren kann er große Texte in schnellen Abständen. Allerdings halte ich den Inhalt für Schrott. Aus der Bibel kann man echt nicht ableiten, dass nur vaginaler Sex zwischen einem heterosexuellen Ehepaar gottgewollt sei – behauptet aber O. Überhaupt weiß er als Bischof sehr viel von Gottes Willen. Und er redet mir viel zu viel über seine Freundin, die er für den Ordensstand aufgegeben habe. Da wird man ja mit Gewalt auf Freud gestubst – Oster hat irgendetwas in seiner sexuellen Entwicklung nicht aufgearbeitet, meine ich. Ich persönlich verbuche das Gerede über die Freundin unter die Kategorie „The lady doth protest too much“. Er lenkt damit von seiner eigenen Orientierung ab, denke ich.

          • Heilbründl
            05.01.2020, 21:35 Uhr.

            Wie meinen Sie das mit der Orientierung?
            Jedenfalls war die Exfreundin von Bischof Stefan auch bei der Bischofsweihe dabei und mit Foto in der Passauer Neuen Presse (pnp. de)

      • Novalis
        02.01.2020, 21:56 Uhr.

        Mein lieber Joahnnes, wir brauchen Frauen im Amt und die Abschaffung des Zwangszölibats nicht, weil wir mehr Erfolg bei den Kirchenbesucherzahlen haben wollen, sondern weil die Ungerechtigkeit gegen Frauen und die, die sich keinem Geschlecht zuordnen können, ein Anschlag auf den Willen Gottes ist, den die Kirche umzusetzen hat – oder sie ist schlicht nicht. Denn eine Kirche, die die biblische Gleichheit der Menschen mit Füßen tritt, ist satanisch und spricht sich selbst das Urteil.

      • Novalis
        02.01.2020, 21:58 Uhr.

        Im Übrigen sind das Verbot des Frauenpriestertums und des Priestersex KEINE Grundlagen der Kirche. Ich hoffe doch sehr, dass das Apostolische Glaubensbekenntnis die Basis der Kirche ist.

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