Konklave startet am 7. Mai
Nun steht es fest. Ab dem 7. Mai wird die Welt wieder gebannt auf einen Kamin starren. Dann starten die Kardinäle ins Konklave. Damit nehmen sie sich etwas mehr Zeit für ihre Beratungen vorab, als viele Beobachter erwartet hatten. Dies dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass sich die Kardinäle nicht sehr gut kennen, die Themen komplex sind und noch immer erst rund 100 Wähler anwesend sind. Noch fehlt also fast ein Viertel derer, die ins Konklave einziehen werden. Das hilft nicht gerade beim Kennenlernen. Erschreckend sind die Zahlen die heute zur Teilnahme bei Papstveranstaltungen im Vatikan während des Pontifikats bekannt gegeben wurden.
Missbrauch war Thema
180 Kardinäle waren am Vormittag bei der fünften Generalkongregation anwesend. Nach Angaben des Vatikans gab es rund 20 Wortmeldungen. Zu den Inhalten gab es nur einen kurzen Überblick: die Beziehung der Kirche zur Welt heute und die Herausforderungen, die sich daraus ergeben. Die Evangelisierung, die Beziehungen zu anderen Religionen sowie das Thema Missbrauchs wurden angesprochen. Mit Blick auf das Verhältnis zu den anderen Religionen gab es in den vergangenen Tagen immer wieder auch kritische Stimmen von eher konservativen Kardinälen zum Kurs des verstorbenen Pontifex. Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller erklärte gegenüber einer italienischen Zeitung, der neue Papst müsse den Kurs überdenken. Zwar seien Dialoge durchaus in Ordnung, doch müsse jede Form des Relativismus vermieden werden.
Ausgehend von den Wortbeiträgen erörterten die Kardinäle die Qualitäten, die der neue Papst besitzen müsse, um wirksam auf diese Herausforderungen zu reagieren. Eine der wichtigsten Entscheidungen des Vorkonklaves ist die Festsetzung des Starttermins des Konklaves. Dieser wurde heute auf den Mittwoch kommender Woche festgelegt. Morgen findet die erste von zwei geistlichen Betrachtungen statt, die für die Zeit des Vorkonklave von der Konklaveordnung vorgesehen sind. Die Kardinäle hatten sich vergangene Woche auf den Abt von Sankt Paul vor den Mauern, Dom Donato Ogliari OSB, geeinigt für die erste Betrachtung. Der ganze Prozess der Vorbereitung auf die Wahl und dann die Durchführung soll ein geistlicher Prozess sein. Entsprechend sind an mehreren Stellen im Prozedere geistliche Betrachtungen vorgesehen. Die zweite Betrachtung wird der ehemalige Päpstliche Hausprediger, Raniero Cantalamessa, halten. Das Datum steht noch nicht fest.
Personalie Becciu
Was heute offenbar entschieden wurde, ist die Personalie Becciu. Der langjährige Substitut und spätere Präfekt der Heiligsprechungskongregation wird nicht am Konklave teilnehmen. Bei der heutigen Versammlung der Kardinäle soll er mitgeteilt haben, dass er nach wie vor davon ausgehe, dass er ein Recht auf die Teilnahme habe, aber darauf verzichten werde. Vorausgegangen waren offenbar Gespräche des Kardinaldekans Giovanni Battista Re und des langjährigen Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin. Kardinal Angelo Becciu hatte lange Zeit großen Einfluss in der Römischen Kurie und galt als Anwärter auf höchste Ämter. 2023 wurde er im Rahmen eines vatikanischen Finanzprozesses verurteilt. Aktuell wehrt er sich gegen die Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren aus der ersten Instanz mittels Berufung.
2020 hatte ihn Papst Franziskus bereits vor Beginn des Prozesses zum Rücktritt als Chef der Kongregation für die Heiligsprechungen gezwungen und ihm seine Rechte als Kardinal entzogen. Dennoch trug Becciu weiter den roten Talar und nahm an allen Veranstaltungen im Kardinalsrang teil, auch an den aktuellen Generalkongregationen. Auf der Homepage des Vatikans wurde er allerdings seit 2020 zu den Nichtwählern gezählt. Bis heute sieht der 76-Jährige das anders. Mit seinem freiwilligen Verzicht schafft er Klarheit mit Blick auf das Konklave. Wäre sein Status ungeklärt geblieben, hätte die Wahl angezweifelt werden können, da unter Umständen ein nicht wahlberechtiger Kardinal teilgenommen hätte.
Einbruch bei Besuchzahlen
Interessant ist, dass der Vatikan heute die Besucherzahlen bei Papstveranstaltungen für das gesamte Pontifikat von Franziskus veröffentlicht hat. Unter Benedikt XVI. und auch in den ersten Jahren von Franziskus war es üblich, dass zum Jahreswechsel die Besuchszahlen von Audienzen und Gottesdiensten des zurückliegenden Jahres bekanntgegeben wurden. Ohne Angaben von Gründen wurde das nach wenigen Jahren Pontifikat von Franziskus eingestellt. Beobachter vermuteten damals, man wollte damit die zurückgehenden Zahlen verschleiern. Schaut man sich die Zahlen heute an, ist die Entwicklung dramatisch. Kamen 2013 im ersten Jahr des Pontifikats noch 7,31 Millionen Menschen zu den Veranstaltungen, waren es 2024 noch 1,68 Millionen, also ein Rückgang um rund Dreiviertel.
Bereits vor Corona war nach der heute veröffentlichen Statistik ein Rückgang auf 2,41 Millionen im Jahr 2019 zu verzeichnen. Insgesamt nahmen in den 12 Jahren Pontifikat knapp 35 Millionen Menschen an Gottesdiensten, Audienzen und den Angelusgebeten von Franziskus teil. Die Zahlen sind sind sicher Ausdruck der Krise der Kirchen in vielen Ländern, Zugleich interpretieren die Gegner des verstorbenen Kirchenoberhaupts den Rückgang seit langer Zeit als Zeichen dafür, dass eine zunehmende Zahl von Glaubenden mit dessen Kurs nicht einverstanden gewesen sei. Eine schnelle Deutung ist sicher schwierig, die Ursachen vielschichtig.