Papst-Pressesprecher treten zurück
Paukenschlag zum Jahresende. Überraschend sind Vatikansprecher Greg Burke und seine Stellvertreterin Paloma Gracía Ovejero zum Jahresende von ihren Ämtern zurückgetreten. Für den Papst und seinen Medienminister Paolo Ruffini, der erst seit einem halben Jahr im Amt ist, bedeutet das einen herben Rückschlag für die groß angelegte Medienreform im Vatikan. Dass Burke und Gracía Ovejero nun überraschend das Handtuch werfen, dürfte aber auch Ausdruck dafür sein, dass es hinter den Kulissen starke Spannungen gibt und die auf dem Reißbrett entworfene Reform in der Praxis nicht wirklich funktioniert. Nachdem Franziskus den Italiener Alessandro Gisotti als Interims-Chef des Presseamts berufen hat, ist die vatikanische Pressearbeit nun fest in italienischer Hand. Erst Mitte Dezember hatte der Papst mit Andrea Tornielli als Chefredakteur von Vatikan News und Andrea Monda als Chefredakteur der vatikanischen Tageszeitung L’Osservatore Romano zwei Italiener in mediale Leitungsfunktionen berufen. Die vom Papst sonst so gepriesene Internationalität der Kurie gilt für den Medienbereich nicht.
Kompetenzgerangel im Medienbereich
Der Rücktritt der beiden Pressesprecher kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Die katholische Kirche steckt mitten in der Missbrauchskrise und braucht eigentlich gute Kommunikatoren. Ende Februar steht der große „Missbrauchsgipfel“ an. Medien aus der ganzen Welt werden genau beobachten, was sich zwischen dem 21. und 24. Februar 2019 im Vatikan abspielt, und das Vatikanpresseamt ist in der wichtigen Phase der Vorbereitung ohne richtige Leitung. Selbst wenn es Medienminister Ruffini bis dahin gelänge, ein neues Führungsduo zu finden, geht wichtige Energie verloren, die man besser in die Entwicklung einer sinnvollen Medienstrategie gesteckt hätte.
Als Burke und Gracía Ovejero im August 2016 die Leitung des Vatikanpresseamts übertragen wurde, verbanden viele die Hoffnung, dass die beiden gestandenen Journalisten die Pressearbeit professionalisieren und an die Anforderungen heutiger Pressearbeit anpassen würden. Doch wie schon der Vorgänger Burkes, der langjährige Vatikansprecher Federico Lombardi, mussten beide schnell feststellen, dass im vatikanischen Kompetenzwirrwarr moderne Pressearbeit nur schwer möglich ist. Lombardi wie Burke fehlte oft der direkte Zugang zum Papst. Mit der Eingliederung des Presseamts in das neu geschaffene Vatikan-Medienministerium wurde dem Pressesprecher mit dem Medienminister sogar noch eine Hierarchiestufe dazwischengeschaltet.
So blieb Burke und Gracía Ovejero am Ende die Moderation von Pressekonferenzen und nicht zu selten das Erklären von päpstlichen Alleingängen in Interviews und bei spontanen Reden. Trotz aller Widerstände versuchten sie die Pressearbeit zu professionalisieren. Wenn Franziskus immer wieder von mehr Transparenz sprach, diese aber in Bezug auf vatikanische Vorgänge am Ende nicht praktiziert wurde, lag dies nicht an den beiden Ex-Sprechern und bisweilen konnte man ihnen ihre eigene Verzweiflung anmerken.
Rücktritt ohne Begründung
Offiziell gab es keine Begründung für die überraschenden Rücktritte. Burke twitterte, man wolle dem Papst die Möglichkeit geben, „völlig frei ein neues Team zusammenzustellen“. Medienminister Ruffini dankte den beiden Ex-Sprechern in einer Erklärung und sprach von einer „autonomen und freien Wahl“. Aus dem Umfeld des Vatikans ist zu hören, Burke und Gracía Ovejero hätten sich mehr Spielraum für ihre Arbeit gewünscht. Ob der Rücktritt im Zusammenhang mit der Ernennung des neuen starken Manns im vatikanischen Medienbereich, Andrea Tornielli, steht, wird man erst ermessen können, wenn dieser sein Amt im Januar angetreten haben wird und es mit Leben füllt.
Bisher war der Posten des Chefredakteurs im neuen Medienministerium unbesetzt. Welche Kompetenzen Tornielli konkret haben wird und ob er auch nach außen in Erscheinung treten wird und damit zu einer Konkurrenz für den Pressesprecher werden könnte, wird sich zeigen müssen. Anders als die beiden bisherigen Sprecher ist Tornielli ein enger Vertrauter des Papstes. Ein Pressesprecher wird daher immer einen schweren Stand neben ihm haben. Es sei denn, er bekommt die gleichen Startbedingungen wie der neue Chefredakteur.
Dass die gesamte vatikanische Medienarbeit nun in der Hand von Italienern liegt, ist für eine weltweit operierende Organisation wie die katholische Kirche doch überraschend. Noch beim Weihnachtsempfang für die Führungsriege der Römischen Kurie erklärte der Papst, dass die Ernennung eines Venezuelaners zum neuen Substituten ein Zeichen der Internationalität der Weltkirche sei. Das scheint so für den Medienbereich nicht zu zählen. Wäre es doch gerade dort wichtig, Mitarbeiter in der Führungsebene zu haben, die mit den unterschiedlichen medialen Gesetzmäßigkeiten rund um den Globus vertraut sind. Es wird daher spannend, wen Ruffini nun als Nachfolger der beiden Sprecher präsentieren wird.
15 Kommentare
Naja, grad Burke steht als rechtsreaktionärer Amerikaner mit dem Opus Dei als sektiererischen Hintergrund doch völlig im Gegensatz zum moderaten Reformkurs des Papstes. Das sollte man doch auch berücksichtigen.
Ein gutes, gesegnetes neues Jahr!
Das Problem ist nicht Kardinal Burke, zumal er vom barmherzigen Papst kaltgestellt worden ist. Das Problem ist ein Kardinal Parolin, der vermutlich mit Rückendeckung des Papstes, den „Fall“ Asia Bibis zur inneren Angelegenheit Pakistans erklärt. (Erinnert an die Argumentation realsozialistischer Staaten.) Das Ganze passt zu Franziskus, der aus Lesbos sieben muslimische Familien, aber keine einzige christliche mitnahm. Die Papiere keiner christlichen Familie hätten gestimmt… Selbst wenn das wahr gewesen wäre, was ich bezweifle, hätte das für den Vatikan kein Problem darstellen sollen… Ich bin erschüttert ob solcher Oberhirten.
Es geht um GREG Burke, den ehemaligen Pressesprecher. Da merkt man, dass bestimmte Leute gar nicht mehr die Artikel lesen, sondern einfach nur noch Stichwörter suchen, um Franziskus zu schmähen.
Danke, Herr Erbacher, dass Sie die Wortmeldung von @bernardo freigegeben haben.
@bernardo:
Sie bringen hier doch ein bisschen was durcheinander. Greg Burke war der Pressesprecher des Papstes. Kardinal Leo Burke ist mit ihm weder verwandt noch sonstwas. Allerdings ist der Kardinal tatsächlich ein Problem. International mit den reaktionärsten Figuren vernetzt, versucht er Franziskus zu schaden, wo es geht. Er steckt auch maßgeblich hinter den mehr als fadenscheinig konstruierten Vorwürfen von EB Viganò.
LESEN! VERSTEHEN! Und nicht, wie pawlowsche Hunde, mit Absondern beginnen. Wo ist von KARDINAL Burke die Rede?
Lieber Amadeus, bitte nicht in dem Tonfall (in der Sache habe ich ja auch schon mein Grinsen nicht verkneifen können). Wir sollten uns nicht auf das Niveau von Rechtsreaktionären, Piusbrüdern und anderen Kirchenschädigern herablassen.
bernardo
02.01., 19:51 h
Mutmaßlich hat Christus auf keinerlei Papiere geschaut, als Er zu der Dirne, zum Zöllner ging und auch mit dem Sameriter offensichtlich nicht das Problem hatte. Den Parias, den ´Untouchables´ der jüdischen Gesellschaft jener Zeit!
Sich allerdings als geborener Jude vom Tun und Treiben der alten Juden abwandte.
Möglicherweise ging ja Jesus als göttlicher Heiler in der Schöpfung dorthin, wo Er am Nötigsten gebraucht wurde. Und nicht zuerst zu den Gesunden, die einen Arzt gar nicht benötigen. Wieso sollte der Nachfolger in Christi dem also nich gleich tun?!
@bernardo
Bevor Sie das nächste Mal die Leserschaft wieder einmal mit einem Ihrer gehässigen Kommentare über den amtierenden Bischof von Rom beglücken, würde ich Ihnen empfehlen, den neuesten Beitrag genau zu lesen.Dann würden Sie vielleicht doch bemerken, dass hier über den zurückgetretenen Pressesprecher Greg Burke und nicht über Kardinal Raymond Leo Burke geschrieben wurde ! Wie heißt es in solchen Fällen doch so zutreffend – Si tacuisses philosophus mansisses…
Numquam philosophus fuit. Er war nie ein Philosoph.
bernardo
02.01.2019, 19:51 Uhr.
Ich denke, hier ist der seitherige Pressesprecher namens Burke gemeint, ebenfalls ein US – Amerikaner.
Alles, was Sie zum „Fall“ Asia Bibi sagen und über das Vorgehen des Papstes auf Lesbos, entspricht auch meinem Empfinden. Gerade was die Kaltschnäuzigkeit bzgl Asia Bibi angeht, war ich fassungslos und erschüttert. Ich hätte nie gedacht, das und Anderes mal in der Kirche erleben zu müssen.
„zwischen dem 21. und 24. Februar 2019 im Vatikan“
Ich finde bereits den 14. Februar interessant. In faszinierender Ergänzung zu Beitrag „neuhamsterdam 17.12.2018, 23:18“ ist folglich Tag 30009 des Papstes – nun… eben jener 14. Februar.
Im dortigen Text hatte ich auch die Bibelstelle erwähnt, an der der Herr Bezug auf den Propheten Jona nimmt.
Und heute ist der 75. Jahrestag seit Sr. Lucia am 3. Januar 1944 das „3. Geheimnis von Fatima“ niederschrieb, um später (1965) veröffentlicht zu werden. Im Jahr 2000 wurde es erst offiziell bekannt. Sagt man.
Ob es im Vatikan eine Regelung gibt, nach der Geheimnisse ein Demissionsgesuch zu stellen haben, wenn das 75. Jahr erreicht wurde… Ob Geheimnisse auch einen Bischofs- oder Kardinalsrang in der Hierarchie der Kirche haben und zurücktreten können…
Was wollen uns Ihre kryptischne Wortmeldungen?
„30009“
Jona war doch drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches. Jona heißt übersetzt Taube, irgendwo mal gelesen. Da ist die Assoziation mit dem 14. Februar, dem Valentinstag (oder Blumenladentag) durchaus naheliegend.
Am 14. Februar ist es ebenfalls sechs Jahre und drei Tage her, dass Benedikt XVI. am 11. Februar 2013 seinen Rücktritt vom Papstamt angekündigt hat. Und es sind dann seit dieser Rücktrittsankündigung genau 2194 Tage vergangen, wobei jener Coelestin V., zu dessen Reliquien Benedikt 2009 gepilgert ist, im Jahr 1294 zum Papst gewählt wurde und noch im gleichen Jahr wieder abgedankt hat.
Sr. Lucia starb am 13. Februar 2005, das jährt sich tags zuvor zum 14. Mal.
„und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas, des Propheten.“ Mt 12,39
Das steht in der Bibel. Wenn man das als Grundlage akzeptiert, dann ist das als verlässliche Ankündigung geschrieben und zu lesen und der Rücktritt Benedikts passt in dieses Wort aus dem Evangelium. Wenn der Rücktritt Benedikts „in allen Zeitungen“ gestanden hat, dann ist es etwas schwierig zu behaupten, davon nichts gewusst zu haben…
Das war ein Fehler. Es liegt daran, dass mich der Einsatz bzw. der Nichteinsatz des Vatikans für verfolgte Christen mehr interessiert als die Pressesprechergeschichte. Staaten haben laut Parolin nicht das Recht, Migration zu begrenzen, aber das Todesurteil gegen eine Christin ist eine „innere Angelegenheit“. Silberdistel, sind es nicht die in islamischen Ländern verfolgten Christen, die auch in hiesigen Unterkünften drangsaliert werden, die des Papstes am dringendsten bedürfen? Was die vermeintlichen Invektiven gegen den Papst angeht:1. Ich habe schlimmere Vorwürfe gegen seine beiden Vorgänger gelesen. 2. Niemand wäre froher, wenn er seinem Auftrag nachkäme „Weide meine Lämmer“ und er weniger PC-Gewäsch von sich geben und auf die Berichterstattung in der NYT schielen würde. So, und jetzt können Sie sich aufregen über meinen Post.☺
bernardo
04.01., 18:09 h
Mit den leider wieder zunehmenden schlimmen Christenverfolgungen, besonders im arabischen Raum bzw. von jenen die diesem und der islamischen Religion zugehörig sind, haben sie völlig recht! Hier wären, zumindest eindeutige kircheninterne Thematisierung sowie Aktivitäten und Hilfsmaßnahmen seitens der offiziellen Kirche so langsam nicht nur dringend erwünscht, sondern gefordert! Allerdings hatte ich bisher das Suchen des interreligiösen Dialogs von Papst Franziskus seit Beginn seines Pontifikats gerade auch in dieser Richtung verstanden. Vielleicht und es wäre zu hoffen, geschieht hinter den Kulissen diesbezüglich ja mehr als man veröffentlichen mag, um unnötige Polarisation zu vermeiden? Es wäre zu hoffen!!
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