Rühriger Almosenmeister

Papst Franziskus braucht Geld für soziale Projekte. Dafür lässt sich der Päpstliche Almosenmeister Erzbischof Konrad Krajewski einiges einfallen. Seit Monaten sorgt sein Vorstoß für Unmut, dass künftig päpstliche Segenspergamente nur noch von seinem Büro vertrieben werden dürfen und nicht mehr von den Devotionalienhändlern rund um den Vatikan. Dadurch soll mehr Geld in die päpstliche Sozialkasse kommen. Jetzt wurde bekannt, dass der Vatikan Geschenke, die Papst Franziskus seit seiner Wahl erhalten hat, als Preise für eine Lotterie zur Verfügung stellen will. Jedes Los kostet 10 Euro. Der Erlös fließt in die päpstliche Wohlfahrtskasse.

10 Euro für einen guten Zweck

Erzbischof Krajewski ist rührig. Nicht nur, dass man ihn abends rund um den Vatikan „streifen“ sehen kann im Gespräch mit den Obdachlosen, die etwa unter den Arkaden vor dem Eingang des Vatikanischen Presseamts jeden Tag aufs Neue ihr Nachtlager einrichten; auch wenn es um neue Ideen zur Steigerung der Einnahmen für die päpstliche Wohlfahrtskasse geht, geht er neue Wege. Die Idee für die Lotterie soll zwar aus den Reihen des Vatikanischen Governatorats, also der Verwaltung des Staats der Vatikanstadt gekommen sein, doch sie passt zu den neuen Wegen, die Almosenmeister Krajewski geht. Papst Franziskus soll schnell von der Aktion überzeugt gewesen sein.

Die Preise, die es zu gewinnen gibt, sind durchaus attraktiv. Darunter sind etwa ein weißer Kleinwagen eines italienischen Herstellers mit Allradantrieb, ein Tandem, mehrere Uhren, eine Videokamera sowie eine Kaffeemaschine. Lose gibt es nicht nur für Vatikanmitarbeiter, die früher schon einmal von Geschenken an die Päpste profitierten, sondern jeder kann an den Verkaufsstellen des Vatikans ein Los kaufen etwa bei der Vatikanpost, in den Vatikanischen Museen oder in der Vatikanbuchhandlung. Traditionell werden Geschenke in Form von Lebensmitteln an den Papst schon seit vielen Jahren direkt an Sozialeinrichtungen weitergereicht. Die bekamen auch immer wieder andere Geschenke gespendet. Das wird sich jetzt wohl in Teilen ändern, wenn einzelne Geschenke für die Lotterie zur Verfügung gestellt werden.

Wer darf Segensurkunden vertreiben?

Für heftige Diskussionen sorgt nach wie vor die Entscheidung von Erzbischof Krajewski, künftig nur noch über das Almosenamt die sogenannten „Päpstlichen Segensurkunden“ zu vertreiben. Dabei handelt es sich um ein Pergament, auf dem der amtierende Papst aus Anlass eines Geburtstags oder Jubiläums, einer Priesterweihe oder Ordensprofess gratuliert. Der Erlös aus dem Verkauf der Segensurkunden fließt in die Kasse des Almosenamts. Bisher konnten diese Urkunden auch in Devotionalienläden rund um den Vatikan erworben werden. Die Besitzer mussten einen Teil des Erlöses an das Päpstliche Almosenamt abführen. Die Urkunden ließen sie bei Kalligraphen erstellen. Die fürchten jetzt um ihre Jobs, wenn ab Anfang 2015 nur noch Krajewskis Büro direkt die Papiere vertreibt und die Urkunden in Klöstern anfertigen lässt. Für den Erzbischof aus Polen hat es den Vorteil, dass er einen größtmöglichen Erlös erzielen kann für seine Sozialkasse.

Früher lag der Erlös aus den Segensurkunden bei rund 250.000 Euro im Jahr. Seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus haben sich nach Angaben von Erzbischof Krajewski die Einnahmen verdoppelt. Insgesamt hat die Almosenstelle 2013 rund zwei Millionen Euro an Hilfsbedürftige verteilt. Jeden Morgen bringt ein vatikanischer Gendarm einen Stapel von Briefen aus dem Büro des Papstes in das des Almosenmeisters, damit sich dieser der Hilfegesuche annimmt. Das können finanzielle Engpässe einer jungen Familie sein, die Nachwuchs erwartet, Probleme bei der Finanzierung von teuren Medikamenten oder schlicht ein Zuschuss für die Stromrechnung oder Miete.

Missbrauch in Spanien

Ein Brief an den Papst spielt auch in einer anderen, sehr gravierenden Angelegenheit eine Rolle. Ein solcher soll Untersuchungen von Fällen sexuellen Missbrauchs durch Kleriker in Spanien ausgelöst haben. Wie lokale Medien gestern berichteten, wandte sich ein Opfer im August direkt an Franziskus. Der Papst soll ihn daraufhin umgehen angerufen und zu einem Gespräch in den Vatikan eingeladen haben.  Im Oktober soll der heute 24-jährige Spanier dann die staatlichen Behörden informiert haben. Das Erzbistum Granada bestätigte auf seiner Internetseite, dass es Ermittlungen gegen mehrere Geistliche gebe. Ob diese Untersuchungen bereits vor dem Brief des Opfers an den Papst aufgenommen worden waren oder erst auf Druck des Papstes, ist aktuell nicht ganz klar.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.