Auf Teufel komm raus

Hat der Papst einen Exorzismus vorgenommen oder hat er nicht? Diese Frage beschäftigte die (italienischen) Medien und war selbstverständlich für mehrere Schlagzeilen gut. Wie üblich hatte Franziskus am Pfingstsonntag noch eine Fahrt über den Petersplatz gemacht und war ausgestiegen, um Menschen zu begrüßen und zu segnen. Beobachter wollen nun gesehen haben, dass er dabei einem Rollstuhlfahrer die Hände aufgelegt  und gebetet habe und dieser anschließend den Mund geöffnet und gezuckt habe. Daraus entstand das Gerücht, der Papst habe einen Exorzismus gesprochen, die Reaktionen des Kranken seien ein Beweis dafür.

Das Dementi des vatikanischen Pressesaales erfolgte sofort: „Der Papst hat keinen Exorzismus vollziehen wollen“, so Pressesprecher Federico Lombardi. Und der Chefredakteur von TV 2000, das die Meldung verbreitet hatte, entschuldigte sich offiziell beim Papst wegen der Verbreitung einer nur zum Teil wahren Meldung. Man könnte darüber zur Tagesordnung übergehen, wenn es nicht zwei Themenkreise berühren würde, die weiterer Gedanken wert sind. Zum einen geht es um das übersteigerte Medieninteresse und die Instrumentalisierung des Papstes für die jeweiligen Zwecke, zum anderen um die Frage nach der Existenz des Bösen und den Exorzismus generell.

Der neue Stil des Papstes aus Argentinien, sein unbeschwerter Umgang mit Menschen, erregt immer noch das Interesse der Öffentlichkeit. Die Fotos von der Audienz der Bundeskanzlerin beim Papst sind durchaus geeignet, deren Sympathiewerte zu steigern und werden in diesem Sinne auch verwendet. Journalisten beobachten jeden seiner Schritte und jedes seiner Worte, und wer sich auf Franziskus berufen kann, schwimmt mit auf der Welle der Sympathie.

So auch die Kreise, die fest an die Existenz des Bösen in Gestalt des Satans glauben und Exorzismus für eine legitime Form kirchlichen Handels halten. Chefexorzist Gabriele Amorth lässt das Dementi des Vatikans daher auch nicht gelten, für den 88-Jährigen war der Rollstuhlfahrer ganz klar von Dämonen besessen und das Gebet des Papstes sei ein Exorzismus gewesen. Auffallend ist auf jeden Fall, dass Franziskus – wie vermutlich viele Lateinamerikaner – ein anderes Verhältnis zum Teufel hat als die Europäer. In seinen Ansprachen zitiert er ihn weit häufiger als Benedikt XVI. dies je getan hat. „Satan ist ein schlechter Zahlmeister. Er betrügt uns immer“, sagte er in einer Predigt vergangene Woche.

Man wird in diesem Pontifikat noch mehr vom Teufel hören.

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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.