Papst Franziskus in Kolumbien – die Pressekonferenz
Der Klimawandel, der Friedensprozess in Kolumbien, die Krise in Venezuela, Migration und die Entscheidung von US-Präsident Trump, das Dreamers-Programm abzuschaffen, waren Themen bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückweg von Cartagena nach Rom. Mit 38 Minuten war sie ungewöhnlich kurz für einen Flug von über 10 Stunden. Offiziell wurde das mit Turbulenzen begründet; doch die waren nicht wirklich stark gewesen. Franziskus wirkte nach einem langen Tag in der schwülheißen Karibikmetropole Cartagena doch etwas müde. Dazu kam sein kleiner Unfall am Morgen, bei dem er sich ein geschwollenes Jochbein und eine kleine Wunde an der linken Augenbraue zugezogen hatte. „Ich habe mich umgedreht, um die Kinder zu grüßen, und – bumm…“ So schilderte Franziskus lachend den Vorfall. Das Papamobil bremste bei der Fahrt durch die Menschenmassen in Cartagena plötzlich ab und Franziskus schlug gegen einen Pfosten des Glasverdecks. Aus seinem Umfeld war später zu hören, man sei froh, dass der kleine Zwischenfall so glimpflich verlaufen sei und es dem Papst gut gehe. Mit Blick auf seinen Besuch in Kolumbien brachte Franziskus bei der Pressekonferenz seine Hoffnung zum Ausdruck, dass nun der zweite Schritt getan werde. Das Motto der Reise war „Machen wir den ersten Schritt“ – gemeint war in Richtung Versöhnung. Ausdrücklich würdigte der Papst den jüngsten Waffenstillstand, den die Regierung und die ELN-Rebellen wenige Tage vor dem Papstbesuch vereinbart hatten.
Erfolg des Friedensprozesses vom Volk abhängig
Franziskus zeigte sich erneut realistisch. Es gebe so viel Hass, nachdem die Guerilla und Paramilitärs „brutale Sünden“ begangen hätten. Zugleich gebe es aber auch Schritte, die hoffen ließen wie der Waffenstillstand zwischen ELN und Regierung. Die ELN ist nach der FARC, mit der die Regierung 2016 ein Friedensabkommen unterzeichnet hatte, die zweitgrößte Rebellengruppe Kolumbiens. Entscheidend ist für Franziskus im Friedensprozess die Rolle des Volkes. „Das Volk will aufatmen und wir müssen ihm helfen mit unserer Nähe und dem Gebet.“ Aus seiner Sicht kann ein Friedensprozess allerdings nur dann vorankommen, wenn das Volk ihn sich zu Eigen mache. Das hatte Franziskus gestern auch in seiner Predigt bei der Messe in Cartagena betont. Diese Predigt sei übrigens mehr eine Botschaft, so der Papst gegenüber den Journalisten. Er zeigte sich überzeugt, dass es durchaus ein „weiser Modus“ sei, bei Konflikten andere Personen hinzuzuziehen. „Das ist die Weisheit, um Hilfe zu bitten.“ Manchmal sei auch die Intervention der UNO angebracht, um aus einer Krise herauszukommen. „Aber ein Friedensprozess geht nur voran, wenn das Volk ihn in die Hand nimmt.“
Was die UNO anbetrifft, sieht Franziskus den Zeitpunkt gekommen, dass sie sich in die Krise in Venezuela einschaltet. „Ich glaube die Vereinten Nationen sollten dort helfen.“ Auf die Frage, ob der Heilige Stuhl nicht klarer Position beziehen müsste in dem Konflikt, erklärte Franziskus, dass aus seiner Sicht der Heilige Stuhl bisher klar und deutlich gesprochen habe. Die Äußerungen von Präsident Maduro, der die Bischöfe im Land scharf kritisiert und zugleich erklärt, er stehe auf der Seite des Papstes, wollte Franziskus nicht kommentieren. „Das, was Maduro sagt, muss er selbst erklären. Ich weiß nicht, was er denkt.“ Aus Sicht des Papstes ist die Angelegenheit sehr schwierig und das, was am schmerzlichsten sei, sei das humanitäre Problem.
Dreamers-Programm und Klimawandel
Auf die Frage, wie er die Abschaffung des „Dreamers-Programms“ für illegal in die USA eingereiste Minderjährige sehe, äußerte er sich zurückhaltend. Er kenne die Einzelheiten nicht, so Franziskus. Dennoch hoffe er, dass die US-Regierung die Entscheidung noch einmal überdenke. US-Präsident Donald Trump präsentiere sich als Lebensschützer. „Wenn er ein tüchtiger Lebensschützer ist, wird er begreifen, dass die Familie die Wiege des Lebens ist und man sie schützen muss.“ Es gehe um die Einheit der Familie. Die Jugendlichen nun von ihren Familien zu trennen, sei etwas, das keine guten Früchte trage weder für die Jugendlichen noch für die Familien. Wenn die Jugendlichen sich missbraucht fühlten, verlören sie die Hoffnung und seien anfällig für Drogen, andere Abhängigkeiten oder Suizid.
Auch beim Thema Klimawandel wollten die Kollegen den Papst zu einer konkreten Aussage zur Haltung von US-Präsident Trump bewegen. Doch Franziskus blieb allgemein. Jeder sei für sein Handeln moralisch verantwortlich, auch die Politiker. Jeder müsse seine Entscheidung treffen, und die Geschichte werde darüber urteilen. Wer aber leugne, dass der Klimawandel vom Menschen mit verursacht werde, solle Wissenschaftler fragen. „Sie sprechen eine klare Sprache“, so Franziskus. Als Beispiel nannte er das Abschmelzen des Eisschildes am Nordpol. Ihm komme ein Satz aus dem Alten Testament in den Sinn, so der Papst: „Der Mensch ist ein Dummkopf, ist ein Sturkopf, der nicht sieht.“ Wenn man etwas nicht sehen will, sieht man es nicht. Diese Aussagen bezog Franziskus nicht nur auf den Klimawandel, sondern auch auf die soziale Ungleichheit. Er machte es am Beispiel der Stadt Cartagena fest, die er gerade besucht hatte. Er habe den Tag in den Armemvierteln der Stadt begonnen. Daneben gebe es noch den touristischen Teil von Cartagena, „Luxus und Prunk ohne moralische Grenzen“ gebe es dort. Menschen, die dort hingingen, nähmen die Armut in den anderen Teilen der Stadt gar nicht wahr, kritisierte Franziskus.
Migration und Afrika
Beim Thema Migranten erklärte der Papst, dass die Regierungen mit „Klugheit“ agieren müssten. Es gehe bei der Aufnahme von Flüchtlingen zum einen um die Frage nach den vorhandenen Kapazitäten. Genauso wichtig sei dann aber die Integration. Franziskus sieht dort eine Grenze erreicht, wo eine Integration nicht mehr möglich erscheint. Ausdrücklich lobte er die Arbeit Italiens und Griechenlands beim Thema Flüchtlinge. Beide Länder hätten „ihr Herz gegenüber den Flüchtlingen geöffnet“. Zugleich sprach er sich für humanitäre Hilfe für die Flüchtlingslager in Nordafrika aus und forderte internationale Hilfe für die afrikanischen Länder, um dort die Lebensbedingungen zu verbessern und das Wachstum anzustoßen. Es herrsche bei Investitionen aus Industriestaaten noch immer das Motto „Afrika muss ausgebeutet werden“. Hier sei ein radikales Umdenken notwendig: „Afrika ist ein Freund, und ihm muss geholfen werden.“ Einmal mehr ging Franziskus in diesem Kontext nicht auf die zum Teil schwierige Rolle der Regierungen in Afrika ein, etwa in Bezug auf die Frage der Korruption oder der Rechtsaatlichkeit.
Die Pressekonferenz brachte keine großen News. Das war, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in letzter Zeit immer so. Zum einen liegt es an den Journalisten. Die Organisation der Pressekonferenz, welche Sprachgruppe wieviele Fragen stellen darf und in welcher Reihenfolge, lässt bisweilen zu wünschen übrig. Dann werden die Fragen oft zu wenig präzis gestellt. Andererseits ist auch Franziskus vorsichtiger geworden und neigt nach einem anstrengenden Besuchstag dazu, wenig konkret zu antworten. So gab es schon lange keine Breaking-News mehr bei diesen Anlässen.
2 Kommentare
Es herrsche bei Investitionen aus Industriestaaten noch immer das Motto „Afrika muss ausgebeutet werden“. Zitatende.
„Sie haben weder die intellektuellen, geistigen oder psychischen Fähigkeiten, um sie mit weißen Männern in einer beliebigen Funktion unserer Zivilisation gleichzusetzen oder zu teilen. Ich habe mein Leben gegeben, um zu versuchen, ihnen die Vorteile zu bringen, die unsere Zivilisation bieten muss, aber mir ist sehr wohl bewusst geworden, dass wir diesen Status behalten: die Überlegenen und sie die Unterlegenen“…“Erinnert alle weißen Männer von überall auf der Welt, die nach Afrika kommen, daran, dass man immer diesen Status behalten muss: Du der Meister und sie die Unterlegenen, wie die Kinder, denen man hilft oder die man lehrt. Nie sich mit ihnen auf Augenhöhe verbrüdern. Nie Sie als sozial Gleichgestellte akzeptieren, oder sie werden Dich fressen. Sie werden Dich zerstören“.
Zitate Dr. Albert Schweitzer, Friedensnobelpreisträger 1952.
Politische Unabhängigkeit und jahrzentelange Entwicklungshilfen konnten diesem mit Rohstoffen, Natur und Sonne gesegnetem Kontinent nicht helfen.
Seit 50 Jahren werden afrikanische Diktatoren mit Steuergeldern aus Europa alimentiert. Die grössten Exporteure von Migranten sind die afrikanischen Gewaltherrscher – jene die vor der UNO über die längst vergangene Kolonial-zeit lamentieren, jene die ihre Länder und deren Ressourcen als ihr Eigentum ausplündern und das Volk ausbeuten. Sie ganz allein sind für ihr „bad governance“ verantwortlich. Diese Kleptokraten nutzen das Geld des Auslandes zum Machterhalt und missbrauchen es als Schmiermittel für die absolut normale „Kultur“ der Korruption in ihren Ländern.
– Nur ein Beispiel von vielen: die Tochter des Präsidenten von Angola, einem der ärmsten Länder Afrikas, ist inzwischen zur reichsten Frau des Kontinents aufgestiegen. Geschätzter Vermögenswert: etwa ca. 2 Milliarden Dollar… geschätzt. Alles natürlich kein Zufall sondern hart erarbeitet…
Kommentare geschlossen
Dieser Beitrag kann nicht länger kommentiert werden.