Drei Jahre Papst Franziskus

An diesem Sonntag jährt sich die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst zum dritten Mal. Was ist passiert in diesen drei Jahren des Pontifikats des ersten Jesuiten, des ersten Lateinamerikaners auf dem Stuhl Petri? Die einen sagen, außer vielen Worten und einigen Gesten sei nichts gewesen. Andere sorgen sich nach wie vor um die Katholizität Bergoglios und fürchten, er könne das bisher klare Profil der katholischen Kirche verwässern. Wieder andere träumen von großen theologischen Reformen unter diesem Papst und werden nach dem dritten Jahr des Pontifikats langsam unruhig, weil eindeutige Veränderungen bisher ausgeblieben scheinen. Franziskus selbst zeigt sich unbeirrt und geht seinen Weg weiter. Er versteht sich als kritischer Zwischenrufer in einer unruhigen Zeit, in der das Kapital die Herrschaft übernommen zu haben scheint. Er will Pontifex sein, Brückenbauer zwischen politischen Gegnern, Konfessionen sowie Religionen und natürlich auch in der eigenen Kirche. Wer Brücken bauen will, muss sich mit der eigenen Positionierung mitunter zurückhalten, um als neutrale Instanz akzeptiert zu werden. Das bringt Franziskus bisweilen den Vorwurf der Standpunktlosigkeit ein. Doch wer sein Pontifikat und Lebenswerk aufmerksam verfolgt, erkennt eigene Standpunkte. Aber nur selten geht er damit hausieren.

Vom Zuspruch vieler Menschen getragen: Papst Franziskus startet ins vierte Amtsjahr. (Quelle: reuters)

Vom Zuspruch vieler Menschen getragen: Papst Franziskus startet ins vierte Amtsjahr. (Quelle: reuters)

Neue Balance der Themen

Schippert das Schifflein katholische Kirche seit drei Jahren ohne Richtung und festen Steuermann über das unruhige Meer der Gegenwart, wie es vor einiger Zeit Kardinal Raymond Burke glauben machen wollte? Wohl eher nicht. Sowohl inhaltlich als auch strukturell lassen sich bei Franziskus klare Linien erkennen. Er will eine neue Balance der Themen in der katholischen Kirche. Nicht mehr nur Sexualmoral, sondern auch die Sozialethik gehört zum Proprium des Christlichen ist Franziskus überzeugt. Daher verleiht er seiner Kirche ein deutliches sozialpolitisches Profil. Das bedeutet nicht, dass er bei den traditionellen Moralfragen Abstriche macht.

Abtreibung ist ein schweres Verbrechen, sagte er erst jüngst auf dem Rückweg von Mexiko. Die Homo-Ehe lehnt er ab, weil die Ehe für ihn eine Verbindung zwischen Mann und Frau ist. Wenn aber Italiens Politik um die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ringt, mischt er sich nicht ein. Sein Vorgänger hatte noch die spanische Bischofskonferenz bei ihren Family-Days mit Live-Schalten vom Angelus in Rom unterstützt. Franziskus ist zurückhaltender. Er sucht weniger die direkte Konfrontation. Sein Weg ist der des Dialogs. Zuletzt zeigte das die Choreografie des überraschenden Treffens mit den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill. Die noch bestehenden Differenzen zwischen den beiden Kirchen wurden hintan gestellt, weil angesichts der Lage der Christen in der Welt und der neu aufkommenden Spannungen zwischen Ost und West ein Brückenschlag notwendig und sinnvoll erschien.

Franziskus als Prophet?

Dass Franziskus auch anders kann, zeigt etwa seine scharfe Kritik am bestehenden Weltwirtschaftssystem. Hier sieht er sich als prophetischer Mahner in einer Welt, in der aus seiner Sicht nicht mehr der Mensch im Mittelpunkt steht, sondern allein wirtschaftliche Interessen. Dabei trifft er den Nerv vieler Menschen nicht nur in den Entwicklungs- und Schwellenländern, sondern auch in den Industrienationen, die den Eindruck haben, dass die Welt aus den Fugen zu geraten scheint. Umweltkatastrophen, Klimawandel, die immer größere Zahl kriegerischer Konflikte, die zunehmenden Flüchtlingsströme sowie die steigende soziale Ungerechtigkeit auch in den Industrienationen sehen sie als Indikatoren dafür. Franziskus hat sich in den drei Jahren seines Pontifikats zu einer der wenigen auch weltweit anerkannten kritischen Stimmen entwickelt, die zum Umdenken mahnt.

In der eigenen Kirche stößt er bisweilen auf heftigen Widerstand. Das betrifft sowohl strukturelle Reformen als auch inhaltliche Reformen. An beiden Stellen geht es nur mühsam voran. In den vergangenen Wochen rückte immer wieder neu das Thema Missbrauchsaufarbeitung in den Blick der Öffentlichkeit. Hier entsteht der Eindruck, dass zwar bei der Präventionsarbeit viel geleistet wird, bei der Aufarbeitung es aber enorme Mängel gibt. Das gilt auch für die Frage, wo Kirchenstrukturen Missbrauch sowie die Vertuschung begünstigt haben. Im Juni vergangenen Jahres hatte Franziskus angekündigt, dass auch Vertuschung durch Hierarchen in Vergangenheit und Gegenwart untersucht und geahndet werden soll. Doch bisher ist auf diesem Gebiet nichts Erkennbares geschehen.

Fehlt die Unterstützung?

Hier zeigt sich ein großes Problem in diesem Pontifikat: Wer macht sich die Ziele des Pontifex zu eigen und entwickelt die Impulse weiter, die Franziskus gibt? Das gilt auch in vielen anderen Bereichen. Wie oft hat das Kirchenoberhaupt bemängelt, dass Frauen nicht ausreichend in Entscheidungspositionen der Kirche vertreten seien. Doch geschehen ist bisher wenig. Da hilft es auch nicht viel, dass die vatikanische Tageszeitung L’Osservatore Romano in seiner jüngsten monatlichen Beilage zum Thema „Frauen und Kirche“ das Thema „Frauenpredigt“ ausführlich diskutierte. Man darf gespannt sein, wer diesen Ball aufgreift.

Drei Jahre sind kurz für einen Papst, von dem viele Seiten Reformen erwarten. Die Kardinäle hatten dem neuen Papst im Vorkonklave im März 2013 ein großes Päckchen an Wünschen und Reformvorschlagen geschnürt. Die Katholiken in aller Welt haben aus ihrer je eigenen Perspektive ebenfalls viele Wünsche. Dabei hat gerade der synodale Prozess zu Ehe und Familie gezeigt, wie unterschiedlich die Situationen in der katholischen Weltkirche sind und dass es immer schwieriger wird, Antworten zu geben, die allumfassend gelten können. Durch die Offenheit, die Franziskus der katholischen Kirche im Innern verordnet hat, wurde erstmals auch ganz offen deutlich, wie unterschiedlich und bunt diese Kirche auf Weltebene ist. Die spannende Frage ist, wie ein Papst damit umgehen kann und muss. Ein Weg für Franziskus ist es, den Schwerpunkt auf mehr Regionalität zu legen. Bischofskonferenzen und Ortsbischöfe nimmt er mehr in die Verantwortung, was sich auch beim nachsynodalen Schreiben zu Ehe und Familie noch einmal zeigen wird. Das führt automatisch zu mehr Vielfalt in der katholischen Kirche. De facto gibt es diese ja auch schon seit langer Zeit. Doch jetzt könnte sie auch zum offiziellen Programm werden.

Was ist katholisch?

Wenn Franziskus, wie jüngst bekannt wurde, der traditionalistischen Piusbruderschaft ein Angebot gemacht hat, das weit über die Zugeständnisse hinausgeht, die Benedikt XVI. bereit war zu machen, dann mag das auf den ersten Blick erschrecken. Doch es könnte gut in das Bild von Kirche passen, das Franziskus vorschwebt: eine Kirche, die nicht ausgrenzt sondern integriert – links wie rechts. Das würde dann aber doch eine sehr tiefgreifende Änderung dessen bedeuten, was katholisch ist. Und es würde neue Möglichkeiten und Wege für die ökumenischen Bemühungen bedeuten. Franziskus könnte damit eine neue Debatte darüber vom Zaun brechen, was eigentlich „katholisch“ ist. Die katholische Kirche geht im vierten Amtsjahr des Papstes vom anderen „Ende der Welt“ spannenden Zeiten entgegen.

P.S. Mehr zum Jahrestag der Wahl auch bei heute.de.

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

30 Kommentare

  • Silberdistel
    13.03.2016, 15:08 Uhr.

    Man sollte nicht vergessen, das diese 3 Jahre auch 3 „junge“ Jahre des Pontifex mit nur einer halben Lunge waren. Von Franziskus wurden praktisch alle Themen in der Zeit angesprochen, ohne das es jedoch zu konkreten strukturellen Veränderungen in der Kirche kam. Derweil droht mit zunehmenden Zeitverlust die „Obamaisierung“ des Pontifikats, d.h. mit hohen Erwartungen aller gestartet, aber auf dem harten Boden der Unzulänglichkeit letztendlich aufgeschlagen.
    Der auch vom Klerus erwünschte Reformpapst, der die Kirche nach 2 Jahrtausenden wieder zurück zur Nähe des eigentlichen Christentums führen soll; muß für die verbleibenden Jahre definitiv radikaler und viel jovialer, vorgehen. Sonst wird im groben Maßstab seine einzig nachverfolgbare Spur die Dusch- und Übernachtungsmöglichkeiten für Obdachlose auf dem Petersplatz sein und alles geht seinen alten Gang unter der Skandalkäseglocke der Exzellenzen und „Würdenträger“ weiter. Vermutlich reicht für einen solchen Ruck aber noch nicht mal ein Supermannpapst wie auf dem berühmt gewordenen Franziskus-Graffiti, sondern es muß ein Drittes Vatikanum her.

  • chrisma
    13.03.2016, 15:36 Uhr.

    Ich hatte mich ja schon etwas umfassender zum Pontifikat Franziskus im vorherigen Blog geäußert und möchte „drei Jahre Franziskus“ doch um Anlass nehmen die Äußerungen zu vertiefen.
    Ich kann den Weg des Pontifikats Franziskus schon in seinem ersten Lehrschreiben Evangelii Gaudium erkennen und nachvollziehen. Er schreibt darin über die Dynamik, die dem Erkennen folgt. „Herausgehen, Aufbrechen, sich nicht in sich einschließen, weggehen, aufbauen, gehen, begleiten. Er benutzt das so schrecklich moderne Wort „Selbstverwirklichung“, gibt diesem Wort aber eine gänzlich neue und andere Bedeutung. „Das Leben wird reifer und reicher, je mehr man es hingibt, um anderen Leben zu geben. Darin besteht letztendlich die Mission.“ Im Geben verwirklichen wir uns, finden den Sinn unseres Lebens und den Kern unseres Glaubens und die Freude an unserem Glauben. In EG findet noch etwas anderes statt: wir sind mit Jesus –auch so ein modernes Wort – auf Augenhöhe. Er ist unser Freund, unser Wegbegleiter. Nicht angehoben als ein abstrakter Gott über uns, sondern neben uns mit uns, im Lachen und Leiden sind wir nie allein. Wir können ihn um Rat fragen, mit ihm schimpfen wenn er wieder mal anders entschieden hat als wir uns das wünschen, und am Ende merken das seine Entscheidung gut für uns war. Jeden Tag nach Jesus und nach der Begegnung mit ihm suchen. In unserem Zentrum steht eben nicht eine Lehre, sondern eine Person und aus der Begegnung mit ihr mit Jesus erwächst unser Glaube. Auch wenn Papst Franziskus über „missionarischen Pfarrgemeinden“ spricht, sehe ich bei vielen deutschen Christen Fragezeichen in den Augen, dabei ist es so einfach. Von den Gemeinden (lateinamerikanisches Modell) geht die Kraft des Glaubens aus, hier spüren Menschen die etwas über Jesus, über unseren Glauben wissen wollen, die Freude und die Kraft die von ihm ausgehen. Hier hat die typisch deutsche Pfarrgemeinde noch einiges vor sich! In den Gemeinden wird praktisch geholfen, hier sind die Menschen im Sinne Jesu für einander da. Eben Barmherzigkeit. Hier wird auch die soziale Dimension unseres Glaubens selbst sichtbar, die letztlich im dreifaltigen Gott als dem Urbild aller Gemeinschaft ihren Grund hat. Von unseren Gemeinden sollte nicht zuletzt die von Papst Franziskus in den Mittelpunkt von EG gestellte „Neuevangelisierung“ ausgehen, die in vollem Umfang der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils ( Lumen gentium“, „Apostolicam actuositatem“) entspricht.
    Franziskus sprengt die Grenzen zwischen „progressiv und konservativ“. Es gelingt keinem der Lager ihn für sich zu vereinnahmen. Die diversen „Machtphantasien“ der Lager sind für ihn kein Thema, weder schließt er die eine Hälfte aus der Kirche aus, noch streicht er was der anderen Hälfte nicht passt. Dank auch für die Heiligsprechung von beiden Päpste Johannes XXIII und JP II. Eine bessere Geste braucht es nicht. Wer nur an Vatikan-Geschichten interessiert ist, wird die Spiritualität und die Notwendigkeit einer inneren Haltungsänderung verpassen. Die erneute Besinnung auf das synodale Prinzip ist ein Schlüsselthema des Pontifikats, eigentlich schon im Zweiten Vatikanischen Konzil und unter Paul VI. dagewesen wird von Franziskus – nach langjähriger „Blockade“ aufgegriffen und realisiert.
    Franziskus hat das Gesicht seiner Kirche grundlegend verändert. Er wird es weiter tun…….und es gibt in unserer Weltkirche sehr sehr viele Menschen die im folgen.

    • Ullrich Hopfener
      14.03.2016, 10:49 Uhr.

      @Liebe Chrisma, danken Sie Gott dafür, dass er Ihnen die Anlage(Gabe) der klaren Formulierung geschenkt hat;

      ich „kenne“ jetzt auch das 7. Pontifikat.
      an Pius XII erinnere ich mich als Bub eher unwirklich.. eher irreal. der muss nicht aus Klo.

      geschweige denn in die Badewanne. Kurz und gut einfach kein richtiger Mensch..( das waren eben meine auch von Geist-lichen geprägte) Fantasien..

      und dann Johannes!! an Pfingsten 1963(?) habe ich am Radio sitzend bitterlich geweint um diesen Gütig- Barmherzigen Propheten, der immer stolz auf sein einfache bäuerliche Herkunft war!!

      LEIDER ist der Luciani- Papst bei den meisten vergessen, für mich ein ganz großer, weil er uns in den wenigen Wochen seines Dienstes etwas vom gelobten Land gezeigt hat!!
      in diesem Zusammenhang ist es mir wichtig, dass wir in der Kirche etwas weniger diese weltliche „Buchhaltung“ leben sollten-gerade im Zusammenhang mit Franziskus fällt mir dieses besonders in D. immer wieder negativ auf

      … wenn wir auf Jesus mit SOLCHEN Vorgaben schauen verraten wir ihn, denn auch die Niederlage ,ja das “ Scheitern“ ist AUCH bei ihm wesensimmanent..
      —————————————
      aber eigentlich wollte ich noch auf etwas anderes hinweisen, an dem es uns euro-zentrierten Menschen oft MANGELT:

      die unbedingte EINHEIT!!! eines innerlichen Gebetsleben mit dem sozialen und politischen Engagement für die Ausgeschlossenen in ALLEN Facetten !!

      ich meine da könnten wir bei den Basis Gemeinden in Südamerika viel Lernen.
      beim Mexikobesuch die Messe bei der „Morenita“ hat mir etwas verdeutlicht: offensichtlich ist die Volks-Frömmigkeit- (auch das wallfahren)- dort Ganzheitlicher ins politische UND geistliche Leben integriert..

      ich hab vor Jahren mal an einer Wallfahrt-mehr aus Gefälligkeit- nach Altötting teilgenommen und mich dabei aus den vorher beschriebenen Gründen ganz schlecht gefühlt…
      in der Gnaden Kapelle die Herzen von bayrischen HERRSCHERN(bzw.das was da noch übrig ist)!!! -HAllO- und irgendwo ein Marienbild. Die Herrschaft von „Thron und Altar“

      ich hab den Eindruck, das das in Guadeloupe ganz anders ist.. eben mehr ein GANZES

      • Wanda
        14.03.2016, 17:40 Uhr.

        Ulrich Hopfener 10:49
        – wenn Sie in Lateiamerika und speziell in Mexico den Alltag erleben, dann würde Ihnen vielleicht auch aufgehen, dass gerade in diesen „Katholischen Latino-Erbländern“ mit ihrer Virgen de Guadalupe das tägliche Verbrechen in einem uns Europäern unglaublichem Masse absolut normal ist; Frauen und Kinder enorm zu leiden haben, der kleine Gauner wie der grosse Jefe der Kartelle jedoch trptzdem einen Rosenkranz mit dem Bild der Morenita am Rückspiegel des Autos hängen haben und sich bei jedem begangenen Mord oder Untat bekreuzen…
        Die Familien, selbst auf dem Lande, bestehen nur in der Regel noch aus der alleingelassenen Frau mit ihren zahlreichen Kindern, aber wehe die Frau möchte sich scheiden lassen. Von den unzähligen minderjährigen Müttern ganz zu schweigen…
        DAS ist die Realität in Lateinamerika und die Mittelamerikanische Staaten wie Honduras, El Salvador etc. überbieten dieses negative Szenario noch…

        • Silvia
          15.03.2016, 12:18 Uhr.

          Wanda
          14.03.2016, 17:40 Uhr.

          Diese Information weitet doch sehr den Blick auf die REALITÄT! Hierzulande schwärmt man immer nur von den tollen Basisgemeinden, der tief in alle Facetten des Lebens integrierte Volksfrömmigkeit usw.

          Und „wir“ werden immer wieder dazu aufgefordert, sich an diesen Basisgemeinden ein Beispiel zu nehmen (und uns ansonsten schuldig dafür zu fühlen, dass bei uns immer noch zivilisiertere Verhältnisse herrschen).

  • Silvia
    13.03.2016, 16:17 Uhr.

    Meines Wissens nach heißt „katholisch“ allumfassend.
    Sämtliche Strömungen in der rk Kirche, auch außenseiter wie die Piusbruderschaft, integrieren zu wollen, klingt zunächst gut.

    Dadurch wird aber das innerkirchliche Gezänk über „die Lehre“ und den richtigen weg für katholische Christen noch schlimmer werden.

    Und diese Unterschiedlichkeit oft unversöhnlicher Auffassungen findet man bereits in einer einzigen Pfarrei, die ja ihrerseits auch nur eine von mehreren Pfarreien innerhalb einer Seelsorgeeinheit unter einem einzigen Pfarrer ist.

    Im Zusammenhang mit der Familiensynode verteidigen auch bei uns die Einen den Ausschluss der WvG von den Sakramenten bis aufs Blut und die Anderen wünschen sich noch mehr Öffnung und wer am lautesten schreit, setzt sich zuerst mal durch.

    Jeder Pfarrer / Priester hat auch nun mal seine ureigene Meinung und kann sowieso nicht alle Fraktionen zufrieden stellen.

    Auch schon deswegen braucht es klare Vorgaben seitens des Papstes. Und wenn der Pfarrer wechselt, rudert „das Schiff, das sich Gemeinde nennt“, dann nicht selten plötzlich in die entgegengesetzte Richtung.

    Alle mit ins Boot zu nehmen kann nicht heißen, jedes Grüppchen dann selbst bestimmen zu lassen, was katholisch ist und wohin der Kurs geht, das führt nicht zur Einheit.

    Die rk Kirche ist auf den römischen Fels, also den Papst, als obersten Steuermann gebaut, also muss er auch steuern.

    Aus meiner Sicht stiftet Franziskus zu viel Verwirrung.

  • Hermann-Josef Hake
    13.03.2016, 18:57 Uhr.

    Wenn ich an die Zeit nach dem Tod von Papst Johannes Paul II denke, vor allem an die Namen, die bis zum damaligen Konklave genannt wurden, fällt mir immer ein, dass ein Argentinier zu den ersten 5 gehörte. Heute komme ich dazu zu sagen, dass damals der Heilige Geist nicht ganz zu spüren war. Den Argentinier haben wir zu spät als Papst bekommen.

  • Silvia
    13.03.2016, 21:43 Uhr.

    Silberdistel
    13.03.2016, 15:08 Uhr.

    Vor knapp zwei Jahren, als ich noch in den höchsten Tönen von Franziskus geschwärmt habe, sagte eine sehr alte, inzwischen verstorbene Dame zu mir „abwarten, denken Sie an Obama“.

    Reformgruppen fordern teilweise schon seit Jahren vor Franziskus ein 3. Vatikanisches Konzil, mal eine oder zwei Synoden zu einigen brisanten Themen reichen da nicht aus.

    Als Johannes XXIII drei Jahre Papst war, fing gerade das 2. Vatikanum an und der war ungefähr so alt wie Franziskus bei seiner Wahl und hatte nicht die heutigen technischen Möglichkeiten bei der Vorbereitung, aber die Ankündigung und Vorbereitung des Konzils hatte er bereits drei MONATE nach seiner Wahl in Angriff genommen.

  • Wanda
    14.03.2016, 1:02 Uhr.

    – die rk-Kirche hat unabhängig von den wechselnden (und oft gegensätzlichen) Führungspersonal eine gravierenden Fehler: zuviel theologische Salbaderer im Klerus und speziell von diesem erlauchten Kreis viel zu wenig oder kaum gelebtes praktisches Christentum…
    Und das gläubige Fussvolk ? Nimmt es zur Kenntnis und resigniert. Was bleibt ihm seit fast 2000 Jahren anderes übrig ?
    Pardon, es darf (siehe dieses Blog) diskutiert werden. Und das war in der Kirchengeschichte schon mal anders…

  • bernardo
    14.03.2016, 14:54 Uhr.

    Drei Jahre Franziskus: Was bleibt, würde Franziskus heute zurücktreten?
    Viele Gesten, noch mehr Worte, manche gute Tat (wie die Duschen für Obdachlose), vielleicht viele kleine Samen, die wir heute nicht erkennen. Einen „großen Wurf“, eine Leitidee vermag ich nicht zu erkennen. An Engagement für die Tiere hätte ich mir wie papessa mehr gewünscht.

    Was Idomeni angeht: Es gibt kein Recht für Flüchtlinge im Land ihrer Wahl zu leben. (Nach Genfer Flüchtlingskonvention stehen ohnehin zunächst einmal die Nachbarländer in der Pflicht, sie aufzunehmen.) In Griechenland sind sie vor Krieg und Verfolgung sicher. Noch ein Punkt: Nein, weder bin ich extrem konservativ (sonst würde ich nicht Humanae Vitae u.a. mit Skepsis betrachten, wäre mir der Integralismus der Piusbrüder suspekt, würde ich mich stärker für liturgische Fragen interessieren) noch bin ich hartherzig oder gar grausam. Aber die Prinzipien der Staatsführung sind die Prinzipien der Vernunft, nicht der Mitmenschlichkeit oder „Empathie“.

    • Silvia
      14.03.2016, 16:55 Uhr.

      bernardo
      14.03.2016, 14:54 Uhr.

      Was Idomeni angeht, so müsste niemand dort in Regen, Matsch und Kälte ausharren, noch dazu mit Kleinkindern, denn in Griechenland stehen befestigte und trockene Unterkünfte zur Verfügung für diese Flüchtlinge.

      Es ist unverantwortlich, wenn Eltern Leben und Gesundheit ihrer Kinder riskieren, indem sie dort ausharren um eine Aufnahme in Deutschland durchzusetzen, während sie in Griechenland in trockenen Unterkünften unterkommen könnten.

      Wie immer sind es die Schwächsten – in dem Fall die Kinder – die leiden müssen.

      Wenn einigermaßen geordnete Verhältnisse herrschen würden, müsste man die kleinen Kinder auch gegen den Willen ihrer Eltern in menschenwürdige Unterkünfte in Griechenland bringen.

      • chrisma
        16.03.2016, 3:47 Uhr.

        Ich hatte heute Abend ein kurzes Telefonat mit einer Ärztin (Freundin)die für Ärzte ohne Grenzen in Idomenie tätig ist. Es ist und bleibt eine humanitäre Katastrophe die sich vor unseren Augen abspielt. Wir lassen die Flüchtlinge und die Griechen in ihrer Not allein. Eiseskälte ist das richtige Wort für die Haltung einiger Blogger, Zynisch wird es allerdings wenn gefordert wird den Flüchtlingen ihre Kinder wegzunehmen. Den Argumenten von @ Wrightflyer und @Ullrich schließe ich mich nachdrücklich an.

    • Ullrich Hopfener
      14.03.2016, 19:13 Uhr.

      BERNARDO
      1. was Sie über die scheinbare Sicherheit der Flüchtlinge schreiben ist im weltlichen Raum durch unsere Verfassung, die für mich nicht nur gilt aber auch leidenschaftlich verteidige.

      2. „theologisch“ ist das nicht akzeptabel, weil wir ihnen-wie in der Eucharistie- JESUS SELBER begegnen. die Realität in IDOMENI steht für unsere Eiseskälte!
      Und wenn dann „christliche“ PolitikerInnen „Anti-imigrantische Schutzwälle“ errichten ist das die klassische Verleugnung Gottes!

      also nochmal, ihre Aussage ist von der Meinungsfreiheit absolut gedeckt..
      punkt 2 bezieht sich auf Christen und „Menschen guten Willens“

      • Wanda
        15.03.2016, 16:21 Uhr.

        Ulrich Hopfener 19:13
        – das sollten Sie vielleicht Herrn Kardinal Marx sagen, der ständig aus seinem warmen und hochdotierten Amt zur Barmherzigkeit den Flüchtlingen gegenüber aufruft, und auch den milliardenschweren Bistümern wir Paderborn oder Köln, etc… Na, wie wär´s damit, vieleicht haben Sie Erfolg ?

        • Ullrich Hopfener
          16.03.2016, 9:00 Uhr.

          Wanda
          ja auch ,ABER ZUALLERERST bin ich als Christ gefragt. Die Bergpredigt spricht mich ganz PERSÖNLICH An.
          Klar die reichen Diözesen, Aber Jesus meint uns erst mal GANZ PERSÖNLICH. es fängt bei mir an, ob ich teile und Christ sein möchte!!

  • chrisma
    15.03.2016, 16:32 Uhr.

    Klar kann sich jeder Verbrecher hinter Gott, der heiligen Jungfrau oder wem auch immer verschanzen, mit dem katholischen Glauben hat das nichts zu tun. Und schon gar nicht dem tief im Volk verwurzelten Glauben an die heilige Jungfrau Maria der Mittel-und Südamerikaner. Zu den Basisgemeinden in Mittelamerika: sie haben sich inzwischen erholt und sind auf einem guten Weg. Perfekt ist nichts. Aber die ökonomisch desaströse Situation sollten wir doch aus wirtschaftlichen und/oder soziologischen Fakten erklären. Sowohl für Mittel-als auch Lateinamerika.
    Das was ich hier vor allem über Lateinamerika lesen musste ist von keinerlei Kenntnis über die reale Situation in den doch sehr verschieden Ländern dieses Kontinents geprägt. Beschränken möchte ich mich in meinem Post auf die Länder die ich aus persönlichem erleben kenne. Enge familiäre Bindungen habe an die Gegend um Porto allegro in Brasilien. In der Tat haben die Basisgemeinden unter den willkürlichen Aktionen des Opus Dei gelitten und sich evangelikalen Gemeinden sehr ausgebreitet. Aber verschwunden sind die Basisgemeinden nicht. Zwei Jahre haben mein Mann und ich als Ärzte in Bolivien gearbeitet, unsere Zwillinge (Söhne) sind dort zur Welt gekommen. 10 Jahre haben wir in Peru gelebt und gearbeitet. Hier sind unsere beiden jüngeren Söhne auf die Welt gekommen. Unsere Zwillingssöhne leben und arbeiten in Peru, sind inzwischen verheiratet (beide Schwiegertöchter sind Quechua). Es gibt wesentliche Unterschiede in der Glaubens-Arbeit in den Ballungsgebieten und in den Weiten der Länder. Nein die Basisgemeinden sind „nicht alle kaputt“ beileibe nicht. Vielfach werden sie von den Frauen erhalten, die Frauen halten die Wortgottesdienste, Predigen dabei auch, spenden die Kommunion u.ä. halten das Gemeindeleben in Gang. Viele Priester, Ordensfrauen arbeiten in Slum unter teilweise abenteuerlichen Umständen. Versuchen im Armuts-und -Drogenalltag eine Perspektive zu geben. Ich bewundere diese Kraft und weiß das sie aus unserem Glauben kommt. Nichts ist Ideal, aber wo ein Wille ist gibt es einen Weg. Der katholische Glaube lebt in Lateinamerika mit allen Facetten die er zu bieten hat, mit all seinem inhaltlichen Reichtum aber eben auch mit all seinen Problemen. Soweit,,,,

  • Ullrich Hopfener
    16.03.2016, 11:03 Uhr.

    ergänzend.Franziskus und Mutter Theresa 2provozieren“ uns dahingehend selbst ein GEISTLICH-SOZIALES im Alltag leben und uns nicht zu stark hinter einem „Verbandskatholizismus zu verstecken. vgl: die Rede von Benedikt XVI in Freiburg..

  • Jürgen Erbacher
    Jürgen Erbacher
    16.03.2016, 11:07 Uhr.

    Es geht hier im Text um die ersten drei Jahre des Pontifikats von Papst Franziskus und nicht um das Thema Flüchtlinge. Daher werden wir weitere Kommentare zu diesem Thema nicht mehr freischalten.

    • Silvia
      16.03.2016, 11:25 Uhr.

      Herr Erbacher, ich finde es dankenswert und sehr gut, dass Sie sich jetzt öfter hier einschalten.

      Ich war von beruf Sozialarbeiterin, u.a. beim Caritasverband und beim Jugendamt. Das deutsche Familienrecht geht grundsätzlich vom KINDESWOHL aus und sieht es von daher vor, wenn dieses gefährdet ist, Kinder (vorübergehend) von ihren Eltern zu trennen.

      Von dieser MEINER Berufserfahrung gehe ich aus und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie dieses Posting von mir veröffentlichen würden, obwohl es auch nicht zu „Drei Jahre Papst Franziskus“ gehört, aber Sie sehen ja selbst, dass es trotz Ihrer Ermahnungen und Bemühungen immer wieder zu persönlichen Angriffen hier im Blog kommt.

    • Wanda
      16.03.2016, 19:45 Uhr.

      – dann hätten Sie jedoch schon vorher bei Bernardo, Chrisma, Wrightflyer usw. einschreiten müssen, oder ?

      • Jürgen Erbacher
        Jürgen Erbacher
        17.03.2016, 19:03 Uhr.

        Wenn eine Diskussion beendet wird, gibt es nie den richtigen Zeitpunkt. Rückwirkend alle bereits verfassten Kommentare zu löschen macht dann auch wenig Sinn.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      17.03.2016, 19:00 Uhr.

      In der Tat ist es schwierig, Papst Franziskus ohne das Thema Flüchtlinge zu sehen. Da stimme ich Ihnen zu, Papessa. Erst gestern hat er bei der Generalaudienz indirekt die Schließung der Balkanroute kritisiert. Migranten säßen im Freien und ohne Nahrung fest, „weil viele Türen und Herzen verschlossen sind“. „Mir gefällt es sehr zu hören und zu sehen, wenn Nationen und Regierungschefs ihre Herzen und die Türen öffnen“, ergänzte er. Doch ist das Thema Flüchtlinge hier im Blog ein Thema, das nicht ohne Polemik, Unterstellungen und Verletzungen anderer Kommentatoren diskutiert wird. Daher mussten wir das jetzt einmal an dieser Stelle beenden. Das bedeutet nicht, dass das Thema damit von der Agenda hier im Blog gestrichen ist. Im Gegenteil, es wird uns sicher auch wieder bveschäftigen. Nur an dieser Stelle, wo es in der Bilanz der drei Jahre nicht um das Thema Migration ging, haben wir es abgeschlossen.

      • papessa
        17.03.2016, 20:09 Uhr.

        Sehr geehrter Herr Erbacher,
        es wäre dennoch nett gewesen, wenn Sie meine beiden Postings noch frei geschaltet hätten. Denn ich habe mich bemüht, sachlich zu argumentieren und niemanden der hier mitschreibenden Blogger anzugreifen.
        Noch ist ja die Diskussion nicht geschlossen und Sie haben andere Mitschreibende ja noch frei geschaltet und so bitte ich Sie, meine Postings, die ich mit nicht unbeträchtlichem Zeitaufwand verfasse, zu prüfen und den anderen doch noch zum Lesen zu geben. Papst Franziskus muss sich an seinen Worten und Gesten messen lassen. Seine Worte allein helfen niemandem in Idomeni – und es muss möglich sein, sachlich-kritisch diese Worte abzuwägen. Zumal an Papst Benedikt ja kein gutes Haar mehr gelassen wird, wie ich feststellen muss, und es auch akzeptieren muss als die Meinung Andersdenkender.
        Ich hoffe auf Ihr Entgegenkommen.
        Mit freundlichen Grüßen
        Papessa

        • Jürgen Erbacher
          Jürgen Erbacher
          21.03.2016, 7:47 Uhr.

          Wir hatten leider schon festgelegt, dass keine weiteren Posts zum Thema Flüchtlinge an dieser Stelle möglich ist.

      • Wanda
        17.03.2016, 22:03 Uhr.

        – Frage mich wirklich, Herr Ebacher, wo mein Beitrag (16:00), der auf eine ähnliche Situation in den frühen Neunzigern eingeht und diese mit der heutigen vergleicht, irgendeine Polemik, Unterstellung oder Verletzung anderer Kommentatoren enthalten soll ?
        Wäre Ihnen für eine Erklärung dankbar…

        • Jürgen Erbacher
          Jürgen Erbacher
          18.03.2016, 8:46 Uhr.

          Weil an dieser Stelle nach unserer Mitteilung keine weiteren Kommentare zum Flüchtlingsthema freigeschaltet werden.

          • Wanda
            18.03.2016, 15:53 Uhr.

            – anscheinend selektiv…

  • chrisma
    16.03.2016, 20:02 Uhr.

    Zum Thema „der Papst stiftet zu viel Verwirrung“ gibt es noch einige Gedanken:Franziskus hat den Prozess der Dezentralisierung beschleunigt: „Die stark vatikanzentrierte Kirche war gegen die Nationalismen und Militarismen des 19. Jahrhunderts sinnvoll, ist es aber nicht mehr in der globalisierten Welt. Statt feste Positionen und Regeln aufzustellen, stößt der Papst völlig angstfrei Prozesse in Richtung einer „Dynamisierung des Glaubens“ an – „womit er letztlich für ein sehr anstrengendes Christentum steht“, Unmöglich geworden ist im neuen Pontifikat die nur in Europa und Nordamerika übliche Einordnung in „liberal“ und „konservativ“,„Im deutschen Sprachraum gibt es viele die sich selbst als progressiv sehen, doch seit 40 Jahren dasselbe sagen. Das halte ich für konservativ. Viele, die wir hingegen für konservativ halten, sind hingegen offen und pastoral; die Schubladen stimmen also nicht mehr. Nach Pater Hagenkord SJ

    • Wanda
      18.03.2016, 16:11 Uhr.

      Chrisma 20:02
      – wenn Sie schon auf die Nationalismen und Militarismen des (gemeint war wohl) 20.Jahrhunderts mit seinen beiden Weltkriegen eingehen, sollte man vielleicht auch erörtern warum die Geistlichen beider grossen Konfessionen die Waffen aller Kombattanten für die „gute Sache“ segneten, ohne dass ihre Religions-Oberen (hier der Vatikan) einschritten und ein Machtwort sprachen.
      Das als sinnvoll vatikanzentriert zu bezeichnen, ist schon stark. Eher kann man wohl von schuldhaftem Verhalten bzw. Wegschauen sprechen…

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