Papst benennt neue Kardinäle
Es war zu erwarten, dass Papst Franziskus noch in diesem Jahr neue Kardinäle in den Senat der Kirche aufnehmen wird. Heute gab er beim Mittagsgebet die Namen der 21 neuen Purpurträger bekannt. Am 8. Dezember werden sie im Rahmen eines Konsistoriums ins Kardinalskollegium aufgenommen. Wie schon bei den vorherigen Kardinalsernennungen sind auch dieses Mal viele Kandidaten aus dem globalen Süden mit dabei. Überraschungen gibt es ebenfalls, wie etwa der Inder George Jacob Koovakad, der seit 2021 Päpstlicher Reisemarschall ist, oder der Untersekretär im Sozialministerium und italienische Migrationsexperte, Fabio Baggio. Zum heutigen Tag sind 122 Kardinäle wahlberechtigt, zum 8. Dezember werden es dann 141 sein. Damit geht Franziskus weit über die Festlegung von Papst Johannes Paul II. hinaus, der festlegte, dass es 120 Papstwähler sein sollten.
Von 44 bis 99 Jahren
Je fünf neue Kardinäle für Südamerika und Asien, zwei für Afrika und je einer für Nordamerika und Australien. Dazu kommen sieben neue Kardinäle, die in Europa residieren, vier von ihnen sind Italiener. Neben dem Untersekretär im Sozialdikasterium sind das der Erzbischof von Turin, Roberto Repole, sowie der neue Kardinalvikar für Rom, Baldassare Reina, und Angelo Acerbi, ein ehemaliger Nuntius, der mit 99 Jahren der älteste unter den neuen Purpurträgern ist. Aus Europa wird zudem der Erzbischof von Belgrad, Ladislav Nemet, Kardinal sowie der aus Litauen stammende Koadjutor-Erzpriester der Lieblingskirche des Papstes in Rom, Santa Maria Maggiore, Rolandas Makrickas. Schließlich bekommt der Exerzitienmeister der aktuellen Bischofssynode und ehemalige Dominikanerobere Timothy Radcliffe ebenfalls das Kardinalspurpur. Politisch sicherlich nicht unbedeutend ist das Kardinalat für den Erzbischof von Teheran-Isfahan, Dominique Joseph Mathieu.
In Südamerika sind die neuen Kardinäle der Erzbischof von Lima, Carlos Gustavo Castillo Mattasoglio, der Primas von Argentinien und Erzbischof von Santiago del Estero, Vicente Bokalic Iglic, sowie der Erzbischof von Santiago de Chile, Fernando Natalio Chomalí Garib, und der Erzbischof von Guayaquil in Ecuador, Luis Gerardo Cabrera Herrera. Der Erzbischof von Porto Alegre in Brasilien, Jaime Spengler, wird ebenfalls Kardinal. Nordamerika ist mit dem Kanadier Francis Leo, Erzbischof von Toronto, beim nächsten Konsistorium vertreten. In Australien ist der Exarch der Ukrainer in Melbourne, Mykola Bychok, mit 44 Jahren einer der jüngsten Kardinäle aller Zeiten. Kandidaten aus Asien sind der Erzbischof von Tokio, Tarcisio Isao Kikuchi, der Bischof von Kalookan auf den Philippinen, Pablo Virgilio Siongco David, und der Bischof von Bogor in Indonesien, Paskalis Bruno Syukur. Aus Afrika gehören künftig der Erzbischof von Abijan in der Elfenbeinküste, Ignace Bessi Dogbo, und der Erzbischof von Algier, Jean-Paul Vesco, dem Kardinalskollegium an.
Viele Ordensleute
Knapp die Hälfte der neuen Kardinäle sind übrigens Ordensleute. Das dürfte allerdings auch damit zusammenhängen, dass gerade im globalen Süden viele Bischöfe Ordensleute sind. Was die Gesamtzahl der Kardinäle anbetrifft, wird am 24. Dezember Kardinal Oswald Gracias aus Indien 80 Jahre alt und im Verlauf des Jahres 2025 sind es 13 weitere Purpurträger, die die Altersgrenze erreichen, angefangen mit dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der im Januar seinen 80. Geburtstag feiert. Franziskus setzt mit den aktuellen Ernennungen sein Vorhaben fort, die Schwerpunkte im Kardinalskollegium stärker in den globalen Süden zu verlagern.
24 Kommentare
Die Ernennung des Exarchen Mykola Bychok ist ein interessanter „Schachzug“:
1. gibt es ab dem 8.Dezember wieder einen in Australien residierenden Kardinal und
2. außerdem kehrt ein Repräsent der ukrainisch-byzantinischen Kirche ins
Kardinalskollegium zurück
Offensichtlich fand Franziskus unter den „Lateinern“ in Australien keinen
ansprechenden Kandidaten. Auf der anderen Seite vermied er offensichtlich
die Ernennung eines in der Ukraine tätigen Bischofs – der eigentliche
Kandidat wäre ja Metropolit Svyatoslav Shevcuk von Kyiv gewesen.
Die Ernennung des Erzbischofs von Belgrad zum Kardinal könnte gewisse Probleme
nach sich ziehen : In Serbien, wo mehr als 80 % der Bevölkerung zur Orthodoxen Kirche zählen und in den letzten Jahrzehnten national-religiöse Bewegungen gewissen
Einfluss erlangten, wird in diesen Kreisen sehr gerne die Angst vor katholischer
„Proselytenmacherei „geschürt. Das Verhältnis der katholischen Hierarchie zum orthodoxen Episkopat ist zwar grundsätzlich freundlich, aber man ist doch darauf bedacht, eine von Respekt getragene gegenseitige Distanz zu wahren. Bemerkenswert ist, dass der serbische Präsident Vučić nur eine Stunde nach der Bekanntgabe der Ernennung an Erzbischof Nemet seine Glückwünsche übermittelte.
Am Sonntagabend schickte der serbische Patriarch Porfirije folgende Glückwünsche
Hochwürdigster Herr Erzbischof!
Gute Nachrichten verbreiten sich schnell und kommen weit herum. So war es auch heute in Montreal, wo ich mich für einen Besuch der Serbisch Orthodoxen Gemeinschaft aufhalte und die erfreuliche Nachricht erhielt, dass Seine Heiligkeit Papst Franziskus bekanntgab, Sie gemeinsam mit anderen am 8. Dezember 2024 zum Kardinal zu ernennen. Ich gratuliere Ihnen von Herzen und danke Seiner Heiligkeit für diese Entscheidung, die eine Auszeichnung für Ihr bisheriges Wirken in der Römisch-Katholischen Kirche ist und sowohl für Sie persönlich als auch für unsere Heimat Serbien Bedeutung hat. Ich beglückwünsche Sie nochmals und hoffe,dass Sie noch lange Jahre Ihrer Kirche in Gesundheit und Wohlergehen dienen. Auf viele und gesegnete Jahre! .
Die Feststellung, dass Mykola Bychok „einer der jüngsten Kardinäle aller Zeiten“ sei, trifft es nicht so ganz. Für das 21. Jahrhundert stimmt das bisher schon; im 20. Jahrhundert gab es vier, die jünger waren (43, 41, 38 und 37). Geht man ab dem 19.Jahrhundert in der Geschichte rückwärts dann häufen sich die Beispiele junger Purpurträger. Bekannteste Fälle sind Cesare Borgia der 17 Jahre zählte, oder Giovanni de Medici der mit 13 Jahren Eminenz und mit 38 als Leo X. Papst wurde. Schließlich war da noch als jemals jüngster Kardinal Fernando de Austria ein Prinz der spanischen Habsburger, den man 1619 mit 10 Jahren ins Kollegium aufnahm
Eine gute Wahl, insbesondere Timothy Radcliffe. Ich freue mich für die dominikanische Familie – und kann uns Katholik*innen nur zu einem weisen Papst, der auf kluge Weise viele (ob es alle sind?) kluge Männer ausgewählt hat.
Dass Deutschland wieder keinen neuen Kardinal bekommen hat, wundert mich nicht. Aber bedauerlich finde ich es trotzdem, dass der Papst uns quasi kalt stellt.
Wo werden „wir“ denn kalt gestellt?
Das Erzbistum Berlin ist ein traditioneller Kardinalssitz, trotzdem wird er von Papst Franziskus bei den Kardinalsernennungen nicht berücksichtigt. Dieses Übergehen empfinde ich als ein „Kaltstellen“ der rk Kirche in Deutschland, auch hinsichtlich des nächsten Konklaves.
Es gibt keine traditionellen Kardinalssitze. Das ist reine Erfindung. Wie sehr einen Empfindungen in die Irre führen zeigt eine bloße Statistik: Das (Erz)bistum Berlin existiert seit 1930, also seit 94 Jahren. In diesen 94 Jahren hatte Berlin 48 Jahre keinen Kardinal. Das ist dann doch etwas mehr als die Hälfte und sicher keine Tradition und vor allem kein Kaltstellen.
Im Kirchenrecht heißt es
can 351 § 1 Der Papst wählt die Männer, die zu Kardinälen erhoben werden sollen, frei aus
und Franziskus nimmt sich offenkundig diese Freiheit. Dass er dabei „wohlerworbene Vorrechte“ (siehe die Situation in Italien – hier nahm er bisher nur zwei traditionelle Kardinalssitze ins Kollegium auf) beiseite lässt, hat meiner Meinung nach absolut nichts mit „Kaltstellung“ zu tun
es gibt kein wohlerworbenes vorrecht auf eine kardinalskreierung.
Ob der nächste Papst tatsächlich „weise“ wird, vermag natürlich niemand zu sagen: Die anstehende Kardinalsernennung ist aber fraglos ein weiterer Schritt im Blick auf ein kommendes Konklave, wofür Franziskus Kandidaten auswählt, die (hoffentlich) seinen Weg fortsetzen.
Ein Blick in die Geschichte belehrt uns eines Besseren…ich denke da etwa an römische/italienische Adelsgeschlechter, die in ihren Palazzi einen fest installierten Platz für den obligatorischen „Familienkardinal“ hatten. Und noch bis B XVI war es üblich, dass bestimmte (vor allem europäische und nordamerikanische) Bischofssitze mit dem „roten Hut“ ausgestattet wurden. Wenn das kein „wohlerworbenes Vorrecht“ war…
„Vorrecht“ ist ein juristischer Terminus. Privilegien müssen zwar nicht auf dem Wege der Gesetzgebung promulgiert werden, sind aber sehr wohl mindestens kraft Gewohnheit Recht. Niemand hat aber das Recht, Kardinal zu werden. Sollte es – rein fiktiv, weil es dieses Recht nie gab – doch dieses Recht gegeben haben, wurde es durch can. 231 § 1 (CIC 1917) und dann nochmals durch can. 351 § 1 (CIC 1982) abrogiert. Punkt. Es gibt also kein solches Vorrecht.
Bingo !
Nun, der Hl. Geist war bei der Papstwahl oft abwesend, wenn man die Geschichte der Päpste betrachtet. Auf ihn kann man sich also nicht unbedingt verlassen. Ansonsten fällt mir nur ein: es gibt immer mehr Häuptlinge für die schrumpfende Anzahl von Indianern. Und eben auch, dass die recht simple Lehre des Wanderpredigers aus Nazareth nicht mehr im Vordergund steht sondern statt dessen stures Beharren auf angekrustete Regeln und Paragraphen, Spitzfindigkeiten und Zeremonien bis zur Eifersucht bei der Kleiderordnung mit ihren Farben unter den Hierarchien. Wenn man sich dann noch den armen Wanderprediger Jesus in seinem ärmlichen Outfit und sandalentragend vorstellt, wird erst richtig klar, wie weit sich die (nicht nur) katholische Konfession von dessen Armutsideal und seiner Idee entfernt hat. Abgesehen davon dem Nichtchristen Jesus war die jüdische Priesterschaft ein Greuel. Wieso kann jeder nachlesen…
1) „Ansonsten fällt mir nur ein: es gibt immer mehr Häuptlinge für die schrumpfende Anzahl von Indianern.“
Die Zahl der Katholik*innen steigt weltweit.
2) „Abgesehen davon dem Nichtchristen Jesus war die jüdische Priesterschaft ein Greuel. Wieso kann jeder nachlesen…“
Stimmt auch nicht. Geht auch schlecht, sein Cousin war ja selber Levit. Ein bisschen differenzierter darf Bibelkenntnis schon sein, ehe man sich selber als der große Kenntnisreiche geriert, der man möglicherweise gar nicht ist.
Danke, Sie bestätigen mit Ihrem Kommentar von 10.10 13:43 die Paragraphenlastigkeit des Klerus, der vorgeblich der einfachen Lehre des Nazareners folgt, der den Seinen auch für heute noch eine empfindlichen Mahnung mitgab: „Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, denn EINER ist euer Meister, ihr aber seid alle (lediglich) Brüder. Und ihr sollte niemand auf Erden euren Vater („heiliger“ Vater) heissen; denn nur EINER einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Und ihr (Klerus) sollte euch nicht nennen lassen Lehrer; denn EINER ist euer Lehrer, Christus. Der Grösste unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt und wer sich selbt erniedrigt, der wird erhöht. Die weitere heftige Schelte gegen die anmassenden Schriftgelehrten etc. gerichtet, können Sie ja vielleicht selbst nochmal verinnerlichen. Übrigens gehöre ich nicht mehr der Amtskirche an, weil sie eben den Aspekt „AMT und MACHT“ sehr frühzeitig schon als Priorität erzwang. Was und wem ich glaube, ist eine ganz andere Sache…
Ich bin gar kein Kleriker. Und Recht ist etwas, was der größtmöglichen Anzahl von Rechteinhaber*innen Freiheit einräumt. O sancta simplicitas.
Nun ja, die von Jesus verehrte Priesterschaft, die in ihm ua. eine immense Gefahr für ihren z.T. quasi erblichen Stand und als Pfründe für die weitere, auch Schwiegerverwandtschaft reklamierte, hat ja dann auch entsprechend auf Jesus reagiert, oder täusche ich mich da etwa ?
Das Priesteramt ist im antiken Judentum nicht quasi erblich, es ist erblich – und zwar schon in der Torah. „Pfründe“ gibt es erst im Mittelalter. Da werden schon wieder Dinge entweder aus mangelnder Sachkenntnis oder aus mangelndem Differenzierungswillen durcheinander geworfen. Wenn man sich mit Theologie nicht wirklich auskennt, sollte man auch nicht suggerieren, theologische Sachkenntnis zu haben. Wer Krebs hat, geht ja auch zum Onkologen, nicht zum Homöopathen oder Quacksalber (außer man hat Todessehnsucht).
Goldene Worte, denen man vorbehaltlos zustimmen kann…allerdings haben sie nur bedingt mit dem eigentlichen Thema des hier stattfindenden Meinungsaustauschs
zu tun ;).
@Novalis
Nur eine kleine Ergänzung zu ihren Beiträgen (weniger zum Inhalt als zur Form): Es wäre durchaus angebracht, wenn Sie Ihre Antworten etwas weniger aggressiv im Unterton vorbringen würden…
Ab wann sind die Kardinäle eigentlich Kardinäle oder anders gefragt, was passiert, wenn der Papst vor dem Konsistorium stirbt ? Sind die neuen dann stimmberechtigt oder nicht ?
Mitglied des Kardinalskollegiums werden die Kandidaten nicht durch die Bekanntgabe der Namen, sondern erst beim Konsistorium, wenn ihnen feierlich Ring und Birett überreicht wird. Tritt zwischen Bekanntgabe der Namen und Konsistorium die Sedisvakanz ein, sind die Betreffenden nicht wahlberechtigt, da sie nicht Mitglied des Kardinalskollegiums sind.
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